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Diverse Winzer

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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragDo 25. Sep 2014, 18:55

Ich war drei Tage an der Ahr und habe es mir mal richtig gut gehen lassen, am ersten Tag habe ich im Weingut Klosterhof Gilles in Marienthal übernachtet, dort gibt es auch ein Einzelzimmer für 30 Euro mit einem üppigen Frühstück, mir haben die drei probierten Spätburgunder und ein Frühburgunder gut gefallen, Herr Gilles macht keine Burgunder mit Ecken und Kanten in seinem Basissegment bis 10 Euro, sondern schön zu trinkende, im positiven Sinne zugängliche Ahrburgunder, die im Restzucker zwischen 3-5 Gramm eingestellt sind, knochentrocken ist nicht sein Ding, " da habe ich nicht die Kundschaft für, auch wenn der Verkoster vom Gault MIllau das gerne hätte" war sein Kommentar dazu, detailliertere Notizen folgen noch, zwei Tage war ich anschließend in Dernau und habe das erste mal in der Strausswirtschaft "Burggarten" die Weine vom (auch preislich) ambitionierten Weingut Heiner & Kreuzberg probieren können, zu schönen Pasteten von "Vieux Sinzig" , das war richtig gut (sowohl der Wein als auch die Pasteten), eher elegant als kräftig, erinnerte mich schon etwas an H.J. Kreuzberg, ich habe drei Pullen gekauft, Notizen folgen, zuletzt habe ich mir zwei Flaschen vom Bio-Weingut Fiebrich aus Mayschoss besorgt,der junge Michael Fiebrich betreibt ein kleines Weingut mit Lagen im Altenahrer Übigberg, die Weine sind auch nicht gerade preislich günstig zu nennen, aber bei einem kleinen Weingut kann man das auch nicht erwarten, im Glas habe ich eine Rebsorte, die ich noch niemals getrunken habe, den 2013er Pinotin, eine Kreuzung aus Pinot noir und einer pilzresistenten Rebsorte, gefällt mir gut, farblich wie ein Spätburgunder, nicht besonders komplex, aber auch kein bisschen breit oder beliebig, sondern schlank und fest mit Substanz, leichte Brombeernoten, auch Kirschnoten, mineralisch, leichte Gerbstoffe, hat gerade mal 11,5 % Alkohol und eher wenig Restzucker, dafür mit erstaunlicher Länge, anscheinend passen die Schieferlagen in Altenahr wunderbar zu dieser neuen Rebsorte und Michael Fiebrich weiss, wie er den Rest dazu beisteuert, 86-87 Punkte, kostet 9 Euro, würde ich jederzeit wieder kaufen, davon kann man mit viel Freude eine Flasche leeren :lol:
Insgesamtes Fazit meines Kurztripps: das Qualitätsniveau steigt an der Ahr

Gruß

Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragSa 27. Sep 2014, 13:45

Das Weingut Fiebrich aus Mayschoss ist nach dem gestrigen mit Bernd getrunkenen 2012er Spätburgunder "Eichert" (ein Filetstück des Altenahrer Übigberg) definitiv eine Neuentdeckung auf einem sehr hohem NIveau, ausgebaut in neuen Barriques hat der Wein nicht ansatzweise eine aufdringliche Holznote, sehr elegant und finessenreich zeigt er eine burgundische Seite ohne seine Herkunft zu verleugnen, Frucht, Mineraliät und Säure stehen im schönen Gleichgewicht zueinander, für mich gehört der "Eichert" trotz seiner Jugendlichkeit mit zum besten, was ich an der Ahr bis jetzt getrunken habe, 90-91 Punkte, kostet 18,90 Euro und ist jeden Cent wert, der danach getrunkene 2011er Ahrweiler Rosenthal von Heiner&Kreuzberg hatte trotz spürbarer Klasse (88 Punkte, kostet 24,90 Euro) keine Chance im direkten Vergleich

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragSa 27. Sep 2014, 14:57

Bei Michael Fiebrich handelt es sich in der Tat um eine richtig spannende Neuentdeckung. Seinen "Eichert" habe ich weitgehend so wie Ralf gesehen:

Bild

Zum "Pinotin" stelle ich später auch noch eine VKN ein.

Wenn sich irgendwann einmal eine Möglichkeit ergibt, werde ich das Weingut Fiebrich persönlich heimsuchen. Ich finde es sehr erfreulich, dass an der Ahr solche Newcomer auftauchen!

Viele Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragSa 27. Sep 2014, 21:29

Hier kommt die angekündigte Notiz zu Fiebrichs Pinotin:

Bild

Insgesamt fühlte ich mich von der Aromatik her ziemlich stark an einen jungen Beaujolais der besseren Art erinnert. Die pilzresistente Sorte ist wohl nicht so hochwertig wie der Spät- oder Frühburgunder, aber es lässt sich jedenfalls, wie dieser Wein zeigt, etwas ganz Nettes aus ihr machen.

