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"Kabinettig"-was genau bedeutet das?

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EThC

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSa 2. Jun 2018, 08:00

Lurchus hat geschrieben:Ich hab im Zusammenhang mit Frankenweinen noch nie "kabinettig" gehört,


...hab' ich ja auch in dem Sinn geschrieben...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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puschel

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSa 2. Jun 2018, 08:07

Kabinettweine, sind in Deutschland Qualitätsweine mit dem Prädikat "Kabinett". Prädikatsweine dürfen entgegen den Qualitätsweinen nicht durch Zugabe von Zucker im Alkoholgehalt angehoben werden.
Für das Prädikat Kabinett gilt min 70°Oechsle Mostgewicht, was einem pot. Alkoholgehalt von ~ 9,4 Vol% entspricht.
Das Mostgewicht gibt jedoch keine Auskunft über die Qualität des Weins, ist jedoch ein Faktor für die Festlegung des Lesezeitpunktes.
Unter einem Kabinettwein, einem Wein mit dem Prädikat Kabinett ohne Zusatz verstehe ich einen restsüßen Wein.
Sonst beinhaltet er den Zusatz trocken, halbtrocken, feinherb...

Folgende Kriterien, Merkmale sind für mich "kabinettig", volle Zustimmung an Peter und Bernd

+ knackige, reife Säure erfrischend und elegant
+ fester, sehr schlanker bis hin zu gar keinem Körper leicht und filgran
+ klare, saftige, aromatische Frucht mit Brillanz ohne Karamell und Botrytis-Honig-Note
+ Blumen-, Kräuternoten
+ lagentypische Mineralität

Fazit : Ein Wein erfrischend, klar, leicht, filigran, elegant-verspielt mit Brillanz und Trinkfluß, so mein Ideal :D
Gruß Adi
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Bernd Schulz

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSa 2. Jun 2018, 21:11

Die Winzer, die weiterhin (aus meiner Meinung nach guten Gründen, aber das ist eine andere Diskussion) am Prädikatssystem festhalten und dieses auf eine vernünftige Art verwenden, charakterisieren mit der Angabe eines Prädikats auf dem Etikett einen bestimmten Weintyp. Ein Florian Weingart oder Martin Müllen oder KaJo Christoffel oder Randolf Kauer (etc. usf....) denkt sich über die weingesetzlichen Vorgaben hinaus etwas dabei, wenn er den einen Wein als Kabinett und den nächsten Wein als Spätlese bezeichnet. Und insofern wird das Adjektiv "kabinettig", welches freilich so nicht im Duden steht, von Leuten wie Charlie und mir schlichtweg als Abkürzung eines Sachverhalts, den man auch komplizierter ausdrücken könnte, verwendet. "Kabinettig" steht für einen Wein, der meiner Idealvorstellung des Kabinetts als Typus eines leichtgewichtigen, schlanken, im restsüßen Bereich nicht zu süßen, im trockenen Bereich nicht zu alkohollastigen Getränk, welches aus Trauben zubereitet wurde, entspricht :mrgreen:.

Wer das Wörtchen selber nicht verwenden mag, lässt es halt sein. Bezüglich des Sprachgebrauchs gibt es ja diverse subjektive Empfindlichkeiten (die speziell bei mir die Apostrophierung eines Weins als "trinkig" betreffen :mrgreen: :twisted: ).

Lurchus hat geschrieben:Ich hab im Zusammenhang mit Frankenweinen noch nie "kabinettig" gehört, im Kontext von Mosel aber sehr oft. Eben dann auch im Kontext eines gewissen Idealtypus. Was ich bei Frankenkabis bisher im Glas hatte war für mich auch viel zu heterogen um einen Idealtyp im Kopf zu haben, bei Mosel is das halt völlig anders.....


Ich kenne auch einige Frankenweine, die ich im Vergleich zu anderen Frankenweinen nicht ungern als "kabinettig" bezeichnen würde. Dazu gehört beispielsweise in nahezu jedem Jahr der Silvaner Kabinett trocken Ewig Leben von den Trockenen Schmitts. Der kommt bei gutem Extrakt oft mit nur 11,5 Volt und einem entsprechend schlanken Körper aus, was ich für fränkische Verhältnisse ohne Frage als "kabinettig" ansehen würde...

Herzliche Grüße

Bernd
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Gaston

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSa 2. Jun 2018, 23:44

Mit Kabinett verbinden die meisten zu Recht einen restsüßen Wein. Ich trinke restsüße Kabinette relativ selten, aber relativ oft "Kabinett trocken", oder auch halbtrocken/feinherb. Ich bin großer Fan von Kabinett trocken, habe aber gleichzeitig den Eindruck, dass das eine bedrohte Kategorie ist.

Für mich ist im Riesling-Bereich Kabinett trocken eine zentrale Wein-Kategorie. Trockene, leichte, terroir- bzw. lagengeprägte Rieslimge mit max. 11.5 vol., süffig (oder auch "trinkig" - sorry Bernd :D ), klar herkunftsgeprägt, Weine, eben auch "zum Trinken", die die Lage, den Jahrgang und den Winzerstil transportieren.

