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Van Volxem

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UlliB

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 19:36

OsCor hat geschrieben:Jetzt habe ich mir die Seiten des Weinguts auch mal angesehen und bin da auf eine Beschreibung gestoßen, die mich verblüfft hat:
Alkohol: 12 % Vol.
Säure: 6,8 g/l
Restzucker: 8,8 g/l
Weinstil: trocken

Zu den Werten ist anzumerken, dass bei "trockenem" Riesling eine ganze Zeit lang Restzuckerwerte im Bereich von 7-9 Gramm sehr weit verbreitet waren, im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts war das sogar die absolut dominierende Stilrichtung bis hoch in den GG-Bereich. Die Weine wirken bei der für Riesling typischen hohen Säure gefälliger, aber tatsächlich trocken schmecken sie nicht - zumindest nicht für Leute, die völlig trockene Weine gewohnt sind. Das hat sich mittlerweile geändert, es gibt heute auch viele völlig trockene Rieslinge, aber ganz verschwunden ist die "dienende Süße" eben auch nicht.

Apropos Säure: sollten das die Werte für einen Riesling sein, sind die ziemlich niedrig, für die Saar sogar extrem niedrig. Da vermute ich mal: 2018?

Gruß
Ulli
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OsCor

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 19:57

Volker hat geschrieben:Zumindest bei den "Standard Weinen" dürfte das Produktionsvolumen so hoch sein, dass man da eben auch Zugeständnisse an den Konsumentengeschmack machen muss und der wird sicher nicht durch die Freaks geprägt sein.
Wenn der billigste Standardwein 9,90 kostet, würde ich jetzt fragen, welche größere Menge an Standardkonsumenten Wein zu diesem Preis kauft, zumal nach den Beschreibungen der Basisweine von hiesigen Foristen. Für mich klafft da eine Verständnislücke.
Ist aber grundsätzlich kein Problem: VV ist mir um Längen zu teuer und zu zuckrig (auch andere „trockene ”Weine weisen für mich satte RZ-Werte auf).

Interessiert hat es mich, weil kürzlich ein mir gut bekanntes Paar bei VV war und begeistert von den Weinen (und vom monumentalen Bau) schwärmte… aber was kann man von Oberbayern anderes erwarten :D

@Ulli (ich war zu langsam, wegen weiterer Recherche)

Beim 17-er sieht es so aus:
Alkohol: 12 % Vol.
Säure: 7,8 g/l
Restzucker: 9,5 g/l

und beim 15-er:
Alkohol: 12 % Vol.
Säure: 8 g/l
Restzucker: 9 g/l

Drunter steht jeweils:
Weinbau: Naturnahe Bewirtschaftung
Ertragsreduzierung, späte selektive Lese von Hand
Weinbereitung: spontan vergoren, lange Reifezeit, handwerklicher Ausbau
ohne Schönungsmittel
Wenn das Basisqualitäten sein sollen, dann scheint mir aber der Marketinggaul doch ein wenig durchgegangen zu sein, oder?

Gruß
Oswald
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Bernd Schulz

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 20:28

OsCor hat geschrieben:VV ist mir um Längen zu teuer und zu zuckrig (auch andere „trockene ”Weine weisen für mich satte RZ-Werte auf).


Dabei ist der Stil des Hauses immer trockener geworden; die Sachen aus Niewos ersten Jahren (als Gernot Kollmann noch Kellermeister war) lagen fast alle im halbtrockenen oder feinherben Bereich; selbst der Weißburgunder wies einige Restsüße auf. Dafür, dass die Weine irgendwie "burgundisch" wirken sollten, war das schon eine eigenartige Stilistik, aber mich persönlich hat der Restzucker nicht gestört - Kollmann war/ist ein genialischer Weinmacher, und jung getrunken (!) hat mich das, was er damals bei Van Volxem erzeugt hat, vielfach stark angesprochen.

Ich kann aber verstehen, dass eingefleischten Trockentrinkern 8,8 Gramm Restzucker in einem "trockenen" Riesling als viel zu viel vorkommen.

OsCor hat geschrieben:Wenn der billigste Standardwein 9,90 kostet, würde ich jetzt fragen, welche größere Menge an Standardkonsumenten Wein zu diesem Preis kauft, zumal nach den Beschreibungen der Basisweine von hiesigen Foristen. Für mich klafft da eine Verständnislücke.


