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Diverse Winzer

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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragDo 2. Mai 2013, 23:26

Da offenbar viel über den Handel läuft, muss halt der Händler den Wein an den Mann / die Frau bringen. Mit entsprechender Anpreisung kann das schon funktionieren. Da wird halt gesagt: "Wollen Sie mal was ganz Besonderes vom Mittelrhein probieren?"


Da benötigt man aber als Händler schon eine sehr spezielle Klientel, die bereit ist, besonders schwungvoll mit dem Geld um sich zu schmeißen! Die Händler, die ich so kenne, machen ihren Umsatz hauptsächlich in einem anderen Preissegment....

Die Mengen sollen ja eher gering sein, vielleicht ist das auch eine Erklärung für die Preispolitik.


Ja, irgendeine Rolle spielt die Menge sicherlich. Aber trotzdem....wenn ich mir z.b. den Weinhof Herrenberg anschaue, so sind die Lochs trotz sehr geringer Mengen und Erträge ganz anders in den Markt eingestiegen - und befinden sich heute noch nach über 15 Jahren mit immer wieder hochkarätigen Rieslingen preislich noch nicht dort, wo Josten & Klein frisch und fromm beginnen.

"Nur die Lumpe sind bescheiden" sagt zwar Goethe, aber die Kurse von Josten & Klein zeugen von einem Selbstbewusstsein, das hart an der Grenze zur Dreistigkeit liegt. Und es ist auch schon so mancher Bussinesplan böse den Bach hinuntergegangen.

Falls der Betrieb wirklich längerfristig Erfolg haben sollte, gebe ich meine mühsame und wenig einträgliche Profession auf und werde Winzer am Mittelrhein! :mrgreen:

Beste Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Fr 3. Mai 2013, 00:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Gaston

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Re: Diverse Winzer

BeitragDo 2. Mai 2013, 23:41

Bernd Schulz hat geschrieben:Falls der Betrieb wirklich längerfristig Erfolg haben sollte, gebe ich meine mühsame und wenig einträgliche Profession auf und werde Winzer am Mittelrhein! :mrgreen:


Nur zu! Flächen genug gibt es! Und ich würde sofort einen Probekarton bei dir bestellen :D

Im Ernst: Mir ist ein Florian Weingart und sein "Gesamtauftritt" auch viel sympathischer als dieses Konzept. Aber lass die doch mal machen. Mal sehen, wo das hinführt. Apropos Weingart: Werde zur Jahrgangspräsentation fahren. Versuche zeitnah zu berichten.

Beste Grüße
Gaston
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Gaston
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 00:00

Apropos Weingart: Werde zur Jahrgangspräsentation fahren. Versuche zeitnah zu berichten.


Auf deinen Bericht freue ich mich schon!

Gerade heute habe ich Weingarts neue Preisliste aus dem Briefkasten gezogen. Darin wird ein Büchlein aus der Feder des Winzers angekündigt; der Titel lautet "Eine Ethik des Weins - Entwurf einer Idee anarchistisch-authentischer Weinkultur geprägt vom deutschen Naturweingedanken". Das klingt zwar ein wenig umständlich, aber auf Weingarts Überlegungen bin ich ausgesprochen gespannt.

Und ich werde bei ihm auf jeden Fall auch in den nächsten Tagen ein paar 12er Kabinette und Spätlesen bestellen!

Übrigens sind mir unlängst Gerüchte, die besagen, dass Weingart aufhören wolle, zu Ohren gekommen. Dabei scheint es sich aber um absoluten Mumpitz zu handeln, denn im Vorwort zur Preisliste freut sich der Winzer ja darüber, dass er endlich eine Baugenehmigung für sein geplantes neues Kellergebäude erhalten hat.

Beste Grüße

Bernd
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Gaston

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 00:18

Bernd Schulz hat geschrieben:
Übrigens sind mir unlängst Gerüchte, die besagen, dass Weingart aufhören wolle, zu Ohren gekommen. Dabei scheint es sich aber um absoluten Mumpitz zu handeln, denn im Vorwort zur Preisliste freut sich der Winzer ja darüber, dass er endlich eine Baugenehmigung für sein geplantes neues Kellergebäude erhalten hat.


