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J.J. Prüm

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Bernd Schulz

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J.J. Prüm

BeitragDi 6. Sep 2011, 20:15

Über dieses Weingut muss man wohl nicht mehr allzu viele Worte verlieren - ich denke, dass es auf jeden Fall einen eigenen Thread verdient hat.

Die Prümschen Rieslinge sind mir trotz ihrer großartigen Qualität im Regelfall zu teuer, aber mir gelingt es immer wieder mal, die eine oder andere Flasche etwas günstiger zu erstehen. So auch den folgenden 08er Kabinett aus der Sonnenuhr, den ich neulich bei Ebay erwischt habe:

Bild

Klassischer geht es nicht mehr. Besonders beeindruckt mich die extreme Unaufdringlichkeit des Restzuckers, der völlig im Hintergrund verschwindet. Man fragt gar nicht mehr nach Attributen wie trocken, halbtrocken oder restsüß, sondern genießt einfach die Leichtigkeit des Seins. Auch ein Kabinett bietet auf diese Weise ganz große Rieslingkunst; die 92 Punkte im GM scheinen durchaus nicht aus der Luft gegriffen.

Beste Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: J.J. Prüm

BeitragDi 6. Sep 2011, 21:10

Bernd Schulz hat geschrieben: Besonders beeindruckt mich die extreme Unaufdringlichkeit des Restzuckers, der völlig im Hintergrund verschwindet.


Hallo Bernd,

eine Beobachtung, die ich bei den Weinen von JJ Prüm immer wieder mache - auch in Jahren wie 2005, in denen die restsüßen Weine anderer Erzeuger an der Mittelmosel schon heftig süß ausfallen. Selbst die legendären GK-Auslesen wirken trotz erkennbar hoher Traubenreife vergleichsweise weniger süß als die Pendants von der Konkurrenz.

Da fragt man sich natürlich: was bitte machen die denn da anders? - Einen Verdacht habe ich schon, aber der liegt weit außerhalb allgemein anerkannter Grundsätze zur Qualitätsverbesserung von Weinen und wird deshalb wohl wenig Glauben finden: ich vermute, hier wird nach wie vor mit Erträgen gearbeitet, die in den 70ern noch durchaus üblich waren - das heißt, dass sie für heutige Verhältnisse hoch sind; sehr hoch.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: J.J. Prüm

BeitragDi 6. Sep 2011, 21:44

Hallo Ulli,

deine Vermutung scheint mir nicht so ganz abwegig. Im GM finden sich ja Angaben zu den Durchschnittshektarerträgen der einzelnen Betriebe; für J.J. Prüm werden dort immerhin 65 hl/ha angegeben (für KaJo Christoffel sogar satte 80 hl/ha!).

Die sogenannte Menge/Güte-Relation, von der einige glauben, sie ließe sich simpel an einer einzigen Zahl ablesen, halte ich erst einmal für genauso problematisch wie den Tunnelblick auf schiere Oechslewerte. Mal abgesehen davon, dass hier diverse Faktoren wie Stockdichte und Hangneigung eine Rolle spielen, besteht nicht immer ein direkter Zusammenhang zwischen Niedrigsterträgen und Höchstqualität, vor allem nicht im Rahmen einer leichtgewichtigen Stilistik, wie sie für einige Spitzenerzeuger im M-S-R-Gebiet charakteristisch ist. Aber manche machen es sich gerne einfach und klammern sich an die entsprechende Gleichung. Eine längere Diskussion, die ich zu diesem Thema mal in einem anderen Forum geführt habe, endete eher unerquicklich...

Herzliche Grüße

Bernd
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Charlie

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Re: J.J. Prüm

BeitragMi 7. Sep 2011, 20:17

Aber wie man dann doch so viel Geschmack reinkriegt in eine Flasche ...
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Felix Eschenauer

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Re: J.J. Prüm

BeitragMi 7. Sep 2011, 21:02

Bei Prüm hat man das Cuveetieren perfektioniert. Sagen Leute, die es wissen könnten... Und Gefühl für den Trinkfluss behalten. Eine Flasche ist zügig und mit Genuss zu leeren, genauso pflegt man es auf dem Gut. Unterm Strich ist der Stil fast museal und nicht alles ist groß, aber die Feinheit und das Spiel der besten Weine ist unerreicht.

beste Grüße
Felix
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Bernd Schulz

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Re: J.J. Prüm

BeitragMi 7. Sep 2011, 21:07

Hallo Felix,

was genau habe ich mir bei einem Kabinett aus der Wehlener Sonnenuhr unter "Cuveetieren" vorzustellen? Was machen die Prüms da anders als andere?

Eine Flasche ist zügig und mit Genuss zu leeren


Och, und ich war so stolz darauf, dass ich es endlich mal geschafft habe, mir die halbe Flasche bis zum nächsten Abend aufzubewahren...

...es ist und bleibt verflixt delikater Stoff, der über Nacht noch einmal zulegen konnte!

Beste Grüße

Bernd
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Felix Eschenauer

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Re: J.J. Prüm

BeitragMi 7. Sep 2011, 21:19

Bernd, es ist mehr eine Idee als konkretes Wissen. Aber ich schätze, wir reden über den legalen 15% Verschnitt mit verschiedenen Partien, anderen Jahrgängen und vielleicht auch ein wenig Bukettrebsorten, wie sie überall an der Mosel zwischendrin wachsen.
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Bernd Schulz

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Re: J.J. Prüm

BeitragMi 7. Sep 2011, 22:30

Hallo Felix,

sehr interessant - auf diese Hypothese wäre ich offengestanden erst einmal nicht gekommen!

Aber warum nicht, wenn es eine gewisses (eben gesetzlich vorgegebenes) Maß nicht überschreitet, mit Fingerspitzengefühl als *Kunst* betrieben wird und derartige Ergebnisse zeitigt....

Beste Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: J.J. Prüm

BeitragDo 8. Sep 2011, 07:14

Felix Eschenauer hat geschrieben:[...]und vielleicht auch ein wenig Bukettrebsorten, wie sie überall an der Mosel zwischendrin wachsen.


Hallo Felix,

was ich an der Mosel in altbestockten Parzellen als "Fremdrebsorte" mit geschätzten 5 bis 10% Anteil gesehen habe, war immer Silvaner (an der Mosel von alten Winzern als "Österreicher" bezeichnet). Das ist ja nun keine Bukettrebsorte.

Gerüchteweise soll es auch ganz gelegentlich mal einige Traminer-Stöcke geben (oder gegeben haben); das würde schon eher passen. Weißt Du da etwas näheres?

Von anderen "Bukettsorten" in (alten) Riesling-Anlagen habe ich jedenfalls noch nichts gehört.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: J.J. Prüm

BeitragDo 8. Sep 2011, 08:57

Offengestanden weiß ich gar nicht, was an der Mosel noch so alles zwischen den Rieslingstöcken wächst. Aber dass Sorten wie Traminer oder Muskateller gezielt zur "Cuveetierung" verwendet werden (und das müsste ja der Fall sein, wenn man von *Kunst* spricht), kann ich mir nach einiger Überlegung bei den Prüm-Weinen nicht vorstellen. Danach schmeckt es auch in keinster Weise.

Eher kommt da schon eine Beimischung anderer Jahrgänge in Frage.

Beste Grüße

Bernd
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