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Württemberg - Die Rotweine

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anonymouse

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragMi 19. Jul 2017, 11:01

Nun gut, dann etwas ausführlicher (auch wenn das hier der falsche Ort für diese Diskussion ist).

Zwischen persönlicher Präferenz und Qualität versuche ich schon zu unterscheiden. Dass das eine theoretische Unterscheidung ist, die zwingend in der Praxis zu einem gewissen Grad fehlschlägt, ist ein anderes Thema, aber ich glaube auch nicht, dass das hier das Problem ist. Und ich mag auch grüne Töne wie bei Sauvignon Blanc so gar nicht im Wein (oder sonstwo), käme aber auch nicht auf die Idee, einen solchen Vertreter deswegen als schlecht zu bezeichnen.

Dein zweiter Punkt, weingeist, trifft da schon eher zu. Ich erwarte viel auf dem Preisniveau auf dem ich mich bewege, auch ich selbst habe das an anderer Stelle hier als tendenziell unrealistisch bezeichnet. Das ist es natürlich nicht generell, es gibt ja eine Handvoll mir bekannte Weingüter, von denen ich grad die Qualität bekomme, die ich erwarte (in Württemberg bleibend wären das zum Beispiel Beurer und Knauss). Aber es ist schon so, dass meine Erwartungen höher sind, als die Realität erfüllen kann, und dass das Erkunden auf eigene Faust zwar ernüchternd war, aber gleichzeitig auch genau diese Haltung gestärkt hat und es mir inzwischen nicht nur darum geht, Weine zu finden, die mir schmecken, sondern vor allem die Weingüter, die diese Weine auch zu starken Preisen produzieren.

Und daraus ergibt sich auch, wie ich die Fähigkeiten eines Winzers einschätze, nämlich nicht nur durch die Spitze, sondern auch (wieder aber nicht nur!) durch den Schnitt und mit dem Preis im Auge, wobei ich unten anfange und der Schnitt dann für manche Winzer vor allem durch die Basisqualitäten definiert bleibt, weil ich die höheren auf Basis derer gar nicht erst probiere.
Wie solche Einschätzungen zustande kommen können ist offensichtlich eine generelle Frage, bei der es kein richtig oder falsch geben kann. Die Restaurants, in die ich gehe, sind auch nicht die, bei denen eine Sache (die teuerste) ganz toll schmeckt und ich jedes Mal enttäuscht werde oder gar handwerkliche Fehler feststelle, wenn ich andere Gerichte bestelle, und da käme ich auch nicht auf die Idee, den Koch als fähig zu bezeichnen, selbst wenn dieses eine Gericht das beste ist, was ich je gegessen habe. Das kann man aber machen. Man kann den besten Koch der Welt als den verstehen, der das beste Gericht kocht (was auch immer das heißen würde). Oder den, der aus den schlechtesten Zutaten am meisten rausholen kann. Oder allerlei sonstige Maßstäbe setzen, ich beschreibe nur meinen und von meinem aus.

Dass es genug Leute gibt, die deren Weine schätzen, ist allerdings wirklich ein denkbar schwaches Argument, auf das ich auch nicht eingehen möchte. Wenn mir aber jemand hier, der das Weingut mag oder den Wein kennt, sagen kann, was ich in diesem Fal verkenne, bin ich wirklich ganz Ohr, denn bei einem Preis von 20 Euro sollte man vielleicht doch mehr erwarten können, als bei einem Trollinger Liter. Auch den Mineral werde ich deswegen im Hinterkopf behalten und probieren, sollte sich die Möglichkeit bieten. Und nur der Korrektheit halber: es war nach meiner Erinnerung nur ein Literwein, ein Riesling, die anderen beiden Gutsweine sind 0,75er, die anscheinend 8,50 kosten, was nun wirklich nicht das Literpreissegment ist.
Wir haben aber gar keine Pistolen, unterbrach ihn Momo bekümmert.
Dann machen wir es eben ohne Pistolen, antwortete Gigi großartig.
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Jochen R.

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragMi 19. Jul 2017, 16:48

Um zum Thema zurückzukehren:

Anonymouse, empfehle doch du mal bitte 2-3 Rotweine, die
DEINEM Qualitätsdenken genügen und auch DU deinen Namen
daruntersetzen würdest. Werde, sofern ich sie auftreiben kann,
auch gerne eine VKN schreiben.

Danke im voraus und viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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anonymouse

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragMi 19. Jul 2017, 20:47

Also, im ersten Moment dachte ich ja "Woah, voll geil", aber im nächsten dachte ich dann, dass wir am meisten lernen könnten, wenn du grad diesen. Wein von Wöhrwag probierst, auch wenn ich natürlich kaum guten Gewissens zu dessen Kauf animieren kann.

Aber wie dem auch sei. Ich nehme an wir wollen dann in Württemberg bleiben, in dem Fall wären dann folgende drei Beispiele für Weine, die ich bedenkenlos empfehlen kann.

Roter Jura, Helmut Dolde (2016 habe ich allerdings noch nicht probiert, soll süßer ausgefallen sein)
Lemberger G, Andi Knauss
Stettener Zweigelt Untere Bunte Mergel, Weingut Beurer (auch hier 2016 nicht probiert, wird Zeit!)
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Jochen R.

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragMi 19. Jul 2017, 21:10

anonymouse hat geschrieben:...
Aber wie dem auch sei. Ich nehme an wir wollen dann in Württemberg bleiben, in dem Fall wären dann folgende drei Beispiele für Weine, die ich bedenkenlos empfehlen kann.

