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Martin Müllen

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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 20. Mär 2020, 22:13

Bernd Schulz hat geschrieben:Wir könnten aber mal wieder wie gehabt unsere eigene Onlineverkostung organisieren. Warum nicht mal mit einem Wein von Martin Müllen....oder gleich zwei Weinen....?
Können wir gerne machen, und wäre ich gerne dabei. Wenn mir jemand sagt, was, und woher ich's bekomme (ab Gut?), dann lööft dat.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Martin Müllen

BeitragFr 20. Mär 2020, 23:03

...ich hab' mir erst neulich einen Sack voll 2010er Weine von MM besorgt, da hat er noch einige im Angebot und es ist einfach einer meiner Lieblingsjahrgänge... :D
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragMo 23. Mär 2020, 11:31

Nur :mrgreen: ein ¾-Jahr nach meiner Bitte um eure Empfehlungen nehme ich nun endlich die von Bernd organisierte Verkostung zum Anlaß, das Weingut kennenzulernen. Neben den dort beschlossenen 2x3 Weinen habe ich nochmal eure Empfehlungen von damals durchforstet, mit Bernds neuen Empfehlungen kombiniert, und daraus diese Auswahl mitbestellt:

Nr. 3179 - 2002 Kröver Letterlay Spätlese fruchtsüß
Nr. 1378 - 2008 Trarbacher Hühnerberg Spätlese trocken
Nr. 1563 - 2016 Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken
Nr. 1573 - 2017 Trarbacher Hühnerberg Kabinett* trocken
Nr. 1574 - 2017 Kröver Paradies Spätlese trocken
Nr. 3586 - 2017 Trarbacher Hühnerberg Auslese

Jetzt fällt mir auf, daß bis auf die 2016er Kröver Paradies Spätlese feinherb kein Wein mit einer 2xxx-Nummer dabei ist, stattdessen aber zwei mit 3xxx-Nummer. Und das, wo heftige Süße doch eher nicht mein Ding ist... Paßt scho'. Berichte folgen dann peu à peu. Freue mich darauf!

Mein besonderer Dank geht an Bernd, Ollie und puschel für ihre Empfehlungen!

Sagte schonmal jemand, daß das Sortiment total verwirrend ist? :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragMo 23. Mär 2020, 13:57

Eine sehr schöne Auswahl, Karsten! Im Nachhinein ärgere ich mich allerdings etwas darüber, dass ich dir nicht geraten habe, den 17er Spätburgunder aus dem Ungsberg zu ordern. Der ist mir leider erst eben eingefallen.

amateur des vins hat geschrieben:Jetzt fällt mir auf, daß bis auf die 2016er Kröver Paradies Spätlese feinherb kein Wein mit einer 2xxx-Nummer dabei ist, stattdessen aber zwei mit 3xxx-Nummer. Und das, wo heftige Süße doch eher nicht mein Ding ist...


Die restsüßen Weine von Martin Müllen wirken oft nicht so heftig süß. Und bei der 17er Hühnerberg-Auslese steht schon aufgrund der immerhin 9 Umdrehungen zu vermuten, dass es sich nicht um eine absolute Zuckerbombe handeln wird.

amateur des vins hat geschrieben:Sagte schonmal jemand, daß das Sortiment total verwirrend ist?


Das Sortiment ist verwirrend, keine Frage. Aber es gibt Gründe dafür, dass Martin es so gestaltet, wie er es gestaltet. Ich führe das gerne etwas näher aus, aber dazu brauche ich mehr Ruhe, als ich tagsüber habe. Nach Feierabend....

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragMo 23. Mär 2020, 22:29

Ein Grund für das verwirrende Sortiment des Weinguts Müllen liegt darin, dass Martin Müllen von dem berühmten Prinzip "Ehe der neue Jahrgang angeboten wird, muss der alte möglichst komplett verkauft sein" nichts hält. Seine Weine sind auf lange Lagerfähigkeit hin konzipiert, was zur Folge hat, dass manche von ihnen in der Jugend noch nicht viel hergeben oder sogar abweisend wirken. Solche Sachen legt Martin erst einmal zurück und bringt sie manchmal erst etliche Jahre später auf den Markt. Das führt natürlich zu einem Sammelsurium von Jahrgängen, wie man es bei anderen Weingütern kaum erlebt.

