Michael Fiebrich

[Ollie]

So, den Wein habe ich jetzt auch im Glas.

2015 Ahrweiler Rosenthal Spaetburgunder trocken, Michael Fiebrich, 13.5%, Naturkork

Die Farbe ist recht transparent und hat schon einen ganz leichten Einschlag von braun; aber das kann auch am blauen Licht meiner Wohnzimmerlampe liegen. Die Kohlensaeure ist nun fast ganz weg, nur ganz vereinzelt gibt es kleine Blaeschen am Rand. Vom sehr gut eingesetzten Holz ist mittlerweile nur noch eine leichte Wuerzigkeit, wie von Weihnachtsgewuerzen, und ein Hauch Bitterkeit im Abgang uebrig. Kein Mokka, alles super.

Tatsaechlich ist der Wein gebaut wie ein Weisswein (der Kritikpunkt "roter Wein" vefaengt also), denn Koerper hat er so gut wie keinen (bei immerhin 13.5% Alkohol, den der Wein nur mit Muehe versteckt); es bleibt wirklich nur die Frucht stehen, die, wie es sich fuer 2015 gehoert, sehr aromatisch und frisch und voellig "ungekocht" ist: pflaumige Burgunderfrucht vom Schiefer (kein Cassis!) mit einem leicht lehmig-tintigen Einschlag, der mit etwas Luft immer deutlicher hervorkommt und den ich total sexy finde. Nicht uebermaessig komplex, aber erstaunlich gut und erstaunlich fein, wirklich hauchzart und sehr ausgewogen und dank der recht weichen(!) Saeure durchaus frisch und sueffig. Bilderbuchspaetburgunder fuer Region und Jahrgang. Hat noch ein paar Jahre Zeit. 90-91 Punkte.

Lustigerweise erinnert mich der Wein wirklich extrem an das GG von Adeneuer aus der selben Lage, das ich hier kurz beschrieben und dem ich ebenfalls einen sehr schanken Koerper bescheinigt hatte. Jetzt kaeme es auf einen direkten Vergleich an, denn Fiebrich nimmt (momentan noch) nur etwa zwei Drittel des Preises.

Weiss jemand, wie 2017 in der Ahr ausgefallen ist?

Cheers,
Ollie

[Bernd Schulz]

Freut mich, dass dir dieser Spätburgunder eines nach wie vor doch ziemlich unbekannten Erzeugers nicht ganz schlecht gefallen hat, Ollie!

Ich besitze vom Rosenthal noch genau eine Flasche, aber nachdem Ralf Gundlach vor nicht allzu langer Zeit meinte, dass sich der Wein gerade in einem ziemlichen Loch befindet, bleibt der Korken in diesem Jahr vermutlich ungezogen.

Zur Performance des Jahrgangs 2017 an der Ahr habe ich leider bislang gar keine Erkenntnisse. Aber dein Beitrag erinnert mich dankenswerterweise daran, dass ich mir dringend mal wieder ein paar Weine von Michael Fiebrich besorgen sollte!

Herzliche Grüße

Bernd

[Ollie]

Seine Weine sind immer recht schnell ausverkauft, zumindest beim Ahrweindepot, wo ich immer kaufe, also sooo unbekannt scheint er nicht mehr zu sein.

Ich kenne Fiebrich aber in der Tat noch nicht lange, das ist erst mein dritter Jahrgang mit ihm, und so gut wie dieser 2015 war er IMO noch nie (ich bin aber auch ein Fanboy des Jahrgangs). Der 2015er Eichert ist noch in der Pipeline, den du sogar noch etwas besser einschaetzt. Ich bin gespannt!

Dass der Wein sich in einem Loch befinden, kann ich ueberhaupt nicht unterschreiben; ich hatte sogar explizit den Hinweis, dass er nicht verschlossen ist, hingeschrieben, aber dann wieder geloescht, weil ich mir dachte, niemand wuerde annehmen, dass ein kleiner Ahrwein Zicken macht. Tja.

