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Re: Sermann

Di 26. Dez 2023, 20:20

Im Glas:

2022 Spätburgunder Marienthaler Trotzenberg

Seit 6 Tagen offen. Am ersten Tag war der so verschlossen und zugenagelt, dass ich ihn nur als sehr anstrengend empfand. Jetzt öffnet er sich langsam. In der Nase eine feine Kirschfrucht.
Am Gaumen feine Kirsche, aber auch Heidelbeeren. Dabei mit einer "dunklen" Ahr-Mineralität. Kraftvoll und dicht mit guter Länge. Das ist kein Schmeichler. Am Gaumen wirkt er regelrecht geheimnisvoll. Den trinkt man nicht nebenbei, sondern er fordert Aufmerksamkeit. Die zweite Flasche werde ich etwas länger liegen lassen ( wenn ich es denn schaffe). Wenn sich jemand jetzt daran traut dann kann ich ihm nur empfehlen, den Wein über mehrere Tage zu trinken und ihm am ersten Tag richtig viel Luft zu gönnen.

91+ Punkte. Kostet 21 Euro ab Hof.

Gruß

Ralf

Re: Sermann

Di 9. Jan 2024, 21:14

...hier jetzt der [boʒɔˈlɛ] der Weinentdeckungsgesellschaft:

Bild

Re: Sermann

Di 9. Jan 2024, 22:24

....geruchsmäßig zeigt sich dann auch zuerst eine sehr klare, kühle und dabei recht ernsthafte Schwarzkirsche, dezent neben der Säureankündigung was Rotagrumiges, mit Luft auch prägend Roselle. Geschmacksmäßig dann wieder dieser kühl-klare Schwarzkirschauftakt ohne Plakativität oder auch Kirschsaftigkeit, eher wenige Tannine, die, die da sind, sorgen für eine ganz leichte, sehr feinkörnige Adstringenz, dazu eine superklare Säure, die jedoch nicht kantig wirkt, sondern in Verbindung mit der Roselle / Rosella eine gewisse Geschmeidigkeit zuläßt, der Schiefer ist klar erkennbar, drängelt sich aber nicht in den Vordergrund....


Für mich klingt das alles nach einem sehr typischen und guten Ahrburgunder. Was ja durchaus für den Wein spricht....

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Sermann

Di 9. Jan 2024, 23:15

Bernd Schulz hat geschrieben:Für mich klingt das alles nach einem sehr typischen und guten Ahrburgunder. Was ja durchaus für den Wein spricht...
...ist grundsätzlich richtig, aber da ist dann doch was, das davon zumindest ein bißchen ablenkt, scheint der teilweisen Maceration carbonique geschuldet zu sein. In jedem Fall aber ein sehr animierender Wein!

Re: Sermann

Mi 10. Jan 2024, 12:42

Zum "Beaujolais" gibt es auch eine lesenswerte Verkostung beim Schnutentunker ...
https://www.schnutentunker.de/beinahe-beaujolais/#more-7673

Re: Sermann

Mi 24. Jan 2024, 21:42

Der Mayschosser Spätburgunder 2022, den ich dankenswerterweise mal wieder über Ralf bekommen habe, schließt sich in seiner zunächst ziemlich struppigen Art an den Vorgänger aus 21 an:

Bild

Ein Glas reicht erst mal; ich werde den Wein über ein paar Tage beobachten. Generell handelt es sich aber nicht um den Spätburgunderstil, den ich bevorzuge. Eventuell orientiert sich Lukas Sermann hier stark (für mich zu stark) an französischen Vorbildern.

Re: Sermann

Mi 24. Jan 2024, 23:18

Gegen den 22er Mayschosser von Sermann habe ich gerade ganz bewusst noch einmal den 22er "E & C" von Fiebrich getrunken:

Bild

Puh, ich hätte den Mayschosser wohl doch noch niedriger bepunkten müssen! Fiebrichs "E & C" verkörpert für mich genau "die Ahr" - so viel Feinheit sollte (im Idealfall) sein! Der maskuline Mayschosser hingegen könnte fast von überall herkommen, wo ordentliche Spätburgunder wachsen...

Re: Sermann

Do 25. Jan 2024, 23:03

Heute wirkt der 22er Mayschosser jedenfalls schon mal klar zugänglicher als gestern; die herben Kanten haben sich etwas geglättet. Trotzdem empfinde ich den Wein immer noch als überextrahiert und vor allem kaum gebietstypisch. Wo ist hier die Ahr?

Zur Winzerkunst von Lukas Sermann habe ich ein stark hin- und hergerissenes Verhältnis. Der junge Meister kann schon eine Menge und will offenkundig sehr viel - vielleicht manchmal etwas zu viel?

Ungefähr die Hälfte des Mayschossers befindet sich noch in der Flasche. Ich bin schon gespannt auf den morgigen Eindruck.

Re: Sermann

Do 14. Mär 2024, 21:57

Im Glas:

2022 Gypsy One Spätburgunder Rose

Schon in der Nase deutet sich an, dass das nicht so ein typischer deutscher Standard-Rose ist. Am Gaumen geht sofort die Post ab. Feine, aber eher zurückhaltende, ernsthafte Fruchtnoten ( geht Richtung Walderdbeeren und Himbeeren am Beginn ihrer Reife), die sich zu keiner Zeit in den Vordergrund drängeln. Aber auch ein zitrisches Element gibt einen ordentlichen Frischekick. Der Gypsy hat ordentlich Zug, Gripp und Power. Aber eher die Power eines Freeclimbers. Der Abgang hinterlässt eine leicht salzige Note. Und: da stört nicht ansatzweise irgendeine dienliche Restsüsse. Der ist richtig trocken bei gerade mal 11,5 % Alkohol.
Offensichtlich hat Lukas Sermann vor, auch bei den Roses in die deutsche Spitze zu gelangen. Es gibt ja auch noch den Gypsy Two, der stolze 27 Euro kostet.

91 Punkte. Kostet 16 Euro.

Gruß

Ralf

Re: Sermann

Fr 15. Mär 2024, 01:34

Ralf Gundlach hat geschrieben:Im Glas:

2022 Gypsy One Spätburgunder Rose

Schon in der Nase deutet sich an, dass das nicht so ein typischer deutscher Standard-Rose ist. Am Gaumen geht sofort die Post ab. Feine, aber eher zurückhaltende, ernsthafte Fruchtnoten ( geht Richtung Walderdbeeren und Himbeeren am Beginn ihrer Reife), die sich zu keiner Zeit in den Vordergrund drängeln. Aber auch ein zitrisches Element gibt einen ordentlichen Frischekick. Der Gypsy hat ordentlich Zug, Gripp und Power. Aber eher die Power eines Freeclimbers. Der Abgang hinterlässt eine leicht salzige Note. Und: da stört nicht ansatzweise irgendeine dienliche Restsüsse. Der ist richtig trocken bei gerade mal 11,5 % Alkohol.
Offensichtlich hat Lukas Sermann vor, auch bei den Roses in die deutsche Spitze zu gelangen. Es gibt ja auch noch den Gypsy Two, der stolze 27 Euro kostet.

91 Punkte. Kostet 16 Euro.

Gruß

Ralf


Aus meinem einmaligen Besuch nach Corona und vor dem Hochwasser kann ich nur sagen: Das ist war damals schon für einen Rosé großer Stoff!
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