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Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: Sa 18. Mär 2023, 20:13
von EThC
UlliB hat geschrieben:- Auf dem Flaschenetikett steht "Vor dem Genuss die Flasche stehend lagern", was wohl heißen soll, dass man die Hefe absetzen lassen und nicht aufschütteln soll. Das habe ich auch so gemacht, aber anderswo heißt es, dass man bei PetNat die Hefe vor dem Öffnen der Flasche grundsätzlich aufschütteln soll. Was empfiehlt sich denn da nun?
...ist letztlich Geschmackssache, ob man's lieber ohne oder mit Hefe mag, manchmal ist die Hefe auch komplett löslich, manchmal bleiben ziemliche Batzen übrig, die sich im Glas dann zumindest optisch negativ bemerkbar machen können. Im Mittel kann man sagen, daß ein PétNat ohne aufgeschüttelte Hefe geschmacklich deutlich kühler und klarer ist, mit der Hefe cremt das mehr oder weniger ein. Ich mach eigentlich in der Regel beides, vor allem beim Erstkontakt, erst mal ohne Aufschütteln die Klarphase probieren und dann irgendwann mit Sektverschluß drauf ein- / zweimal stürzen. Kommt häufig auch auf die Umstände an, Anlaß, Essen, Wetter etc.
UlliB hat geschrieben:- Der hier wirkte schon sehr trocken, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass da doch ein paar Gramm Restzucker vorhanden waren, bei Kohlensäure-haltigen Getränken verschiebt sich die Wahrnehmung etwas. Offensichtlich gibt es aber auch PetNats mit sehr deutlicher Restsüße. Wie geht das denn, rein technisch gesehen, mit der Hefe in der Flasche? Da müsste doch eigentlich alles restlos durchgären, und so etwas wie brut sauvage ergeben?
...die allermeisten PétNats sind RZ-mäßig schon nahe "0". Da wo ich mal nachgefragt habe, wurde mir gesagt, daß der Grundwein mit 20 bis 30 g/l RZ in die Flasche kommt und dann sich selbst überlassen wird, diejenigen, die in D als Ergebnis einen Perlwein haben wollen, geben den Wein mit weniger RZ in die Flasche, dann gärt nicht so viel nach und es baut sich nicht so viel Druck auf, daß schon Sektsteuer fällig wäre. Manchmal bleibt die Gärung aber auch stecken (aus welchen Gründen auch immer) und es bleibt ein bißchen RZ übrig. Es gibt aber auch richtig restsüße PétNats, ich hatte neulich einen aus ZA mit ca. 30 g/l RZ, der wurde allerdings tatsächlich dégorgiert. Ob man die Gärung auch von außen sicher und vor allem nachhaltig stoppen kann (Temperatur?) weiß ich nicht...

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: Sa 18. Mär 2023, 20:46
von Nora
Ich drehe die Flasche vor dem Öffnen auf den Kopf (ohne Schütteln), so dass sich die Hefe langsam verteilt. Mir schmeckt das dann besser. Erichs Herangehensweise ist sicherlich empfehlenswert, wenn man erst einmal herausfinden möchte, was einem geschmacklich mehr liegt.

VG, Nora

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: So 19. Mär 2023, 11:04
von UlliB
Danke euch beiden. Ich werde es dann mal so versuchen, wie von Erich beschrieben - erst die Klarphase, dann mit der Hefe.

@Erich: wenn PetNat degorgiert wird, was unterscheidet dann das Ergebnis noch vom normalen Sekt? Ok, technisch gesehen wird Sekt/Champagner zweimal vergoren, PetNat aber nur einmal (beides zumindest im Prinzip). Aber welche Unterschiede gibt es bei der Verkostung?

