Mo 16. Sep 2019, 16:33
Hallo,
diese Wochenende waren fünf Silvaner von 1. Lagen aus Franken offen. Anfangs blind verkostet. Das sind alles typische, fränkische Vertreter, erwartungsgemäß kommt keiner mit großen Überraschungen ums Eck.
Die Weine haben durchaus noch etwas Luft und Zeit gebraucht. Recht durchschnittlich fand ich diese beiden Vertreter:
Vom Keuper,
Iphöfer Kalb Silvaner trocken - VDP. ERSTE LAGE - Hans Wirsching 2016:
Ich denke, mit mehr Frische und evtl. etwas Gerbstoffen hätte das einen kargen, aber animierend-spannungsreichen Wein geben können. So kann ich dem Wein jedoch nicht so viel abgewinnen.
Vom Muschelkalk,
Escherndorfer Lump Silvaner trocken - VDP. ERSTE LAGE - Michael Fröhlich 2016:
Nach zwei Tagen offen haben sich die Fruchtnoten in der Nase gelegt. Zurück bleibt ein Duft, der von Kräutern und Mineralik geprägt ist. Das sagt mir deutlich mehr zu. Natürlich ist das eine gute Qualität für 10€. Die Bitternote (selbst für mich als Bitter-Fan) ist aber grenzwertig, es fehlt mir Spannung und insgesamt finde ich das etwas bieder.
Ebenfalls von einer VDP. ERSTEN LAGE kommt dieser Wein, der Winzer ist aber nicht im VDP.
Vom Muschelkalk,
Volkacher Ratsherr Silvaner Spätlese - trocken - Daniel Then 2016:
Prizipiell gefällt mir der Wein, aber... Der Wein fällt im direkten Vergleich mit den anderen Silvanern doch deutlich durch seine niedrige Intensität und Dichte auf. Das wirkt auf mich wie merklich höhere Erträge als bei den anderen, ich mag mich irren. Für einen Lagenwein bzw. eine Spätlese finde ich das schon arg verdünnt. Auch wenn man sich nicht an der Klassifikation aufhängen will, kann man in Franken für 9,50€ doch leicht
mehr Wein ins Glas bekommen.
Nun meine beiden Favoriten:
Vom Muschelkalk,
Randersackerer Sonnenstuhl - Silvaner trocken - VDP. ERSTE LAGE - Schmitt's Kinder 2016:
Der Wein ist von allen der Zugänglichste, ich würde mich nicht wundern, wenn hier etwas mehr als 4g Restzucker im Spiel sind. Wenn es denn so ist, dann jedenfalls gelungen. Der Wein weiß mich durch Frische und Klarheit zu überzeugen. Die würzigen Kräuternoten gefallen mir.
Vom Keuper,
Iphöfer Julius-Echter-Berg Silvaner trocken - VDP. ERSTE LAGE - Hans Wirsching 2016:
Dem Kalb nicht unähnlich, etwas komplexer, mehr Struktur und eine klare Linie. Weiß jemand, ob die beiden sich im Ausbau unterscheiden? Ist zwar mit 12,50€ etwas teurer als alle anderen (die liegen alle so um 10€), aber hat auch mehr zu bieten.
Die beiden Weine vom Keuper besitzen eine würzige Komponente (wie auf der Wirsching-Homepage beschrieben:
Keupernote). Kräuter sind auch bei Schmitt's Kindern und eingeschränkt bei Fröhlich zu finden, aber doch merklich anders. Bei Wirsching (bzw. vom Keuper?) ist die Würze herb-vegetabil. Die anderen wirken eher würzig-frisch, vielleicht etwas in Richtung weißer Pfeffer und Tabak. Ob das jetzt vom Boden kommt, kein Ahnung...
Grüße, Josef