kristof hat geschrieben:Erstaunt hat es mich trotzdem – wenn man mal die Bewertungen (gleich wo) zugrundelegt, handelt es sich hier doch um eines der bekanntesten und besten Weingüter (für fruchtige Weine) an der Mosel.
Sehen die Moselaner das hier anders oder hat die „Mißachtung“ des Weinguts schlicht damit zu tun, dass fruchtige Weine eben doch eine ziemlich untergeordnete Rolle spielen?
Ich denke, es gibt durchaus einen Grund, warum die Weine dieses Erzeugers hier und in anderen Internetforen verhältnismäßig wenig Erwähnung finden: unter allen allgemein anerkannten Spitzenerzeugern der Mosel erzeugt Fritz Haag im Regelfall die leisesten, unauffälligsten und am wenigsten offensichtlichen Weine. Hier gibt es auch bei Jungweinen so gut wie nie die extremen Gärungstöne, wie sie bei JJ Prüm oder Thomas Haag / Schloss Lieser zu beobachten sind (und von Fans dieser Erzeuger durchaus geschätzt werden); es fehlt auch in Jahren wie 2010 die krachende Säure, die Müllen oder Christoffel jr. auszeichnet; auch gibt es keine opulent-exotische Frucht wie etwa beim St. Urbanshof. Und Anhänger der Wuchtbrummenstilistik nach vV oder H-L kommen überhaupt nicht auf ihre Kosten.
Alles ist eher zurückhaltend, gewissermaßen
zivilsiert, unauffällig: da steht dann schon mal häufiger der Vorwurf im Raum: langweilig oder glatt. Das liest man zwischen den Zeilen in vielen VKNs, manche äußern es auch offen, und ich kann das gut nachvollziehen: beim schnellen Verkosten habe ich auch schon öfter gedacht, "und, was ist hieran jetzt besonnders?"
Ich mache Weine von F. Haag eigentlich nur noch auf, wenn ich viel Zeit und Muße dafür habe, erst dann erschließt sich für mich ihre leise Schönheit. Wenn ich "Krach im Glas" möchte, gibt's anderes.
Gruß
Ulli