Ganz aufhören? Das würde mich sehr wundern. Dafür spricht nichts. Er gibt Flächen auf (ich glaube Schloss Fürstenberg), ganz "einfach" weil er alles alleine machen will, man kann das entweder Individualismus oder Unfähigkeit zu delegieren nennen, ganz wie man will. Ich schätze diesen Individualismus und vor allem das, was dann in der Flasche bei rumkommt :mrgreen:

Wieso hab ich die neue Preisliste eigentlich noch nicht? :evil:
Beste Grüße
Gaston
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Gaston

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 00:37

Hallo Bernd,

habe mir gerade die neue Weingart-Liste reingezogen. Ich weiß auch nicht wie der das macht, aber schon allein die Lektüre seines Heftchens löst Pawlowsche Gier-Reflexe aus, das macht einen richtig "geil". Also ich freue mich riesig, die Weine Pfingsten anzutesten, und versuche, wie gesagt, zeitnah zu berichten. Klingt jedenfalls sehr spannend. Gibt auch deutlich mehr trocken als in 2011, was mich freut – wohl im Gegenteil zu dir :D

Beste Grüße
Gaston
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Gaston
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 01:07

ch weiß auch nicht wie der das macht, aber schon allein die Lektüre seines Heftchens löst Pawlowsche Gier-Reflexe aus


Ja, Gaston, bei mir auch!

Gibt auch deutlich mehr trocken als in 2011, was mich freut – wohl im Gegenteil zu dir


Ich trinke schon auch ziemlich oft und immer wieder gerne trockene bis knochentrockene Rieslinge!

Einigermaßen wichtig ist für mich, dass ein Weingut möglichst die ganze Palette zwischen trocken und edelsüß auf jeweils relativ hohem Niveau abdeckt (wobei die edelsüßen Spitzen eine nach meinen Gesichtspunkten weitgehend vernachlässigbare Rolle spielen).

Beste Grüße

Bernd
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Alas

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 07:37

Guten Morgen!

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich wundere mich, dass diese Produkte überhaupt jemand erwirbt


Das funktioniert schon, denn es gibt die

- Neugierigen ( Da gehöre ich auch dazu. Gewöhne mir gerade ab Weine zu kaufen = Neues Weingut / um die 30,- € die Flasche, denn oft schmecken die nur halb, und die halb teuer sind schmecken doppelt. )

- die Lokalpatrioten

- und diejenigen, die nicht den Wein trinken, nicht die Flasche, nicht das Etikett, sondern das Preisschild

Ist ja auch keine große Menge, 1,8 Hektar, 25000,- Startkapital und Möwe Pick hat zugegriffen.

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
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toff

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 12:09

Hallo zusammen,

als ursprünglichen Mittelrheiner interessiert mich dieses Thema natürlich sehr. Ich habe zum ersten Mal von Josten und Klein gehört, als sie im letzten Gaullt-Millau Entdeckung des Jahres waren und war auch mehr als beeindruckt über die geforderten Kurse.
Bernd Schulz hat geschrieben:
aus der Perspektive einer "übersehenen" Region sind solche Projekte vielleicht gar nicht so schlecht, die Aufmerksamkeit, die das Weingut erregt, strahlt ja unter Umständen auf das Weinbaugebiet als solches ab


Das glaube ich nicht wirklich. Die Probleme, die der Mittelrhein hat (und die ja nicht aus einer großen Anti-Mittelrhein-Verschwörung, sondern aus einer über Jahrzehnte verfehlten Qualitätspolitik der meisten Winzer herrühren), lassen sich nicht durch ein Renommierweingut mit Apothekenpreisen lösen.
Bernd


Natürlich gibt es am Mittelrhein genügend Beispiele für eine verfehlte Qualitätspolitik, aber das niedrige Preisniveau mag schon auch ein Problem sein. Wenn ich meine Spätlesen für 5,50 vermarkten muss, bleibt vielleicht nicht so viel Luft für qualitätssteigernde Maßnahmen und wenn ich die Preise erhöhe, müssen das die Kunden eben auch mitmachen oder ich muss neue gewinnen. Weingart und Müller, die wir hier zu Recht als preiswert erwähnen, werden vor Ort z.T. schon als teuer wahrgenommen und ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass es bei beiden Betrieben in den letzten zehn Jahren deutliche Kundenverschiebungen gegeben hat. Gerade vor diesem Hintergrund bleibt es interessant zu sehen, ob J+K sich mit diesen Preisen wirklich halten können.
Im übrigen ist nach meiner Wahrnehmung die Qualtätssituation am Mittelrhein auch nicht generell schlechter als in vielen anderen Anbaugebieten. Natürlich gibt es an der Mosel mehr Spitzenbetriebe und in Rheinhessen derzeit mehr Dynamik (auch hier erstaunen mich die sportlichen Preise mancher Newcomer immer wieder), aber der Mittelrhein ist halt auch eines der kleinsten Gebiete und wenn ich mir z.B. die Bergstrasse oder die ostdeutschen Gebiete anschaue, bezweifle ich, dass es dort besser ist. Speziell unter Preis-Leistungs-Gesichtspunkten gibt es am Mittelrhein einige beachtenswerte Betriebe.

