Diverse Winzer

Am Wochenende im Glas:



Als tendenzieller Freund des schlanken Rieslings bin ich ja kein vorbehaltloser Anhänger des GG-Stils, aber das hier ist wirklich überzeugend. Eben gar nicht fett, sondern subtil, elegant, aromatisch delikat, ausgewogen harmonisch mit viel Potential. Das wird auch noch besser. 2012, so zeigt es sich mir immer wieder, war ein toller Riesling-Jahrgang.

Ich habe den Wein spontan zur Pasta mit Muschelsoße geöffnet, aber die Kombi war nicht ganz ideal, da mir die Soße zu tomatig-würzig-konzentriert geraten ist und ein leichter Rotwein vielleicht die bessere Wahl gewesen wäre. Getrennt voneinander betrachtet waren aber sowohl das Essen als auch der Wein ein schöner Genuss.

Hallo,

in den letzten Tagen natürlich auch ein paar Mittelrheiner im Glas gehabt, erwähnen möchte ich einerseits eine 2006er Riesling Auslese aus der legendären Lage Kauber Roßstein vom nicht mehr existierenden Weingut Hofmann&Sturm, Glasklar wie ein Schweizer Gebirgssee, grandios balanciert, kaum Botrytis, charmant ohne Ende, Eleganz pur, einfach großartig, von mir 90+ Punkte.
Dann noch zwei sehr feine Spätburgunder, einmal ein 2009er Hahn von Toni Jost mit unglaublich atttraktivem, betörendem Duft und einem klasse eleganten Gaumen, hochklassig und gleichzeitig unkompliziert, sehr schön. Vom Weingut Ratzenberger gab es eine 2011 Spätburgunder Spätlese trocken, ebenfalls feiner Duft, grazile Frucht von roten Beeren, ein Hauch Mineralität, am Gaumen noch etwas jung, ganz feine Frucht, hat was Erdiges, noch leicht jugendliches Tannin, sehr duftig, wirkt sehr reif, aber nicht überreif, hat durchaus Druck, ist in ein bis zwei Jahren bestimmt noch besser.

Noch ein schöner Mittelrheiner:



Ein eher leichter Wein, der bei mir trotzdem als Spätlese "durchgeht", weil er eben das etwas mehr an Spiel, Eleganz, Spannung und Komplexität als ein Kabinett aufweist. Sehr feiner Riesling, der sich jetzt schon gut trinkt, aber noch einige schöne Jahre vor sich hat.

Dieser Wein hieß übrigens früher "Steeger St. Jost Spätlese trocken", Ratzenbergers scheinen also bei den trockenen Weinen VDP-gemäß auf das Prädikat zu verzichten, allerdings wird auf dem Rücketikett mit "Riesling S trocken" noch dezent auf die ehemalige Benennung verwiesen. Allerdings gibt es, so meine ich, noch ein GG aus dem Jost, somit würde gegen den "Lagenverbrauch" verstoßen werden. Aber vermutlich wird hier von einer Ausnahmeregelung Gebrauch gemacht. Den Sinn des sogenannten Lagenverbrauchs konnte man mir allerdings noch nicht wirklich schlüssig erklären

Hallo Gaston,
bin ein großer Fan der Jost-Weine, vor Allem der Kabinette.

Habe mir jetzt auch mal ein paar Flaschen 2012er Hahn GG in den Keller gelegt. Wann wird man bei diesem Wein deiner Meinung nach den Trinkhöhepunkt sehen?
Jost selber hält ja anscheinend nicht viel davon, seine GG´s lange liegen zu lassen. Beim 2010er erinnere ich mich an seine Aussage, diesen spätesten 2015 zu trinken.
Da gibts ja einige Weingüter, die das - entgegen der manchmal exorbitant langen Trinkfensterangaben von Lobenberg und Co - ähnlich sehen. Kees-Kieren bspw. sieht für sein 2012er Domprobst GG max. 2016.

Hallo Bradetti,

keine einfache Frage

Für mich ist der wohl wichtigste Aspekt für das Reifeverhalten die Jahrgangsstilistik. Davon ausgehend würde ich dem 2012er sicherlich noch etwas Zeit gönnen, auch wenn ich ihn bereits jetzt ziemlich delikat fand. Aber da kommt noch mehr, so denke ich. Aufpassen muss man allerdings mit der sog. Verschlussphase, die ich auch immer wieder beobachte. Bei einigen 2011ern habe ich gerade das Gefühl, dass sie sich von der unschönen Seite zeigen. Einige 2007er fand ich im vergangenen Jahr ebenfalls ziemlich verschlossen. Insgesamt neige ich auch eher zu vorsichtigeren Prognosen und trinke die Weine tendenziell etwas früher, das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich nicht sooo der Altwein-Liebhaber bin.

Im Herbst hatte ich die Gelegenheit von Jost das GG Hahn 2006 und GG Walkenberg 2010 zu probieren (wollte eigentlich was drüber schreiben, kam dann aber irgendwie nicht dazu). Den 2006er, fand ich, obwohl ein durchaus opulenter Wein, sehr sehr schön. Ganz tolle, komplexe Nase, fein gereift, vielschichtig und animierend am Gaumen, tolle Länge, für mich 92-93 P. Und dabei gilt ja 2006 als eher schwierig.

Als ebenfalls schwierig gilt ja 2010, der Walkenberg hat mir trotzdem gut gefallen. Ganz anders als 2006, natürlich – auch anderes Terroir – schlanker und straffer, viele kräuterige Noten, deutlich "anstrengender" als der 2006er, aber auch sehr gut, wenn auch ich dem 06er Hahn den Vorzug geben würde.

Kurz und gut - meine Prognose für den 2012er ist rein subjektiv und "bauchmäßig" eine eher zuversichtliche. Wenn du mehrere Flaschen hast, würde ich ruhig jetzt eine antesten und dann in gewissen Abständen nachtesten. 8-10 Jahre traue ich dem Wein durchaus zu.

Alles klar. Danke für deine Einschätzung.

Heute im Glas gehabt:
Kees-Kieren Graacher Domprobst GG 2012.
Der Wein brauchte ca. 30min im Glas um sein Gesicht zu zeigen. Das besteht hauptsächlich aus Zitrusnoten.
Im Abgang relativ lang und frisch, wobei dies wohl hauptsächlich der Säure geschuldet ist. Ich habe zwar noch nicht so die erfahrungen mit GG´s, aber mir fällt auf, dass die GG´s die ich bis jetzt getrunken hatte (waren alle max. 3 Jahre alt) doch zu säurelastig sind.

Ist jetzt nicht sooo mein Ding. dem Wein gebe ich 89-90 Punkte.

Wo kopiert Ihr eigentlich eure Weinbewertungen (rote Schrift) heraus?

Wo kopiert Ihr eigentlich eure Weinbewertungen (rote Schrift) heraus?

Aus Geralds Datenbank: http://www.verkostungsnotizen.net/index.php

...Kees-Kieren Graacher Domprobst GG 2012.....

Graach liegt nicht wirklich am Mittelrhein . Aber trotzdem danke für die Notiz!

Herzliche Grüße

Bernd

Dass Graach nicht am Mittelrhein liegt ist mir schon klar. Hab ich das irgendwo geschrieben?

Aber nochmal zum GG. Im Abgang zeigt er dann auch leichte Bitternoten....

Bradetti, wenn du mal einen Blick auf die genauere Ãœberschrift dieses Threads wirfst...

Aber isse am Ende auch wurscht - ich gehöre eh nicht zur Fraktion der besonders Ordnungsliebenden.

Viele Grüße

Bernd