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Spätburgunder von der Mosel

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jessesmaria

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Spätburgunder von der Mosel

BeitragFr 5. Mär 2021, 11:31

Ich habe gesehen, dass es zwar schonmal einen allgemeineren Thread "Rotwein von der Mosel" gab, aber vielleicht lohnt sich ja angesichts der gemeinsamen Verkostung ein neues Thema speziell zum Pinot Noir...

Welche Erfahrungen habt ihr generell mit Pinot Noir von der Mosel gemacht, gibt es eine einheitliche Stilistik (ich glaube nein), welche Erzeuger habt ihr kennengelernt und könnt ihr empfehlen?

Molitor finde ich klasse, aber keine besonders originelle Erwähnung, ich fange deshalb mal mit zwei anderen Namen an:

Das Weingut Regnery in Klüsserath produziert schönen Spätburgunder zu fairen Preisen, vor allem der Barrique ist empfehlenswert. Länger nicht mehr getrunken, aber in meiner Erinnerung schokoladig mit starken Kräuternoten, besonders Dill (wahrscheinlich vom Weißeichenfass?).

https://www.weingut-regnery.de/weine/spaetburgunder/

(OT: Gestern hatte ich übrigens einen 2016er Syrah von diesem Weingut im Glas, den ich blind kaum als Syrah erkannt hätte.)

Beeindruckend vielschichtig finde ich den Pinot Noir von Maximin Grünhaus, leider recht teuer (32–35€). Die letzten zwei Jahrgänge hab ich nicht probiert. Zum 2018 schreibt Stephan Reinhardt: "This wine is powerful, very intense and long on the concentrated, salty and tensioned finish that indicates great aging potential. This can become a great Pinot Noir from the Ruwer one (far) day." Als Trinkfenster gibt er 2028–2040 (!) an. Vielleicht sollte man sich rechtzeitig 'ne Kiste sichern und einlagern?

P.S.: Ich sehe gerade, dass die Preise bei Regnery stark angezogen haben. Vor 4-5 Jahren hat der Barrique noch ca. 12€ gekostet, mittlerweile ist er bei 16–17€ gelandet....
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Bernd Schulz

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragFr 5. Mär 2021, 20:53

Meine Erfahrungen mit Spätburgundern von der Mosel liegen alle schon länger bis sehr lange zurück. Einen Rotwein von Molitor hatte ich zwei oder dreimal auf Verkostungsveranstaltungen im Glas; im Hinblick auf die Qualität war das etwas für mich, im Hinblick auf den Preis leider nicht.

Wirklich schöne Spätburgunder - ich kann nicht oft genug darauf hinweisen ;) - macht Martin Müllen. Es ist schade, aber auch diese Weine, die ich immer mal wieder bei meinen Besuchen im Betrieb probieren konnte (Einzelflaschen habe ich schon mal gekauft), vertragen sich nicht richtig mit meinem Budget.

Vor gut zehn Jahren hat man mir im Trittenheimer Weingut Heribert Boch ordentliche Spätburgunder vorgesetzt. Ein paar Pullen davon habe ich daraufhin erworben; die Qualität war nicht so ambitioniert wie bei Molitor oder Müllen, die Preise waren dementsprechend deutlich günstiger, und ich fand den Stil im Großen und Ganzen solide. Allerdings bekam/bekomme ich an der Ahr in der gleichen Preisklasse bessere Rotweine - und wo Michael Boch heute mit seinen Spätburgundern steht, weiß ich leider nicht. Den Besuch in Trittenheim habe ich aber insgesamt in guter Erinnerung; man war sehr freundlich zu mir, und auch die stilistisch etwas glatten Rieslinge wiesen ein anständiges PLV auf....