Hinzu kommt die Tatsache, dass gemessen an der Betriebsgröße Jahr für Jahr sehr viele unterschiedliche Weine abgefüllt werden. Es wäre rein marketingtechnisch sicher besser (und zudem mit großer Arbeitsersparnis verbunden), hier eine Straffung durchzuführen, aber Martin ist nun mal kein Marketingtechniker, sondern ein von seinem Beruf besessener Winzer, der möglichst ausdrucksstarke Sachen auf die Flasche bringen will. Zum Ausdruck gehört für ihn der Lagencharakter, der oft gerade in kleineren Weinen besonders deutlich zu Tage tritt. Wenn er beispielsweise den Eindruck hat, dass er aus dem im Trabener Würzgarten eingebrachten Lesegut einen für diese Lage charakteristischen trockenen Kabinett machen kann, macht er ihn auch, anstatt das Material in einer großen Partie Einheitswein zu verwursten. Klar, einen trockenen Liter ohne Lagenangabe gibt es bei ihm auch, aber daneben eben viele Sachen, die bedingt durch die Lage und durch die sonstigen Eigenschaften (mal besonders filigran, mal eher wuchtig, mal eher säurebetont, mal mit weicher Säure etc. usf.) ein ausgesprochen individuelles Gesicht zeigen. Dadurch besitzt das Sortiment eben einen größeren Umfang, der mit einiger Unübersichtlichkeit verbunden ist.....

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 25. Mär 2020, 19:07

Falls jemand gerade mitliest und sehr kurzfristig antworten möchte...
amateur des vins hat geschrieben:Nr. 3179 - 2002 Kröver Letterlay Spätlese fruchtsüß
Nr. 1378 - 2008 Trarbacher Hühnerberg Spätlese trocken
Nr. 1563 - 2016 Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken
Nr. 1573 - 2017 Trarbacher Hühnerberg Kabinett* trocken
Nr. 1574 - 2017 Kröver Paradies Spätlese trocken
Nr. 3586 - 2017 Trarbacher Hühnerberg Auslese
Wenn ich einen dieser Weine gleich heute aufziehen wollte: Welcher sollte es sein, wenn ich der Verkostung nicht zu sehr vorgreifen möchte - wenn's geht?

Edit:
Macht euch keine Mühe (und sorry für das kleine Zeitfenster). Ich nehme was vom Hühnerberg, weil der in keinem der beiden 3er vertreten ist, und zwar das Kabinett.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 25. Mär 2020, 20:46

So, der allererste Eindruck vom

Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Kabinett* trocken 2017 (10,5%)

(Einen Ticken zu weit runtergekühlt...)
In der Nase ziemlich wenig preisgebend, aber das wird an der Temperatur liegen - ich trage dann nach. Ein wenig Pfirsich, deutlich Feuerstein. Vermittelt den Eindruck, straff zu sein.
Nach dem ersten Schlückchen der erste Gedanke: oh ja, das ist trocken! Wahrscheinlich habe ich ahnungslos den trockensten, säurebetontesten Wein des gesamten Sortiments ausgesucht. :lol: Und dann: Wie geht das, bei nur 10,5%, und vergleichsweise wenig grünen Noten? Obwohl, im Abgang ist schon eine ganze Menge leicht unreifer Granny Smith.

Erst danach schaue ich in die Beschreibung auf der Homepage, um etwas über Öchsle und RZ herauszufinden - leider vergeblich. Wer darüber etwas weiß, und das Rätsel lösen kann - bitte, gerne! Gerade wenn es doch ein steiler Kessel in Südausrichtung ist. Wird das so extrem früh gelesen? Und warum schmeckt das dann nicht noch viel unreifer?

Die dort wiedergegebene Beschreibung des Wine Advocates übrigens trifft den Nagel auf den Kopf, weshalb ich mir erlaube, schnöde herauszukopieren:
Ideal für Fans von sehr trockenen Weinen.
Sehr trockener Riesling, mit kräftiger Säure und der unnachamlichen Kraft des Trarbacher Hühnerberg.

WINE ADVOCATE Robert Parker: 92 Punkte
"The intensely yellow colored 2017 Trarbacher Hühnerberg Riesling Kabinett Trocken opens with a deep but bright and concentrated bouquet of ripe apricots intermixed with crunchy, coolish-flinty slate and even tropical fruit aromas such as pineapples. Silky, fine and lush on the palate, this is a dry, clear and crystalline Kabinett with less botrytis than the other 2017 Kabinett wines but with great precision, remarkable intensity, length and fine tannins. Very long and juicy, with great charm. Tasted in March 2019."

Jetzt, mit der richtigen Temperatur, dreht die Nase ziemlich auf und legt an Intensität zu. In Relation dazu verliert der Gaumen an Ausdruck. Aber ich nehme an, gerade diese Zartheit ist es, was Kabinettfans anzieht.

