J.J. Prüm

Bernd Schulz
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Bernd Schulz »

Und ich habe gerade schon wieder vergessen, in meiner VKN die AP-Nummer anzugeben. Es handelt sich um die -14-97:

Bild

Beim Genuss einer solchen Auslese wird einem einmal mehr klar, dass es sich bei Manfred Prüm um einen ganz großen Spitzenkönner gehandelt hat. Laut GM 98 (das war mein erster GM überhaupt) hat der Wein damals 26 DM (!) gekostet - das war damals nicht wenig Geld, aber angesichts der Ausnahmequalität trotzdem ein bescheidener Preis. Unter "trinken bis" gibt der GM 2008 an, naja.... :twisted:
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UlliB
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von UlliB »

Wehlener Sonnenuhr Spätlese 2010 -14-11 (Joh.Jos.Prüm) 8,5%Vol. Helles Gold. Typische Nase eines angereiften Rieslings von der Mittelmosel, in der Frucht nicht sehr differenziert und auch nicht 100% sauber, möglichweise spielt hier ein wenig Botrytis eine Rolle (die Prüm'schen Spätlesen sind allerdings normalerweise botrytisfrei). Jahrgangstypisch hohe Säure, wirkt nur wenig süß, fast halbtrockener Eindruck. Der Säure steht ein kräftiger Körper entgegen, aber auch hier wirkt die Aromatik etwas undifferenziert, das Ganze wirkt schon ein wenig rustikal; für den Erzeuger sehr ungewöhnlich.

Das lässt sich soweit ganz gut trinken, aber gemessen an dem, was JJ Prüm aus der Lage machen kann, ist das nicht gerade ein Ruhmesblatt.

Gruß
Ulli
Moselaner
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Moselaner »

Hallo Ulli,

meine Erfahrung mit den wenigen Weinen aus 2010 von Prüm:
Man scheint mit dem Jahrgang nicht ganz so gut zurecht gekommen zu sein. Den Eindruck bezüglich Botrytis, als auch dieses leicht diffuse, verschwommene kann ich bestätigen. Ich hatte auch schonmal den Verdacht der Entsäuerung, vor allem bei den Weinen aus dem Himmelreich.

Jedenfalls haben die Weine nicht die Klasse manch anderer Süssweine aus diesem Jahrgang von anderen Erzeugern und natürlich ist das immer noch meckern auf hohen Niveau, aber man ist von Prüm nunmal nur hochklassiges gewöhnt.

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
Nora
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Nora »

Die letzten Tage sollte es etwas Besonderes sein:

Joh. Jos. Prüm Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett 2021



In der Nase ein ganz verhaltener Stinker, dahinter reife, gelbe Früchte und dezent grüner Apfel,  Granit, leichter Kümmel- und Curryton

Am Gaumen am ersten Tag noch ziemlich unruhig; besser am zweiten und noch besser am dritten Tag; sehr lebendiger Wein; zunächst vollmundig, cremig mit Pfirsich und etwas Ananas;  viel Mineralik und einer zurückhaltenden und eleganten, federleichten Süße; hinten heraus kommt dann eine limettenartige, recht kräftige Säure, die den Wein dann ins Feingliedrige dreht und einen schönen Gegenpol zur zunächst aufgetretenen Fülligkeit gibt.

Ein wirklich schöner Kabinett, der noch ein paar Jahre brauchen wird, um sich zu finden. Noch stehen die Komponenten etwas neben- oder besser ausgedrückt hintereinander, aber die Ansätze sind toll. Die restlichen Flaschen sortiere ich mal ganz unten ein.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich nachkaufen. Aber der Preis ist doch recht hoch.

VG, Nora
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Gaston
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Gaston »

Neulich als Abschluss eines Weinabends:

Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese 2004, J.J. Prüm

Erstaunlich helles Goldgelb. Tolle, feine, elegante, zarte, sofort einnehmende Nase, keinerlei Stinktöne. Am Gaumen eine glasklare und filigrane, zarte und leicht schwebende Frucht, immer noch deutliche Süsse, die aber gut einkomponiert ist. Wirkt immer noch blutjung. Für meinen Geschmack allerdings dadurch auch wenig komplex oder gar vielschichtig, mit etwas gutem Willen spüre ich eine leichte mineralische Würze; Säure auch eher zurückhaltend. Es dominiert eine zwar brillante und hochfeine süsse Frucht, aber irgendwie wars das auch. Für mich eher eine Enttäuschung - gemessen an den doch hohen Erwartungen.
Aber wahrscheinlich finde ich einfach keinen rechten Zugang zu diesem Weintypus...
Beste Grüße
Gaston
Nora
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Nora »

Auch die

Zeltinger Sonnenuhr Spätlese 2021
(A.P. Nr. # 11 22; 7,0% vol.)

hat 4 Tage Luft benötigt, damit sie für mich trinkbar wurde. Zwar war der „Prüm-Furz“ von Anfang an nur dezent, aber so beständig, dass ich in den ersten 3 Tagen kaum Freude mit dem Wein hatte.

