Weingut Rainer Schnaitmann

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Tackleberry
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Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Tackleberry »

Warum der hier viel besprochene als auch beliebte Rainer Schnaitmann noch keinen eigenen Thread hat bleibt wahrscheinlich nicht nur für mich ein vinophiles Mysterium. Daher eröffne ich jetzt mal Einen mit einer Verkostungsnotiz meinerseits.

Blitznotiz – Weingut Schnaitmann Fellbacher Lämmler Grauer Burgunder Großes Gewächs 2011

An manchen Tagen muss man über seinen Schatten springen und einfach das tun was eine Weinnase tun muss. Ob zum Essen oder einfach zum solo genießen. Ohne viel nachzudenken eine Flasche aufzuziehen. Gerade wenn es sich um einen seiner Lieblingswinzer inkl. Lieblingssorte handelt.
So geschehen am gestrigen Freitag, aus dem nun eine kurze Blitznotiz folgen wird.

Grauburgunder ist eine Rebsorte, die man gerne zu Fisch, Gemüse und hellem Fleisch isst. Oder auch einfach so genießen kann. Der heutige Tropfen stammt von keinem Geringeren als Rainer Schnaitmann aus Fellbach bei Stuttgart. Seines Zeichens die Koryphäe wenn es um Burgunder aus dem Ländle geht. Als einer der wenigen baut er Grauburgunder als Großes Gewächs aus, was man eher aus der Pfalz oder aus Baden kennt. Die Trauben stammen hier vom bekanntesten schwäbischen Weinberg – dem Fellbacher Lämmler, wo auch Lemberger, Spätburgunder und Riesling hervorragend gedeihen.
Der Jahrgang 2011 war in Württemberg von der Sonne verwöhnt, so dass reife bis sehr reife Trauben in die Fässer wanderten. Dies hatte viele üppige Weine mit geringerer Säure zur Folge. Doch nun lassen wir das Weingeschwaffel und kümmern uns um den “geschlotzten” Tropfen.

Was mich schon am Anfang mehr als beeindruckte war die Farbe und Nase des Weines. Helles, leuchtendes Gelb und eine überaus kräftige Nase nach vegetativen Aromen und grünem Obst, welche sehr lang anhielt. Im Mund kamen dann Erdnussbutteraromen, Toast, frisch getrocknete Kräuter, reifes Kernobst und eine knackige Säure hinzu. Der Körper war überhaupt nicht dem Jahrgng entsprechend bullig bzw. üppig, sondern vielmehr auf der eleganten, leichten Riesling-Seite, was man von Grauburgundern südlich des Weißwurstäquators oft nicht erwartet. Der Abgang war mittellang, was den Gesamteindruck ein wenig schmälerte. Nichtsdestotrotz war dies ein Grauburgunder aus Württemberg, den man in dieser frischen Machart nicht erwarten kann. Toller Wein, den man definitiv weiterhin auf der Agenda haben sollte!

Beste Grüße, Alex

https://wolfswinejournal.wordpress.com/2016/03/12/blitznotiz-schnaitmann-fellbacher-laemmler-grauer-burgunder-grosses-gewaechs-2011/
Michl
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Michl »

Schnaitmanns Steinwiege-Riesling kann mich gerade nicht wirklich überzeugen. Das ist für mich ein Riesling, der die Vorurteile über die Überflüssigkeit württembergischer Rieslinge bestätigt. Dabei glaube ich, dass Württemberg die Riesling-Welt bereichern kann. Hier kann man eine erdige Mineralität finden (Beurer, auch Dautel), die ganz individuell ausfällt. Mich interessiert Württemberg auf jeden Fall immer mehr...

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Viele Grüße

Michl
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Jochen R.
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Jochen R. »

Michl hat geschrieben:Schnaitmanns Steinwiege-Riesling kann mich gerade nicht wirklich überzeugen. Das ist für mich ein Riesling, der die Vorurteile über die Überflüssigkeit württembergischer Rieslinge bestätigt.
...

Hallo Michl,
schade, dass du dein Vorurteil unbedingt am (zugegebenermaßen schwachen)
2014er ableiten/bestätigen musst.
Ich hatte vor wenigen Tagen den 2015er Riesling Steinwiege im Glas, der mein
Vorurteil (mal wieder) bestätigte, dass württembergische Rieslinge nicht Überflüssig
sind. Ich freu mich jedenfalls auf das was aus 2015 noch kommt, v. a. die GGs ...

VKN:
In der Nase ein Früchtekorb mit Pfirsich, Nectarinen, Johannisbeeren, Zitronen,
dahinter helle Blüten und ein Hauch feiner heller Tabak. Die wunderbare Frucht
setzt sich so am Gaumen fort, dazu dezent mineralisch/kräutrig, schöne frische Säure.
Druckvoll und durchaus lang mit fruchtigem Nachhall. 86 P.

