Aktuelle Zeit: Sa 27. Apr 2024, 22:55


J.J. Prüm

  • Autor
  • Nachricht
Offline

Moselfan

  • Beiträge: 231
  • Registriert: Mi 28. Nov 2012, 09:21
  • Wohnort: Geisenheim

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 16. Okt 2013, 15:53

Die Stinker sind eher der Tatsache geschuldet, dass bei der Spontanvergärung gewisse Fehltöne entstehen wenn den Hefen gewisse Nährstoffe fehlen. Normalerweise verfliegt dieser "Böckser" dann in der Zeit nach der Gärung noch im Gärgebinde (Holzfass natürlich schneller als im Edelstahl). Hat man jetzt aber Drucktanks (wie die Prüms, es kommt keine Luft rein oder irgendwas geht raus) bleibt der Stinker noch im Wein und baut sich erst mit der Zeit in der Flasche ab. In den letzten Jahren 2009 - 2012 waren die Jahrgänge allerdings relativ einfach was Hefenährstoffe anging an der Mosel daher kaum ein Stinker. Es sei denn man benutz bestimmte Reinzuchthefen die darauf getrimmt sind diesen Spontistinker zu immitieren. Ja die Hefen gibt es und ich bin mir zu fast 100% sicher das einige Betriebe in Deutschland die sich sehr über ihren Stinker "definieren" genau diese Hefen benutzt werden. Prüm schließe ich da allerdings aus. Zurück zur 2012er Kollektion ich hatte die letzte Woche im Rieslinghaus in Bernkastel probiert und ich hab da eigentlich den tyxpischen Stinker durchgegend vorgefungen. Zwar noch etwas "verschlossen", aber die Weine sind auch wohl gerade erst gefüllt. Vielleicht ist auch der Stinker füllkrank ;)
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6572
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 16. Okt 2013, 16:05

Normalerweise verfliegt dieser "Böckser" dann in der Zeit nach der Gärung noch im Gärgebinde (Holzfass natürlich schneller als im Edelstahl). Hat man jetzt aber Drucktanks (wie die Prüms, es kommt keine Luft rein oder irgendwas geht raus) bleibt der Stinker noch im Wein und baut sich erst mit der Zeit in der Flasche ab.


Genau diese Erklärung für die Stinker kenne ich auch.

Natürlich liegt das am Klimawechsel: um den Prüm-Stinker zu erzeugen muss während der Gärung und danch stark gekühlt werden. Jetzt weird wohl weniger heftig gekühlt.


Wenn ich länger darüber nachdenke, finde ich diese Aussage immer abstruser...

Ich denke mal, Charlie wollte uns testen. Netter Versuch, Charlie! ;)

Beste Grüße

Bernd
Offline
Benutzeravatar

Charlie

  • Beiträge: 1065
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:13
  • Wohnort: Berlin, Heidelberg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 16. Okt 2013, 16:33

Ja, es war ein Witz darauf, dass sich bei Prüms höchstens das Klima verändert und angeblich gekühlt wird. Was ich aber im Ernst meine:

- das wundert mich nun sehr, Moselfan, dass du die klassischen Stinker in Bernkastel hattest. In Berlin waren die 2012 auch reduktiv und auch aromatisch sehr verschlossen, aber vollkommen sauber. Sogar Frucht war deutlich. Sie haben mich tatsächlich an Dr. F. Weins-Prüm erinnert. Allerdings nur erinnert, denn den direkten Vergleich hatte ich nicht. Ich denke auch, sie sind konzentrierter, also was die "Würze in der Mitte" betrifft.

- wenn man kühlt, bleiben Düfte eher im Wein. Insoweit ist das keine Erklärung für das Entstehen der Stinker, dafür aber für deren Persistenz.

- Ansonsten konnte ich keine Veränderung im Prüm'schen Stil feststellen. Und das Fehlen der Stinker ist ja auch nicht neu. Wenn mich nicht alles täuscht, waren sie schon 2005 nicht mehr so richtig da.
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4540
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 11:21

Gestern abend als Dessert diese unerwartet schwere Kost:

2006er Graacher Himmelreich Auslese GK -13-07 (J.J. Prüm) 8,0%Vol. Im Jugendstadium zeigte dieser Wein eine unglaubliche, traubige Saftigkeit, und eine Flasche war in nullkommanix geleert. Das Bild hat sich jetzt ganz fundamental geändert: die Frucht ist in den Hintergrund getreten und hat einer ganz enormen, fast schon staubigen Botrytis Platz gemacht. Auch die Säure wirkt weniger präsent als früher und schafft es gerade noch, ein adäquates Gegengewicht zur hohen Süße zu schaffen - der Gesamteindruck ist für Prüm im Moment ungewohnt schwergewichtig und hat mit der leichtfüßigen Eleganz, die hier sonst herrscht, nicht viel zu tun. Die Struktur erinnert im Moment schon eher an Sauternes (oder eher: Barsac) als an Mosel, und der Trinkfluss war ziemlich zäh.