Ich hatte neulich ein interessantes Gespräch mit Florian Weingart, indem er sehr nachdrücklich das Prädikatssystem verteidigte (mit subtilen Spitzen gegen die VDP-Politik) und ich fand die Argumentation sehr einleuchtend. Ich meine, dass das Prädikatssystem gerade bei Riesling sehr sinnvoll ist, und ich möchte es nicht missen! Ich habe im Übrigen gerade einen Kabinet feinherb von Randolf Kauer aus dem Kloster Fürstental im Glas, und bevor ich die Flasche öffnete, wusste ich, was mich ungefähr erwartet (natürlich abgesehen von der Jahrgangsspezifik). Kurz und gut: Riesling Kabinett bleib uns erhalten! Du bist ein deutsches Wein-Kulturgut!
Beste Grüße
Gaston
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puschel

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSo 3. Jun 2018, 13:41

Gaston hat geschrieben:Ich hatte neulich ein interessantes Gespräch mit Florian Weingart, indem er sehr nachdrücklich das Prädikatssystem verteidigte (mit subtilen Spitzen gegen die VDP-Politik) und ich fand die Argumentation sehr einleuchtend. Ich meine, dass das Prädikatssystem gerade bei Riesling sehr sinnvoll ist, und ich möchte es nicht missen! Ich habe im Übrigen gerade einen Kabinet feinherb von Randolf Kauer aus dem Kloster Fürstental im Glas, und bevor ich die Flasche öffnete, wusste ich, was mich ungefähr erwartet (natürlich abgesehen von der Jahrgangsspezifik). Kurz und gut: Riesling Kabinett bleib uns erhalten! Du bist ein deutsches Wein-Kulturgut!

Hallo Gaston,
ja man weiß ungefähr , was einen erwartet, auch wenn ein Kabi manchmal wie eine "verkappte" Spätlese schmeckt und nicht "kabinettig" :D
Ein einfacher Qualitätswein darf um 2,5% angereichert werden (Chaptalisierung) wie auch die Entsäurung des Weins oder Säurezugabe erlaubt ist, (Adzidifakation) , allerdings nicht bei gleichzeitiger Chaptalisation.
Nicht so bei unseren Prädikatsweinen und da vertraue ich den Winzern, wo ich meine Weine erwerbe :!:
Deswegen in meinen Keller bis auf wenige Ausnahmen nur Riesling Prädikatsweine vom Kabinett bis zur TBA beherbergt werden. :D
Ein hoch auf die Prädikate, Prädikatsweine
Gruß Adi
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Holzfass

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSo 3. Jun 2018, 15:03

puschel hat geschrieben:Ein einfacher Qualitätswein darf um 2,5% angereichert werden (Chaptalisierung) wie auch die Entsäurung des Weins oder Säurezugabe erlaubt ist, (Adzidifakation) , allerdings nicht bei gleichzeitiger Chaptalisation.
Nicht so bei unseren Prädikatsweinen und da vertraue ich den Winzern, wo ich meine Weine erwerbe :!:


Sicher, dass z.B. Säuern von Prädikatsweinen nie erlaubt ist? Aufzuckern sicher nicht, aber wenn Säuern erlaubt ist, wird immer nur Eiswein ausgenommen. z.B. hier https://mwvlw.rlp.de/de/presse/detail/news/detail/News/wissing-laesst-saeuerung-zu-1/.
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puschel

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSo 3. Jun 2018, 15:54

Holzfass hat geschrieben:
puschel hat geschrieben:Sicher, dass z.B. Säuern von Prädikatsweinen nie erlaubt ist? Aufzuckern sicher nicht, aber wenn Säuern erlaubt ist, wird immer nur Eiswein ausgenommen. z.B. hier https://mwvlw.rlp.de/de/presse/detail/news/detail/News/wissing-laesst-saeuerung-zu-1/.

Hallo Holzfass,
danke- da hab ich mich nicht "sauber" ausgedrückt. Generell ist bei Prädikatsweinen je nach Prädikat und Anbaugebiet ein min. Mostgewicht vereinbart, die min.70°Oechsle fuer den Kabi, min. 80°Oechsle fuer die Spätlese, an der Mosel sind es min. 76° Oechsle .... und untersagt ist die Anreichung, sprich Chaptalisierung, die beim QbA um 2,5% erlaubt ist.
:idea: Fuer einen Qualitätswein ist meines Wissens nach nur ein Mostgewicht von min. 51° Oechsle erforderlich ;)
Gruß Adi
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niers_runner

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSo 3. Jun 2018, 18:16

auch wenn alle technischen Spezifikationen eingehalten werden, ist ein Kabinett aber noch lange nicht kabinettig.
Es gibt viele Winzer, die können es einfach nicht.

Beste Grüße

Peter
“Wie liebe ich die Kühnheit! Wie liebe ich die Leute, welche aussprechen was sie denken.”
(Voltaire)
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puschel

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Re: "Kabinettig"-was genau bedeutet das?

BeitragSo 3. Jun 2018, 19:03

niers_runner hat geschrieben:auch wenn alle technischen Spezifikationen eingehalten werden, ist ein Kabinett aber noch lange nicht kabinettig.
Es gibt viele Winzer, die können es einfach nicht.
puschel hat geschrieben:... manchmal schmeckt er wie eine "verkappte" Spätlese und nicht "kabinettig"
puschel hat geschrieben: Dabei ist das so einfach , er muss der nur:
erfrischend, klar, leicht, filigran, elegant-verspielt mit Brillanz und Trinkfluß, sein - so mein Ideal :D

Hallo Peter,
wie recht du hast, für mich kommen die besten Kabi's von der M-S-R und auch da können die Vinifizierung von "echten" Kabi's nur wenige 8-)
Gruß Adi
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