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Martin Müllen

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Moselaner

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 18. Nov 2020, 00:47

Hallo!
Zuletzt im Glas:
Kröver Paradies Riesling Kabinett 2019 trocken

Wie man es von Müllen erwartet ein klassischer Moselkabinett, schlank im Alkohol, aber alles andere als ein dünner Wein.
Am ersten Tag noch etwas abweisend, mit deutlichem Bitter am Schluss. Am zweiten Tag dann harmonisch mit schöner Frucht (Grapefruit, Pfirsich) und salziger Spur. Schön das Müllen der aussterbenden Kategorie Kabinett trocken weiterhin zu fair kalkulieren Preisen treu bleibt und diese Weine klassisch interpretiert.

Insgesamt haben die Preise ja schon spürbar angezogen und die Tendenz wird nach den 100 Parker Punkten nur klar in eine Richtung gehen.
Die entsprechende TBA liegt bei knapp 400 Euro, aber auch die Weine aus dem Hühnerberg sind auf einem sehr ambitionierten Niveau angekommen. Die zwei Sterne Auslese liegt hier auch bei 75 Euro.
Es sei ihm aufgrund der Qualität und seiner Philosophie ohne wenn und aber gegönnt und schön ist, dass er immer noch genug Weine anbietet, die kundenfreundlich kalkuliert sind.
Aber gerade die Weine aus seiner besten und wahrscheinlich spannendsten Lage müssen sich neben der schon länger meistens vorhandenen Qualität (abgesehen von früher immer mal wieder auftretenden Problemen mit Kork und Ausläufer, aber diesbezüglich sind die Meinungen ja auch unvereinbar widersprüchlich ;-)) nun auch preislich mit den ganz Großen messen.

Die Geheimtipp und Schnäppchen Zeiten sind wie bei so vielen anderen unwiderruflich vorbei.
Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 18. Nov 2020, 01:21

Moselaner hat geschrieben:Insgesamt haben die Preise ja schon spürbar angezogen und die Tendenz wird nach den 100 Parker Punkten nur klar in eine Richtung gehen.
Die entsprechende TBA liegt bei knapp 400 Euro...


Zunächst habe ich das nicht glauben wollen, aber ein Blick auf die Website führte zur Bestätigung.

Ja, was soll ich sagen? Autsch! :(

Das ist - auch in Kombination mit den sonstigen Preisen für die 2019er - definitiv nicht mehr meine Welt. Ich gönne den Müllens den Erfolg (so sie ihn denn nachhaltig haben sollten) und freue mich über die zahlreichen älteren Müllen-Rieslinge in meinem Keller. Ansonsten bedeutet das wohl bei mir das Ende einer langen, für mich in puncto Wein durchaus prägenden Ära... :( :(

Wehmütige Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mi 18. Nov 2020, 09:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Philst

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 18. Nov 2020, 09:32

Hallo Bernd,

ich kann dich gut verstehen. Man muss aber auch sehen, dass nun auch Jonas Müllen von den Einnahmen leben muss und bei der Herstellung ein großer Aufwand betrieben wird, z.B. durch Selektion des Leseguts.

Die Preise für die edelsüßen Weine interessieren mich nicht, da ich die ohnehin nicht kaufe. Auch bei den für mich relevanten trockenen Weinen ist preislich schon eine deutliche Trendenz nach oben zu sehen. Da ich alle meine Müllen-Weine aber in der der deutlich günstigeren Vorabreservierung kaufe, finde ich es großteils dann auch wieder in Ordnung. Auf die trockenen Spätlesen aus dem Hühnerberg werde ich künftig aber wohl auch eher verzichten oder nur Einzelflaschen kaufen, da hier meine Schmerzgrenze sehr bald erreicht ist und mir z.B. die günstigeren Letterlay-Weine aufgrund der etwas geringeren Säure mindestens genauso gut schmecken.