Viele Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Okt 2014, 22:06

Dagernova: 600 Winzer, über 150 Hektar, aus solchen Fakten, würde ich zumindest behaupten, ist es sehr schwierig richtig gute Weine zu erzeugen, oder??? und meistens mache dann doch einen Bogen um solche Erzeuger und konzentriere mich auf kleine Winzer, als ich in Dernau war musste ich doch mal in den großen, alles andere als geschmacklos gstalteten Verkaufsraum und habe mir eine Flasche gekauft, den 2011er Pinot Noir Auslese trocken , deutliche, aber angenehme Holznoten und Kirsche in der Nase, am Gaumen Kirschen, gut eingebunde Holznoten, die Säure passend, in sich stimmig, aber es fehlt an Komplexität, soll anscheinend eine internationale Stilistik darstellen, sehe ich eher nicht (ist auch gut so), schmeckt wie ein Basiswein mit mehr Holz und mehr Substanz, trinkt sich trotz aller Motzerei :o sehr gut, die 86 GM Punkte passen , kostet 15 Euro, dafür gibts natürlich doch ein paar andere Adressen an der Ahr, die mehr zu bieten haben, aber...auch alles andere als eine schlechte Leistung für..siehe oben ;)

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Okt 2014, 22:48

Inzwischen habe ich ein paar Weine vom Klosterhof Gilles probiert:

Bild

Bild

Bild

Das ist alles fehlerfrei vinifiziert, und eine gewisse Gebietstypizität lässt sich auch erkennen. Insgesamt ist mir der Stil aber doch zu glatt und zu fruchtbetont, um mich restlos glücklich zu machen. In der gleichen Preisklasse gibt es Ahrburgunder, die mich mit mehr Struktur stärker überzeugen.

Viele Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Okt 2014, 23:20

Hallo Bernd,
ich würde ja schon den Kräuterberg zwei Punkte mehr geben, aber die Substanz deiner Kritik kann ich durchaus nachvollziehen, da gibt es insgesamt bessere an der Ahr, aber...der Feind des Guten ist das Bessere...für Menschen, die gerne, aber nicht so oft Wein trinken ist diese Stilistik genau die Richtige, und dazu steht der Herr Gilles, der will keine Punkte setzen in irgendwelchen Weinführern, was mir auch sympathisch ist, ich mag diese Ehrlichkeit, Spätburgunder die vollkommen unkompliziert sind und doch nicht banal, für Menschen, die einfach nur Wein trinken wollen und nicht eine Philosophie daraus machen möchten ;)

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragSa 4. Okt 2014, 23:22

Hallo Ralf,

...für Menschen, die gerne, aber nicht so oft Wein trinken ist diese Stilistik genau die Richtige, und dazu steht der Herr Gilles, der will keine Punkte setzen in irgendwelchen Weinführern, was mir auch sympathisch ist, ich mag diese Ehrlichkeit, Spätburgunder die vollkommen unkompliziert sind und doch nicht banal, für Menschen, die einfach nur Wein trinken wollen und nicht eine Philosophie daraus machen möchten ;)


klar, die "unkomplizierten" Weine haben natürlich ihre Berechtigung, und zwar auch dann, wenn es um eine tendenziell komplizierte Sorte geht. Die drei Roten vom Klosterhof haben mir ja durchaus geschmeckt; die Flaschen sind alle recht zügig leer geworden, und auch meine Bewertungen sind deutlich davon entfernt, ein wirklich negatives Bild zu zeichnen (84 Punkte stehen bei mir auf jeden Fall für einen erst einmal mit Genuss zu trinkenden Tropfen).

Trotzdem kommt mir der doch sehr weiche Stil des Hauses nicht direkt entgegen. Gerade habe ich den einfachen Ahrweiler Ursulinengarten Spätburgunder QbA trocken 2012 von Riske (Erwin) im Glas, und der hat (bei vermutlich ähnlichem Restzuckergehalt) etwas mehr Säure und vor allem mehr strukturgebende Gerbstoffe. Damit gefällt er mir in seiner kantigeren Art erst einmal besser als der Kräuterberg.

Wenn ich jetzt in meine VKNs schaue, sehe ich, dass ich den Ursulinengarten vor drei Monaten mit lediglich 83 Punkten bewertet habe. Tja, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.... :mrgreen:

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragSo 5. Okt 2014, 19:29

Hallo Bernd,

wenn ich die Wahl zwischen Riske und Gilles habe ziehe ich Riske ohne wenn und aber vor, ich finde die Spätburgunder von Gilles nach wie vor gut, aber nicht aufregend und ich mache gerne aus der ganzen Sache oft eine Philosophie :lol:
ich kann deine Eindrücke vollkommen nachvollziehen, deine Bewertungen auch, aber ab und an mag ich diese Stilistik, Gilles Spätburgunder wollen halt nicht mehr sein als sie sind, das hat für mich irgendwie was ehrliches

Gruß

Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 24. Okt 2014, 21:29

Im Glas: 2011er Ahrweiler Silberberg Spätburgunder Barrique Maibachfarm, die Nase offenbart ein gut eingebundenes Holz mit Kirschnoten, am Gaumen sind die Barriquenoten gut eingebunden, Kirschen zeigen sich wieder, aber es fehlt an Struktur, Differenziertheit und Spannung, trotzdem nicht schlecht, 86 Punkte, kostet um die 20 Euro, aber..........

Gruß

Ralf
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