Ich nehme mal an (oder vielmehr: ich hoffe), dass ich den Wein einfach zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt habe, und das hier mit der Zeit die gewohnte Eleganz zurückkehrt, denn im Keller liegen noch ein paar Flaschen. Vorerst werde ich um restsüße 2006er jedenfalls einen Bogen machen.

Gruß
Ulli
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6572
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 11:42

Hallo Ulli,

bei Müllens 06er Hühnerberg-Auslese zeigte sich ja neulich eine ähnliche Problematik. Ich habe offengestanden wenig Hoffnung, dass sich solche Weine im Laufe der nächsten Jahre verbessern; möglicherweise werden sie als richtige Altweine (d.h. irgendwann nach 2030) ziemlich interessant.

2006 war einfach ein extrem schwieriges Jahr - ich erinnere mich noch gut an die Weinbergsspaziergänge während meines damaligen Oktoberurlaubs in Graach. Die Trauben sahen über weite Strecken richtig schlimm aus.

Viele Grüße

Bernd
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4540
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 12:20

Bernd Schulz hat geschrieben:2006 war einfach ein extrem schwieriges Jahr -


Hallo Bernd,

das ist sicher richtig. Allerdings meinte Manfred Prüm vor einiger Zeit in einem Interview, dass 2006 im Ergebnis das bei weitem größte Jahr seiner Winzerlaufbahn war - und das ist ja schon eine ganze Weile. Und auch KaJo Christoffel, der in diesem Jahr ein paar ***-Goldkapsel-Auslesen gemacht hat, äußerste sich mir gegenüber über das Jahr sehr enthusiastisch.

Tatsächlich waren die Prüm- und auch die Christoffel-Auslesen in den ersten zwei Jahren auf der Flasche einfach gnadenlos gut. Insofern gebe ich die Hoffnung noch nicht auf.

Mir bleibt allerdings auch nichts anderes übrig :roll:

Gruß
Ulli
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6572
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 12:34

Tatsächlich waren die Prüm- und auch die Christoffel-Auslesen in den ersten zwei Jahren auf der Flasche einfach gnadenlos gut.


Solange noch genug Primärfruchtaromatik vorhanden war, präsentierten sich etliche 06er aus gutem Hause in der Tat sehr erfreulich. Das galt auch für die besagte Müllensche Hühnerberg-Auslese.

Aber mit dem Verblassen der jugendlichen Frucht zeigt sich jetzt der Pferdefuß in Gestalt einer Allianz von massiver Botrytis und vergleichsweise schwächlicher Säure. Gerade der fehlende Säureschwung macht 2006 für meinen Geschmack noch problematischer als 2000 (ein Jahrgang mit ähnlichem Fäulnisdruck).

2006er habe ich eigentlich nur von Müllen und KaJo Christoffel gekauft. Demnächst werde ich vielleicht mal eine Treppchen-Auslese vom Altmeister antesten.

Herzliche Grüße

Bernd
Offline
Benutzeravatar

sorgenbrecher

  • Beiträge: 1233
  • Bilder: 83
  • Registriert: Di 6. Sep 2011, 15:32
  • Wohnort: Ffm.

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 18:27

von kajo christoffel hatte ich gerade gestern die 2006er *** goldkapsel auslese im glas, und die präsentierte sich in sehr guter, wenn auch nicht ausgezeichneter, verfassung. die von ulli unten aus der jungweinzeit der prümschen auslese erinnerte 'saftigkeit' ist hier noch vorhanden, der botrytis-einfluss ist christoffel-typisch selbst in diesem jahr nur marginal. einzig die säure könnte für meinen geschmack etwas zupackender sein, derzeit fehlt mir etwas gegengewicht zur süße. ich möchte jedoch nicht ausschließen, dass sich der wein in den nächsten 10 jahren mit etwas mehr integration der süße noch weiter sehr positiv entwickelt.
Gruß, Marko.
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4540
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 18:48

sorgenbrecher hat geschrieben:von kajo christoffel hatte ich gerade gestern die 2006er *** goldkapsel auslese im glas, [...]


Prälat? Oder Würzgarten? - Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es von beiden eine GK-Version.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

sorgenbrecher

  • Beiträge: 1233
  • Bilder: 83
  • Registriert: Di 6. Sep 2011, 15:32
  • Wohnort: Ffm.

Re: J.J. Prüm

BeitragMi 25. Dez 2013, 21:19

ulli, das stimmt, in 2006 gab es vom würzgarten, prälat und treppchen die goldkapsel, es war hier gestern der würzgarten.
Gruß, Marko.
VorherigeNächste

Zurück zu Mosel

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen