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Elsass - Der aktuelle Stil

Elsaß, Lothringen, Jura und Savoyen
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Rinquinquin

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragMo 7. Feb 2011, 14:47

thvins hat geschrieben:Albert Mann ist diesmal nicht dabei?
[quote="thvins"]

Nein, Albert Mann wird nicht auf dem Salon präsent sein.
Wir werden in den nächsten Tagen mal ein Fährtchen nach Wettolsheim unternehmen.....

Gruss von Rinquinquin
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octopussy

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragMo 7. Feb 2011, 15:02

Rinquinquin hat geschrieben:Wir werden in den nächsten Tagen mal ein Fährtchen nach Wettolsheim unternehmen.....

Gruss von Rinquinquin

Viel Spaß! Ich bin schwer neidisch, sind wir noch gestern Nachmittag am Hengst und Steingrubler bei 15 Grad und strahlender Sonne vorbeispaziert. Zum Glück scheint ca. 700 km weiter im Osten auch frühlingshaft die Sonne :D

003.jpg
Die Weinberge bei Wettolsheim im Februar 2011


Über die nächsten paar Tage stelle ich hier mal ein paar VKNs von letzte Woche getrunkenen Elsässer Weinen ein und stelle meine Eindrücke zur Diskussion. Um mein persönliches Fazit vorwegzunehmen: Ich bin begeistert über die stilistische Vielfalt, die ich erleben durfte. Um diesen Thread hier nicht über Gebühr zu belasten und damit man sich besser zurecht findet, würde ich für die einzelnen Rebsorten einzelne Threads eröffnen. Spricht aus Administratorensicht etwas dagegen?
Beste Grüße, Stephan
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octopussy

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragMi 9. Feb 2011, 22:13

Jetzt komme ich mal dazu, meine Eindrücke aus einer Woche Elsass niederzuschreiben. Erst einmal tausend Dank an alle für die vielen Tipps und insbesondere vielen Dank an Charlie für den Tipp mit der Domaine Sylvie Spielmann, deren Weine mir mit wenigen Ausnahmen ausgezeichnet gefallen haben.

In einer Woche im Elsass habe ich eine ganze Reihe von Weinen probieren können, leider reicht das nicht aus, um das Gefühl zu haben, ich hätte nun einen Überblick. Mehr als ein ganz grober Überblick ist es nicht geworden. Trotzdem möchte ich mal meine allgemeinen Eindrücke wiedergeben, wohlwissend, dass diese Eindrücke sicherlich nicht repräsentativ und deshalb mit Vorsicht zu genießen sind ;).

Aufgedrängt hat sich mir der Eindruck, dass im Elsass sehr viele Winzer nach biodynamischen Prinzipien bzw. bio-zertifiziert arbeiten. Die Winzer, von denen ich Weine im Glas hatte, habe ich danach noch mal im Internet recherchiert, und es stellte sich bei ganz vielen heraus, dass sie biologisch oder biodynamisch arbeiten. Die Vertreterin von Sylvie Spielmann auf der Domaine erzählte mir z.B. dass allein in der Gemeinde Bergheim mittlerweile acht Erzeuger biodynamisch arbeiten.

Ebenso hatte ich den Eindruck, dass der Terroir-Gedanke im Elsass sehr ernst genommen wird. Neben den Grand Cru Lagen aus der AOC Alsace Grand Cru gibt es ja noch unzählige lieu dit Lagen, die nicht als Grand Cru klassifiziert sind. Noch nicht ganz verstanden habe ich ehrlich gesagt die Idee hinter der complantation (auf Deutsch: Gemischter Satz). Wenn mir das einer erklären kann, bin ich dankbar. Getrunken habe ich nur einen complantation Wein, nämlich den GypsE Terroir Unique 2009 von Sylvie Spielmann, der ihr erster complantation Wein ist und aus Pinot Gris, Pinot Blanc und Pinot Noir zusammengestellt ist. Ehrlich gesagt war dieser Wein nicht wirklich mein Typ, auch wenn er spannend zu trinken war.

Immer noch auf der Suche bin ich nach einem System, festzustellen, welcher Wein wie viel Restsüße hat. Ich habe immer nachgefragt, aber mein Eindruck war, dass man schlicht und einfach wissen muss, welcher Winzer welchen Stil pflegt. Nicht einfacher macht es, dass manche Domaines von sensorisch deutlich trocken über „halbtrocken“ bis deutlich restsüß alles im Programm haben, aber jeder Wein nur mit der Rebsorte und ggf. dem Lagennamen gekennzeichnet ist.

Von einer ganze Menge Winzer, von denen ich einen Wein probiert habe, muss ich noch mal mehr probieren. Von vielen weiteren – auch hier empfohlenen – Winzern habe ich leider nichts getrunken, auch diese möchte ich aber noch ausprobieren. Auf meiner Vertiefungsliste stehen derzeit René Muré (Rouffach), Dirler-Cadé (Bergholtz), Pierre Frick (Pfaffenheim), Josmeyer (Wintzenheim), Heywang (Heiligenstein) und Rieffel (Mittelbergheim). Gerne probieren würde ich noch Weine von den hier empfohlenen Albert Mann, Bott-Geyl, Meyer-Fonné und Mochel sowie zusätzlich von Etienne Loew (Westhoffen), Barmes-Buecher (Wettolsheim) und André Ostertag (Epfig).

Insgesamt war ich ziemlich angetan von dem, was ich probieren konnte. Der für mich persönlich beste Elsässer Wein, den ich in der Woche getrunken habe, war ein 1997 Riesling Grand Cru Vorbourg von René Muré.
Beste Grüße, Stephan
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Charlie

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragDo 10. Feb 2011, 10:21

octopussy hat geschrieben: Noch nicht ganz verstanden habe ich ehrlich gesagt die Idee hinter der complantation (auf Deutsch: Gemischter Satz).
Die Idee ist, dass der beste Ausdruck für und auch einfach die beste Qualität von einer Lage nicht unbedingt durch eine einzige Rebsorte gewährleistet wird, sondern von einer ganz bestimmten Kombination von Rebsorten. Die Gründe können vielfältig sein. Etwa:
- die Rebsorten ergänzen sich geschmacklich. Etwa: Gewürztraminer gibt die Aromen, Riesling die Säure.
- es werden Jahrgangsrisiken verringert. Etwa durch unterschiedliche Reifezeitpunkte, Empfindlichkeiten auf Pilzdruck, Trockenheit, Feuchtigkeit, Frost, Verrieselung, Sonnenbrand
- es ist einfach Tadition (Portwein).
- Ideologische Aspekte aus dem Umfeld von Multikulti, Antirassismus etc.

octopussy hat geschrieben: Immer noch auf der Suche bin ich nach einem System, festzustellen, welcher Wein wie viel Restsüße hat. Ich habe immer nachgefragt, aber mein Eindruck war, dass man schlicht und einfach wissen muss, welcher Winzer welchen Stil pflegt. Nicht einfacher macht es, dass manche Domaines von sensorisch deutlich trocken über „halbtrocken“ bis deutlich restsüß alles im Programm haben, aber jeder Wein nur mit der Rebsorte und ggf. dem Lagennamen gekennzeichnet ist.
Leider haben auch die einzelnen Winzer keinen einheitlichen Stil was die Süße anbelangt. Die beiden Grand Cru Rieslinge von Albert Mann sind z.Bsp. sehr unterschiedlich.
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Frankie Wilberforce

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Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragDo 24. Feb 2011, 16:59

Wer etwas über französische Weine, insbesondere über die aus dem Elsass erfahren und probieren möchte, dem bietet sich ab dem kommenden Wochenenende bis zum 24.03.2011 bei einer französischen Supermarktkette im Elsass und Lothringen Gelegenheit dazu.

Nachzulesen bei http://www.cora.fr/mon-magasin.html und dann einfach auf Lorraine oder Alsace klicken. :mrgreen:

Armin
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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Weinzelmännchen

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragMo 7. Mär 2011, 17:09

Am Wochenende im Glas gehabt

Riesling "Le Kottabe" 2008 von Josmeyer

Ein "unfassbar mineralisches Monster" wurde mir von einem zur See fahrenden Weinjournalisten angekündigt. Das hatte mich neugierig gemacht, weil mir die österreichischen Rieslinge in aller Regel zu fruchtbetont und zu wenig packend sind. Entweder hatte er einen anderen Wein im Glas oder ich habe keine Ahnung, was Mineralität bedeutet.

Jedenfalls hat mich dieser Wein schlicht und ergriffen enttäuscht. Ich mußte mir sogar von meiner Frau anhören: "Was hast du denn da schon wieder angeschleppt?" Ich verweise auf eine Empfehlung des Seefahrers, was mir zunächst nichts half ("Machst du immer, was dir irgendwer empfiehlt?". Erst als ich ihr sagte, dass wir von ihm eine super Chardonnay-Empfehlung erhalten hatten, wurde diese eine Empfehlung gottlob als schlichter Fehlgriff eingestuft.

Also, die unfassbarer Mineralik war in meinem Glas nicht vorhanden. Luft brachte keine Besserung. Der Wein war eher schal. Der Gesamteindruck unharmonsch; kräftige Säure gepaart mit aufgesetzter Süße, ein Drops halt. Der Abgang mittel, zuerst sauer, dann süß und schließlich wieder sauer.

