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Heymann Löwenstein

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puschel

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragSo 8. Jan 2017, 15:30

BerlinKitchen hat geschrieben:2004 Heymann-Löwenstein
... die Rieslinge von Heymann-Löweinstein haben einen 2. Frühling. Zeigt zudem auch mal wieder eindrucksvoll was für ein WOW-Jahrgang 2004 ist....
92/100
Grüße aus Berlin, Martin Zwick

Hallo Martin,
würde ich unterschreiben :!:
Aber nicht nur die Heymann-Löweinstein Rieslinge haben bei diesem WOW-JAHRGANG einen 2. Frühling erlebt :idea:
Der 2004er Jahrgang hat sich im Restsüß- und Edelsüß- Segment zu einem meiner Lieblingsjahrgängen entwickelt, wer hätte das gedacht :D
Gruß Adi
Save water, drink riesling
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Herr S.

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragFr 20. Jan 2017, 21:39

Moin moin,

gerade im Glas:

Bild

Toller Wein, laut, fordernd da hochkomplex aber gleichzeitig elegant und ungemein trinkanimierend.

Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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Kle

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragMo 6. Mär 2017, 00:03

Nach langer Zeit mit dem Winninger Röttgen Großes Gewächs Reserve 2010 wieder einen Wein von Heymann-Löwenstein getrunken. Am ersten Tag verwirrend säurelastig. Der quirlige Säureeindruck dominiert hartnäckig die zarteren Noten. Sehr frisch. In dieser Phase ein interessant eigenwilliger, aber kein großartiger Wein.
Am nächsten Tag schmeckt er wie aufgeblüht, jedoch nicht froh-sinnlich. Die Säure fügt sich ein in eine Aromatik heller Früchte, deutlicher Süße und mineralischer Festigkeit. Alles aber wie ein Orchesterklang, der ganz damit beschäftigt ist, sich selbst auszubrüten. Auch wie Feingeschliffenes unter Glas, mit schwer bestimmbarem Hintergrund. Es ist ein beobachtender und kein hinreißender Genuss.
Überraschung am dritten Tag. Die Aromen haben sich schmiegsam zum feinen Trinkfluss durchmischt. Für mich bei Heymann-Löwenstein so ungewöhnlich wie die dominierende Säure zu Beginn. Alles in allem meisterhaft.
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Tristram Shandy
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Bernd Schulz

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragMo 6. Mär 2017, 00:40

Das ist mal wieder eine sehr spannend zu lesende Verkostungsnotiz, Carsten! Und auf mich wirkt sie besonders interessant, da ich ja mittlerweile, was Reinhard Löwenstein anbelangt, eine Mutation vom Paulus zum Saulus vollzogen habe.... :twisted:

Das, was du schreibst, weckt in mir jedenfalls das Verlangen, erneut einen Löwensteinschen Lagenriesling (der "Schieferterrassen", den ich anlässlich des letzten Sommerurlaubs in einem Winninger Restaurant getrunken habe, hat mich klar enttäuscht!) zu probieren! Allerdings fürchte ich, dass dein 2010er Röttgen jahrgangsbedingt genau das aufweist, was vielen HL-Rieslingen aus anderen Jahren für meinen gegenwärtigen Geschmack eher fehlt, nämlich eine hinreichend lebhafte Säure.... :!:

Herzliche Grüße

Bernd
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Kle

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragMo 6. Mär 2017, 20:51

Hallo Bernd,

das klingt ja nicht so gut und ist für mich kalte Dusche. Nach meinem Röttgen-Erlebnis glaubte ich, meine längere HL-Abstinenz sei ignorant und ich müsste dringend aufholen. Mal schauen. Mein jüngster Eindruck einer unvergleichlichen und tiefen... Sache, das vielleicht täuschende Gefühl, führt auf jeden Fall dazu, dass ich künftig wieder mehr HL-Weine probieren werden.

Herzlich, Carsten
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Tristram Shandy
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Michl

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragMo 6. Mär 2017, 21:02

Kle, herzlichen Dank für diese sprachgewaltige und assoziationsreiche Verkostungsnotiz. Solche VKNs zu lesen ist eine große Freude!
Viele Grüße

