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- Registriert: Mo 31. Jan 2011, 00:13
EThC hat geschrieben:...hab ich auch gelesen, "Goldtröpfchen Südhang" halt. Und der Rest? Zählt der dann nicht? Das widerspricht sich doch von vorne bis hinten.
Ich habe zwar schon zweimal eine Woche Urlaub in Piesport gemacht, aber natürlich bin ich kein wirklicher Experte für das Piesporter Terroir und den Umgang der ortsansässigen Winzer mit demselbigen. Trotzdem würde ich ich mich erst einmal so weit aus dem Fenster lehnen, zu denken, dass "der Rest", insofern er aufgrund anderer Boden- und Mikroklimaverhältnisse einen anderen Weincharakter ergibt, tatsächlich nicht zählt. Das, was die führenden Piesporter Erzeuger als Goldtröpfchen etikettieren, wird wohl weitgehend aus dem (nicht ganz geringfügig bestockten) Südhang stammen. Oder vielleicht noch aus dem Osthang...
Man kann sich natürlich auch auf den Standpunkt stellen, dass die Grundaromatik eines Rieslings immer vorherrschend im Keller bestimmt wird. Ich sehe das anders: Gerade der Riesling transportiert den Boden und das Mikroklima besonders prägnant ins Glas (genau darauf beruht die Stärke und der Erfolg der Sorte!). Und gerade im M-S-R-Gebiet sind die Lagenunterschiede oft auf eine frappierende Art zu schmecken. Wenn ich mich mit Ralf treffe, tippen wir beim blinden Probieren natürlich auch immer mal wieder daneben, klar - aber wir tippen auch immer wieder mal richtig. Und keiner von uns beiden würde blind eine Wehlener Sonnenuhr mit einem Piesporter Goldtröpfchen verwechseln.
EThC hat geschrieben:Ansonsten gehe ich da eher von so einer Schwarmverhalten der Winzer in den letzten Jahrmillionen aus, einer gemeinsamen Evolution, die wahrscheinlich sogar eher unbewußt vollzogen wurde.
Aha! Die in der Sonnenuhr begüterten Wehlener Winzer zeigen also seit Jahrmillionen ein Schwarmverhalten, welches dazu führt, dass sie besonders elegante, finessenreiche, lebendige Weine mit einer eher hellblütigen Grundaromatik produzieren. Die Piesporter Erzeuger mit Besitz im Südhang des Goldtröpfchens führt ihr evolutionsbedingtes Schwarmverhalten dazu, opulent gelbfruchtige, eher barock-exotisch anmutende Rieslinge auf die Flasche zu bringen.
Interessante These! Ich denke gerne darüber nach (ganz im Ernst!), aber ich glaube zunächst einmal weiter an die großen Einflüsse, die der jeweilige Boden und das jeweilige Klima auf den jeweiligen Geschmack des Weins haben.
Herzliche Grüße
Bernd