Aktuelle Zeit: Fr 26. Apr 2024, 06:37


Martin Müllen

  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Gaston

  • Beiträge: 1086
  • Registriert: Mi 15. Dez 2010, 14:53

Re: Martin Müllen

BeitragSa 4. Apr 2020, 19:41

An der gemeinsamen Müllen-Verkostung konnte ich zwar nicht teilnehmen, aber immerhin hat es mich dazu inspiriert, einen Müllen zu öffnen:

Bild

Ich hatte den Wein bereits gestern geöffnet und war von der doch sehr dominanten Süße ein wenig verschreckt, sodass ich schließlich umdisponierte und mich dem Hühnerberg-Kabi intensiver erst heute widmete. Die 24 Stunden Kühlschrankruhe haben dem Wein gut getan. Die Süße ist zwar immer noch sehr präsent (für mich ist das feinherb am oberen Limit, eigentlich schon eher restsüß), aber doch schon besser eingebunden als kurz nach dem Öffnen. Der Wein beeindruckt mich in diesem Stadium vor allem mit seiner extrem klaren und extrem charmanten Frucht, die wirklich großartig ist. Insgesamt empfinde ich das Süße-Säure-Verhältnis aber als leicht unausgewogen zu Ungunsten der Säure. Wahr ist aber auch, dass das letzte Glas auch diesbezüglich das beste war, sodass sich hier mit etwas Reife wahrscheinlich mehr Balance einstellen wird. Im jetzigen Zustand fehlt mir ein bisschen der Biss, auch wenn das Gejammer auf relativ hohem Niveau ist. Und die Frucht ist wirklich ein Traum.
Beste Grüße
Gaston
Offline

Kle

  • Beiträge: 953
  • Registriert: Fr 10. Dez 2010, 18:18
  • Wohnort: Hamburg

Re: Martin Müllen

BeitragSo 5. Apr 2020, 11:24

Gaston hat geschrieben:Und die Frucht ist wirklich ein Traum.


Hallo Gaston,

ähnlich empfand ich es letzte Woche mit Hühnerberg Spätlese 2016 trocken. Die Frucht hat mich fassungslos gemacht – ich habe noch mal geguckt, ob ich mir das Richtige eingeschenkt habe. Mit Mango und tropischer Note und einer Fülle, die nicht drall, sondern fein akzentuiert und delikat-betörend schmeckte. Grandios in sich ruhend. Außerdem gut von Säure unterlegt, die allerdings später für mich zum Problem wurde. Hatte phasenweise das Gefühl, der Wein würde von seiner eigenen Säure zerfressen. Er bewegte sich insgesamt zwischen diesen Extremen und braucht wahrscheinlich noch viel Zeit.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Martin Müllen

BeitragDo 9. Apr 2020, 22:39

Heute Abend im Glas:

Martin Müllen, Kröver Paradies Spätlese trocken 2017 (11,5%)

Goldgelb, wie Apfelsaft?!
Kraftvoll, dicht, leicht oxidativ (aber keineswegs kaputtoxidiert). Aber aromatisch passiert nicht viel. Ein wenig Graubrotkruste und Mandarine vielleicht.
Am Gaumen viel Substanz, dtl. Adstringenz und ausreichende (im Vergleich eher mildere) Säure. Auch hier merkwürdig bedeckt.

Bin nicht sicher, ob hier ein Korkschleicher im Spiel sein könnte? Jetzt hätte ich gerne eine Konterflasche, oder einen der Müllens!
[+45'] Verdacht erhärtet sich...
[+1h30'] Immernoch schwach ausgeprägt, aber mittlerweile bin ich mir relativ sicher, daß Kork im Spiel ist.

Einer der extrem seltenen Fälle, wo der Wein trotz TCA trinkbar bleibt, wenn auch ohne besonderen Spaß. Das Potential ist zu erahnen, aber preisgeben kann er es so nicht. Schade.
Besten Gruß, Karsten
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Martin Müllen

BeitragDo 9. Apr 2020, 23:23

amateur des vins hat geschrieben:Einer der extrem seltenen Fälle, wo der Wein trotz TCA trinkbar bleibt, wenn auch ohne besonderen Spaß. Das Potential ist zu erahnen, aber preisgeben kann er es so nicht. Schade.


Tja, was soll ich dazu sagen? Bei einer mit Schrauber oder Stainless Cap á la Querbach oder Vinolok verschlossen Flasche würde sich das Problem gar nicht stellen, aber angesichts der Tatsache, dass genug User díeses Forums immer noch gerne auf einer pseudoromantischen Ebene argumentieren, sobald es um die Verschlussfrage geht... :( ......

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Kle

  • Beiträge: 953
  • Registriert: Fr 10. Dez 2010, 18:18
  • Wohnort: Hamburg

Re: Martin Müllen

BeitragDo 9. Apr 2020, 23:32

amateur des vins hat geschrieben:Kraftvoll, dicht, leicht oxidativ (aber keineswegs kaputtoxidiert). Aber aromatisch passiert nicht viel. Ein wenig Graubrotkruste und Mandarine vielleicht.
Am Gaumen viel Substanz, dtl. Adstringenz und ausreichende (im Vergleich eher mildere) Säure. Auch hier merkwürdig bedeckt.