Michl
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Kle

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragMi 8. Mär 2017, 12:46

Danke, Michl, du weißt sicher auch, bei diesen VKNs herrscht oft extreme Ausrutschgefahr. Kurz mal off topic, weil ich zufällig gerade auf einen Text des kubanischen Autors Alejo Carpentier stieß, der mich verflixt an die Weinbeschreibprobleme erinnert. Die immer wieder überraschend neuartigen Aromen der Weine kommen mir ganz wie das unten angeführte Nashorn oder die beschneite Tanne vor: Zuerst Äußerungen von Léon-Paul Fargue, die Carpentier aus einem Gespräch mit ihm zitiert:
„...nehmen Sie einen beliebigen Gegenstand, den ich nie zuvor gesehen habe. Es kann ein Briefbeschwerer auf einem Tisch sein. Eine schöne Gesteinsprobe (...) Wenn Sie es fertig bringen, mir mit wenigen Worten eine Vorstellung von der Farbe, der Dichte, dem Gewicht, der Größe, der Textur, dem Aussehen dieses Gegenstandes zu geben, dann haben Sie die höchste Aufgabe (...) erfüllt. Zeigen Sie mir den Gegenstand; bewirken Sie mit Ihren Worten, dass ich ihn berühren, abschätzen, abwägen kann.“
„Das ist nur durch eine treffende Polarisierung mehrerer Adjektive zu erreichen oder, um das Adjektiv an sich zu vermeiden, durch die Adjektivierung bestimmter Substantive, die in diesem Fall einen metaphorischen Prozess in Gang setzen. Wenn man, literarisch gesprochen, Glück hat, erreicht man das Ziel. Der Gegenstand lässt sich betrachten, in die Hand nehmen. Aber die Prosa, die ihm Leben und Konsistenz verleiht, ist wie jede Prosa, die ins Detail geht, den Gegenstand bis ins Kleinste beschreibt, ihm Farbe gibt, ihn hervorhebt, um ihm Kontur zu verleihen und ihn zu definieren, eine barocke, ist zwangsläufig eine barocke Prosa. Sehen Sie sich an, wie barock Dürer, ein Meister in der Zurückhaltung, das Nashorn darstellt, weil das Nashorn in seiner Zeit ein neues, fremdländisches, dem Unbekannten entsprungenes Tier war und zur Heraldik unbekannter Urwälder, unvorstellbarer Landschaften gehörte. Deshalb musste es mit seiner ganzen Panzerung und all seinen Höckern bis ins Einzelne beschrieben und gezeigt und dazu noch ein wenig in die Verwandtschaft zum Drachen der mittelalterlichen Maskenzüge gerückt werden. In seinem meisterhaften Stich hat Albrecht Dürer mit den Mitteln der bildenden Kunst das Nashorn benannt (...)."
"Die deutschen Romantiker haben es fertiggebracht, einem Lateinamerikaner beizubringen, was eine beschneite Tanne ist, obwohl dieser Lateinamerikaner nie eine Tanne gesehen hat und sich den Schnee, der auf ihr liegt, nicht vorstellen kann.“
Zitate aus Alejo Carpentier "Stegreif und Kunstgriffe", edition Suhrkamp
Sorry für die barocke Abschweifung, immerhin in einem Heymann-Löwenstein-Thread

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Bradetti

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragDi 8. Aug 2017, 21:28

Heute im Glas

2015 vom blauen Schiefer

Nach mehreren Jahrgängen des Schieferterrassen mein 2. H-L-Wein, und ich bin äußerst angetan!
Der Wein zeigt sich sofort mit einer unikathaften Nase, die ich von der Stilistik her so noch nicht hatte! Hier finde ich mich durchaus in der Lobenberg-Beschreibung wieder: Irgendwie Bratapfel mit Birne, bissel Melone, aber auch Ananas und weitere tropische Früchte mit Schieferstein-Kühle und Marzipan (?). Am Gaumen gleiches Bild mit schöner tragender Säure, Saftigkeit und dann ganz leicht salzig, kräutrigem Abgang.
Diese Stilistik kannte ich so noch nicht, dürfte etwas polarisieren, sagt mir aber voll zu, obwohl ich mit Bratapfel eigentlich an sich nicht viel anfangen kann. Der 2. H-L-Wein für mich, und wieder sehr sehr angenehm! Ich geb hier echt 93 Punkte. Blind ein GG..... Und ich muss wohl mal ein GG von Heymann-Löwenstein testen!
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port_ellen

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragDi 5. Sep 2017, 19:37

am wochenende im glas:

2010 schieferterassen reserve (hatten nicht alle 2010er den zusatz reserve?)

gaaanz schräger wein, aus der erinnerung:
goldgelb, cremig-saurer duft. sofort als HL erkennbar.
im geschmack: brachiale säure und fast fehlerhaft stinkig. intensiv, bitter, starker tobak.
zur scharfen pizza mit sardellen, aber solo schwierig...

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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Philst

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Re: Heymann Löwenstein

BeitragMo 11. Sep 2017, 20:07

Im Moment sitze ich ziemlich enttäuscht vor meinem ersten Heymann Löwenstein Wein und zwar dem Uhlen Roth Lay GG 2011. Ich hatte den Wein im Weinabo bei K&U. Ansonsten hätte ich den Wein auch nicht bezogen, da er mein Budget eigentlich überschreitet.

Laut Beschreibung von K&U sollte ich einen Wein mit einem perfekten Mundgefühl zwischen 7 Promille Säure und knapp 8 Gramm Restzucker vorfinden, der frisch schmeckt und trockener wirken soll als er nominell ist.

Wenn ich den Wein blind verkostet hätte, dann hätte ich beim Restzucker auf deutlich feinherb, also so 17-18 Gramm Restzucker geschätzt. Er schmeckt restsüß, hat praktisch keine Säure und vor allem nichts frisches. Vielmehr ist er für das Alter deutlich gereift mit einer Petrolnote, die sich auch mit viel Luft nicht legt. Die Frucht ist sehr exotisch und am besten mit Saft von Dosenananas zu beschreiben. Vielleicht kommt noch etwas Pfirsich und Papaya dazu. Dieser penetrante Ananassaftgeschmack mit der dazugehörigen Süße überlagert alles. Da gibts keine Mineralik, keine Frische, keine sonstige Würze, allenfalls noch Petrol und auch etwas Bitternoten.

Da find ich beim besten Willen nichts, was auf ein Großes Gewächs hindeuten würde, auch nicht in Bezug auf Lagerfähigkeit. Blind hätte ich den Wein auf mindestens 10 Jahre geschätzt. Der Wein hat definitiv kein Interesse am Weingut geweckt, insbesondere in Preis-Leistungs-Sicht. Meine bisherige Weinenttäuschung im Jahr 2017.
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