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Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

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Gaston

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Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragFr 20. Feb 2015, 00:37

Hallo zusammen,

da ich nicht genau weiß, wohin damit, mache ich jetzt mal einen neuen Thread auf. Neulich hatte ich das Vergnügen, an einer schönen Mosel-Verkostung teilzunehmen. Gereicht wurden Weine der Weingüter Fritz Haag, Grans Fassian, Schloss Lieser, Reinhold Haart. Da ich mit den genannten Weingütern bisher nur punktuelle Erfahrung hatte, war die Neugierde umso größer.

Verkostet wurden neben einer Auswahl aktueller 13er der genannten Güter auch eine ganze Reihe gereifter Exemplare. Da es bei über 20 Weinen innerhalb von zweieinhalb Stunden jeweils zwei bis drei Probeschlücke gab, vergebe ich keine Punkte auf der 100er Skala, sondern gebe meinen groben Eindruck neben einer Kurzbeschreibung mit * wieder, und zwar auf eine Skala von * (schwach) bis ***** (phänomenal).

Fritz Haag, 2013 Brauneberger Riesling trocken. Klar, frisch, saftig, animierend, sehr schön. ****
Fritz Haag, 2013 Fritz Haag Riesling. Angenehm, junge Frucht, klassisch. ***
Fritz Haag, 2013 Brauneberger Riesling feinherb. Klare Frucht, ganz sauber, moderate Süße, „trinkig“. ***(*)

Grans Fassian, 2013 Mineralschiefer Riesling trocken. Unauffällige Nase, trocken, gute Säure, gut, aber unauffällig. **(*)
Grans Fassian, 2013 Alte Reben „L“ Riesling trocken. Soll eine trockene Spätlese sein. Kommt hin. Reife, delikate Frucht, sehr schöne Säure, „salzig“. ***
Grans Fassian, 2013 Catherina Riesling. Dezente gelbfruchtige Nase, gute Süße-Säure-Balance, klassisch, gut. ***(*)

Schloss Lieser, 2013 Schloss Lieser Riesling. Jung, verschlossen, Schwefel, nur dezent Restzucker, jetzt spaßfrei. **
Schloss Lieser, 2013 Schloss Lieser Riesling Kabinett trocken. Leichter Stinker, karg, bisschen Aprikose, eher einfach, schwierig **
Schloss Lieser, 2013 Riesling Spätlese trocken. Wieder Stinker, wenig charmant, stahlig, schlank, etwas mehr Druck, dennoch schwierig. **(*)

Reinhold Haart, 2013 Mosel Riesling trocken. Unauffällige Nase, gelbe Frucht, schlank, würzig. ***
Reinhold Haart, 2013 Piesporter Grafenberg Riesling Kabinett. Fruchtig, leicht, etwas flach, zu jung. **(*)
Reinhold Haart, 2013 Piesporter Goldtröpfchen – Erste Lage Riesling Kabinett. Keine Notizen, warum auch immer. Grobe Erinnerung: ***(*)

Zwischenfazit: Bei den 13ern gefiel mir Fritz Haag deutlich am besten, auch Grans Fassian konnte gefallen. Schloss Lieser fand ich richtig schwierig und uncharmant. Wohl gerade verschlossen, vielleicht kommen die noch. Reinhold Haart gut, ohne größere Emotionen auszulösen.

Weiter geht’s mit den gereifteren Weinen:

Grans Fassian, 2009 Mineralschiefer Riesling trocken (Magnum). Eher unauffällig, schon recht gereift, Petrol, schlank, aber nicht uninteressant. ***
Fritz Haag, 2009 Brauneberger Riesling (Kabinett) trocken. Mächtig, nach Nachfrage stellt sich raus: abgestufte Spätlese. Recht hedonistisch und druckvoll, schön, aber kein Kabi. ***(*)
Reinhold Haart, 2005 Piesporter Riesling. Gereift, schon absteigend, aber für Basiswein dieses Alters respektabel gereift. ***
Fritz Haag, 2003 Brauneberger Juffer Riesling Kabinett. Harmonische Nase, kaum Reifenoten, Zitrus, macht Spaß. ***(*)
Schloss Lieser, 2008 Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Spätlese. Bombastische, großartige Nase zum Reinlegen. Das kann nur Riesling. Klassisch, schön, noch sehr süß, überzeugend. ****(*)
Fritz Haag, 2010 Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Spätlese. Herrliche Nase, relativ deutliche Reifenoten, aber ungemein delikat, noch etwas zu deutliche Süße, Riesenpotential. ****
Schloss Lieser, 2010 Lieser Niederberg Helden Riesling Spätlese. Extrem frisch, wirkt sehr jung, tolle Säure, noch zu süß. ***(*)
Schloss Lieser, 2004 Lieser Niederberg Helden Riesling Spätlese. Klassisch, wieder extrem frisch wirkend, hat noch langes Lebenvor sich. ***(*)
Grans Fassian, 2005 Trittenheimer Apotheke Riesling Auslese. Großartige, klassische Nase, mit Kraft am Gaumen, hat Struktur und Länge. ****
Grans Fassian, 1999 Trittenheimer Apotheke Riesling Auslese. Verwirrende Nase, da kaum gereift, eher frisch, süß, wirkt etwas einfach. ***
Fritz Haag, 2004 Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese. Wieder frisch, deutliche Süße, hat aber Schwung und Spiel, schön. ****

