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Saar- Diverse Winzer

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Ollie

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 19:08

Während alle gerade auf Falkenstein starren, hier ein Alternativprogramm, bei dem sich meine Moselwinzer ziemlich warm anziehen müssen...

Der 2019 Niedermenninger Sonnenberg Kabinett Alte Reben von Stefan Müller ist wieder ziemlich gut ausgefallen. Die Säure ist hoch (10.4 g/l), der Zucker niedrig (48 g/l bei 8.5 Vol-%), die Ganztraubenpressung tut das Ihre für einen sehr schlanken und unverschämt süffigen Stil im Sinne eines Kabinetts: viel Bach-der-durch-Wiesen-fließt, ganz subtile Frucht (mit Luft ein Hauch weißen Pfirsichs) untermalt mit der wunderbaren Würze des Rotschiefers: Waldmeister, grüne Minze, Vanille. Im ordentlich langen Abgang völlig trocken schmeckend und fast noch kreidig. Der Wein hat so viel Stoff, daß er für mich aus dieser Prädikatsklasse ausschert - jedoch nicht nach oben Richtigung Spätlese, sondern irgendwie seitwärts, so sehr schiebt und drückt der Extrakt. Ein bekannter Bordeaux-Händler von der Rheinfront zieht gelegentlich Vergleiche mit mit großvolumigen Achzylindern, und hier passt er: nicht Leistung, sondern Drehmoment. Beeindruckendes Dahingleiten. (Das Zeug verdunstet aber ungemein schnell.) Von der Geographie eindeutig Saar, dagegen wirkt Moselfrucht geradezu plakativ.

Die tags drauf getrunkene 2019 Spätlese Alte Reben aus dem Krettnacher Euchariusberg war dagegen viel vorhersehbarer, weil klassischer: mehr Süße (70 g/l bei 8.0 Vol-%), die sich trotz der Säure (10.5 g/l) im schlanken Abgang wiederfinden: Insgesamt viel weniger expressive Würze und sehr feine Aromatik (Blumenwiese, Akazie) und Frucht (gelbe Honigmelone, Akazienhonig), wie man sie vom Blauschiefer kennt. Viel Zukunft, die man ihr gönnen sollte, denn jetzt ist sie noch etwas arg unter Wert. (Aber bei dem Preis ist ein Sixpack schnell im Keller versteckt...)

Ich habe allerdings den Kabinett nachgekauft - und die feinherbe Spätlese aus dem Sonnenberg draufgelegt (Rotschiefer rulz!). Ich sach bescheid.

Cheers,
Ollie
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niers_runner

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:01

Hallo Ollie,

vielen Dank für deine Notizen.
Ich habe von Stefan Müller 17er und 18er im Keller. Sehr gute Rieslinge, kommen aber IMHO nicht an die Rieslinge von Erich Weber heran. Allerdings sind die Rieslinge von Stefan Müller deutlich günstiger zu haben, das relativiert dann wieder einiges. Bin im September wieder an der Saar und werde mir dann wieder einige Fläschchen in den Kofferraum packen.

Beste Grüße

Peter
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Bernd Schulz

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:03

Puh, nachdem mir schon diverse 2018er von Stefan Müller sehr gut gefallen haben, klingt vor allem die Notiz zum 2019er Kabi so, als ob derselbige dringend den Weg in meinen Keller finden müsste. Ich will aber dringend auch noch etwas bei Weingart bestellen, sobald dessen 2019er im Verkauf sind. Und ich kann in meiner Butze jetzt schon nicht mehr treten - was nun?

Ich hasse es eigentlich, Luxusprobleme zu haben..... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:21

Ollie, bist Du schon wieder dabei zu naschen? :P
Dein Beschreibung liest sich klasse, aber irgendwie sind die "trockenen" ganz schön untrocken, jedenfalls analytisch.

