Mi 31. Jan 2018, 20:55
Dafür, dass das Weingut Selbach Oster seit Jahren mit Lobeshymnen und Top-Bewertungen bedacht wird, finde ich die „Präsenz“ hier recht dürftig. Woran mag das liegen? Wahrscheinlich werden die Weine (speziell die frucht- und edelsüßen) von Selbach Oster im Ausland mehr geschätzt als im deutschen Heimatmarkt und die trockenen Rieslinge werden wohl im Allgemeinen noch unterschätzt (meiner Meinung nach zu Unrecht, wie sich gleich zeigen wird)
Ich finde, das Weingut hat einen eigenen Thread verdient (Gerald hat diesen freundlicherweise für mich eröffnet - bei mir funktionierte es mehrmals nicht) und fange mal an mit diesem Wein, den ich vor ca. 2 Wochen im Glas hatte:
2014 Zeltinger Sonnenuhr Riesling Spätlese trocken „R“ (92 Parker)
Von den 5 Lagen des Weinguts ist das die steinreichste. Und das merkt man dem Wein auch an. Europäische Frucht in der Nase, bissel kühl-nasser Kiesel (?), leichte Tropik ist auch dabei und Kräuterwürze.
Am Gaumen dann ähnliches Bild, kristallklar, sehr fokussiert, kühl und straff mit präsenter, steiniger Schiefer-Mineralik. Komplexe Struktur. Die Säure (7,6) trägt den Wein ordentlich in den Abgang, der dann immens salzig mineralisch nachhallt – lange nachhallt!
Das Salz tut fast weh
Ein sehr schöner trockener Riesling (RS 5,7), der noch einige Jahre durchhält. Neben dem Abgang beeindruckte mich am meisten diese Balance zwischen straffer Kargheit und Komplexität. Kann das schlecht beschreiben...
Gänge blind locker auch als GG durch.
Ich gebe mal (ambitionierte, aber ernstgemeinte) 93 Punkte für diesen 15€-Wein