Gruß
Ulli

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: So 19. Mär 2023, 12:53
von EThC
UlliB hat geschrieben:@Erich: wenn PetNat degorgiert wird, was unterscheidet dann das Ergebnis noch vom normalen Sekt? Ok, technisch gesehen wird Sekt/Champagner zweimal vergoren, PetNat aber nur einmal (beides zumindest im Prinzip). Aber welche Unterschiede gibt es bei der Verkostung?
...darauf habe ich jetzt keine pauschale Antwort, zumal ich auch nicht bei allen getrunkenen PétNats weiß, ob sie dégorgiert wurden oder nicht, aber bei denen, die in der Flasche wenig bis keinen Heferest aufweisen, halte ich es für entsprechend wahrscheinlicher. Ich würde mal vermuten, daß man -wenn man's drauf anlegt- nach den beiden Methoden -ancestrale dégorgiert bzw. champenoise- stilistisch ähnliche Schäumer erzeugen kann, in der Praxis zeigen sich für mich die mutmaßlich dégorgierten "Ancestrales" dennoch regelmäßig frecher, kantiger, die traditionell gemachten Schäumer sind dann doch meist eher der feineren, eleganteren Seite zugewandt, wobei ich hier jetzt mal nur die "brut nature"-Riegen miteinander vergleichen möchte (das ist das, was in der Regel bei uns im Glas ist), denn wenn Zuckerschminke dazu kommt, wird's aus meiner Sicht mit der Vergleicherei noch schwieriger...

Dazu kommt, daß der PétNat ja aktuell noch weitgehend von der naturnahen Weinszene gepachtet ist, die generell anders vinifiziert. Mit der Verbreitung dieser Schaumart machen aber auch zunehmend konventionell arbeitende Güter PétNats, die zwar meist der allgemein vorherrschenden PétNat-Stilrichtung nacheifern, aber wenn bei denen die Hefe raus käme, bliebe wahrscheinlich tatsächlich kein großer Unterschied zum Normalschaum mehr übrig.

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: So 19. Mär 2023, 18:08
von UlliB
EThC hat geschrieben:Dazu kommt, daß der PétNat ja aktuell noch weitgehend von der naturnahen Weinszene gepachtet ist, die generell anders vinifiziert. Mit der Verbreitung dieser Schaumart machen aber auch zunehmend konventionell arbeitende Güter PétNats, die zwar meist der allgemein vorherrschenden PétNat-Stilrichtung nacheifern, aber wenn bei denen die Hefe raus käme, bliebe wahrscheinlich tatsächlich kein großer Unterschied zum Normalschaum mehr übrig.

Um mal zum Thema des Threads zurückzukehren, gehört von Othegraven sicherlich zu den "konventionell arbeitenden Gütern", und vermutlich stammt das Lesegut aus einer Vorlese, worauf die lediglich 10,5%Vol. bei (fast?) völlig trocken hindeuten. Aber egal, mir hat's Spaß gemacht, und ohne Versandkosten würde ich für den kommenden Sommer durchaus noch ein paar Flaschen zum Wegzischen nachkaufen.

Gruß
Ulli

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: So 19. Mär 2023, 21:50
von EThC
UlliB hat geschrieben:Aber egal, mir hat's Spaß gemacht, und ohne Versandkosten würde ich für den kommenden Sommer durchaus noch ein paar Flaschen zum Wegzischen nachkaufen.
...gut zu wissen! :D

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: Do 8. Feb 2024, 23:35
von icedtea
Bei mir ist nach dem Riva (meinem Stammitaliener) eine der Flaschen aus der Weinabteilung einer saarländischen Verbrauchermarktkette im Glas. Ups, ein Saarwein, auch wenn die Weinberge der Saar alle in RP liegen.

2022er Riesling Feinherb Edition vom Weingut von Othegraven in Kanzem und schmalen 10 Vol%. Ob das der Riesling Feinherb aus meinem Weinführer oder eine Sonderabfüllung für den Markt ist weiß ich nicht; AP ist 3 518 034 21 23. Vielleicht kann mir hier ja jemand weiterhelfen.

Meine Nase wird erstmal von "Hefezopfartigen" Noten angesprungen; am Gaumen auch hefig mit eher spitzer Säure beim ersten Schluck. Ich lasse da jetzt erstmal Luft ran.

Eine halbe Stunde später ist es noch nicht besser. Das wirkt insgesamt bis jetzt wie ein süßgespritzter Boskop-Speyerling-Äppler aus Hauskelterei, aber nicht wie ein Saar-Riesling.

Langsam geht es ein wenig Richtung Schiefer und Williamsbirne, aber die Bitternis des Speyerling bleibt. Es scheint wirklich, dass ich da mal einen Fehlgriff getan habe. Das überrascht bei Jauch schon, hatte ich doch schon zwei/drei Weine aus seinem Basissegment, die mich überzeugt hatten.

Bei höherwertigem Stoff würde ich jetzt den Wein in den Kühlschrank stellen und Morgen nochmal schauen; heute bleibe ich bis zum Schluss dabei.