Bin nicht sicher, ob hier ein Korkschleicher im Spiel sein könnte? Jetzt hätte ich gerne eine Konterflasche, oder einen der Müllens!

Es erinnert mich, wie es für mich lange zum Mysterium der Müllen-Weine gehörte, dass manche geradezu provokant verhalten schmeckten und andere fröhlich intensiv. In letzter Zeit habe ich es nicht mehr so erlebt. Aber auf die Idee, es könne sich bei dem Mysterium schlicht um Kork handeln, war ich nie gekommen!

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Martin Müllen

BeitragDo 9. Apr 2020, 23:39

Bernd Schulz hat geschrieben:Tja, was soll ich dazu sagen?
Ich finde Schrauber ok. Je mehr Weinfehler, desto ok-er.
Ich denke, es ist wichtig, den Winzern Rückkopplung zu geben, möchte man etwas bewirken.
Besten Gruß, Karsten
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Martin Müllen

BeitragDo 9. Apr 2020, 23:45

Kle hat geschrieben:Es erinnert mich, wie es für mich lange zum Mysterium der Müllen-Weine gehörte, dass manche geradezu provokant verhalten schmeckten und andere fröhlich intensiv. In letzter Zeit habe ich es nicht mehr so erlebt. Aber auf die Idee, es könne sich bei dem Mysterium schlicht um Kork handeln, war ich nie gekommen!
Leider habe ich nur Papillen und keinen Gaschromatographen. Entsprechend unsicher bin ich, wenn es so grenzwertig ist wie hier. Man darf auch nicht die Macht der Autosuggestion unterschätzen: Irgendetwas paßt nicht, und das Gehirn beginnt nach Mustern zu suchen.

Zu Beginn habe ich nichts in Richtung TCA gerochen oder geschmeckt. Ich bilde mir aber ein, daß mit der Zeit die typischen Aromen wahrzunehmen waren, wenn auch grenzwertig. Ob das so war... :?

Vom "Müllenschen Mysterium" wußte ich mangels Erfahrung nichts. Was sagen sie denn selber dazu?
Besten Gruß, Karsten
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Martin Müllen

BeitragFr 10. Apr 2020, 08:01

Kle hat geschrieben:Ich denke, es ist wichtig, den Winzern Rückkopplung zu geben, möchte man etwas bewirken.


Ja, auf jeden Fall! Mach mal!

amateur des vins hat geschrieben:Vom "Müllenschen Mysterium" wußte ich mangels Erfahrung nichts. Was sagen sie denn selber dazu?


Sie sagen selber dazu, dass die Problematik stark entschärft wurde, seitdem sie so um die 50000 Euro in eine neue Abfüllanlage investiert haben. Und da ist durchaus auch etwas dran - Kle schreibt nicht ohne Grund:

Kle hat geschrieben:In letzter Zeit habe ich es nicht mehr so erlebt.


Trotzdem ist und bleibt der Naturkork immer und bei jedem Erzeuger eine (vermeidbare) Fehlerquelle. In Franken haben das die Winzer inzwischen durchgängig kapiert, aber an der Mosel rafft man es weitgehend noch nicht.

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4309
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Martin Müllen

BeitragFr 10. Apr 2020, 08:54

Sorry, meine Frage war unklar formuliert. Was ich meinte:
Ist es ein bekanntes, womöglich verbreitetes Phänomen, daß manche Müllen-Weine "geradezu provokant verhalten" schmecken, und eher nur in Ausnahmefällen auf TCA zurückzuführen? Oder ist das primär Kles individueller Wahrnehmung zuzuschreiben?
Besten Gruß, Karsten
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Martin Müllen

BeitragFr 10. Apr 2020, 09:23

Es gibt bekanntlich sehr viele Müllen-Weine, und sie haben die unterschiedlichsten Eigenschaften. Manche schmecken "provokant verhalten" , manche springen einen geradezu an, manche wirken schon in ihrer Jugend sehr offen, um sich später zu verschließen oder auch nicht zu verschließen, manche sind am Anfang völlig zugenagelt, aber entfalten nach Jahren eine vielfältige Aromenpalette, einige wenige kommen vielleicht auch nie so richtig in Fahrt, manche (in Relation zu anderen Erzeugern nicht überdurchschnittlich viele) leiden unter TCA, manche ältere aus den Jahrgängen vor 2008 zeigen eine deutliche Ausläuferproblematik, die auf einen zu hohen Füllstand und einen wenig dichten Korken hinweist.....

Ist das eventuell eine Antwort auf deine Frage, die ich immer noch nicht ganz verstehe ;) ?

Herzliche Grüße sendet Bernd, der es sehr genießt, am heutigen Karfreitag mit gebremstem Schaum und häufigeren Pausen als sonst zu arbeiten....
VorherigeNächste

Zurück zu Mosel

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 21 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen