Große Gewächse vom Mittelrhein

Am meisten überwiegt doch die Meinung: ganz nett. So lese ich das jedenfalls.

Nett ist der kleine Bruder von.....

Dass fast alle die Weine verkostet hätten, kann ich beim besten Willen in den Texten, auf die der VDP verlinkt, nicht erkennen.

Vielleicht liegt es ja auch einfach daran, dass sie gut sind aber auch nicht mehr. Und bei GG gebe ich mein Geld nur für die besten aus. Das sind für mich seit Jahren die identischen Namen. Und die kommen nun mal aus Rheinhessen, Pfalz, Rheingau und Nahe.

Bei gut bis sehr gut in trocken gibt es genug deutlich günstigere Alternativen als GG aus egal welchem Gebiet. Ich gebe lieber 50,- Euro für ein bewegendes GG aus und davon wenige und trinke sonst tolle Spätlesen trocken für unter 20,- Euro, die ohne Probleme auf dem Level der GG aus vielen Anbaugebieten liegen, auch dem Mittelrhein.

Und ob jetzt Kritiker die GG betrachten oder nicht ist mir egal. Wenn es dich stört ignorier sie. Und ich erwarte von keinem Kritiker, dass er alle GG bewertet. Von einem Autotester erwarte ich auch nicht, dass er alle Modelle fährt. Wenn ich einen Kritiker einschätzen kann und seine Wahrnehmungen zu meinen passen freue ich mich über Tipps, die meinen Horizont erweitern. Mehr nicht.

Von einem Autotester erwarte ich auch nicht, dass er alle Modelle fährt.

Selbstverständlich nicht, es sei denn, er träte mit dem Anspruch auf, den aktuellen Jahrgang der auf der IAA präsentierten Topmodelle zu bewerten. Dann, so denke ich, sollte er auch alle Topmodelle gefahren haben.

Genau richtig, die Topmodelle. Davon gibt es aber nicht so viele.

Genau richtig, die Topmodelle. Davon gibt es aber nicht so viele.

Topmodelle = GGs

Und innerhalb dieser kann man dann differenzieren, aber nicht einzelne beiseite lassen. Nicht der Kritiker legt fest, was überhaupt der Kritik wert ist. Das ist dann nämlich keine Kritik mehr sondern nur Vorurteil, wenn der Kritiker noch nicht einmal offenlegt, weshalb er bestimmte Objekte keiner Kritik würdigt.

Ich wäre ja schon zufrieden, wenn es alle wie der Schnutentunker hielten, der offen mitteilt, welche Gründe dazu führen können, nicht in seiner Kritik erwähnt zu werden.


Apropos: Wer hat denn Erfahrungen mit GGs vom Mittelrhein und kann hier entsprechende Notizen posten?

[Markus Vahlefeld]

Natürlich habe ich auch die GGs vom Mittelrhein probiert. Hier meine ungeschönten Notizen ohne Punkte, die ich weder sprachlich noch stilistisch überarbeitet habe. Deswegen: extra raw.

Boppard Hamm Engelstein, Matthias Müller
Schöne würzige Nase plus herbe Frucht, hat Grip, auch im Mund sehr gut, ausfüllend, Länge, leichter Zuckerschwanz

Steeg St. Jost, Ratzenberger
Mehr auf der floralen Seite, liebenswerte Nase, Heu und Sommerwiese, im Mund mit schöner Spannung, hätte ich der Nase nicht zugetraut, gefällt mir gut

Bacharach Wolfshöhle, Ratzenberger
Honigton, Botrytis, trotzdem auch kantig in der Nase, im Mund etwas süß-sauer, hinten raus etwas lasch, wirkt zerrissen

Bacharach Im Hahn, Toni Jost
Sehr undefinierte Nase, entweder völlig verschlossen oder totgeschönt, im Mund keine Kanten, sondern eher flach und mau, rätselhaft?

Oberwesel Oelsberg, Lanius-Knab
starker Marzipanton, riecht fast chemisch in der Nase, sehr, sehr unschön, nichts, was ich momentan in den Mund nehmen mag

Der St. Jost und der Engelstein haben mir wirklich gut gefallen. Die anderen drei definitiv weniger. Darüber schreibe ich dann auch nicht. Die beiden ersten Weine sind ordentliches Mittelfeld, ganz sichwer besser als manche Rheingauer, aber eben nicht die deutsche Spitze.

Nehme ich die Rieslinge vom Mittelrehin in Geiselhaft für die Kleinheit des Anbaugebiets? Ganz ausschließen mag ich es nicht, denn bisher hat sich mir im trockenen Bereich die Identität des Mittelrheins noch nicht erschlossen. Schöne Landschaft, etwas ab vom Schuss, aber für die trockenen Weine gilt: nothing to write home about. Das hat sich mit den 2015ern auch nicht verändert.

Das einzige Vorurteil, das ich mir auf die Kappe schreibe: kein Vorurteil zu haben, eben auch kein positives.

Natürlich habe ich auch die GGs vom Mittelrhein probiert. Hier meine ungeschönten Notizen ohne Punkte, die ich weder sprachlich noch stilistisch überarbeitet habe. Deswegen: extra raw.

Dankeschön!

Boppard Hamm Engelstein, Matthias Müller
Schöne würzige Nase plus herbe Frucht, hat Grip, auch im Mund sehr gut, ausfüllend, Länge, leichter Zuckerschwanz

Steeg St. Jost, Ratzenberger
Mehr auf der floralen Seite, liebenswerte Nase, Heu und Sommerwiese, im Mund mit schöner Spannung, hätte ich der Nase nicht zugetraut, gefällt mir gut

Bacharach Wolfshöhle, Ratzenberger
Honigton, Botrytis, trotzdem auch kantig in der Nase, im Mund etwas süß-sauer, hinten raus etwas lasch, wirkt zerrissen

Bacharach Im Hahn, Toni Jost
Sehr undefinierte Nase, entweder völlig verschlossen oder totgeschönt, im Mund keine Kanten, sondern eher flach und mau, rätselhaft?

Oberwesel Oelsberg, Lanius-Knab
starker Marzipanton, riecht fast chemisch in der Nase, sehr, sehr unschön, nichts, was ich momentan in den Mund nehmen mag

Der St. Jost und der Engelstein haben mir wirklich gut gefallen. Die anderen drei definitiv weniger. Darüber schreibe ich dann auch nicht. Die beiden ersten Weine sind ordentliches Mittelfeld, ganz sichwer besser als manche Rheingauer, aber eben nicht die deutsche Spitze.

Den Oelsberg werde ich in Kürze probieren und bin schon sehr gespannt, was es mit dem wiederholt genannten Marzipanton auf sich hat. Der Winzer selbst sagt, dieser Wein sei für das nächste Jahrzehnt gedacht. Insofern werde ich ihm viel Zeit und Luft gönnen.
Allerdings, ich zitiere dich zu den Großen Gewächsen von Ress: "Der erste Naseneindruck ist extrem fordernd, es riecht ein wenig nach Brühe und Kanalisation. "  Weshalb also vom Marzipanton abschrecken lassen?

Dem Rätsel im Hahn werde ich auch versuchen auf die Spur zu kommen.

Da ich die Rheinfrontgewächse von Gunderloch im Keller habe, werde ich diese gegen jene antreten lassen. Mal sehen, was dabei herauskommt.

[Markus Vahlefeld]

Weshalb also vom Marzipanton abschrecken lassen?

Lustig, ich dachte auch beim Einstellen der Notizen: und warum ist Marzipan negativ konnotiert, wenn manche anderen Gerüche, die ebenfalls nicht unbedingt positiv besetzt sind, dennoch nicht als störend von mir wahgenommen werden? Hm, ja... der Marzipanton, der ja erstmal in der Basisnote durchaus etwas Honiges hat und evt. ein Überbleibsel der Botrytis ist, bekommt dann durch diesen Mandelton, der ja leicht an Blausäure erinnert, etwas Penetrantes, was ich dann im Zusammenhang mit einem stechenden Säureton in der Nase als chemisch wahrnehme. Und das ist unangenehm. Es war der einzige Mittelrhein-Wein, den ich wirklich nicht in den Mund nehmen wollte.

Es war der einzige Mittelrhein-Wein, den ich wirklich nicht in den Mund nehmen wollte.

Schade!
Ich habe das 2015 Oelsberg GG von Lanius-Knab seit heute vormittag geöffnet und probiere gläschenweise bis morgen.
Bereits jetzt kann ich sagen, dass man diesen Wein durchaus in den Mund nehmen kann und bin da recht nahe beim Schnutentunker, der notiert hat:"Zum Schluss dann ein echter Wohlfühlwein: Lanius-Knabs Ölberg riecht verblüffend nach Marzipan und zeigt viel Frucht am Gaumen." Allerdings: Momentan fehlt mir das Marzipan, auf das ich mich so gefreut hatte!

Eine Frage habe ich: In welchem Zustand werden die Weine in Wiesbaden präsentiert: Unmittelbar nach Öffnung der Flasche, gekühlt, oder belüftet, oder........

Als GG-Winzer wäre ich gewiß sehr zurückhaltend,meine Weine in Wiesbaden zu präsentieren ( zumal sie oft erst im Juli oder August auf Flaschen gezogen wurden). Da werden im Schnelldurchgang Hunderte GG´s abgeurteilt, möglichst per Live-Übertragung, höchstmögliches Interesse der Weinfans erheischend, für mich ( Entschuldigung) eine Witznummer, Medienpräsenz genannt.

Die ernstzunehmenden Weinjournalisten besuchen die wichtigen GG-Winzer direkt im Weingut und lassen sich Zeit für ihr Urteil. Wiesbaden ist in meinen Augen eine Veranstaltung für Schnutentunker ( noch mal Entschuldigung )aus Reihe zwei und dahinter.

Ich gestehe, daß ich deren Ergüsse auch konsumiere, aber mehr als Unterhaltungsprogramm ansehe.

Mein persönliches Einkaufsverhalten entspricht so ziemlich dem von Weinforumianer Aloys.

Gruß Leo