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Ruwer-diverse Winzer

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Ralf Gundlach

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Ruwer-diverse Winzer

BeitragDi 24. Jul 2012, 22:47

Letzte Woche war ich drei Tage an der Ruwer, einerseits um mich in diesen kleinen, aber wunderschönen Tal etwas zu erholen, andererseits um neue Entdeckungen zu machen und so zu sehen, wie es um die Winzer und ihre Weine so bestellt ist, vorweg: mich überraschten die Weine, keiner der mir probirten Winzer fährt eine fettere Stilistik, wie sie an der Saar immer mehr zu finden ist, sondern man kann durchweg von gebietstypischen Weinen sprechen, der einzige Ausfall war eine 011er Schloß Marienlay Qba trocken vom Kesselstatt, der eine fürchterlich aufgesetzte Primärfrucht hatte, shame about this :evil: , für mich die Entdeckung des Kurztripps war das kleine Weingut Ludwig Breiling in Mertesdorf (0,35ha), Herr Breiling war bis vor kurzem Kellermeister beim Karthäuserhof und eine ähnliche Klasse zeigten seine Rieslinge aus dem Mertesdorfer Herrenberg ( kosten allerdings die Hälfte), zu den einzelnden Weinen in der nächsten Zeit mehr, jeden Abend saß ich im Weinhaus Neuerburg in Kasel, wo man zu zivilen Preisen gutes Essen bekommt, und passend dazu gibt es eine gutsortierte Weinkarte mit diversen Winzern der Ruwer, die ich in den drei Tagen vorwärt und rückwärts getrunken habe :D , zum Weinhaus gehört auch ein 2ha großes Weingut mit Besitz in den Kaseler Lagen, dass was ich von Neuerburg getrunken habe hat mich absolut positiv überrascht wie die 2010er Spätlese trocken Kaseler Nieschen, der eine leichte, sehr feine Orangennote in der Nase offenbart, am Gaumen mineralisch, mit Orange-, Johannisbeer- und mediterranen Kräuteraromen, ergänzt von einer wunderbaren, feinen Ruwersäure, dabei trotz nur 11,5 % Alkohol mit ordentlich Dampf hintenraus, 88 Punkte, für 9 Euro ein toller Wein, erinnert mich durch die Johannisbeeraromen etwas an die Grünhäuser....trotzdem war ich noch mehr fasziniert von einem absolut ungewöhnlichen, beinahe durchgeknallt zu nennenden Elbling, den"der Kuseng" anbaut lt. Herrn Neuerburg,

Gruß

Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragMi 25. Jul 2012, 20:01

So, der Wein vom "Kuseng" vom Herrn Neuerburg ist dran, eine Rarität für die Ruwer, der 2011er Elbling trocken, ich habe noch niemals einen richtig spontanvergorenen Elbling im Glas gehabt, aber der überzeugt mich, man riecht die Spontinoten dezent, am Gaumen mit viel Saft, Grapefruit und Melone, dabei eine Säure, die manchen Riesling gut zu Gesicht stehen würde, die Elblinge von Steinmetz gefallen mir schon sehr gut, den der Herr Neuerburg auch schätzt, aber der Elbling ist einfach anders, allerdings auch mit mehr Restzucker, um die 8 Gr., trotzdem wirkt der Wein trockener und der Restzucker wird perfekt durch die Säure abgepuffert, für mich ein genialer, gehobener Terassenwein, nicht anstrengend und trotzdem anspruchsvoll, man kann ihn einfach nur trinken aber auch drüber philosophieren, schön wenn man die Wahl hat ;) 87-88 Punkte, kostet 6,50 Euro

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragSa 28. Jul 2012, 20:58

... für mich die Entdeckung des Kurztripps war das kleine Weingut Ludwig Breiling in Mertesdorf (0,35ha), Herr Breiling war bis vor kurzem Kellermeister beim Karthäuserhof und eine ähnliche Klasse zeigten seine Rieslinge aus dem Mertesdorfer Herrenberg ( kosten allerdings die Hälfte)...


Bei Breiling handelt es sich offenbar um einen exzellenten (und mir bis dato völlig verborgen gebliebenen :oops: ) Geheimtipp! Ralf hat mir ein paar Flaschen aus Breilings Produktion mitgebracht; im Glas befindet sich gerade der folgende Kabinett:

Bild

Das ist richtig guter Ruwerstoff, der auch einem hochdekorierten Betrieb Ehre machen würde. Für diese Entdeckung bedanke ich mich bei Ralf ganz besonders!

Beste Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragSa 28. Jul 2012, 21:15

Den Elbling von Neuerburg habe ich schon vorgestern zusammen mit Markus und Ralf getrunken:

Bild

Ich denke, dass ein Jahrgang wie 2011 der ansonsten doch oft struppig wirkenden Rebsorte sehr entgegenkommt. Trotzdem ziehe ich meinen Hut vor dem weitgehend unbekannten Erzeuger!

