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Frühburgunder

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mixalhs

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Frühburgunder

BeitragSo 22. Mär 2015, 18:48

Frühburgunderforum Ahr am 21.3.2015 im Kloster Marienthal:

19 Weingüter präsentierten 43 Weine (wenn ich mich nicht verzählt habe), nur Frühburgunder, fast alle rot. Ein oder zwei Blancs des Noirs gab es auch, aber die habe ich ausgelassen, auch einen oder zwei von den wenigen halbtrockenen Roten. Es gab auch schon ein paar 2014er, zum Teil als Fassproben, die mich nicht überzeugt haben. Auch die Standardqualitäten aus dem Jahrgang 2013 waren teilweise nicht sehr überzeugend, wobei es auch Ausnahmen gab wie z.B. den Frühburgunder vom Weingut Maibachfarm, ein feiner Wein für 11,50. An der Spitze waren für mich Kreuzbergs Hardtberg GG 2012 und Kriechels Rosenberg 2011, beide im 35€-plus-Bereich, ebenso wie die beiden Sonnenberge 2011 und 2012 vom Burggarten, die fast an die eben genannten heranreichten. Ich sehe alle diese Weine in der 91/92-Punkte-Zone. Sie präsentierten sich jetzt bereits trinkbar, werden aber von fünf Jahren Lagerung sicher profitieren. Auch sehr gut gefielen mir ein paar Weine aus der zweiten Reihe, besonders der 2012er Neuenahrer Ortswein vom Burggarten und der 2012er "Jubilus" mit Goldkapsel von Kriechel. Sowohl Burggarten als auch Kriechel hatte ich bisher nicht auf meiner Liste, Namem, die ich mir merken werde, ebenso Heiner & Kreuzberg und Paul Schumacher. Beide hatten neben den aktuellen Weinen auch Flaschen aus dem "xxxxx" 2010 dabei, die mir ausnehmend gut gefielen, die aber leider nicht mehr zu bekommen sind. Spannend war auch, dass beide einen leichten Kuhstallgeruch hatten, der mich aber nicht so störte, weil die Weine sich mit der 2010er Säure und wahrscheinlich auch geringerem Alkohol schlank und trinkig präsentierten. Übrigens hatte auch das anfangs erwähnte GG von Kreuzberg diese Note. Erwähnen sollte ich noch dass der 2013 Frühburgunder "Alegria" von Paul Schumacher ebenfalls ein feines Stöffchen ist.

Den Tag beschloss ich dann in Altenahr im Gasthaus Assenmacher (in einem Ambiente, das den "Charme" der 1970er Jahre ausstrahlt) mit dem feinen Gaststubenmenue und einem 2011er FB Hardtberg von Sermann-Kreuzberg, der mir aber trotz seiner 89 Gault-Millau-Punkte nicht so recht gefallen hat. Vielleicht war es auch einfach ein bisschen zu viel Frühburgunder für diesen Tag
Zuletzt geändert von mixalhs am Mo 23. Mär 2015, 06:17, insgesamt 1-mal geändert.
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mixalhs

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Re: Frühburgunder

BeitragMo 23. Mär 2015, 09:04

"xxxxx" steht für das Epitheton, mit dem Manfred Klimek den zugegebenermaßen schwierigen Jahrgang 2010 versehen hat und das inzwischen zum geflügelten Wort in der Weinszene geworden ist.

http://www.captaincork.com/Weinwissen/Lagern/Das-Arschjahr-2010-und-die-Antwort-von-Robert-Parkers-Cheftester
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OsCor

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Re: Frühburgunder

BeitragMi 15. Feb 2017, 10:16

Aus gegebenem Anlass hole ich mal diesen Altfaden ans Tageslicht. Der Anlass waren die Trockenen Schmitts, in deren Weinshop ein 2013-er Frühburgunder angeboten wird - unter anderem mit folgendem Statement:
hervorragende füllige, filigrane Rotweine, die dem Spätburgunder im direkten Vergleich meist überlegen sind.
Hat jemand genug Vergleichserfahrung, um hierzu was sagen zu können?
Ich meine, kaufen werde ich den auf jeden Fall, weil ich noch nie einen getrunken habe; hier am Oberrhein habe ich noch nie was davon gesehen.

Gruß
Oswald
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UlliB

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Re: Frühburgunder

BeitragMi 15. Feb 2017, 11:16

Hallo Oswald,

der Frühburgunder ist ein sehr naher Verwandter des Spätburgunders, und die Grundaromatik ist durchaus vergleichbar. Der wesentliche Unterschied besteht zunächst einmal darin, dass der Frühburgunder rund zwei Wochen früher ausreift als der Spätburgunder, was natürlich in kühleren Gegenden und in auch in kühleren Jahren ein Vorteil ist. Am Oberrhein, wo man in den meisten Jahren den Spätburgunder zur vollen Reife bringen kann, ist der Frühburgunder dementsprechend nicht vertreten.

Dass der Frühburgunder dem Spätburgunder "meist" überlegen ist, kann man so pauschal ganz bestimmt nicht sagen. Das gilt eben nur für die Gegenden oder Jahre, in denen man den Spätburgunder nicht zur vollen Reife bringen kann. Mag aber sein, dass das in Franken häufig so ist.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Frühburgunder

BeitragMi 15. Feb 2017, 11:50

OsCor hat geschrieben:Hat jemand genug Vergleichserfahrung, um hierzu was sagen zu können?


Ist zwar leicht OT, weil wir hier im Faden ja an der Ahr sind, aber als direkte Antwort paßt es vielleicht doch noch gerade so hier rein...