Ist es die Stilistik des Weinguts, immer ein bißchen mehr Zucker zu haben? Oder ist das ein klarer Fall von "vergiß' die Zahlen, merkste nich, zisch wech"?
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:27

amateur des vins hat geschrieben:Oder ist das ein klarer Fall von "vergiß' die Zahlen, merkste nich, zisch wech"?


Ich würde sagen, dass es sich um einen solchen klaren Fall handelt. Und hauptsächlich liegt das an der saartypisch sehr knackigen Säure, die die Weine haben. Die sorgt dafür, dass im trockenen Bereich ziemlich nahe an die Restzuckergrenze gegangen werden kann, ohne dass dies groß auffällt.

Herzliche Grüße

Bernd
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Ollie

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:32

Bernd Schulz hat geschrieben:was nun?


Bis Weingart gefüllt und ausgeliefert hat, ist das Sixpack Müller-Kabinett schon lange in der Nordsee. Und jetzt, wo's wärmer wird, musste auch nicht mehr in deine Butze. :mrgreen:

amateur des vins hat geschrieben:Dein Beschreibung liest sich klasse, aber irgendwie sind die "trockenen" ganz schön untrocken, jedenfalls analytisch.


Die trockenen Weine kenne ich nicht, würde ich mir aber auch nicht kaufen, da sie nur Platz wegnehmen für die restsüßen Luder Kabinette. :roll: :lol:

Cheers,
Ollie
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EThC

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:33

amateur des vins hat geschrieben:Ist es die Stilistik des Weinguts, immer ein bißchen mehr Zucker zu haben?

Sowohl mehr Zucker als auch mehr Säure. Van Volxem hat seine eigentlich halbtrockenen Sachen eine Zeit lang "mit trockener Geschmackscharakteristik" angeboten, das paßte sehr gut.
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 20:40

Ollie hat geschrieben:Und jetzt, wo's wärmer wird, musste auch nicht mehr in deine Butze.


Leben könnte ich jetzt notfalls auch draußen, aber ich arbeite in meiner Butze den lieben langen Tag über. Und wenn ich das Arbeiten einstellen würde, würde es bald schwierig mit der Weinbeschaffung....


EThC hat geschrieben: Van Volxem hat seine eigentlich halbtrockenen Sachen eine Zeit lang "mit trockener Geschmackscharakteristik" angeboten, das paßte sehr gut.


Ja, am Anfang war das bei Van Volxem so, wobei die Weine im Vergleichs zu Stefan Müllers schlanken Rieslingen fülliger und ausladender waren. Bei dem einen oder anderen 01er und 02er von Van Volxem fand ich den Charakter dann doch eher halbtrocken.

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 21:03

Bernd Schulz hat geschrieben:wobei die Weine im Vergleichs zu Stefan Müllers schlanken Rieslingen fülliger und ausladender waren. Bei dem einen oder anderen 01er und 02er von Van Volxem fand ich den Charakter dann doch eher halbtrocken.

...füllig und ausladen kann ich bei dem ein oder anderen Van Volxem-Riesling auch unterschreiben, einen mit doch halbtrockener Anmutung hatte ich allerdings nie im Glas...
Viele Grüße
Erich

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port_ellen

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Re: Saar- Diverse Winzer

BeitragDi 5. Mai 2020, 21:37

nachdem ich ollies notiz gelesen habe und mein paket müller/weber 2019 probeflaschen verspätet unterwegs ist, habe ich das 2018er pendant von ollies alte reben aufgeschraubt (...)

der duft ist ziemlich verhalten, saure stachelbeere, rhabarber.

auch im geschmack ziemlich gebremst, allerdings extraktreich saftig mit vermutlich ähnlichen analysewerten.
dicht, um nicht zu sagen dropsig, aber ohne die (künstliche) aromatik.

stoff, extrakt, länge: ja.
dahingleiten (ollie) und schlank (bernd): eher nein.
der wein "dropst" mehr, als dass er gleitet.

bernd, was macht eigentlich uwe bende aus weiland weinplus-zeiten ?

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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