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragFr 5. Mär 2021, 21:28

...meine Spätburgunder-Erfahrungen von der Mosel sind bislang recht überschaubar. Einer war von Immich-Batterieberg, einerseits interessant, aber auch etwas sperrig, dann einer der natürlicheren Art von der Tiny Winery, den's mal anläßlich einer WRINT-Live-Verkostung gab; der war aber viel zu jung, wurde auch erst ein paar Tage zuvor gefüllt. Da bin ich jedoch gespannt, wie der mit angemessener Reife schmeckt, hab noch was nachgeordert. Das Highlight war bis jetzt der Piu Piu von Fio Wines, das ist allerdings ein PétNat, spielt also in einer etwas anderen Liga...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Ralf Gundlach

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragFr 5. Mär 2021, 21:45

Bernd Schulz hat geschrieben:Meine Erfahrungen mit Spätburgundern von der Mosel liegen alle schon länger bis sehr lange zurück. Einen Rotwein von Molitor hatte ich zwei oder dreimal auf Verkostungsveranstaltungen im Glas; im Hinblick auf die Qualität war das etwas für mich, im Hinblick auf den Preis leider nicht.

Wirklich schöne Spätburgunder - ich kann nicht oft genug darauf hinweisen ;) - macht Martin Müllen. Es ist schade, aber auch diese Weine, die ich immer mal wieder bei meinen Besuchen im Betrieb probieren konnte (Einzelflaschen habe ich schon mal gekauft), vertragen sich nicht richtig mit meinem Budget.

Vor gut zehn Jahren hat man mir im Trittenheimer Weingut Heribert Boch ordentliche Spätburgunder vorgesetzt. Ein paar Pullen davon habe ich daraufhin erworben; die Qualität war nicht so ambitioniert wie bei Molitor oder Müllen, die Preise waren dementsprechend deutlich günstiger, und ich fand den Stil im Großen und Ganzen solide. Allerdings bekam/bekomme ich an der Ahr in der gleichen Preisklasse bessere Rotweine - und wo Michael Boch heute mit seinen Spätburgundern steht, weiß ich leider nicht. Den Besuch in Trittenheim habe ich aber insgesamt in guter Erinnerung; man war sehr freundlich zu mir, und auch die stilistisch etwas glatten Rieslinge wiesen ein anständiges PLV auf....

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

du hattest noch eine sehr schöne Erfahrung mit einem Spätburgunder von der Mosel, wie ich auch, mit dem Weingut Dötsch-Haupt, es war der Jahrgang 2006. Wie die mitterweile sind..keine Ahnung. Das Weingut mag ich schon. Eigensinnig. Aber eine Bestellung hat sich nicht mehr ergeben.

Gruß

Ralf
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Judo

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragSa 6. Mär 2021, 18:16

Sehr schön, gleichwohl sehr ambitioniert ist der Pinot Noix von Daniel Twardowski. Hatte ich im Rahmen von Mythos Mosel probieren können und war überzeugt. Aber der Preis :?

Monitor Klostergarten ** hatte ich kürzlich, war solide, hat sich jetzt aber nicht in die „mehr davon“-Region meines Hirns gebrannt (im Gegensatz zum Pinot Noix).
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Georg R.

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragSo 7. Mär 2021, 19:57

Judo hat geschrieben:Sehr schön, gleichwohl sehr ambitioniert ist der Pinot Noix von Daniel Twardowski. Hatte ich im Rahmen von Mythos Mosel probieren können und war überzeugt. Aber der Preis :?

Monitor Klostergarten ** hatte ich kürzlich, war solide, hat sich jetzt aber nicht in die „mehr davon“-Region meines Hirns gebrannt (im Gegensatz zum Pinot Noix).


Ja, Twardowski wäre interessant, wenn der Preis nicht wäre. Und wenn, dann die neueren Jahrgänge ( Pinot auf alten Rieslingreben)

Molitor hatte ich auch schon ein paar Jahrgänge, aber das war alles nicht überzeugend, inklusive ein paar völlig desolater Flaschen.

