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Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Sa 14. Dez 2013, 18:33
von sociando
interessante tafel zur geschichte des weinbaus an der saale...aufgenommen bei den weinbergen an der leuchtenburg zu kahla. http://www.leuchtenburg.de/weinberg.html

Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Mo 17. Mär 2014, 23:45
von innauen
Hallo,

heute habe ich - während Russland gerade die Krim als unabhängigen Staat anerkannt hat und dies sei nur erwähnt, um zu sagen, dass es wichtigeres auf der Welt gibt - eine Verkostung sachsen-anhaltinischer und thüringischer Winzer in der Berliner Landesvertretung von Sachsen-Anhalt besucht. Ehrlich gesagt, ich wusste gar nicht, dass es noch solche Verkostungen gibt. Damit meine ich Veranstaltungen, bei denen Weinköniginnen mit Krone ausschenken, Menschen in vermeintlich mittelalterlichen Kostümen unter das Publikum gemischt werden und an den Tischen Plastikweinschmuck und Plastikreben die Dekoration geben. Dafür habe 1989 nicht demonstriert.

Aber zu den Weinen. Gussek war gut (ein Riesling Alte Reben aus 2012 hatte ein wirklich schönes Gewicht), Kloster Pforta war auch nicht schlecht (vor allem ein im Fass ausgebauter Weissburgunder) und vor allem haben die Breitengrad 51 Weine zu überzeugen gewusst (Hey, Böhme, Pforta). Die anderen Winzer habe ich mir vom Namen her nicht gemerkt. Zu sehr war meine Aufmerksamkeit von der allgegenwärtigen Folklore gebannt. Erstaunlich fand ich mehrere Weine, die aus Zweigelt gekeltert wurden. Die Produkte hätten es mit guten Einstiegsburgenländern aufnehmen dürfen.

Mein Verstand wurde allerdings wieder aktiviert, als ich die Preislisten studierte. Die durchaus ordentlichen Qualitäten wurden zu außerordentlichen Preisen angeboten. Der größte Feind der Qualitätssteigerung ostdeutscher Weine ist m.E. der ostdeutsche Zahnarzt (Tschuldigung für das Klischee), der aus Liebhaberei die Weine seiner Region erwirbt und bei den allgegenwärtig geringen ostdeutschen Erzeugermengen, die Preise in die Höhe treibt. 21 Euro für einen kurz im Holzfass ausgebauten Weissburgunder, den es in der Pfalz dutzendweise in ähnlicher Qualität und wesentlich preiswerter gibt, sind ambitioniert. Ausnahmen (Böhme!) bestätigen auch hier die Regel und sicher haben es die Winzer auf ihren verhältnismäßig kleinen Flächen und den schwierigeren klimatischen Bedingungen auch nicht einfach. Dass regelmäßig zu oft auf die Flasche kommt, was eigentlich selektiert gehörte, konnte man an vielen Bitter- und Grüntönen aber gut rauschmecken und bei einigen Rotweinen muss das Holz zudecken, was nicht (Frucht) oder im Übermaß (Paprika) vorhanden war.

Grüße,

wolf

Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Di 18. Mär 2014, 15:12
von sociando
danke für den bericht wolf! ja, ein weites feld ;-).

Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Mi 19. Mär 2014, 09:19
von thvins
Danke auch von mir für diesen interessanten Bericht.

Ja, die Menschen hier lieben die Folkore und eben auch das Mittelalterliche wie auch das Mittelmass. Wenn wir bei den Preisen schon mal Spitze sind, dann ist doch das auch schon was. Andere sind es bei der Qualität oder beim PGV.... Als nach dem Mauerfall erste schwarze Bananen verschenkt wurden (jenes Obst, welches hoffnungsvoll grün beginnt, dann gelb leuchtend Genuss vorgaukelt und dann hoffnungslos schwarz endet), da habe ich auch gedacht - "Wofür haben wir jetzt eigentlich demonstriert?". Nun ja, wenigstens sollen wir Sachsen-Anhaltiner nun die sein, die früher aufstehen (auch das empfinde ich eher als Strafe denn als Freud - gemäß dem Spruch "Morgenstund hat Gold im Mund - Gold im Mund ist ungesund")...

Eines allerdings ist dann wirklich schon "uralt" - aber auch weniger schlimm als Mitteralterberockte Weinkönniginnen, die der Folklore huldigen - der Zweigeltanbau an der Saale. Ich habe schon zu DDR-Zeiten bei Schulpforta Zweigelt gekauft - das war damals der bessere Rote nach dem sehr gewöhnungsbedürftigen Portugieser. Muss glaub ich 1987 oder 1988 gewesen sein, als ich erstmals per Rad dort lang kam und schon damals kam der Zweigelt neben dem Traminer in die Packtasche. Und das waren auch seinerzeit schon die teuersten und innerhalb ihres Niveaus die Besten...

Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Mi 19. Mär 2014, 11:09
von Gaston
Den Zweigelt haben die sich übrigens seinerzeit aus Tschechien/Mähren geholt. Hat mir mal der Betriebsleiter von Kloster Pforta erzählt.

Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Do 20. Mär 2014, 16:49
von innauen
Nach Zweigelt werde ich auch wieder gezielt Ausschau halten. Der hat wirklich überzeugt. Und mit Hey und Böhme gibt es beispielsweise zwei Produzenten, die auch preislich ordentliches bieten.

Grüße,

wolf

Re: Weinbau in Thüringen

BeitragVerfasst: Mi 17. Feb 2021, 19:38
von tmmd
Kürzlich im Glas:

2019er Golmsdorfer Gleisburg
Auxerrois trocken
Weingut Wolfgang Proppe, Löberschütz

Sehr hell im Glas, milde Noten von Birne, Pfirsich und Blumenwiese in der Nase. Auch am Gaumen recht mild, was hier aber auch sehr angenehm wirkt.

Alles in allem eine sehr positive Überraschung. Wird wohl nicht die letzte Flasche gewesen sein, die ich von dem Weingut verkoste.