Für mich ungewohnt, und nicht mein favorisierter Stil: Mir gefällt es dichter am Gaumen, und die Säure bräuchte mehr Widerpart. Aber ich mag ja auch C9 etc. Davon unbenommen, ist das aber ein ziemlich guter und interessanter Wein, ein wenig ein Nasenriese, mit sehr langem, wenn auch etwas linear grünapfeligen Abgang. Nicht ganz balanciert für meinen Geschmack, aber seine 14,90 € ab Hof sicher wert.

Spannend ist das allemal, weshalb ich mich jetzt zwinge, den Rest wegzustellen... :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 25. Mär 2020, 21:25

Hallo Karsten,

amateur des vins hat geschrieben:Erst danach schaue ich in die Beschreibung auf der Homepage, um etwas über Öchsle und RZ herauszufinden - leider vergeblich. Wer darüber etwas weiß, und das Rätsel lösen kann - bitte, gerne! Gerade wenn es doch ein steiler Kessel in Südausrichtung ist. Wird das so extrem früh gelesen? Und warum schmeckt das dann nicht noch viel unreifer?


über Öchsle und RZ kann ich dir leider nichts sagen, aber wenn du die Müllens dazu befragst, erhältst du bestimmt eine Antwort. Jetzt sind sie ja wahrscheinlich aus dem gröbsten Packstress heraus.... ;)

Im Hühnerberg haben die Trauben laut Martins Aussage generell immer eine etwas geringere Öchslegradation als in den anderen Lagen des Betriebs. Warum das so ist, weiß ich erneut nicht; jedenfalls scheint mir gerade darin (in Kombination mit einem Plus an Finessenreichtum in der Aromatik) der Vorteil der Lage zu bestehen!

amateur des vins hat geschrieben:Aber ich nehme an, gerade diese Zartheit ist es, was Kabinettfans anzieht.


Ganz genau! Der Wein steht prototypisch für einen schlanken, feingliedrigen Moselstil, wie er auf der trockenen Ebene leider im Anbaugebiet nicht mehr so oft anzutreffen ist. Woanders findet man ihn allerdings noch viel weniger :mrgreen: .

amateur des vins hat geschrieben:Spannend ist das allemal, weshalb ich mich jetzt zwinge, den Rest wegzustellen...


Mache das mal! Der Wein hält sich problemlos über Tage (wahrscheinlich sogar über Wochen) in der geöffneten Flasche und entwickelt wahrscheinlich morgen oder übermorgen noch mehr Nuancen.

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Martin Müllen

BeitragMi 25. Mär 2020, 22:11

amateur des vins hat geschrieben:Wie geht das, bei nur 10,5%, und vergleichsweise wenig grünen Noten?

...das habe ich mich beim 15er auch gefragt, der ebenfalls nur 10,5 Ampere hatte... :o
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 25. Mär 2020, 22:18

Irgendwie konnte ich das Kabinett so nicht stehenlassen und habe daher noch als Kontrastprogramm aufgezogen:

Martin Müllen, Kröver Letterlay Spätlese fruchtsüß 2002 (7,5%)

Riecht im ersten Moment ein bißchen wie die Biolehmfarbe, die wir gerade verstrichen haben. :mrgreen:
Dann reife gelbe Mirabelle, Kräuter und ein Hauch Honig (wohl von Botrytis), sowie eine leise Lakritznote. "Riecht süß", ein wenig. Ich frage mich selbst, was ich damit meine, aber Süßweine, speziell Rieslinge, haben eine Note, die ich nicht benennen kann, die aber stark mit der Restsüße korreliert.
Wie erwartet und prognostiziert, am Gaumen nur verhalten süß schmeckend, aber an den Lippen merkt man den Zucker schon. Nicht besonders "alt", da hatte ich schon erheblich stärkere Petrolnoten; hier fast keine. Stattdessen die Aromen der Nase fortführend. Kühle, frische, wenngleich milde Säure.
[+30'] Komplexität nimmt zu. Jetzt auch leicht erdige Aromen und am Gaumen ein Hauch Pinienzapfen.

Interessant: In der Beschreibung steht 10,5%, auf dem Etikett des Fotos 9,5%, und auf meiner Flasche 7,5%. Ich denke, letzteres paßt.

Dieser Wein ist in sich stimmiger als das Kabinett, und auch komplexer. Zucker ist ein Charmeur, und ich bin sehr kritisch gegenüber Bewertungen, die mit dem RZ immer höher werden, wie man es z.B. bei professionalen Horizontalen häufiger sieht. Aber ich verstehe, wie es dazu kommt, auch wenn es die Maßstäbe verzerrt. Jedenfalls ist hier mehr Substanz und Balance, und ich bin gespannt auf die Fortsetzung...
Besten Gruß, Karsten
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