Hofgut Falkenstein

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UlliB
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben:Dennoch denke ich, dass sich kleine Betriebe wie der Weinhof Herrenberg trotz recht hoher (für mich zu hoher) Preise keine goldene Nase verdienen.

Was nun eine "goldene Nase" ist, liegt wohl im Auge des Betrachters. Im Übrigen lässt sich die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens, das keine Veröffentlichungspflichten hat, von außen nicht beurteilen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hochrenommierte VDP-Betriebe gibt, die jedes Jahr knapp an der Insolvenz vorbeischrammen, und auf der anderen Seite absolute No-Name-Winzer, die gar nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld. Man weiß es einfach nicht.

Ich finde es nur amüsant, wenn Winzer verzweifelt versuchen, ihre Preise irgendwie zu rechtfertigen. Letztes Jahr war das ja sogar bei einem absoluten Top-Betrieb aus Rheinhessen zu sehen, der meinte, mit reichlich an den Haaren herbeigezogenen Zahlen begründen zu müssen, warum sein Mosel-GG über 300 Euro pro Flasche kosten muss.

Keiner der Top-Betriebe im Bordelais käme auf die Idee, irgendwie zu begründen, warum da eine Flasche Wein 100, 200 oder auch 500 Euro kostet - das wäre auch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn das vom Kunden bezahlt wird, ist es Rechtfertigung genug. Und das gilt auch in Deutschland. Natürlich lässt sich ein Tausender oder mehr für eine GK-Auslese von Egon Müller nicht rechtfertigen - aber wenn es genügend Leute gibt, die das bezahlen, ist das eben so. Gleiches gilt für den Preis für einen Wein von Herrenberg, ganz egal, ob der nun mehr Arbeit gehabt hat für eine Flasche als Stefan Müller oder nicht.

Gruß
Ulli
niers_runner
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von niers_runner »

UlliB hat geschrieben:Ich finde es nur amüsant, wenn Winzer verzweifelt versuchen, ihre Preise irgendwie zu rechtfertigen. Letztes Jahr war das ja sogar bei einem absoluten Top-Betrieb aus Rheinhessen zu sehen, der meinte, mit reichlich an den Haaren herbeigezogenen Zahlen begründen zu müssen, warum sein Mosel-GG über 300 Euro pro Flasche kosten muss.

Hallo Ulli,

ich vermute, Du meinst KPK und den Piesporter Schubertslay.
Falls ja, finde ich den Preis von > 300 € auch äußerst grenzwertig.
Aber wurde dieser Kurs nicht über eine Auktion erzielt?

Beste Grüße

Peter
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(Voltaire)
Bernd Schulz
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von Bernd Schulz »

UlliB hat geschrieben:Ich finde es nur amüsant, wenn Winzer verzweifelt versuchen, ihre Preise irgendwie zu rechtfertigen.


Deine Amüsiertheit könnte teilweise darauf beruhen, dass du nicht am eigenen Leibe erfahren hast, was es bedeutet, mit selbstständiger Tätigkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Für absolute Auswüchse wie den von dir genannten Fall des von einem rheinhessischen Winzers erzeugten Mosel-GG trifft das natürlich nicht zu - solche Exzesse sprechen für sich.

Aber ansonsten fühle ich mich auch viel zu oft bemüßigt, meinen Kunden zu erklären, was es mit meinen Preisen auf sich hat und wie viel Arbeit hinter jedem Teil, welches ich ihnen verkaufe, letztendlich steckt. Leider, leider, leider kann ich mich diesbezüglich hinter kein größeres Unternehmen, welches eine eigens für die Preisgestaltung verantwortliche Abteilung unterhält, zurückziehen. Für mich stellt das ein regelrecht existenzielles Problem dar - ich verstehe mich nun mal in erster Linie nicht als Kaufmann, sondern als Musiker und Kunsthandwerker. Genauso dürften sich viele Winzer zunächst einmal als Winzer sehen.

Unter Umständen ist es sehr schwierig, eine Preisstruktur zu finden, die sowohl für die Kunden wie auch für einen selber fair ist. Mir ist es jedenfalls in gut zweieinhalb Jahrzehnten nicht gelungen, eine solche Preisstruktur zu etablieren.