Beste Grüße

Philipp
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EThC

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 18. Nov 2020, 09:40

Bernd Schulz hat geschrieben:Ja, was soll ich sagen? Autsch! :(

Tja, auch ohne VDP finden bei den meisten Weingütern die Gesetze der Marktwirtschaft -insbesondere was Angebot und Nachfrage angeht- ihre Anwendung. Und solch eine Ritterschlag-Bewertung wird die Nachfrage zumindest kurzfristig deutlich anheben, die gefühlte Zahl der Punktetrinker ist ja nicht gerade gering und die PP's finden auch nicht nur in Deutschland Beachtung.

Ich hab' nicht so wahnsinnig viel Müllen-Erfahrung, aber es waren bis jetzt ein paar wirklich bemerkenswerte Sachen dabei, die ich nicht so schnell vergessen werde. Ich werde das Gut jetzt auch nicht abschreiben, aber wahrscheinlich habe ich den Peak meiner Einkäufe dort nun schon deutlich hinter mir.

Aber: es gibt ja zum Glück immer wieder neue Gesichter in der Weinwelt, die -zumindest zeitweise (bis halt die ersten 100 PP's eintrudeln :mrgreen: )- auch preislich attraktive Sachen zaubern. Bei Müllen denke ich in erster Linie an den Hühnerberg, und da hab ich persönlich schon Ersatz gefunden. Denn Jakob Tennstedt macht da einen Riesling, den ich noch klar über die der Müllens stelle (allerdings muß man da auch ein bißchen naturweinaffin sein); der ist zwar mit seinen über 30 Euronen auch kein Schnäppchen, aber bei Müllen müßte der gemäß meinem Ranking mittlerweile schon deutlich dreistellig sein...
Viele Grüße
Erich

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Kle

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 18. Nov 2020, 12:18

EThC hat geschrieben:(allerdings muß man da auch ein bißchen naturweinaffin sein)

...Danke für den Tipp...
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Tristram Shandy
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragMi 18. Nov 2020, 23:31

Der nächtliche Schock angesichts der knapp 400 Euro war so groß, dass ich meinem Missvergügen wohl etwas zu drastisch Luft gemacht habe. Den besonders guten Draht zum Weingut Müllen, über den ich seit mehr als anderthalb Jahrzehnten verfüge, werde ich jetzt nicht im Hauruck-Verfahren kappen. Mal schauen - vielleicht kann ich doch noch irgendwie die Euronen für einen Sixpack mit Müllenschen 2019ern zusammenkratzen.....

EThC hat geschrieben:Tja, auch ohne VDP finden bei den meisten Weingütern die Gesetze der Marktwirtschaft -insbesondere was Angebot und Nachfrage angeht- ihre Anwendung. Und solch eine Ritterschlag-Bewertung wird die Nachfrage zumindest kurzfristig deutlich anheben, die gefühlte Zahl der Punktetrinker ist ja nicht gerade gering und die PP's finden auch nicht nur in Deutschland Beachtung


Ich nehme mir nach wie vor die Freiheit, den "Gesetzen der Marktwirtschaft" keinen Absolutheitsanspruch zuzubilligen. Das berühmte Gesetz von Angebot und Nachfrage, deren Verhältnis den Preis bestimmen soll, habe ich im Falle meines eigenen Betriebs weitgehend außer Kraft gesetzt (ob ich damit in jeder Hinsicht glücklich bin, ist ein anderes Thema :twisted: ). Davon abgesehen bezweifele ich vorsichtig, dass die 100 Parker-Punkte für die 400-Euro-TBA auf breiter Front zu einer höheren Nachfrage nach Müllen-Weinen führen werden.

Seit dem Beginn der Corona-Zeit scheint mir das Weingut eher Probleme mit der Nachfrage zu haben; genau deshalb wurden und werden ja von Jonas und Martin diverse Online-Aktivitäten betrieben. Sprich: Zu den höheren Preisen haben sich die beiden nicht wegen einer höheren, sondern trotz einer niedrigeren Nachfrage entschlossen. Die Überlegungen, die dahinter stehen könnten, sind mir nicht ganz fremd; in den letzten Monaten habe ich mir selber auch mehrfach Gedanken über höhere Preise trotz geringerer Nachfrage gemacht....

