Max Ferd. Richter hat sich in den letzten Jahre für mich zu einem Goldstandard an der Mittelmosel gemausert; an dessen Weine müssen alle anderen erst mal vorbei, so sehr bringt MFR "meine" Mosel auf den Punkt (der Léoville-Barton der Mosel, sozusagen), und außerdem sind die Weine meine "Kanarienvögel", um schnell einen Eindruck des Jahrgangs zu bekommen. Daß mit Wehlener Sonnenuhr und den beiden Braunebergern (Juffer und JSU) zwei meiner vier Lieblingslagen an der Mosel zu meiner absoluten Zufriedenheit abgedeckt werden, hilft natürlich ungemein. (Und in guter Tradition wird UlliB mindestens eine der beiden anderen Lagen erraten.
)
Da hier schon von den Kabinetten geschrieben wurde, bin ich gestern Abend an diesen Wein:
2022 Max Ferd. Richter Wehlener Sonnenuhr Auslese*** Fass 42
(7 Vol%, 90 g/l RZ, 93°Oe, 20-30% Botrytisanteil laut MFW)
Recht goldfarben im Glas. In der Nase volle Packung gelber Frucht (Aprikose, Pfirsich, Mango), etwas Bienenwachs, leicht rauchig (ganz klare Botrytis), zusätzlich grüne Noten von Mango(schale), Minze und Waldmeister. Wow. Am Gaumen sehr süß, cremig (Mangoeis!), klare und saubere Botrytis, sehr komplexe Frucht, sehr lang, recht weiche, fast etwas zu niedrig wirkende Säure, denn der letzte Tacken Spannung fehlt vielleicht. Im langen Abgang komplexe Würze und sehr tropische Frucht (Mango, Ananas, Maracuja), mit der cremigen Textur der Botrytis. Sehr hohe Auslese, der (noch?) die Feinheit abgeht, um in das Drei-Sterne-Raster zu passen - aber daran scheint man sich bei MFR sowieso nicht so akkurat zu halten, ich sehe den Wein eher als AL-GK (aber deutlich noch keine BA). Deutlich weniger groß (und dramatisch) als die geniale 2021er Version, aber halt auch sehr deutlich eine ganze Klasse besser als die im direkten Vergleich getrunkene 2021 Heerkretz-Auslese von Wagner-Stempel (siehe dort im Strang).
94+ und (erstaunliche) Einigkeit mit MFW, wie schon 2021. Preislich ist MFR natürlich etwas teurer, aber der Vergleich wurde durch Bernds euphorischen Bericht getriggert. Weltordnung wiederhergestellt.
(Übrigens hat Lobenberg diesen Wein erstaunlich gut beschrieben. Manchmal trifft er's ja wirklich.)
Cheers,
Ollie