UlliB
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Sa 27. Aug 2011, 12:23
Es fehlt hier noch ein Thread zu einem der Mosel-Aufsteiger der letzten 15 Jahre: Schloss Lieser. Hier gibt es spontanvergorene, im restsüßen Bereich für Mosel-Verhältnisse meistens relativ "dicke" und häufig auch sehr süße Weine, die aber gut reifen.
Etwas aus dem üblichen Rahmen fiel gestern abend dieser 2010er:
2010 Brauneberger Juffer Kabinett 8,0%Vol. Heftiger Spontistinker (bei Schloss Lieser gibt's den häufig), dahinter schiefrig und traubig, spürbare Botrytis (nicht gerade kabinett-mäßig). Die Nase lässt nicht erwarten, was einen im Gaumen heftig trifft: Säure - reißende, schneidende Säure, die durch den wenig spürbaren Restzucker nur mühsam im Zaum gehalten wird; an und für sich gute Dichte, aber im Moment völlig aus der Balance.
Ich bin bezüglich Säure durch langjährige Moselerfahrung schon einiges gewohnt; das hier ist aber für mich am obersten Anschlag und wäre trocken vinifiziert vermutlich kaum trinkbar. Vermutlich hat man es gewagt, gar nicht zu entsäuern - durchaus mutig. Was draus wird, wird die Zeit zeigen, so etwas kann sich berappeln, muss es aber nicht. Wenn es sich berappelt, wird das aber lange dauern.
Keine Wertung.
Gruß Ulli
Bernd Schulz
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Sa 27. Aug 2011, 12:57
Hallo Ulli, deine Beschreibung klingt so, als ob das genau der richtige Wein für mich wäre! Ich fürchte, den muss ich mir trotz der hochgradig miesen Erfahrungen, die ich mit der Kundenfreundichkeit des Betriebs gemacht habe , dann doch noch besorgen! Außer Frage steht für mich, dass Thomas Haag zur absoluten Winzerelite an der Mittelmosel zählt - er wäre sicherlich dabei, wenn ich eine Top-Ten-Liste erstellen müsste. Früher waren die Schloss-Lieser-Weine zudem ausgesprochene Schnäppchen, was inzwischen leider nicht mehr ganz so deutlich der Fall ist. Beste Grüße Bernd
innauen
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Sa 27. Aug 2011, 13:05
Hallo,
Thomas Haags süsse ziehe ich persönlich den trockenen vor. Toller betrieb und die wichtige Lage Lieser Niedernberg Helden ist trotz vielfältiger PR immer noch ein kleiner Geheimtipp.
Nur von dem Schloss in Lieser darf man sich nicht blenden lassen. Ea gehört nicht (mehr) dem Weingut.
Grüsse,
Wolf
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UlliB
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Sa 27. Aug 2011, 13:16
Bernd Schulz hat geschrieben:deine Beschreibung klingt so, als ob das genau der richtige Wein für mich wäre!
Hallo Bernd, genau das dachte ich auch... Ich fürchte, den muss ich mir trotz der hochgradig miesen Erfahrungen, die ich mit der Kundenfreundichkeit des Betriebs gemacht habe , dann doch noch besorgen!
Komisch, ich hatte da noch nie irgendwelche Probleme. Irgendwann im Frühling kommt die Preisliste, ich bestelle, es wird geliefert, die Rechnung folgt später. Dass die Auslieferung per DPD erfolgt - das ist hier in der Gegend ein übler Chaotenladen - kann ich dem Winzer wohl kaum anlasten. Gruß Ulli
weinfex
Administrator
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Di 30. Aug 2011, 08:01
An Schloss Lieser habe ich auch nur beste Erinnerungen, ich meine erster kompletter Jahrgang unter Thomas Haag war 1993, damals war der komplette Betrieb allerdings noch gepachtet (?) und die Lieser Lagen kannte kein Mensch. Die trockenen Rieslinge waren, zumindest für meinen Gaumen, untrinkbar aufgrund der Säure, heute würde ich mich wahrscheinlich darüber freuen... Wir sassen zu zweit in einem kleinen Verkostungsraum, seine Frau kam herein, drückte ihm kommentarlos drei (?) kleine Kinder in den Arm, welche heute erwachsen sein müssten und ging einkaufen... Ein Bild das mir heute von Zeit immer noch vor Augen kommt, ob seiner erstaunen Augen... Leider habe ich ihn über die Jahre aus den Augen verloren, seine restsüssen Rieslinge waren aber vom ersten Jahrgang an famose Weine...
Grüsse weinfex
Bernd Schulz
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Fr 2. Sep 2011, 13:11
Gestern gab es diese hochkarätige Spätlese: Ein eindrucksvoller Beispiel für die Klasse des Weinguts, aber auch für die Möglichkeiten des Jahrgangs 2008 - und gleichzeitig ein Beweis dafür, dass Weintrinken auf höchstem Niveau kein Vermögen kosten muss. Beste Grüße Bernd
octopussy
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Di 6. Sep 2011, 15:23
Um die Dinge beisammen zu halten, habe ich mal meine beiden Posts zu Schloss Lieser aus den "Diversen Winzern" hierher kopiert: Beitrag von octopussy - Mi 9. Mär 2011, 21:55 Über die letzten 6 Tage hab ich mich an 3 Tagen an der ersten Flasche meiner Schloss Lieser 2009er versucht, dem einfachen Riesling Kabinett (laut Mosel Fine Wines aus Parzellen im Graacher Himmelreich und Lieser Niederberg Helden). Völlig weggepustet hat er mich ehrlich gesagt nicht, er hatte so eine penetrante Tierschweißnase wie ein Kuhstall im Sommer. Am Gaumen ist er hingegen schon klasse mit zwar wenig Säure zu Beginn, aber einem schön herben Finish. Vor 2012 rühre ich die nächste Flasche dieses Kabinetts nicht an. *** Beitrag von octopussy - Mi 20. Apr 2011, 00:22 Heute Abend zum Klausuren-Nachkorrigieren (der vierte Abend in Folge ) im Glas: der nächste brutale Schwefelstinker von Schloss Lieser - diesmal der QbA Trocken. Die Lieser 2009er, selbst die ganz einfachen, gehören für mich noch ein bis zwei Jahre weggeschlossen. Da gehe ich erstmal nicht mehr ran. Das Potenzial ist aber da.
Beste Grüße, Stephan
innauen
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Di 6. Sep 2011, 15:50
Die Ungeniessbarkeit im Jungstadium scheint bei Lieser Tradition zu haben. Der ganz einfache QbA 2007 war erst zwei Jahre nach Auslieferung trinkbar - dann aber sehr gut.
Grüsse,
Wolf
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sociando
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Mi 28. Sep 2011, 22:20
hallo, die tage im glas: best, martin
es lebe die freiheit! es lebe der wein! (johann wolfgang von goethe, faust, auerbachs keller)
Erdener Prälat
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Do 29. Sep 2011, 23:57
Und hier noch mein Senf dazu. Ja, die Säure muß man mögen, auch die "Spontistinker":-) Und insgesamt sind das Weine für die ferne Zukunft (wie die meisten restsüßen Spitzenmoselaner).
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