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Viele Grüße
Erich

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OsCor

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Re: Frühburgunder

BeitragMi 15. Feb 2017, 12:09

Hallo Ulli,

leider ist der jahrgangsgleiche Spätburgunder schon ausverkauft. Ein Vergleich wäre interessant gewesen, zumal die Trauben in der gleichen Lage wachsen. Für deine Einschätzung der Situation könnte der beim Frühburgunder um 0,5 % höhere Alkoholgehalt sprechen.
Naja, auch die Schmitts müssen Marketing betreiben und ich weiß nicht, ob die so oft einen Vergleich anstellen können. Aber immerhin, verstecken müssen sie sich mit dem Wein nicht: Laut Gault & Millau 2017 ist das
mit der beste trockene Rotwein Deutschlands unter 15 €
Vor meinem ersten Beitrag zu diesem Thema habe ich mal nach dem Stichwort „Frühburgunder” in diesem Forum gesucht und gar nicht wenig gefunden. Bei manchen Empfehlungen des Weines zum Essen hatte ich durchaus den Eindruck, der Schreiber hätte spezielle Eigenschaften im HInterkopf.
Andererseits kennt jeder Spätburgunder zumindest dem Namen nach und man kann mit einem Frühburgunder sicher mal die Aufmerksamkeit wecken.

Edit wegen gerade gesehen: @EThC
Sehr schön, danke, weckt mein Interesse noch mehr - obwohl mein Rotweinverbrauch normalerweise in der Größenordnung von < 5 % liegt.

BTW: Der TO hat halt die Ahr als Anlass genommen. Einen zweiten Faden für diesen selten genossenen Wein zu eröffnen, schien mir überzogen - abgesehen davon, dass ich nicht gewusst hätte, in welchem Unterforum ich den hätte einstellen wollen.

Gruß
Oswald
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UlliB

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Re: Frühburgunder

BeitragMi 15. Feb 2017, 12:56

Ne, passt ja schon mit der Ahr, hier spielt die Sorte eine durchaus wichtige Rolle. Außerdem gibt es größere Flächen noch in Rheinhessen, dort insbesondere in und um Ingelheim, und in der Pfalz.

Laut DWI betrug im Jahr 2015 die gesamte Anbaufläche in Deutschland 257 Hektar, im Vergleich zu 11.783 Hektar beim Spätburgunder, was schon zeigt, dass es sich bei Frühburgunder um eine ziemliche Randerscheinung handelt. An der Ahr liegt das Flächenverhältnis aber lediglich bei 36 ha : 359 ha, d.h. es gibt hier "nur" 10 mal mehr Spätbugunderfläche als Frühburgunderfläche, statt 46 mal mehr wie im Landesdurchschnitt. Ganz Baden hat übrigens nur 5 Hektar...

Noch ein paar Beobachtungen, diese allerdings aus Rheinhessen: bei vielen Winzern wird die frühere Reife nicht dazu genutzt, früher zu lesen, sondern dazu, wirklich massive und alkoholstarke Weine zu erzeugen, die dann eher an Rotwein aus südlichen Gefilden erinnern. In warmen Jahren sind da 15% Alkohol und mehr keine Seltenheit, und hier kommen dann schon mal gekochte und portige Noten vor. Dazu ist die Sorte in der Vollreife auch noch ausgesprochen botrytisanfällig, und da wird es dann ganz schwierig. Frühburgunder kann fraglos sehr gute Weine liefern, aber die Sorte ist auch zickig, und es gibt wohl gute Gründe, dass sie eher selten angebaut wird.

Gruß
Ulli
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nono

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Re: Frühburgunder

BeitragFr 17. Feb 2017, 16:39

Meine Erfahrungen mit dem Frühburgunder waren meistens erfreulich, es waren allerdings niemals Alkoholmonster.
Sie waren auf der Frucht aufgebaut trotzdem nicht kitschig ( keiner mehr als 13,5 %).
Vermutlich liegt das daran, dass sich -aufgrund der hier bereits angesprochenen Zickigkeit der Rebsorte- eher ambitionierte Winzer trauen diesen anzubauen.
Oft sehr verführerisch duftend ( "lecker" darf man ja nicht mehr sagen!) und mit wenig Gerbstoff, die Kombination mit einer Morchelrahmsauce werde ich nicht vergessen.
Frühburgunder mit 15 %: um Gottes willen!
Gestern 2009 Rasteau Domaine des Escaravailles mit dem gleichen Alkoholgehalt getrunken: der Rest kommt ( ja o.T.)
in eine Sauce...
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EThC

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Re: Frühburgunder

BeitragFr 17. Feb 2017, 16:53

nono hat geschrieben:"lecker" darf man ja nicht mehr sagen!


Ich persönlich lasse mir nicht vorschreiben, was man sagen darf und was nicht. Wenn "lecker" die spontane Assoziation ist, dann sag' ich das auch und ich empfehle jedem, das auch genauso 'raus zu lassen, egal was mancher Weinwisser despektierlich dazu sagt...
Viele Grüße
Erich

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Gast1

Re: Frühburgunder

BeitragFr 28. Dez 2018, 13:17

Auch der Frühburgunder von J. J. Adeneuer ist ein ordentlicher Wein.

Wobei Frühburgunder eine "Diva" ist - Adeneuer hat z. B. 2017 (oder 2018 - weiß ich nicht mehr genau) gar keinen Frühburgunder abgefüllt, weil die Qualität zu schlecht war.
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