Herzliche Grüße

Bernd
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Volker

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 19. Nov 2020, 10:53

Grundsätzlich zeigt die Preisentwicklung bei Müllen doch einen allgemeinen Trend.

Einerseits haben wir eine generelle Preisentwicklung nach oben bei Weingütern, die mehr im Fokus stehen und zusätzlich kommt es zu einer ausgeprägteren Preisdifferenzierung mit deutlich stärkerer Preis Spreizung insbesondere was die Top Weine bzw. Top Lagen angeht. (Bei Müllen eben die Hühnerberg Weine)
An der Stelle wird dann auch gerne das Gewann als Möglichkeit mit genutzt, die Differenzierung auszuweiten und Weine in einem höherem Preis Level zu platzieren.

Letztlich eine Tendenz die überspitzt dazu führt, das der gemeine Kunde sich eben in der unteren Range bedienen kann, die man für das Volumen braucht aber wenn man was "Besseres" haben möchte, die Preise eben deutlich höher ausfallen.

Kann man so tun, dann aber ohne mich, da es eben auf der anderen Seite genug Winzer gibt, bei denen es mir die Preisstruktur noch erlaubt, dass eben nicht nur die Entry Range erreichbar ist. Das es einzelne Top Weine gibt, die außerhalb meines Preisbereichs liegen sei unbenommen und Weine wie eine solche TBA spielen hierbei keine Rolle.

Volker
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Lurchus

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 19. Nov 2020, 20:09

Mit dem Preisniveau, das geht mir schon länger so, auch bevor der Bewertung.....

war deshalb leider auch lang nicht mehr bei ner Verkostung.
Mir gehts wie vielen hier, ich gönn denen, wenn sie die aufgerufenen Preise nehmen können, ist ja auch ne sehr sympathische Familie, aber...
das ich bei Susanne nen Kartönchen trockenen Kabi order, und dann noch nen Gläschen selfmade Weingelee bekomme, sehe ich irgendwie nicht mehr so bald kommen.

Was solls, gibt geug andere gute Betriebe in der Region die noch nen exzellentes PGV haben, auch wenn der Still der Müllenschen Weine natürlich schon sehr speziell ist.
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EThC

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 19. Nov 2020, 22:36

Bernd Schulz hat geschrieben:Zu den höheren Preisen haben sich die beiden nicht wegen einer höheren, sondern trotz einer niedrigeren Nachfrage entschlossen

Das mach ich jetzt auch! Ich verdoppele meine Honorarsätze und arbeite dann nur noch die Hälfte der Zeit! :mrgreen:
Unsere Welt ist so kompliziert, da kommt man selbst auf die einfachsten Sachen nicht mehr so ohne Weiteres! :lol:
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 19. Nov 2020, 22:54

Erich, du darfst gerne feixen! ;) :)

Aber die Welt ist tatsächlich kompliziert. Es gibt genug Leute, die Wein nicht deshalb kaufen, obwohl er teuer ist - sondern vielmehr deshalb, weil er teuer ist! So mancher besonders renommierte Winzer lebt hauptsächlich von dieser Klientel....

Lurchus hat geschrieben:Mit dem Preisniveau, das geht mir schon länger so, auch bevor der Bewertung.....


Naja, bislang gab es einstellig gespreiste Kabis mit Lagenbezeichnung und oft auch sehr deutlich ausgeprägtem Lagencharakter. Es gab über etliche Jahre die restsüße Paradies-Spätlese ohne Stern für 9,90, wenn ich mich richtig erinnere. Aus 2019 hingegen finde ich keinen Riesling, der unter der 10-Euro-Grenze liegt - vielleicht sollte ich es nach langer Zeit mal wieder mit dem Müller-Thurgau probieren? Schlecht fand ich den nie.... :twisted:

Herzliche Grüße

Bernd
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