Viele Grüße,
Jochen
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Michl
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Michl »

Jochen,

dann werde ich den 2015er auf jeden Fall noch probieren, das hört sich doch schon ganz anders an. Ohne deinen Hinweis hätte ich den wahrscheinlich nicht gekauft...
Aber Vorurteile, was Württemberg anbelangt, habe ich eigentlich nicht, schon allein aus Lokalpatriotismus :mrgreen: , im Gegenteil, ich glaube Württemberg kann noch ziemlich interessant werden (oder ist es schon, nur mir noch nicht bewusst)
Viele Grüße

Michl
Michl
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Michl »

Und noch was: GGs aus Württemberg habe ich tatsächlich noch kein einziges getrunken. Lohnt sich das? Auch mit begrenztem Budget? Für 30+ Euros gehe ich dann lieber auf Nummer sicher oder ins Burgund :lol:
Viele Grüße

Michl
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Jochen R.
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Jochen R. »

Michl hat geschrieben:Und noch was: GGs aus Württemberg habe ich tatsächlich noch kein einziges getrunken. Lohnt sich das? Auch mit begrenztem Budget? Für 30+ Euros gehe ich dann lieber auf Nummer sicher oder ins Burgund :lol:

Schade, würde vielleicht das eine oder andere Vorurteil widerlegen, wie auch
dass das im 30+ Eurobereich liegen muss. Die GGs in meinem Keller von
Schnaitmann, J. Ellwanger und Wöhrwag haben zwischen 23,50 und 27,90 EUR
gekostet. Ob man damit "auf Nummer sicher oder ins Burgund gehen kann", ich
weiß nicht ...

Viele Grüße,
Jochen
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Jochen R.
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Jochen R. »

Lämmler 2010 Riesling GG:
Zuerst einmal reife Mango, Ananas und Bananen sowie Zitronen in der Nase,
dann drängen heller Tabak, Karamell, florale Noten, ein Hauch Minze und
frisch gemähtes Gras in den Vordergrund.
Mittlerer Körper, frisch & trinkig mit einer Ladung Zitronen und Grapefruit,
florale Noten, sehr lang.
(90-) 91 P.

Viele Grüße,
Jochen
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von amateur des vins »

Lämmler Bergmandel 2012 GG

Das ist nix, das ich auf dem Radar habe, sondern war eine Zugabe beim Kauf anderer Weine. Geschenktem Gaul... schaue ich jetzt mal in's Maul. :)

Goldgelb. Nase ist ein Vexierbild: Erst reduziert, dann leicht gereift (also Richtung oxidiert), dann wieder zurück. Wenig Frucht. Am Gaumen voll, ohne fett zu sein. Milde Säure, nicht zu knapp. Stumpft Zunge und Gaumendach ab: Reduktion?! Etwas Orange.

Ganz gut, nicht wahnsinnig komplex, aber stimmig. Eher ein Vertreter der kräftigeren Art. Süffelt sich so weg; "easy drinking".

Mein Radar muss ich nicht nachjustieren. Netter Wein, aber ohne "aha!". Ein Top-Lagenwein - sagen wir mal: Wittmann's Westhofener - würde mir ziemlich sicher nicht weniger Spaß machen, eher mehr.
Besten Gruß, Karsten
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Jochen R.
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Jochen R. »

Zur Gans mit Spätzle und Rotkraut den Lämmler Spätburgunder GG 2012
im Glas.
Tief dunkel mit leichten Aufhellungen zum Rand. Mittelkräftige Nase
mit Himbeeren & Kirschen, floralen Noten, erdig, etwas Minze. Mit
Luftzufuhr Zedernholz & Tabak, nasses Leder, sowie ein Hauch Karamell.
Wird immer komplexer, Intensität nimmt mit der Zeit zu.
Mittlerer Körper, wunderbare Frucht, v. a. Cassis und Himbeeren, frische
Säure, florale Noten, langer Abgang.

Gute Wahl, selbst mein Vater, der eigentlich fast ausschließlich Weißwein
trinkt, meinte mehrfach, dass der Wein "exzellent zur Gans passt".
Für mich ist der 2012er nicht viel schwächer als der geniale 2013er. 92 P.

Viele Grüße,
Jochen
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Michl
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Re: Weingut Rainer Schnaitmann

Beitrag von Michl »

Zu bodenständigen Gerichten, die nach einem Rotwein verlangen, gibt es für mich kaum eine Rebsorten, die so häufig passt wie der Blaufränkisch oder Lemberger. Der Basiswein von Schnaitmann aus 2015 ist absolut gelungen und harmonierte heute wunderbar mit Spaghetti bolognese. Würde mich jemand nach einem tendenziell frischen Alltagsroten mit Grip fragen, der zu vielem passt, nicht banal ist, aber auch keine besondere Aufmerksamkeit einfordert (wie bspw. meines Erchtens der Spätburgunder per se), könnte ich diesen Wein besten Gewissens empfehlen.

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Viele Grüße

Michl
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