Wenn schon nördliche Pinots, dann lieber doch die Ahr.
(denn sie wissen was sie tun)

Gruss
Georg
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Max Pestemer

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 10:22

Mittlerweile gibt es eine ganze Menge an Herstellern die Spätburgunder und auch Frühburgunder an der Mosel anbauen. Hier ein paar Beispiele, die oben noch nicht genannt wurden:

Mittelmosel:
Thomas Benz, Minheim (Übrigens auch ein sau-starker Cabernet Sauvignon!)
Heim, Neumagen-Dhron
Klaus-Junk Leiwen (auch Frühburgunder; hat im Burgund gelernt, daher etwas "burgundischer" Stil)
Scholisch, Leiwen
Diehardt (Weingut zur Römerkelter), Maring-Noviand

Gerade zwischen Leiwen, Trittenheim, Neumagen-Dhron, Piesport etc. bauen mittlerweile einige Weingüter Spätburgunder an.

Obermosel (Muschelkalk):
Jonas Dostert, Nittel (Stil auch vom Burgund angehaucht)
Carlsfelsen, Palzem

Saar:
Vols, Ayl (ebenfalls auch Cabernet Sauvignon)
Rinke, Mertesdorf (auch Frühburgunder vom Wiltinger Braunfels, Saar)

Ruwer
Heinrich-Mertes, Waldrach

Terrassenmosel:
Philipp Lardot

Daneben gibt es viele Weitere, mit immer besseren Qualitäten.

Es gibt einige Weingüter, die auch darüber nachdenken Syrah an der Mosel anzupflanzen. Inzwischen kommt Bewegung in Weinbaugebiet Mosel, Saar und Ruwer.
Zuletzt geändert von Max Pestemer am Mo 12. Apr 2021, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Bernd Schulz

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 11:12

Interessantes Posting! Timo Dienhart und das Weingut Vols sind mir ein Begriff, aber die meisten der aufgeführten Erzeuger habe ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Magst Du beispielsweise zu Benz, Heim, Scholisch, Rinke oder Lardot noch etwas sagen?

Max Pestemer hat geschrieben:Es gibt einige Weingüter, die auch darüber nachdenken Syrah an der Mosel anzupflanzen.


Davon halte ich wirklich gar nichts.

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 11:25

Max Pestemer hat geschrieben:Es gibt einige Weingüter, die auch darüber nachdenken Syrah an der Mosel anzupflanzen.

...etwas weiter weg in der Südpfalz reißt Friedrich Becker -einer der ersten, die Syrah in D angepflanzt haben- diese Sorte wieder raus...
Viele Grüße
Erich

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Ollie

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 12:18

Bernd Schulz hat geschrieben:
Max Pestemer hat geschrieben:Es gibt einige Weingüter, die auch darüber nachdenken Syrah an der Mosel anzupflanzen.


Davon halte ich wirklich gar nichts.


Syrah von Granit (Ortenau) und Schiefer (Mosel, Ahr, etc.) gehört zu den interessantesten, besten und (auch wirtschaftlich für den Winzer) wertvollsten Rotweinen, die überhaupt möglich sind. Das ist natürlich ein Risiko - von Pfälzer Nebbiolo hat man auch schon lange nichts mehr gehört, ich denke mal, die Sorte hat jetzt nicht so toll gezündet. Ich habe jetzt nicht mehr die Temperatursummen im Kopf, die Syrah braucht, um vernünftig reif zu werden, aber dort, wo man Cabernet Sauvignon überreif hinbekommt und die Vorhersagen des Klimawandels einem gesunden Weinberg nicht entgegenstehen, könnte Syrah tatsächlich eine sehr wertvolle Ergänzung sein. Zumal sich Cuvées aus Syrah und Spätburgunder geradezu anbieten - so haben früher nämlich die Burgunder ihre schwachbrüstigen Pinots Noirs gepimpt - und der "Traditions-Gedanke" nach wenigen Jahren von selbst erledigt hat, s.z.B. restsüße, steril-gefilterte Moselrieslinge. Hätte man damals auf die Konservativen oder gar Reaktionären :mrgreen: gehört, gäb's diese Weine nicht.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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