Bin jetzt bei über zwei Stunden; immer noch Boskop/Speyerling vorherrschend.
Gib mir das als Edeläppler für 6 Euro den Liter, dann sag ich Chapeau. Aber von Jauch?

Irgendwie kann ich das nicht so recht glauben, so dass ich mir wahrscheinlich demnächst eine zweite Flasche in Nordenstadt oder Hattersheim zulegen werde.

Dennoch schöne Altweiberfassnacht

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: Fr 9. Feb 2024, 12:28
von UlliB
icedtea hat geschrieben:Bin jetzt bei über zwei Stunden; immer noch Boskop/Speyerling vorherrschend.
Gib mir das als Edeläppler für 6 Euro den Liter, dann sag ich Chapeau. Aber von Jauch?

Irgendwie kann ich das nicht so recht glauben, so dass ich mir wahrscheinlich demnächst eine zweite Flasche in Nordenstadt oder Hattersheim zulegen werde.
Auffallend ist, dass die Kapsel nicht den VDP-Traubenadler trägt, wie sonst bei Othegraven durchweg üblich. Außerdem kennt die Homepage des Gutes keinen Riesling feinherb "Edition".

Das ist ziemlich sicher kein Wein aus eigenem Lesegut, vielleicht nicht einmal ein selbst vinifizierter Wein, sondern eine aus zugekauftem Material zusammengestellte Cuvée. Steht da irgendwas von Erzeugerabfüllung auf dem Rückenetikett?

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, ist das ein für Supermärkte und Discounter hergestelltes Produkt, das mit authentischen Othegraven-Weinen wenig bis nichts zu tun hat und lediglich den Namen zur besseren Vermarktung einsetzt. Das mag einem missfallen, aber illegal wäre das nicht, und wird so inzwischen auch von anderen renommierten Betrieben praktiziert.

Gruß
Ulli

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: Fr 9. Feb 2024, 13:59
von icedtea
UlliB hat geschrieben:
icedtea hat geschrieben:Bin jetzt bei über zwei Stunden; immer noch Boskop/Speyerling vorherrschend.
Gib mir das als Edeläppler für 6 Euro den Liter, dann sag ich Chapeau. Aber von Jauch?

Irgendwie kann ich das nicht so recht glauben, so dass ich mir wahrscheinlich demnächst eine zweite Flasche in Nordenstadt oder Hattersheim zulegen werde.
Auffallend ist, dass die Kapsel nicht den VDP-Traubenadler trägt, wie sonst bei Othegraven durchweg üblich. Außerdem kennt die Homepage des Gutes keinen Riesling feinherb "Edition".

Das ist ziemlich sicher kein Wein aus eigenem Lesegut, vielleicht nicht einmal ein selbst vinifizierter Wein, sondern eine aus zugekauftem Material zusammengestellte Cuvée. Steht da irgendwas von Erzeugerabfüllung auf dem Rückenetikett?

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, ist das ein für Supermärkte und Discounter hergestelltes Produkt, das mit authentischen Othegraven-Weinen wenig bis nichts zu tun hat und lediglich den Namen zur besseren Vermarktung einsetzt. Das mag einem missfallen, aber illegal wäre das nicht, und wird so inzwischen auch von anderen renommierten Betrieben praktiziert.

Gruß
Ulli
Ich schaue nochmal zu Hause auf dem Rückenetikett Ulli; Sonderabfüllung für den Markt hatte ich ja auch schon vermutet und in der Tat, der fehlende Traubenadler hätte mir auffallen können. Wie auch immer, wenn es nicht an der einzelnen Flasche liegt, wäre es kein gutes "Aushängeschild" :roll:
Grüße
Sascha

Re: von Othegraven

BeitragVerfasst: Fr 9. Feb 2024, 18:40
von Lars Dragl
Hallo!

Bei uns im Kaufland stehen gerade rund 30 Fl. von Othegraven Riesling feinherb 2018 zu 6,49 € zum Verkauf und scheinen da schon seit Monaten - verständlicherweise - völlig unberührt zu verstauben. Als ich eure Zeilen gelesen habe, musste ich daran denken und hab heute beim Einkaufen mal auf das Rückenetikett geguckt. "GJ Wein GmbH" ist dort als Abfüller zu lesen, wobei GJ natürlich für Günther Jauch steht. Das Wort "Erzeugerabfüllung" sucht man definitiv vergeblich.

Herzliche Grüße

Lars