Fazit: Sehr schöne Veranstaltung. Als eher „Trocken-Trinker“ war ich zum Schluss etwas überzuckert, habe die Weine aber dennoch sehr genossen. Für mich überraschend, wie frisch, ja nahezu jugendlich 10 Jahre alte Spät- und Auslesen wirken. Ich könnte mir vorstellen, dass mir diese Sachen in weiteren 10 bis 15 Jahren (mit entsprechend wenig deutlicher Süße) noch mehr Spaß machen würden. Das Bier nach dieser Probe war köstlich. :mrgreen:
Beste Grüße
Gaston
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mixalhs

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragFr 20. Feb 2015, 00:54

Für mich überraschend, wie frisch, ja nahezu jugendlich 10 Jahre alte Spät- und Auslesen wirken. Ich könnte mir vorstellen, dass mir diese Sachen in weiteren 10 bis 15 Jahren (mit entsprechend wenig deutlicher Süße) noch mehr Spaß machen würden


Genau das war mein Eindruck einer Vertikalverkostung mit 11 Auslesen vom Erdener Prälat aus den Jahren 2013-1993 von Kajo Christoffel vor wenigen Tagen. Sind die Weine etwa 10 Jahre alt, so bekommt man eine Ahnung von dem, was möglich ist. Besser waren die 15 Jahre alten Weine, und bei den Jahrgängen 1993 und 1994 hatte man den Eindruck, dass die Weine allmählich ausgereift sind (wobei aber fünf bis 10 Jahre mehr auch nicht schaden würden).
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Bernd Schulz

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragFr 20. Feb 2015, 01:01

Schloss Lieser fand ich richtig schwierig und uncharmant. Wohl gerade verschlossen, vielleicht kommen die noch.


Tja, angeblich macht Spontanvergärung ja keinen Unterschied.... :mrgreen:

Meiner Erfahrung nach benötigen Spontis eben doch oft deutlich mehr Zeit und reifen dann umso schöner.

Wollen wir wetten, dass die 2013er von Schloss Lieser einfach noch deutlich zu jung sind?

Herzliche Grüße

Bernd
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Gaston

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragFr 20. Feb 2015, 01:09

Bernd Schulz hat geschrieben:
Tja, angeblich macht Spontanvergärung ja keinen Unterschied.... :mrgreen:

Meiner Erfahrung nach benötigen Spontis eben doch oft deutlich mehr Zeit und reifen dann umso schöner.
[/list]
Wollen wir wetten, dass die 2013er von Schloss Lieser einfach noch deutlich zu jung sind?



Bernd, das kann gut sein, habe mit dem Weingut keine Erfahrung. Aber am Tisch waren wir uns recht einig: Im Moment richtig unschön. Und Sponti... ich hatte einfach auch das Gefühl, dass die bis zum Anschlag geschwefelt waren.. kurz und gut, das hat keinen Spaß gemacht hat. Aber die großartige 08er Sonnenuhr-Spätlese zeigt ja, dass es da richtig Potential gibt. Würde die gerne mal in ein bis zwei Jahren probieren.
Beste Grüße
Gaston
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Michl

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragFr 20. Feb 2015, 10:08

Gaston hat geschrieben:Und Sponti... ich hatte einfach auch das Gefühl, dass die bis zum Anschlag geschwefelt waren.. kurz und gut, das hat keinen Spaß gemacht hat.


Ging mir vor kurzem gleich mit dem 2011er Lieser Kabinett. Der war so schwefelig, dass ich nicht einmal Lust hatte, eine VKN zu schreiben. Ich kann das einfach nicht ab...
Viele Grüße

Michl
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Ollie

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragFr 20. Feb 2015, 11:44

Gaston hat geschrieben:ich hatte einfach auch das Gefühl, dass die bis zum Anschlag geschwefelt waren.


Sterilfiltriert und stark geschwefelt - so baut man an der Mosel langlebige Legenden. Da hat der Vorname der Hefe eher wenig mit zu tun. :mrgreen:

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Moselphreak

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragMo 23. Feb 2015, 21:40

Hallo Gaston,

wo war die Probe bzw. wer hat sie veranstaltet?

Würde mich Interessieren :-)

Vielen Dank Lg Lukas
Regen lässt das Gras wachsen, der Wein das Gespräch!
... aus Schweden...
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Gaston

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragDi 24. Feb 2015, 11:47

Hallo Lukas,

die Probe fand in Prag in der im Übrigen sehr empfehlenswerten Weinbar vinograf (www.vinograf.cz) statt. Veranstalter war der tschechische Importeur der genannten Weingüter.
Beste Grüße
Gaston
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Moselaner

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragDo 28. Jul 2016, 17:18

Lieber Gaston,
ich hoffe du bist damit einverstanden, dass ich deinen Thread benutze, um hier meine Verkostungen von Moselweinen zu posten, die wahrscheinlich mehr oder weniger "regelmäßig" kommen werden.