Herzliche Grüße

Bernd
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mineralsaft
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von mineralsaft »

Meine ersten Eindrücke zu den 2019ern:

Habe in den letzten Wochen sowohl den vielgelobten
Stefan Müller Niedermenninger Sonnenberg Kabinett Alte Reben 19

als auch den aus wurzelechten Reben entstandenen
Hofgut Falkenstein Niedermenninger Herrenberg Spätlese feinherb AP4

probiert.

Wichtigstes Fazit:
bei beiden Weinen dominiert für mich und meine Mittrinkerin das Eisbonbon, beide auch noch vordergründig zu süß und eindimensional. Für meinen Geschmack habe ich die Weine einfach viel zu früh nach der Füllung geöffnet (weil ich diesmal auch genügend Flaschen habe). Da fehlte für mich noch völlig die Komplexität, bin sicher das sich das mit der Zeit wandelt.
Kürzlich die AP4 aus 2017 getrunken, das war eine riesen Freude, mit tollen Hefenoten und fantastischem Spiel.

Beim Kabi von Stefan Müller war im Abgang immerhin die typische feinherbe Note von der Saar deutlich schmeckbar, die immer wieder zum nächsten Glas animiert. Ohne Zweifel, Trinkfluss haben die beiden Weine natürlich schon ohne Ende und die Flaschen leeren sich trotz Eisbonbons schnell :)

Wie sieht es bei euch aus, die ihr schon einige 2019er aufgezogen habt - stört euch diese füllfrische Eisbonbon-Note nicht? Oder nehmt ihr das anders wahr?

p.s.: Ich bin auch generell eher ein Fan gereifterer Weine, fasse meine GGs möglichst nach frühestens 6 Jahren an und kann mit quietschiger Frucht gar nichts anfangen...
nono
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von nono »

Hallo Mineralsaft,

so frisch mag ich die süßen Weine der Mosel Saar und Ruwer gar nicht, dass ist dann für mich meistens eher Frucht- als Mineralsaft.
Wie alle Generalisierungen stimmt diese natürlich auch nicht immer, aber :
So früh mache ich keinen mehr auf, so nach drei bis vier Jahren beim Kabinett ist hingegen oft die erste Überfrucht im leichten Rückzug, bei Kabinett-Weinen in säurebetonten Jahrgängen ( 2008, 2010 z.B) kann das dann schon sehr stimmig sein... und war für mich auch manchmal tatsächlich die ideale Zeit.
Danach kommen dann manchmal die Petroltöne, die ich nicht leiden kann
Aber bei manchen Weingütern dauert es dann auch länger, Schloss Lieser z.B finde ich am Anfang immer zu süß, warten hilft, vermutlich wegen der Spontanvergärung...
Bei Spät-und Auslesen sieht es dann natürlich wieder oft ganz anders aus.

Herzliche Grüße

Werner
manubi
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von manubi »

Moselaner hat geschrieben:. . .Van Volxem mir einfach Zu unsympathisch . . .



Warnung: dieser Beitrag ist im "Hofgut Falkenstein" vollkommen neben dem Thema. Das Zitat ist aber hier gefallen.

Sympathisch oder unsympatisch sind rein emotionale Kategorien, die bei der Beurteilung von Weinen eher nicht weiterhelfen. Kaum bestreitbar ist, dass vV (und das ist wohl zum großen Teil das Verdienst von Kellermeister Völk) von einem übers andere Jahr beachtenswerte Kellektionen vorstellt, und. gemessen an den Preisen der Wettbewerber, preislich ziemlich bodennah geblieben ist. Jedenfalls ist die fast immer untadelige Qualität der Weine für mich durchaus ein Grund, van Volxem sympathisch zu finden.

Gruß

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
Bernd Schulz
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von Bernd Schulz »

manubi hat geschrieben:Jedenfalls ist die fast immer untadelige Qualität der Weine für mich durchaus ein Grund, van Volxem sympathisch zu finden.


Irgendwie kann ich das nachvollziehen. Bei mir sieht es trotzdem anders aus - das dauerhafte Gehabe des Gutsbesitzers als Erlösers der Saar führte irgendwann zu deutlich antipathischen Gefühlen. Infolgedessen habe ich die Produkte dieses Betriebs schlichtweg nicht mehr gekauft, weshalb ich über ihre Qualität nur noch im Hinblick auf längst verflossene Jahre mitreden kann. Patrick hat sich aber ebenfalls nicht über die (scheinbar? - ;)) objektiven Eigenschaften der Van Volxem-Weine geäußert, sondern lediglich sehr kurz erklärt, warum sich dieselbigen nicht in seinem Keller befinden. Aus mangelnder Sympathie mit dem Erzeuger halt - und mir scheint das ein dann auch ein völlig hinreichender Grund zu sein.