Gestern nun hatte sich das ein wenig beruhigt. Dahinter versteckt sich eine sehr feine, filigrane Spätlese geprägt von zarten gelbfruchtigen Aromen, etwas Minze und Schiefer. Die leichte Cremigkeit und die lebendige 21er Säure harmonieren hervorragend. Die Süße ist derart gut eingebunden, dass der Wein eher halbtrocken wirkt.

Ich werde meine nächste Flasche erst in 3-5 Jahren öffnen, dann wird das sicherlich sehr schön.

VG, Nora
Kle
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Kle »

Nora hat geschrieben: So 1. Sep 2024, 08:38 hat 4 Tage Luft benötigt, damit sie für mich trinkbar wurde. Zwar war der „Prüm-Furz“ von Anfang an nur dezent, aber so beständig, dass ich in den ersten 3 Tagen kaum Freude mit dem Wein hatte.
erinnert mich stark an ein Erlebnis mit Othegraven, wo langes Warten allerdings nicht half und ich mich sogar an das Weingut wandte, da ich etwas anderes vermutete. Alle anderen, hieß es, lieben den Stinker.

Viele Grüße, Carsten
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
Bernd Schulz
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Bernd Schulz »

...wobei J.J. Prüm für meine Begriffe mindestens eine Liga höher spielt (und in den letzten Jahrzehnten gespielt hat) als von Othegraven.

Die meisten Rieslinge von Prüm benötigen einfach einige Zeit. Das ist so.

Herzliche Grüße

Bernd
Nora
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Nora »

Danke für eure Rückmeldungen!

Gestern hatte ich den Rest des Weins und war recht angetan. Eine feine, elegante, recht zurückhaltende Spätlese, die sehr gut zu den Dim Sum mit Garnelen- bzw. Schweinehackfüllung und dem asiatisch angemachten Gurkensalat passte. Die Spontinoten waren mittlerweile im Hintergrund, fügten sich wunderbar ein, ja fungierten als schöne Ergänzung zu den übrigen Aromen. Das mochte aber auch daran gelegen haben, dass wir den Wein als Essensbegleiter hatten.

Dass es bei J.J. Prüm diese Noten gibt, ist mir durchaus bewusst und auch, dass die Weine Zeit brauchen. Die Zeltinger Sonnenuhr Spätlese wollte ich antesten, da einige Flaschen im Keller liegen.

Was mir dagegen nicht so klar ist, warum diese Spontinoten, gerade wenn sie so deutlich sind und den Wein beherrschen, von professionellen Weinkritikern so wenig an- und bemerkt werden. Bei Wine Enthusiast gibt es gar keine Erwähnung und Mosel Fine Wines spricht von einer leicht reduktiven, aber dennoch schönen rauchigen Nase; zumindest Anne Krebiehl von vinous erwähnt die rauchige, funky Reduktion, die aber die lebhaften Zitrusnoten, die durchbrechen, kaum trüben kann. Nun ja…

VG, Nora
Bernd Schulz
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Re: J.J. Prüm

Beitrag von Bernd Schulz »

Nora hat geschrieben: Mo 2. Sep 2024, 09:52 Was mir dagegen nicht so klar ist, warum diese Spontinoten, gerade wenn sie so deutlich sind und den Wein beherrschen, von professionellen Weinkritikern so wenig an- und bemerkt werden. Bei Wine Enthusiast gibt es gar keine Erwähnung und Mosel Fine Wines spricht von einer leicht reduktiven, aber dennoch schönen rauchigen Nase; zumindest Anne Krebiehl von vinous erwähnt die rauchige, funky Reduktion, die aber die lebhaften Zitrusnoten, die durchbrechen, kaum trüben kann. Nun ja…
Verkoster, die häufig mit derartigen Spontinoten zu tun haben (an der Mosel ist Prüm ja bei weitem nicht der einzige Betrieb, der entsprechende Weine produziert), nehmen diese vermutlich als völlig normal wahr.

Ich erinnere mich noch gut an eine Verkostung, die anno 2005 in Hamburg stattgefunden hat (Kle war auch anwesend). Ich hatte ein Flasche Spätlese von Martin Müllen mitgebracht, und nach dem ersten Schnuppern rief einer (es war Michael Q.) sofort in die Runde: "Der hat einen Böckser!" Was jemand, der damals mit Moselrieslingen nicht so viel Erfahrung hatte, als fehlerhaften Böckser empfand, war für mich ein von exzellenten Möselchen bestens gewohnter Geruch - ich selber wäre im Vorfeld nicht auf die Idee gekommen, dass sich mancher daran stören könnte..... :twisted:

Oder anders gesagt: Der "dezente Stinker", den du als Problem empfindest, würde mich wahrscheinlich genauso wenig irritieren wie die Herren Fisch und Rayer.

Herzliche Grüße

Bernd
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