Ich denke mal, von dem 2017er kann man sich blind einige Flaschen in den Keller legen, viel guenstiger bekommt man solche Qualitaeten von der Ahr nicht (eben: Adeneuer). Da waere fast mal ein Quervegleich mit den Mosel-Burgundern von Steinmetz angesagt, der ist ja auch in dieser Preisliga und macht ziemlich solide Sachen.

Cheers,
Ollie

[Bernd Schulz]

Seine Weine sind immer recht schnell ausverkauft, zumindest beim Ahrweindepot, wo ich immer kaufe, also sooo unbekannt scheint er nicht mehr zu sein.

Es handelt sich um einen immer noch in sehr kleinem Maßstab agierenden Erzeuger, fast schon um eine Art Garagenbetrieb. Demzufolge sind die Mengen gering und manchmal auch entsprechend schnell ausverkauft, obwohl viele Freunde des ahrtypischen Spätburgunderstils das (zumindest noch bis 2017 im Nebenerwerb geführte) Weingut bislang nicht auf der Rechnung haben....

Herzliche Grüße

Bernd

[Ostbelgier]

Hallo zusammen,

heute zur Entenkeule mit Pfifferlingen im Glas: Fiebrich: Späturgunder E+C 2015. Hat sich hervorragend gehalten, und mit der Präzision seiner Aromen sehr überzeugend. Klar und präzise strukturiert, mit feinem Duft nach Kirschen und roten Johannisbeeren, vorbildlicher Aromatik, für mich einem Tick zuviel Säure, aber als Begleiter der Mahlzeit ein kongenialer Begleiter. Sehr, sehr empfehlenswert.

Viele Grüße

Markus

[amateur des vins]

Ah, danke - da habe ich auch noch eine Buddel von.
"Hat sich hervorragend gehalten" - liest sich nicht so, als sollte ich Eile haben...?

War der denn nicht zu schlank zu dem kräftigen Essen?

[Ostbelgier]

Nein, Du musst Dich nicht beeilen, die nächsten 2-3 Jahre hält er sich meiner Meinung nach auf hohem Niveau.
Und nein, er ist nicht zu schlank mit seinen 13 %. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich aus Rücksicht auf die Weinauswahl etwas zurückhaltender gewürzt habe und den Fokus auf die Pilze gelegt habe, mit denen sich der Wein fantastisch verträgt.

Viele Grüße

Markus

[Ralf Gundlach]

Am Montag bekomme ich direkt ab Weingut ein Paket geliefert , das ich mir mit Bernd teile. Ich freue mich sehr auf die diversen Spätburgunder, vor allem auf den 2017er Ahrweiler ( der allerdings nicht bio ist) und natürlich besonders auf den 2017er Eichert. VKNs folgen.

Gruß

Ralf

[Bernd Schulz]

Im Glas befindet sich Michael Fiebrichs Spätburgunder "E & C" 2016:



Der Wein gefällt mir ähnlich gut wie sein Vorgänger aus 2015. Er zeigt eine für seine Preisklasse ungewöhnliche Feinheit, ohne in irgendeiner Hinsicht gestylt zu wirken. Und während des Trinkens gelangt mir unwillkürlich der mittlerweile wieder etwas aus der Mode gekommene Terroirbegriff in den Sinn: Das ist Ahr pur!

Herzliche Grüße

Bernd

[Bernd Schulz]

Weiter geht es mit Michael Fiebrichs "neuem" Ahrweiler Spätburgunder aus 2017:



Mich überzeugt dieser Spätburgunder ungemein: so schmeckt die Ahr! Nicht zu dünn, nicht zu gerbstofflastig, nicht zu klümpchensfruchtig, nicht zu alkoholisch....wobei es sich gewiss nicht um einen Komplexitätsriesen handelt. Aber ich muss auch nicht allzu oft einen Komplexitätsriesen im Glas vorfinden. Ein ebenso gebietstypisch wirkender wie schön balancierter Wein reicht mir im Alltag mehr als aus.

Herzliche Grüße

Bernd