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Silvaner aus dem Granitfass

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Kleiner_Pirat

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Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 11:53

Hallo Zusammen,

bei Kremers Winzerhof in Großheubach wurde 2016 mit einem Steinfass aus Granit experimentiert. Und um den direkten Vergleich zu ermöglichen, wurde der gleiche Wein auch im Edelstahl ausgebaut. Beide Weine machen viel Spaß sind schlank, präzise und würzig. Aber es gibt auch Unterschiede:

http://wegezumwein.de/neues-aus-franken ... terschied/

Kennt jemand von Euch weitere Beispiele?

Viele Grüße
Andreas
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OsCor

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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 12:39

Nicht genau dasselbe, aber doch vergleichbar:
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=54&t=4742&p=99726&hilit=Beton#p99726
Granit ist ein saures Gestein mit hohem Kieselsäureanteil; wenn der Wein im Granitfass also einen höheren Säure-Wert aufweist, könnte man das darauf zurückführen.

Gruß
Oswald
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amateur des vins

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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 12:50

Ein großer Unterschied zwischen Beton und Granit besteht in der Permeabilität - behaupte ich jetzt einfach mal aus dem Bauch heraus.

edit:
10% Schwund im Granit? :o Unerwartet, das... Vielleicht sollte ich meine Behauptung mal mit Fakten unterfüttern. :idea: Oder nee, zu faul. :lol:
Zuletzt geändert von amateur des vins am So 19. Nov 2017, 12:56, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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Gerald

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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 12:54

Granit ist ein saures Gestein mit hohem Kieselsäureanteil; wenn der Wein im Granitfass also einen höheren Säure-Wert aufweist, könnte man das darauf zurückführen.


autsch ....

also wenn hier das SiO2 aus dem Granit in nennenswerter Menge in Lösung geht, dann sollte man die ganze anorganische Chemie von Grund auf neu schreiben ;)

Grüße,
Gerald
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OsCor

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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 15:15

Also so arg weh kann es nicht tun. Das habe ich gefunden:
In Wasser sind Kieselsäuren sehr schlecht und nur langsam löslich. Bei einem pH-Wert von 7 und einer Temperatur von 25 °C lösen sich maximal 0,12 g (berechnet als Siliciumdioxid) Kieselsäuren in einem Liter Wasser.
(Aus Wikipedia über Kieselsäuren) Immerhin.
Natürlich herrschen in einem Keller kaum 25°. Andererseits ist Granit ganz schön porös und die 100 l Schwund deuten schon darauf hin, dass nicht nur eine Benetzung der Gesteinsoberfläche stattfindet, sondern eben in einem ordentlichen Maße auch ein Eindringen der Flüssigkeit in das Gestein. Und: Woher weiß ich denn, wie die Oberfläche des Gesteins aussieht, wie glatt sie ist bzw. ob da schon Anwitterung vorliegt.
Bei Quellwässern aus kristallinen Gesteinen liegen nicht selten pH-Werte unter 7 vor - also saures Milieu.

Gruß
Oswald
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Gerald

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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 16:45

Hallo Oswald,

a) beim pH-Wert eines Weißweins wird die genannte, gelöste Menge noch wesentlich geringer sein.

b) im zitierten wikipedia-Artikel stehen auch die pKs-Werte der Kieselsäure. Diese ist eine sehr schwache säure und wird bei ca. pH 3 so gut wie gar nicht dissoziiert vorliegen, trägt also zum pH-Wert überhaupt nichts bei.

c) viele Mineralwässer aus kristallinen Gegenden enthalten durchaus relevante Mengen an Kieselsäure (wahrscheinlich ein Vielfaches vom genannten Wein), schmecken aber - für mein Gefühl - überhaupt nicht sauer. Warum das dann in einem Wein - mit im Vergleich zu Wasser vielleicht 10.000 facher H+ - Konzentration - sauer schmecken sollte, ist mir auch nicht ganz klar.

Bei Quellwässern aus kristallinen Gesteinen liegen nicht selten pH-Werte unter 7 vor - also saures Milieu.


schon richtig, aber ein Quellwasser mit einem pH-Wert, der nur annähernd den von Weißwein erreicht, habe ich noch nicht gesehen. So etwas gibt es öfters in Vulkan-Kraterseen, da handelt es sich aber meines Wissens normalerweise um Schwefelsäure, nicht SiO2.

Grüße,
Gerald
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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 17:39

Hallo Gerald,

ich bin zwar Naturwissenschaftler (gewesen), aber Kenntnisse in der Chemie wurde nur marginal verlangt :). Deshalb tue ich mich schwer damit, dir zu widersprechen. Die Größenordnungen und Verhältnismäßigkeiten bezüglich der möglichen Reaktionen sind mir tatsächlich nur unzureichend bekannt bzw. bewusst.
Es war eine Vermutung, die zumindest ein zusätzliches „vielleicht” verlangt hätte. Was ich mir allerdings nur schwer vorstellen kann, ist, dass Wein und Gestein über Monate hinweg keinerlei Wechselwirkungen haben sollten.

Gruß
Oswald
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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 19:28

Ich weiß nicht so wahnsinnig viel über Granit, aber was ich weiß, reicht schon mal aus, um hinter die "Fakten", die da genannt werden, einige große Fragezeichen zu machen. Auch wenn Granit nicht Granit ist und je nach Herkunft stark unterschiedlich zusammengesetzt ist, ist ein (Flüssigkeits-) Schwund von 10 % nur erklärbar, wenn die Masse an Wein im Vergleich zum Granit sehr gering ist. Denn Granit kann nur deutlich weniger als 1 % seines Gewichts an Wasser aufnehmen. Und Granit ist auch sehr widerstandsfähig, weshalb er gerade auch im Außenbereich als Baustoff recht beliebt ist. Auch wenn sich im Wasser durchaus ein bißchen was an Siliciumoxid in Form von Kieselsäure lösen kann, gibt der Granit den "Säurerest" gar nicht so gerne her. Nicht zu unterschätzen sind aus meiner Sicht eher katalytische Eigenschaften des Materials (je nach tatsächlicher Zusammensetzung), weiter kann auch eine rauhe Oberfläche einen Einfluß auf den CO2-Gehalt im Wein haben, ansonsten ist Granit aber ziemlich inert. Weiterhin muß man sich auch die Frage stellen, ob da außer dem Material alles andere bei der Weinwerdung der beiden Produkte wirklich gleich war. Angefangen bei der Vergärungstemperatur. Wenn die in den beiden Behältern nicht kontrolliert wurde, könnten die Ergebnisse schon deshalb weit auseinander gelaufen sein...
Viele Grüße
Erich

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Gerald

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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 20:15

Ich habe leider von Geologie nicht viel Ahnung, aber ich hätte den Schwund ganz naiv auf viele feine Risse im Granit zurückgeführt - der Stein hat seit seiner Entstehung ja wohl einiges an mechanischer Belastung mitgemacht und ist daher wahrscheinlich nicht mit der Homogenität einer Glasflasche oder eines Edelstahlbehälters zu vergleichen.

Also sozusagen eine Art "Angels' share" ...

Grüße,
Gerald
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Re: Silvaner aus dem Granitfass

BeitragSo 19. Nov 2017, 21:37

Gerald hat geschrieben:ich hätte den Schwund ganz naiv auf viele feine Risse im Granit zurückgeführt


...absolut naheliegende Erklärung, die mir auch in den Sinn kam, andererseits fiel mir die Vorstellung schwer, daß da tatsächlich ein derart mangelhafter Behälter verwendet worden sein könnte...
Viele Grüße
Erich

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