Sollte ich bepunkten müssen, wäre 81 freundschaftlich!
MvG
(Mit vinophilen Grüssen)

Daniel
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ChezMatze

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragFr 11. Mär 2011, 22:28

Hallo Daniel,

da kann ich auch gleich meinen Senf dazugeben, denn ich hatte neulich den 2007er Kottabe im Glas: Farbe fast gelblich, relativ dunkel also. Nase hingegen hell, honiglich, weiße Blüten, Frühling. Am Gaumen dann eine ganz seltsame Geschichte: Süße von der Botrytis, Trockenblumen, ganz deutlich rohe Champignons, dazu weiter die Honignoten. Ein schon sehr reif wirkender Wein mit relativ geringer Säure. Wir hatten einen Blindtest mit einer ganzen Reihe 2007er Rieslinge gemacht, aber aufgrund dieser unschlagbaren Kombination aus "heller" Botrytis und rohen Champignons konnte man den Kottabe selbst nach den übelsten Hütchenspieler-Tricks wiedererkennen.

Bei der Gesamteinschätzung gingen die Meinungen dann natürlich auseinander. Ich persönlich hatte etwas ganz anderes erwartet, also mineralischer und knackiger, genau wie Du. Aber der Wiedererkennungswert war derartig hoch, dass es natürlich gleich in die Grundsatzdiskussion ging, wie man Weine bewerten soll, die aromatisch eine eigene Kategorie besetzen. Von mir gab's 15 Punkte, aber im Vergleich mit Josmeyers großen Rieslingen Brand und Hengst war das nicht so toll.

Viele Grüße, Matze
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Charlie

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragMo 14. Mär 2011, 10:35

Hatte den 2008er Kottabe auch unlängst im Glas. Ganz so übel würde ich ihn nicht bewerten, aber die Beschreibung von Daniel passt. http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_d ... p?ID=33095
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Herr S.

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragFr 10. Jun 2011, 18:45

Hallo zusammen,

letztes Wochenende haben wir im Elsass am Lac de Longmer gezeltet. Doof, daß man bis dahin alle Nase lang an tollen Weingütern vorbeikommt. Deshalb musste ich mich gezwungenermaßen auf die Domaine Albert Mann beschränken. So mag ich Beschränkungen! Den nwie immer bin ich nicht enttäuscht worden.
Alle Weine sind gut, einige super, einige mit viel Potential. Die Rebsortenweine machen richtig Spaß, allen voran der Auxerrois VV aus 2009, da finden Saft und Kraft zusammen, beim Zelten haben 3 Flaschen an 3 Tagen daran glauben müssen! Die Grand Crus wissen ebenfalls zu überzeugen, den 2009 Riesling Schlossberg finde ich noch zu jung und daher verschlossen (frisch geöffnet) aber es zeigt sich jede Menge Potential! Etwas offener aber auch noch im Säuglingsalter der 2009 Gewürztraminer Furstentum VV. Was hier Jahr für Jahr aus dieser Rebsorte gezaubert wird ist grandios, niemals wirkt der trockene Wein seifig, belanglos oder unausgewogen wie es bei dieser Rebsorte und trockenem Ausbau so häufig der Fall ist. Und ide süßen und edelsüßen Weine sind ebenfalls eine Klasse für sich, die Pinot Gris bestechen durch ihren Aromenreichtum, angean hat es uns aber der Muscat Vendages Tardives. Hier spielt diese Rebsorte ihre ganze Klasse aus inkl. straffer Säure. In 5-10 Jahren wird der Wein zur Apfeltarte gereicht ein Traum sein! Tja, und dann wäre da noch der Pinot Noir. Gut zu trinken jetzt schon der 2007 Clos de la faille. Wenn diese reben älter werden dürfte sich hier mehr Substanz und Finesse ergeben. Der Grand H(engst) und Grand P(fersichberg) hingegen sind blind nicht mit den berühmteren Verwandten aus dem Burgund zu verwechseln. Die Weine haben durchaus 1er Cru Niveau (und auch deren Preis). Der Grand P ist wuchtiger, würziger, mit mehr Tanninen und toller Kirschfrucht. Gekauft wurde aber der Grand H, etwas leichter wirkt er auch femininer, eleganter und hat wie der "P" großes Potential. Vielleicht öffne ich im Winter mal eine Fladche des '05er Grand H um zu schauen, wie weit der ältere Bruder ist.
Tja, und dann traffen wir auf einen Önologen auf Reisen der uns die Domaine Schoffit in Colam empfahl. Leider haben wir es dorthin nicht mehr geschafft aber vielleicht kann jemand von Euch einen Erfahrungsbericht beisteuern?

Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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Charlie

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Re: Elsass - Der aktuelle Stil

BeitragMi 15. Jun 2011, 11:44

Björn, vielen Dank für den Bericht über die aktuellen Weine bei Albert Mann. Leider gibt es die Weine in D nur bei Vinaturel (überhaupt ein gutes Sortiment dort!) und ich komme zu selten ins Elsass. Der Gewürtz Fürstenberg VV ist für mich (der ich diese Sorte selten trinke) immer ein Referenzwein gewesen in dem Sinn, dass ich nie umhin konnte, jeden Gewürtztraminer mit diesem zu vergleichen.
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