Aber trotzdem....wenn ich mir z.b. den Weinhof Herrenberg anschaue, so sind die Lochs trotz sehr geringer Mengen und Erträge ganz anders in den Markt eingestiegen - und befinden sich heute noch nach über 15 Jahren mit immer wieder hochkarätigen Rieslingen preislich noch nicht dort, wo Josten & Klein frisch und fromm beginnen.


Bernd, auch mir sind die Lochs sympathisch, aber hier muss ich Dir widersprechen. Die Lochs sind preislich inzwischen in der Oberliga angekommen. Aktuell verlangt unser saarländischer Weinhändler z.B. für den Gutsriesling knapp 13 Öre und für die Lagen 37 (Bockstein) bzw. 45 (Schlangengraben). Das Mittelfeld liegt zwischen 19 und 25. Auch wenn die Ab-Hof Preise vermutlich 10 - 20 Prozent niedriger sind, als Beispiel für günstige Kurse taugt der Herrenberg nicht mehr.

Beste Grüße

Christopher
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octopussy

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 15:46

Wenn man sich das hier (http://drunkenmonday.wordpress.com/2012 ... ttelrhein/) mal durchliest, dann erschließt sich etwas mehr, wo die Herren Josten & Klein hinwollen: von Winning vom Mittelrhein. Auch der Edel-Sauvignon-Blanc deutet ja in die Richtung. Ich denke übrigens, dass die beiden Herren vielleicht sogar ihre Zielgruppe finden werden. Bei "Drunkenmonday" heißt es zum Beispiel: "Hier gibt es einen kernigen und echten Charakter Riesling für kleines Geld." Und vielleicht ist sogar der Lagenriesling nicht besser oder schlechter als ein gleich bepreistes Großes Gewächs bei von Winning. Die Zielgruppe, die Josten & Klein ansprechen wollen, ist im Zweifel an Weingütern wie Weingart, Kauer oder Müller gar nicht interessiert. Zu langweilig.

Ich habe übrigens zunehmend ein Problem mit manchen Weinblogs (Drunkenmonday gehört dazu, Captain Cork teils auch): um Leser zu generieren, reicht es im Zweifel nicht aus, schlicht über eine schöne Flasche Wein zu erzählen. Letztlich muss es immer etwas Neues und Extremes geben: neue Trends, neue Weingüter, neue Fässer, Naturwein, Maischestandzeit, nördlichste oder südlichste Weinbaugebiete, oxidativ ausgebaute Riesling von wurzelechten Reben und was weiß ich nicht noch. Da entsteht manchmal der Eindruck, die Weinwelt bestünde nur noch aus solchen Weinen und vermeintlich langweilige "Klassiker" finden keine Beachtung mehr. Mich nervt das zunehmend.
Beste Grüße, Stephan
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BuschWein

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mai 2013, 16:25

Nur eines zum Thema Preise, warum sollte ein Preis bei einem Newcomer weniger seriös sein als bei einem alteingesessenen Weingut, wie Herrenberg und Müllen, bei beiden sind die Spitzenweine teilweise drüber, teilweise dicht dran.

Entweder der Aufwand und die Qualität rechtfertigt den Preis oder nicht. Natürlich kann man sagen, es ist erst mal einfacher in den Markt zu kommen, wenn die Weine für Ihre Qualität und den Aufwand "unter Preis" kalkuliert werden, weil dann die Schnäppchenmentalität angesprochen werden kann. Der Nachteil ist allerdings, dass man, will man überleben, in den nächsten 10 Jahren die Preise Stück für Stück anheben muss. Das muss dann die alte Kundschaft erst mal mitmachen, oft verliert man die Schnäppchenjäger dann aber auf dem Weg zur Kostendeckung auch wieder. Da kann es manchmal schon auch sinnvoll sein diese gar nicht erst anzusprechen.

Wenn man ein Weingut neu startet hat man ja auch nicht das Problem, dass man seine "Altkundschaft" nicht vor den Kopf stoßen will. Es ist für einen gewachsenen Betrieb sicher erst mal schwieriger auf Preise zu kommen, die es einem ermöglichen auch dem Handel entsprechende Rabatte anzubieten. Bei einem neuen Projekt kann man da gleich "richtig" kalkulieren.

Am Ende muss natürlich jeder Weintrinker selbst entscheiden ob er für einen bestimmten Wein einen bestimmten Betrag ausgeben will, weil er so besonders, so einzigartig, so gut oder was auch immer ist.

Ein wenig wundere ich mich hier aber schon über das Posting von octopussy, da kommt eine VKN über Burgunder, die deutlich teurer sind nach der anderen, aber Lagenriesling aus einer Steilstlage darf soviel nicht kosten. Wo ist denn da die Logik?
Armin
www.gutsweine.com

Dumme Menschen machen immer den gleichen Fehler, intelligente immer Neue ;)
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