Tja, ich frage mich auch, wer alles diesen Wein kauft, aber andererseits darf man die Zugkraft eines erst mal erworbenen Rufs nicht unterschätzen. "Van Volxem" ist mittlerweile schon ein Begriff. Niewo hat es durchaus geschafft, den Namen im Bewusstsein einer breiteren Kundschaft für Rieslinge aus dem gehobenen Preissegment zu etablieren - das muss man ihm lassen! Ich frage mich ja auch immer wieder, wer eigentlich die Basisweine von Keller kauft, aber selbst hier im Forum haben diese für meinen Geschmack eher mittelmäßigen Produkte ihre Verehrer....

Trotzdem möchte ich nicht ausschließen, dass die Versechsfachung der Rebfläche in 20 Jahren unter Umständen zu größeren wirtschaftlichen Problemen führen könnte. Von Markus Molitor, der ja ebenfalls einen massiven Expansionskurs betrieben hat, heißt es mit schöner Regelmäßigkeit, er stünde finanziell mit dem Rücken zur Wand......

Für mich gilt nicht "big is beautyful", sondern das Gegenteil davon. Das betrifft auch mein eigenes Ein-Mann-Unternehmen - in meiner "Branche" habe ich mittlerweile nicht den schlechtesten Ruf, und entsprechend groß war in den letzten Jahren der Kundenzulauf. Wenn ich mich bei Freunden über viel zu viel Arbeit beklagt habe, bekam ich oft den Ratschlag, zu expandieren und Mitarbeiter einzustellen. Aber genau das möchte ich nicht. Ich möchte klein bleiben, um möglichst individuelle Arbeit mit einer ganz persönlichen Handschrift abliefern zu können. Wachstum um seiner selbst willen ist meine Sache ganz und gar nicht.

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 20:43

OsCor hat geschrieben:VV ist mir um Längen zu teuer und zu zuckrig (auch andere „trockene ”Weine weisen für mich satte RZ-Werte auf).

"Zuckrig" war für mich noch kein einziger der vV-Weine, die ich bis jetzt im Glas hatte, auch die Süßweine nicht. Das Gut hat oft das "trockene Geschmacksprofil" angeführt, wenn die Weine mehr oder weniger knapp über der Trockengrenze angesiedelt waren und das paßte für mich tatsächlich sehr gut. Ich bin ja eher Trockentrinker und recht empfindlich mit "freiem Zucker", aber vV hat das Süße-Säure-Spiel bei seinen Weinen quasi perfekt im Griff, zumindest was meine diesbezüglichen Vorlieben angeht. Technische Daten sind eben nicht alles...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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UlliB

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 20:49

Bernd Schulz hat geschrieben:
OsCor hat geschrieben:Wenn der billigste Standardwein 9,90 kostet, würde ich jetzt fragen, welche größere Menge an Standardkonsumenten Wein zu diesem Preis kauft, zumal nach den Beschreibungen der Basisweine von hiesigen Foristen. Für mich klafft da eine Verständnislücke.


Tja, ich frage mich auch, wer alles diesen Wein kauft, aber andererseits darf man die Zugkraft eines erst mal erworbenen Rufs nicht unterschätzen. "Van Volxem" ist mittlerweile schon ein Begriff.

Ach, mit der Preisstellung ist vV eigentlich noch recht bescheiden. Der Riesling Gutswein von Robert Weil liegt mittlerweile bei 14 Euro (und hat für den Preis regelmäßig eine ziemlich lausige Qualität), in der gleichen Preisliga spielt auch der "Gelblack" von Schloss Johannisberg, der nun auch nicht gerade der Brüller ist. Zielgruppe ist hier wie da wie dort eine finanzkräftige Klientel, die nach Namen kauft, aber sich um die Details nicht so sehr kümmert. Das funktioniert offensichtlich sehr gut, wobei auch sehr viel Volumen in der Gastronomie landet. Das könnte allerdings jetzt gerade ein Problem sein...

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 21:00

UlliB hat geschrieben:Der Riesling Gutswein von Robert Weil liegt mittlerweile bei 14 Euro (und hat für den Preis regelmäßig eine ziemlich lausige Qualität)....


Den Weilschen Gutsriesling hatte ich erst einmal in meinem Leben, und das liegt schon ziemlich lange zurück (damals kam Weil aber auf 5 von 5 möglichen Trauben im GM). Was soll ich sagen: Der war nicht einmal ziemlich lausig, sondern völlig unterirdisch! Dagegen besaßen Niewos Gutsweine tatsächlich Erlöserqualitäten.....