Roter Jura, Helmut Dolde (2016 habe ich allerdings noch nicht probiert, soll süßer ausgefallen sein)
Lemberger G, Andi Knauss
Stettener Zweigelt Untere Bunte Mergel, Weingut Beurer (auch hier 2016 nicht probiert, wird Zeit!)

Ich nehme das ja wirklich ernst und freue mich auf deine Empfehlungen,
aber 2016er wird es davon sicher noch nicht geben - und wenn doch, möchte
ich das bestimmt nicht trinken, sorry! Oder wie war das mit den Jahrgängen
gemeint?

Viele Grüße,
Jochen
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Bernd Schulz

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragMi 19. Jul 2017, 21:14

anonymouse hat geschrieben:Lemberger G, Andi Knauss


Dieser Empfehlung schließe ich mich vorbehaltlos an. Ich habe den Lemberger G inzwischen nachbestellt und erst gestern wieder (zusammen mit einem Freund, der auch sehr davon angetan war) getrunken. Für gute 7 Euro wird hier richtig viel Charme und sogar eine gewisse Eleganz geboten.

Allerdings ist das weniger etwas für Weinfreunde, die keine Antenne für leichtgewichtigere Rotweine haben (zu dieser Fraktion gehörte ich früher auch).

Herzliche Grüße

Bernd
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anonymouse

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragDo 20. Jul 2017, 08:35

Jochen R. hat geschrieben:Ich nehme das ja wirklich ernst und freue mich auf deine Empfehlungen,
aber 2016er wird es davon sicher noch nicht geben - und wenn doch, möchte
ich das bestimmt nicht trinken, sorry! Oder wie war das mit den Jahrgängen
gemeint?
Oh, hatte ich nicht erwähnt, dass ich nur Primeur trinke? :D
Die Jahrgänge sind natürlich kompletter Unsinn, war gedanklich noch halb bei Weißwein.
Wir haben aber gar keine Pistolen, unterbrach ihn Momo bekümmert.
Dann machen wir es eben ohne Pistolen, antwortete Gigi großartig.
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Michl

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragSa 14. Okt 2017, 18:32

Neipperg hatte ich bis jetzt, trotz des renommierten Namens, noch nicht auf dem Radar. Jetzt habe ich gerade den einfachen Basislemberger im Glas und bin ganz begeistert. Das ist ein unglaublich trinkanimierender Wein mit wunderbar geringem Alkohol und v.a. großer Ernsthaftigkeit. Hier finden sich keine plakativen Töne, die im Einstiegsbereich ja durchaus nicht selten sind. Der Vergleich hinkt zwar letztlich völlig, aber wer etwas mit dem Schieferschen Blaufränkischstil anfangen kann, sollte diesen Wein unbedingt einmal probieren. Stilistisch finden sich durchaus Parallelen (Mineralität. recht schlankes Auftreten, Zug). Großartig ist auch, wie sehr der Wein pinotiert und das auf nicht-deutsche, ernsthaft-burgundische Weise. Ich bin jetzt sehr neugierig auf die besseren Qualitäten und werde mir wohl einmal ein GG besorgen.

Bild
Viele Grüße

Michl
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Jochen R.

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragSo 21. Jan 2018, 13:31

Als Kochwein für´s Rehgulasch diesen vor 1-2 Jahren für ein paar Euro
im Abverkauf erstandenen Neipperg Schlossberg Lemberger 2001
geöffnet.
Erster Naseneindruck vor 2,5 Std.: rieche nichts, Gaumen: gar nicht mal
so schlecht, das passt. Jetzt entwickelt sich der Wein mit Luft dermaßen
gut, dass er auch das Gulasch begleitet hat und immer noch richtig Spaß
macht!

Tief dunkles Weinrot mit leichten Aufhellungen zum Rand. Mind. mittelkräftige
Nase: animalisch, erdig, Minze, Pfeffer, Kirschen und Brombeeren. Später
blumig. Einfach klasse!
Setzt sich so am Gaumen fort, tolle Frucht, frische Säure, erdig/tabakig,
leichtes bitterl, fast mittelgewichtig und richtig lang. Bin begeistert, 90-91 P.

Viele Grüße,
Jochen
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AmonA

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragMi 21. Feb 2018, 18:47

Dieser Wein gehört zu meinen bzw. unseren Lieblingsweinen: Muskattrollinger QbA trocken, Weingut Graf Adelmann.
Diesmal aus dem Jahr 2015 im Glas: transparentes granatrot, überschwänglicher Duft nach Holunderblüten, Orangen, Cassis, etwas rauchig. Am Gaumen leichte Würze, vollmundig, die schöne Säure garantiert guten Trinkfluss. Fruchtig lang am Gaumen. Eleganter Wein, kühl zu trinken. Auch ein sehr schöner Sommerwein!
Grüße
AmonA (aka Volker)
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mixalhs

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Re: Württemberg - Die Rotweine

BeitragSo 18. Mär 2018, 10:34

Roterfaden ist m.W. das einzige Weingut in Deutschland, das neben der deutschen und englischen Version seiner Homepage auch noch eine griechische Variante anbietet. Winzerin Olympia Samara, die mit ihrem deutschen Mann das Weingut betreibt, ist Griechin. Den Pinot Noir habe ich übrigens in Athen gekauft.

http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_details.php?ID=63239
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