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Alsace Riesling

Elsaß, Lothringen, Jura und Savoyen
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octopussy

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Re: Alsace Riesling

BeitragMi 12. Jun 2013, 19:13

Hallo Charlie,

ich bin unsicher, wie viel des Elsässer Stils eigentlich Terroir ist und wie viel Weinbautradition geschuldet ist. Ich halte es für möglich, dass abseits der Restsüße ein durchaus beträchtlicher Teil des Elsässer Stils darauf basiert, dass die Winzer die jeweilige Frucht der Rebsorte betonen und nicht - wie häufig in D - unterdrücken möchten. Nicht zuletzt ist das Elsass in Frankreich als die Region für die "fruchtigen" Weine bekannt, so dass ein Stilwechsel im Zweifel den Kunden erst einmal erklärt werden müsste.

Deshalb halte ich es durchaus für möglich, dass einige Winzer aus einigen Lagen durchaus Rieslinge erzeugen könnten, die mit deutschen GGs verwechselbar wären, wenn sie es nur wollten. Meine Elsässer Erfahrung ist auch begrenzt, aber zwei Rieslinge fallen mir noch ein, die GG-ähnlich schmeckten (d.h. wenig Restsüße, eher straff und geradeaus): Dirler-Cadé Riesling Grand Cru Saering (ist dort meist der am trockensten ausgebaute) und Josmeyer Riesling Grand Cru Brand. Insgesamt ist es mir aber durchaus recht, wenn die Elsässer Winzer weiterhin ihren Stil mit üppigen Ruländern und leicht restsüßen und etwas barocken Rieslingen pflegen. In Deutschland würde man mit solchen Weinen ja aktuell geteert und gefedert vom Hof gejagt ;).
Beste Grüße, Stephan
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Jürgen

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Re: Alsace Riesling

BeitragMi 12. Jun 2013, 19:34

Der Brand Grand Cru von Zind-Humbrecht ist für mich ein GG-Killer ;)
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octopussy

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Re: Alsace Riesling

BeitragMi 12. Jun 2013, 21:47

Jürgen hat geschrieben:Der Brand Grand Cru von Zind-Humbrecht ist für mich ein GG-Killer ;)

Interessant, Jürgen. Den Brand Grand Cru in trocken hatte ich bisher noch nicht. Welchen Jahrgang empfiehlst du? Und findest du ihn nur "besser" als viele deutsche Große Gewächse oder auch stilistisch ähnlich? Die bisher probierten trockeneren Zind-Humbrecht Weine fand ich nämlich immer sehr typisch elsässisch. Ich kann dir leider nicht ganz genau erklären, was ich typisch elsässisch finde. Und ich denke auch, dass mir etwas die Erfahrung fehlt, um das wirklich gut abgrenzen zu können.

Aber wenn ich müsste, würde ich sagen: etwas prallere Frucht als typischerweise in Deutschland, etwas weniger präzise, dafür etwas sinnlicher als in Deutschland. Vielleicht würde ich einen Riesling aus einer Lage wie dem Forster Kirchenstück oder dem Durbacher Plauelrain in Deutschland am ehesten noch dem elsässischen Stil ähnlich ansehen. Aber Rieslinge wie die von Schäfer-Fröhlich, Emrich-Schönleber, Keller oder Breuer würde ich als eine Art Antithese zu der Mehrzahl Elsässerer Rieslinge ansehen (falls du weißt, was ich meine ;)).
Beste Grüße, Stephan
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Charlie

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Re: Alsace Riesling

BeitragMi 12. Jun 2013, 23:32

So weit wollte ich nicht gehen und mit Terroir argumentieren. Dafür musste ich mehr Schlossherr und andere Rieslinge von mehr Winzern probieren. In dem fall schlossberg <> Fürstentum konnte man aber die fettere Art des Fürstentum auch aus der Position erklären, flacher, tiefer gelegen, wahrscheinlich weniger durch das seitental gekühlt, fetterer Boden.
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Jürgen

