Martin Müllen

Mich nervt vor allem auch das stete Bangen, ob man wieder eine dieser (leider nicht so wenigen) Müllen-Flaschen mit Korkproblem (Abdichtung, nicht Geschmack!) erwischt hat.

Guido, bei älteren Müllen-Jahrgängen muss man in der Tat von einer vergleichsweise großen Ausläuferproblematik sprechen. Das ist aber seit spätestens dem 08er Jahrgang Geschichte, denn Martin Müllen hat inzwischen etwas getan, wozu er vorher schlichtweg finanziell nicht in der Lage war: Er hat etliche tausend Euronen in eine neue Abfüllanlage mit einem hochmodernen Korkschloss investiert! Wenn man 08er oder 09er kauft, braucht man also nicht mehr zu bangen (eventuell wurden auch schon die 07er mit dem neuen Gerät auf die Flasche gebracht und verkorkt, aber das weiß ich jetzt nicht mehr genau, ohne beim Winzer nachzufragen).

Aus 09 gibt es außerdem einen für meine Begriffe sehr lohnenden Paradies-Kabinett in (dezent) restsüß, dem Martin Müllen einen Schrauber verpasst hat.

Beste Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

Martin hat die Anlage im 08 gekauft und in Betrieb genommen, die 07er somit noch vom Lohnfüller gefüllt. Martin ist wirklich sehr sehr penibel wenns ums Füllen geht, um so erstaunter war ich auch schon wegen den Ausläuferproblematik.

Gruss

Dominik

Hallo zusammen,

neue Abfüllanlage - gefällt mir. Erste Weine mit Schrauber - gefällt mir noch besser.
Neinnein, ich schreibe Müllen sicherlich nicht ab.

Beste Grüße
Guido

Dass Martin Müllens Rieslinge hervorragend reifen, zeigte kürzlich einmal mehr diese Spätlese:



In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf die am 19.2. im Trabener Hotel Bellevue stattfindende Präsentation von Müllens gereiften Weinen hinweisen. Das Weingut gehört zu den wenigen Betrieben, die bewußt immer wieder Weine zurückhalten und erst etliche Jahre später auf den Markt bringen; der Besuch der Veranstaltung ist für Rieslingfreunde auf jeden Fall eine spannende Sache. Ob ich es selber schaffen werde, vor Ort zu sein, weiß ich allerdings leider noch nicht genau.

Beste Grüße

Bernd

Kröver Kirchlay Riesling Kabinett trocken 1994 war auch für mich als Trockenenthusiast ein hartes Brot. Die Flasche rundherum einwandfrei, der Korken mit einem Wachsklecks a la Löwenstein, allerdings sieht er beim Kabinett wie handgemacht mit einer Kerze aus. Der vorherrschende Geschmackseindruck: Säuerlichkeit. Ein karger, sehr säuerlicher Wein. Nein, kein saurer Wein. DIe Kraft dieser Säure drängt andere Elemente rigoros zur Seite. Es braucht viel Geduld. Irgendwann tritt die Säure in den Hintergrund, Schmelz und sogar eine gewisse Süße erfreuen. Ob der Wein allein dafür verantwortlich ist oder auch betäubte Säurerezeptoren weiß ich nicht zu sagen.

Hallo Carsten,

naja, gute 16 Jahre sind für einen trockenen Kabi ja nun auch wirklich ein ordentliches Alter, in dem so manch anderer trockener Riesling bereits komplett die Grätsche gemacht haben dürfte.

Ich erinnere mich noch sehr an Martin Müllens trockenen 91er Kabinett ohne Lagenangabe. Den fand ich zunächst auch sehr säurestraff und abweisend, aber mit etwas *Übung* präsentierte er dann hinter der knackigen Säure doch noch seine weiteren Aromen. Leider habe ich seinerzeit nicht genug Flaschen davon erwoben, und inzwischen ist er ausverkauft....

Beste Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

lieber so, als wenn der Wein altersschwach gewesen wäre. Das war er ganz und garnicht und ich bin schon gespannt auf die trockene Paradies Auslese aus dem selben Jahr, die ich vielleicht heute Abend probiere.

Mit besten Grüßen

Carsten

und ich bin schon gespannt auf die trockene Paradies Auslese aus dem selben Jahr, die ich vielleicht heute Abend probiere

Kle, das ist ja echt ein Ding! Dieser Wein liegt wahrscheinlich in keinen 20 Kellern mehr - und dann kommen wir am selben Tag darauf, ihn zu trinken.
Nach dem Entfernen der Kapsel war ich hoffnungsvoll: kein Dichteproblem, der Korken sah gut aus. Aber schon nach dem Ziehen machte sich ein brachialer Geruch breit. Und tatsächlich: ein TCA-Opfer vom Feinsten. Doof! Da hat man einen Wein vor sich, dessen Säuregerüst ihn mühlos noch jahrelang leben lassen würde, und dann wird er gekillt von einem Ding, mit dem man nicht einmal ein frisch geschlüpftes Rotkehlchen totwerfen könnte.

Gruß
Guido

Bei Martin Müllen habe ich am Karnevalssamstag die 94er Paradies-Auslese trocken probiert und gleich 6 Halbliterflaschen geordert. Eine detaillierte VKN folgt, wenn der Wein bei mir angekommen ist.

Großer Stoff ist die Hühnerberg-Spätlese* 09 trocken - wenn ich momentan trockene Rieslinge in dieser Preiskategorie kaufen würde, wäre das auf jeden Fall vor vielen GGs ein Kandidat für meinen Keller. Der Wein kombiniert die Finesse des Hühnerbergs mit einer schier unendlichen Tiefe.

Die 09er Weißburgunder-Spätlese trocken, nach der zwischenzeitlich angekommene Kunden fragten, war schon am 12.11. 2010 (!!) geöffnet worden, präsentierte sich aber in tadelloser Form. Einen nach fast vier Monaten noch so intakten Wein aus der bereits vom Korken befreiten Flasche hatte ich bislang noch nie im Glas.

Als Kuriosität am Rande habe ich diesmal eine Flasche Dornfelder mitgenommen. Normalerweise hasse ich die Sorte wie die Pest, aber das Müllensche Exemplar, welches 22 Monate im großen Holzfass verbracht hat, zeigt, dass man auch aus der violetten Pest etwas Ordentliches machen kann:



Beste Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

danke für die Eindrücke vom Müllen-Besuch. Eine knapp fünf Monate offene Flasche Weißburgunder, die noch völlig in Ordnung ist, ist bemerkenswert. Das ist für mich aber auch das gute am Weißwein - im Kühlschrank ordentlich verschlossen (ein Vorteil des Schraubers) hält er sich problemlos ein paar Tage frisch, oft sogar mehrere Wochen, wobei es zu letzterem bei mir aus Platzmangel meist nicht kommt.

Warum nennt denn Müllen seinen Dornfelder "Rotwein" und nicht Dornfelder? Ist das 100% Dornfelder oder ist da noch was anderes drin?

Hallo Stephan,

in dem 07er Trarbacher Königsberg steckt zu 100 % Dornfelder. Warum Martin Müllen die Sorte nicht (mehr) aufs Etikett schreibt? Weil, wie mein eigenes Beispiel hervorragend demonstriert , kaum ein einigermaßen "aufgeklärter" Weintrinker Dornfelder von der Mosel kaufen oder auch nur probieren will!

Der Wein ist aber wirklich ganz anders als das, was im Anbaugebiet ansonsten aus dieser Sorte gebraut wird. Man könnte ihn ganz gut als Piraten in eine Südfrankreich-Verkostung stecken.

Beste Grüße

Bernd