Viele Grüße

Bernd
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Ostbelgier

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragMo 30. Jul 2012, 21:06

Hallo zusammen,

dank Ralfs unermüdlichem Forscherdrang habe auch ich heute das Vergnügen, den folgenden Wein zu trinken: Weingut Breiling: Mertesdorfer Herrenberg Riesling Kabinett trocken 2011. Ich bin ja ein bekennender Fan der Weine dieses symphatischen kleinen Flusstales. Besonders gespannt war ich, weil ich vor ein paar Jahren auf einer Altweinprobe einmal eine 83er Auslese dieses Gutes eingebaut hatte, welche den Anwesenden recht gut gefiel. Dieser 2011 hier profitiert von der jahrgangstypisch schön eingebundenen, reifen und nicht ruppigen Säure. Hier haben wir die ruwertypische Kräuterwürze, gepaart mit feinen Zitrusnoten in der Nase. Dieser Eindruck setzt sich am Gaumen fort, erfrischend mit schöner Würze und Säure, und mit 11,5 Vol.% dankenswerterweise auch nicht zu schwer. Entgegen meiner üblichen Trinkgewohnheiten würde ich diesen Wein aber mit Vergnügen dieses und nächstes Jahr jung trinken, die Säurestruktur scheint mir nicht auf ein allzu langes Leben hinzudeuten, was natürlich nur mein ganz persönlicher Eindruck ist. Ein sehr schöner, "kleiner" Wein !

Viele Grüße

Markus
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Ralf Gundlach

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragSa 11. Aug 2012, 17:58

Komme gerade aus der Vulkaneifel zurück nach einem 14-tägigen Urlaub mit einer 11-köpfigen Kinderschar, alle haben es überlebt, auch wenn es hart war, in Manderscheid gab es Gott sei Dank ein kleines Bistro mit einer schönen Weinauswahl, die man zu günstigen Preisen auch mit nach Hause nehmen konnte, u.a. fanden sich die Erben von Beulwitz auf der Karte, der 2010er Nieschen Kabinett trocken zeigte deutliche Noten von roten Johannisbeeren, die typische Ruwersäure vereint in einem passendem, saftigen Gesamtpaket, durch die 12% Alkohol wirkte der Kabi aber eher wie eine Spätlese, trotzdem klasse, 87 Punkte, dann gab mir der Besitzer noch eine spezielle Aufgabe mit ( vielleicht war er auch froh, das er sie los war :D ), die 2005er Nieschen Spätlese Trocken S, viel zu weit gereift, wenig Frucht, die Säure brav, den hätte ich um mindestens 10 Jahre älter geschätzt, bot nur ganz wenig Genuss, 80 Punkte,

Gruß

Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragMo 13. Aug 2012, 20:21

Frage: was bekommt man, wenn man 5 Euro für eine Flasche Wein investiert?? Meistens nicht viel, in der Regel höchstens solide Weine. Das 2011er Mertesdorfer Herrenberg Hochgewächs feinherb von Ludwig Breiling kostet genau so viel, der Preis ist Understatement pur, ein saftiger, mit einer lebendigen Ruwersäure ausgestatteter Riesling, der eine wunderbare Frucht zeigt ( Johannisbeeren und Weinbergspfirsich ), mineralisch, durch die 11,5% Alkohol fehlt es ihm vielleicht etwas an Feinheit, aber als Sommer- und Terrassenwein ein absolut genialer, authentischer Ruwer-Riesling, 86 Punkte

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragSa 25. Aug 2012, 22:16

Breilings Hochgewächs feinherb habe ich auch gerade im Glas. Allerdings bin ich davon diesmal nicht so überzeugt wie vom 2011er Kabinett und von der 2010er Spätlese; für meine Begriffe leidet der Wein neben einem übertriebenen Kohlensäureeinsatz auch unter gewissen Gerbstoffproblemen und wirkt damit deutlich mehr herb als fein:

Bild

Zu 5 Euronen ist das trotzdem immer noch ein sehr ordentlicher Riesling, wie ihn der Großteil der M-S-R-Winzer nach wie vor nicht hinbekommt.
.
Mich würde interessieren, warum Breiling hier auf die inzwischen schon wieder ziemlich antiquierte, bei den Spitzenproduzenten kaum jemals verwendete Bezeichnung "Hochgewächs" zurückgegriffen hat!? Und nebenbei wüsste ich auch gerne, was ihr mit diesem merkwürdigen Begriff verbindet :?: .

Beste Grüße

Bernd
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Erdener Prälat

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragSa 25. Aug 2012, 22:58

Das ist eben ein besserer "klassischer" QbA, den man daher anreichern könnte. Vor zehn Jahren war die Bezeichnung noch häufig; auch bei einigen guten Produzenten wie Erbes wird sie (immer noch?) rezent verwendet. Daher wundert es mich nicht, das bei weniger bekannteren Winzern mit "klassischem" Kundenstamm noch zu finden. Das ist ja auch nichts Schlimmes.
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Bernd Schulz

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Re: Ruwer-diverse Winzer

BeitragSa 25. Aug 2012, 23:43

Nö, das ist sicherlich nichts Schlimmes. Aber den Durchblick für zunächst einmal Außenstehende fördert es gewiss nicht, wenn man zwischen dem QbA und den Prädikaten noch ein qualitativ eher beliebig definiertes "Hochgewächs" einbaut. Anders und drastisch gesagt/gefragt: Weshalb genau? Cui bono?

Dass sich das "Hochgewächs" als Bezeichnung ebensowenig wie die seinerzeit aus marketingtechnischen Erwägungen hochgepriesenen Kategorien "Classic" und "Selection" gehalten halt, spricht für meine Begriffe Bände....

Beste Grüße

Bernd
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