Gestern wurde mit drei anderen Weinfreunden follgende Flaschen geöffnet (die Fotos sind nicht optimal und die Verkostigungsnotizen nicht sonderlich ausführlich, ich bitte um Nachshicht):

Weingut Immmich-Batterieberg Zeppwingert Riesling 2013:komplexe Fruchtaromen, eher feinherb als trocken ausgebaut, konzentriert, tiefgründig, mit Zukunft. 88

Weingut Vollenweider Wolfer Goldgrube Riesling Kabinett 2014: Sponti-Nase, leichter Schwefel, präsente Säure, gelbes Steinobst, druckvoll und toller trinkfluss, toller Sommer- und Grillwein. 89

Weingut Richter Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett 2015: leichte Sponti-Nase, Schiefermineralik, gelbe Früchte, Pflaumen, feine Säure, hat Zukunft. 90+

Weingut Martin Prüm Brauneberger Klostergarten Riesling feinherb 2015: leichte Sponti-Nase, noch nicht ausgewogen und komplett von der Säure dominiert, braucht noch Zeit.84+

Weingut Schloss Lieser Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese 2015: starke Sponti-Nase,etwas Schweffel sehr mineralisch, Fruchtkorb, lang, noch etwas zu, trotzdem schon eine angenehme Ausgewogenheit ziwischen Süße und Säure, große Zukunft?89+

Weingut Martin Prüm Brauneberger Klostergarten Riesling Spätlese 2015:Leichte Sponti-Nase, klassisch ausgebaute Spätlese, auch hier ist die Säure noch überpräsent, braucht noch Zeit.85+

Weingut Richter Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese 2003: Pfirisch,floral, im Übergang zu trocken, anfangs leichter Firnton, flach, fehlende Säure/Mineralik, über seinem Zenit, jetzt trinken.84

Weingut Joh. Jos. Prüm Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese: Sponti-Nase, unglaublich fruchtbetont,floral, wirkt noch jugendlich, sollte aber aufgrund der jahrgangsbedingten Säure jetzt getrunken werden.89
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Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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Moselaner

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Re: Mosel-Verkostung verschiedener Weingüter

BeitragSo 25. Sep 2016, 17:42

Einige Eindrücke der Vorprobe der diesjährigen VDP Versteigerung.
Aufgrund fehlender Zeit (die Vorprobe fand am Freitag, 16.09., von 9 bis 11 Uhr statt, es gab 29 Weine zum probieren und der Antrag war groß) war leider keine Zeit für vernünftige Verköstigungsnotizen. Das gastgebende Hotel (IAT Plaza Trier) bestand auch sehr auf den geplanten Ablauf so das man sich tatsächlich etwas gehetzt vorkam und die Winzer darauf aufmerksam gemacht wurden ihre Stände bitte abzubauen, schade!

Begeistern konnten mich die Saarweingüter (Lauer, Forstmeister Geltz-Zilliken, Egon Müller) mit sehr klassisch ausgebauten Kabinetten und Spätlesen, die zusätzlich Terroir und Lage schmecken liessen.
Ähnliches lässt sich über Maxim Grünhaus im Bezug auf die Ruwer und die typische Grünhausstilistik sagen.

Die Mosel hatte tolle ausgewogene, von Säure und Mineralität gepräckte Spätlesen zu bieten (Joh Jos Prüm, Schloss Lieser, Willi Schäfer), waren mir aber auch teilweise, meckern auf sehr hohem Niveau, schon zu fett (Loosen, Fritz Haag, WWE Dr. Thanisch).

Bei den Auslesen waren meine Favoriten Prüm, Schäfer, Müller (Scharzhofberg), Schloss Lieser und Forstmeister Geltz-Ziliken.
Als besondereres Highlight hatte das Weingut Joh Jos Prüm eine Graacher Himmlereich TBA aus dem Jahre 2005 zum probieren und ersteigern dabei. Unglaublich konzentriert, blieb minutenlang präsent. Die Magnum kam dann auch für schlanke 10120,95 Euro unter den Hammer.
Der Kabinett Scharzhofberger alte Reben von Egon Müller sorgte für einen neuen Rekord bei den Kabinetten: 199,92 Euro pro Flasche. Vertsteigert wurden davon 1200 Flaschen.
Seine Magnum Scharzhofberger Auslese Goldkapsel erzielte 3498,60 Euro. Davon gab es 6 Stück.
Damit war Egon Müller mit seinen beiden Weingütern klarer Umsatzsieger mit circa 500000 Euro Umsatz.

Am günstigsten zu erwerben war der Kabinett Kupp #5 von Peter Lauer für 28,74 Euro und der Altenberg Kabinett von Othegraven für 31,25 Euro pro Flasche.

Insgesamt wurden 11201 Flaschen versteigert.
Herr Von Schubert hielt souverän seine Eröffnungsrede als neuer VDP-Vorsitzender.
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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