Hallo,
ich finde die Mittelrhein-Weine durchaus eigenständig. Ich spreche dabei natürlich von Riesling und von den Produkten der dortigen Top-Erzeuger (imho vor allem Weingart, Müller, Jost, Kauer, Ratzenberger). Mittelrhein-Winzer sagen gerne, dass das dortige Terroir die Vorzüge von Mosel und Rheingau vereint, aber das ist eher so ein Spruch.
Der Mittelrhein-Riesling ist natürlich in erster Linie vom Schiefer geprägt, der ihm im Idealfall eine attraktive mineralische Würze verleiht, die je nach Lage und Erzeuger unterschiedlich intensiv von der typischen Riesling-Frucht unterlegt ist. Im Ergebnis sind das dann eher leichtere Rieslinge, die vor allem mit Eleganz, einem schönen Säurespiel und ausgeprägter Mineralität beeindrucken können.
Der Rheingau-Riesling ist in der Regel kräftiger in der Frucht und auch kerniger im Ausdruck, da kommt es aber auch auf die konkrete Lage an. Die Lorcher Lagen sind beispielsweise deutlicher vom Schiefer geprägt und dem Mittelrhein-Riesling dadurch näher.
Die typische Mosel-Stilistik (höherer Restzucker, niedriger Alkohol, verspielte Frucht auf mineralischer Basis) gibt es zwar auch am Mittelrhein, aber da ist die Mosel insgesamt wohl konkurrenzlos.
In gewisser Weise ist das mit der "Mittelstellung" des Mittelrheins zwischen Mosel und Rheingau nicht ganz falsch, alle drei Regionen haben ein eigenständiges Profil, das sich teilweise überlappen kann. Neben den trockenen Rieslingen finde ich die halbtrockenen/feinherben Mittelrhein-Exemplare besonders interessant, denn da scheint mir - immer vorausgesetzt der Winzer versteht sein Handwerk – die Balance aus dezenter Restsüße und elegantem Säurespiel besonders gelungen.
Als bekennender Mittelrhein-Fan spreche ich hier aber über subjektive Eindrücke und Vorlieben, die keinerlei Anspruch auf Objektivität erheben