Wie gesagt stellten die Weine von Van Volxem für mich nach anfänglicher Begeisterung ab dem Zeitpunkt x ebenfalls ein ziemliches Unding dar ...aus primär emotionalen Gründen ...

Das Trinken und Bewerten von Weinen hat keinen exakten wissenschaflichen Charakter. Wir bewegen uns hier auf dem immer sehr vagen Feld der Ästhetik, und auf diesem Feld können auch "außergeschmackliche" Komponenten eine gewisse Rolle spielen.

Herzliche offtopische Grüße sendet

Bernd
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Jochen R.
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von Jochen R. »

manubi hat geschrieben:
Moselaner hat geschrieben:. . .Van Volxem mir einfach Zu unsympathisch . . .



Warnung: dieser Beitrag ist im "Hofgut Falkenstein" vollkommen neben dem Thema. Das Zitat ist aber hier gefallen.

Also sorry, aber ausgerechnet bzgl. Patrick´s Beitrag eine
"Warnung" auszusprechen ist ja wohl absolut daneben ...

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Moselaner
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von Moselaner »

manubi hat geschrieben:
Moselaner hat geschrieben:. . .Van Volxem mir einfach Zu unsympathisch . . .



Warnung: dieser Beitrag ist im "Hofgut Falkenstein" vollkommen neben dem Thema. Das Zitat ist aber hier gefallen.

Sympathisch oder unsympatisch sind rein emotionale Kategorien, die bei der Beurteilung von Weinen eher nicht weiterhelfen. Kaum bestreitbar ist, dass vV (und das ist wohl zum großen Teil das Verdienst von Kellermeister Völk) von einem übers andere Jahr beachtenswerte Kellektionen vorstellt, und. gemessen an den Preisen der Wettbewerber, preislich ziemlich bodennah geblieben ist. Jedenfalls ist die fast immer untadelige Qualität der Weine für mich durchaus ein Grund, van Volxem sympathisch zu finden.

Gruß

Manfred


Hallo Manfred,

meine emotionale Kategorisierung des betreffenden Weingutes war völlig unabhängig der unbestreitbar hohen Qualität der erzeugten Weine. Vor allem nach dem Wechsel der Stilistik von eher breiteren, barocken Weinen hin zum klassischen Saarstil.
Auch die Preisgestaltung befindet sich dafür auch absolut Rahmen, auch hier Stimme ich zu.

Warum ich das Weingut trotzdem unsympathisch finde und es trotz der oben aufgeführten Punkte deshalb nicht in meinem Keller vertreten ist, hat bereits Bernd sehr gut ausgeführt.
Und nur darum ging es mir. Ich habe nie behauptet, dass die Weine in irgendeiner Art und Weise nicht gut wären, oder zu treuer.

Und eigentlich war mein von dir zitierter Beitrag ein Versuch, zumindest die Richtung der Diskussion wieder in die Nähe des Threadthemas zu lenken.

Viele Grüße

Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
manubi
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Re: Hofgut Falkenstein

Beitrag von manubi »

Jochen R. hat geschrieben:
Also sorry, aber ausgerechnet bzgl. Patrick´s Beitrag eine
"Warnung" auszusprechen ist ja wohl absolut daneben ...

Viele Grüße,
Jochen


Ich glaube, Jochen, da hast du was völlig falsch verstanden. Die Warnung betrifft ausschließlich MEINEN Beitrag, der im Falkenstein-Tread natürlich völlig o.t. ist.

Im Prinzip und auch ganz praktisch soll jeder die Weine trinken, die er mag. Ob man den Weinmacher sympatisch finden muss um den Wein gut zu finden, darüber habe ich schlicht noch nicht nachgedacht. Fände ich aber auch wenig zielführend, denn es hilft auch nicht wirklich weiter, wenn der Weinmacher ein Sympathiebolzen, sein Produkt aber sch. . . ist.

Gruß

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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