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 13. Jun 2013, 09:45

Hallo Stephan,
mein bisher bester getrunkene Brand GC war der 2008er. Der hat sich allerdings seit knapp einem Jahr etwas zurückgezogen. 2009 finde ich deutlich zu jung und 2005 ist schön trinkbar. Alle sind noch bei Vinaturel erhältlich. Das mit dem GG-Killer habe ich geschrieben weil die Weine so gut sind. Der 2008er Brand gehört schon mit zum Besten was ich jemals an Rieslingen getrunken habe. Einmal habe ich ihm - glaube ich - 96 Punkte gegeben. Das ist schon richtig großer Stoff. Auf jeden Fall fand ich ihn besser als die 93 WA und WS-Punkte.
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Neuppy

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 13. Jun 2013, 11:33

Servus,
ich hatte letztes Jahr im Oktober das grosse Vergnügen, den 2007 Brand Vieilles Vignes trinken zu können. In meinem Lieblingsrestaurant hatte mir der Inhaber/Koch bereits zuvor von diesem Wein vorgeschwärmt und dann ein Menü, bzw. drei Gänge davon rund um diesen Wein komponiert.
Der VV hat zwar 18 Gramm Restzucker, schmeckte aber vollkommen trocken. Der Wein war alles andere als fruchtig, sondern veränderte sich den ganzen Abend. Zu Beginn eher salzig und schlank, dann mit zunehmender Wärme voll, barock und weinig (erinnerte hier fast eine reife Auslese trocken von Koehler-Ruprecht) und zum Schluss mit Botrytisnoten nach Karamell, Wachs und Honig. In der Tat der größte Riesling, den ich bisher getrunken habe. Bei der vielen zuckrigen deutschen GG´s wäre diese Rieslingbombe nicht als feinherber Wein aufgefallen und hätte sie wohl ins Achtung gestellt.
Seitdem habe ich beschlossen, mich etwas mehr ins Elsass einzutrinken.

Grüße Peter
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Jürgen

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 13. Jun 2013, 12:29

Stimmt, mich hat der Brand 2008 auch an eine Auslese trocken R von Koehler-Ruprecht erinnert. Den 2007er Brand VV habe ich im Keller aber noch nicht getrunken.
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octopussy

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 13. Jun 2013, 12:31

Hallo Jürgen,
hallo Peter,

schön zu hören, dass ich nicht der einzige bin, der sich auch für Elsässer Rieslinge interessiert. Trotz des durchaus substanziellen Preises werde ich wohl mal ein oder zwei Jahrgänge Z-H Brand Grand Cru ausprobieren. Eure Eindrücke klingen nämlich wirklich großartig. Leider habe ich das Gefühl, dass Elsässer Weine immer mehr aus den Sortimenten deutscher Weinhändler verschwinden. Den Mut und das Engagement von Vinaturel für die Weine von Z-H, Weinbach und Albert Mann finde ich vor diesem Hintergrund wirklich bewundernswert und einfach nur großartig.

Ansonsten muss man sich die Weine ziemlich mühselig zusammensuchen und viele tolle Winzer sind gar nicht in Deutschland vertreten. Naja, man kann nicht alles haben und immerhin ist es - wenn man nicht gerade im Norden wohnt ;) - nicht so weit ins Elsass.
Beste Grüße, Stephan
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Neuppy

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 13. Jun 2013, 13:18

Hallo,
ja man muss fast den Eindurck haben, dass das Elsass in Deutschland zur Zeit so richtig out ist.
Aber selbst im Elsass findet man die Weine nur im gut sortierten Fachhandel. Bei den großen Supermärkten - die ja was Bordeaus und Burgund/Rhone mit Abstrichen - zum Teil sehr gut sortiert sind, findet man in der Regel nur die großen Winzervereinigungen und Massenerzeuger, die die Grand Cru für 8 Eur verhökern. Wirkliche Spitzenweine findet man dort - auch so weit ich das beurteilen kann auf den Foire des Vins - nicht.
Die Weine der elsässischen Supermärkte machen mir dann aber so gut wie gar keine Freude.
Grüße
Peter
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82er Steirer

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Re: Alsace Riesling

BeitragDo 13. Jun 2013, 16:16

Hallo zusammen!
Bei vinisud.de gibt es zum Beispiel Weine vom Meyer-Fonné, die haben mir bis jetzt auch durchaus gut gefallen. Preislich sind sie auch etwas unter dem Niveau von Zind-Humbrecht und co.

lg Hans Peter
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