UlliB hat geschrieben:Zielgruppe ist hier wie da wie dort eine finanzkräftige Klientel, die nach Namen kauft, aber sich um die Details nicht so sehr kümmert.


Sage ich ja! Und diese Zielgruppe scheint gar nicht so klein zu sein.

UlliB hat geschrieben:Das funktioniert offensichtlich sehr gut, wobei auch sehr viel Volumen in der Gastronomie landet. Das könnte allerdings jetzt gerade ein Problem sein...


Eben! Und gerade solch für deutsche Verhältnisse sehr großen Betriebe können dann sehr schnell vor noch größeren Problemen stehen. ---

Ich habe mich gerade auf der Website von Van Volxem weitergehangelt und den Punkt "Meinungen" erreicht. Auah, auah, auah - dat däht Ping, wie der Rheinländer zu sagen pflegt!

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mo 13. Jul 2020, 22:06, insgesamt 1-mal geändert.
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amateur des vins

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 21:24

Wenn quer durch's Sortiment und über die Jahrgänge der Zucker bei moderaten Alkoholwerten immer hart an der Trockengrenze ist, darf ich davon ausgehen, daß das durch Gärstop erzielt wird, oder? Es scheint mir unwahrscheinlich zu sein, daß die Hefen stets so präzise genau dort aufhören zu futtern.
Besten Gruß, Karsten
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Volker

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Re: Van Volxem

BeitragMo 13. Jul 2020, 22:10

die sind eben wohlerzogen.

Alternativ wäre Süßreserve (idealerweise vom gleichen Lesegut) auch eine Option. Hat den Vorteil, dass man den Wein durchgären und länger auf der Hefe liegen lassen kann und lässt sich dann natürlich genau auf das gewünschte Ergebnis trimmen.
Würde dann etwas weniger süß bei gleichem Restzucker schmecken, als wenn die Gärung entsprechend unterbrochen wird, da das Fructose/Glucose Verhältnis noch ungefähr bei 1:1 liegt.
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olifant

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Re: Van Volxem

BeitragDi 14. Jul 2020, 08:29

Bernd Schulz hat geschrieben:Um es offen zu gestehen: Ein Foto von den neuen Baulichkeiten oberhalb des Altarms der Saar habe ich gerade, als ich auf den von Karsten gesetzten Link geklickt habe, zum ersten Mal gesehen. Und das, was ich da erblickt habe, ließ mir ganz schön den Atem stocken - aber nicht vor Begeisterung....

Puh....:cry:

Für mich stellt das Landschaftsverschandelung pur dar.

Herzliche Grüße

Bernd


Na ja,

vielleicht auch alles eine Frage der Perspektive, hier https://vanvolxem.com/bleuciel-van-volxem-special-2019/ sieht das dann wieder doch eher Massstäblich aus.

Für mich letztendlich ein Stück neue Weinarchitektu8r, die das Selbstverständnis des Produzenten auch im Kontext zu anderen "Granden" der internationalen Weinwelt, so ist das m.E. zu sehen, zum Ausdruck bringt.
Es ist halt auch ein gewisse Form der Selbstdarstellung. Schlechte Architektur ist das per se mal nun nicht. Ob andere Lösungen für diesen Ost besser gewesen wären liegt nun auch mal im Auge des Betrachters und eben des Bauherren.

Meine Kritik wäre wohl auch, dass das mit Modifikationen so auch in der Maremma, Toskana, Südtirol, Friaul, Californien, Bordeaux ...., stehen könnte. Aber "so what" ...
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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TOM

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Re: Van Volxem

BeitragDi 14. Jul 2020, 09:42

Zur Frage: "Wer kauft denn die Basisweine" sollte man bedenken, dass VV auch viel exportiert. Wenn man dann in den wichtigen Ländern in den passenden Weinmedien präsent ist, kaufen die Leute "Van Volxem" (oder trinken es im Restaurant). Den Vergleich zu den "kleinen Winzern" mit hervorragenden Basisqualitäten unter 10 Eur haben die ja meist nicht.
Zitat: "Mit seinen vielfach ausgezeichneten Weinen steht Van Volxem heute für 50 Prozent Export und erwartet tagtäglich Gäste aus aller Welt"
Quelle: https://kein-korkschmecker.de/van-volxe ... chlossberg

Zur Architektur: Wenn man bereit ist, sich auf moderne Architektur einzulassen, finde ich es durchaus gelungen. Wenn man mal vor Ort ist, merkt man auch, dass es garnicht so groß ist, wie es auf den Bildern wirkt. In obigem Artikel sind noch mehr Bilder drin.
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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