Mo 18. Jul 2016, 18:56
.. da mach ich gleich mal weiter.
Letzen Samstag hatte Stephan Krämer seine Jahrgangskollektion 2015 präsentiert und da hab ich mich mal komplett durchprobiert, wobei der eine oder andere 2014 ebenfalls am Start war, so dass ein interessanter Vergleich mit dem jeweiligen 2015er möglich war.
Doch zunächst zu den 2015er:
Stephan hat den Jahrgang souverän gemeistert. Die Weine haben einen Tick mehr Druck als im kühleren Jahrgang 2014, sind jedoch moderat im Alkohol geblieben. Bei vielen Weinen wurde ein Teil maischevergoren, um etwas mehr Struktur und Festigkeit in die Weine zu bekommen. Die Weine sind überwiegend direkt abgezogen worden (Keine Schönung, keine Filtration), so dass die Weine -ganz bewusst- nicht glanzklar sind. Um Schwierigkeiten mit der Weinprüfung zu vermeiden, wurden die etwas "dreckig" erzeugten Weine erst gar nicht zur Qualitätsweinprüfung geschickt und laufen als Taubertäler Landwein. Da bei den Landweinen eine Lagenbezeichnung rechtlich nicht möglich ist, wurde aus dem Tauberzeller Hasennestle die Bezeichnung "Muschelkalk" und aus dem Röttinger Feuerstein das Pseudonym "Silex".
Die Weine sind in 2015 fast noch mineralischer als 2014 und brauchen noch jede Menge Zeit. Selbst die 2014 (sogar die Müller-Thurgau) sind im Grund noch zu jung.
Zunächst ein etwas abgedrehtes, aber richtig geiles Produkt in Form eines Schaumweins:
2015er Müller-Thurgau Muschelkalk Petillant Naturel Brut Nature.
ein naturtrüber Müller-Sekt, extrem hefig und knalltrocken . Extrem trinkig, ein echter Spass-Schäumer, aber nichts für Fruchttrinker !!
Sehr unterschiedlich die beiden M-Th.-Stillweine: sehr verschlossen und steinig der Muschelkalk, etwas offener der Silex. Beide mit sehr viel Grip, weit entfernt von muskatbetonten M.-Th. der klassischen Schule.
Richtig gut auch der weiß gekelterte Pinot Meunier, der im Kontext der anderen fordernden "Stein"-Weine fast schon ein Charmeur ist.
Toll gelungen auch die beiden Silvaner Muschelkalk und Silex, bei denen es wirklich schwer fällt, einen eindeutigen Favoriten zu küren.
Neu ist der Silvaner "Alte Reben" (Röttinger Feuerstein), der neu hinzugepachtet wurde. Da dieser Weinberg auch etwas Kerner umfasst, der in 2015 superreif ausgefallen ist, erreichen wir hier den Alkoholpeak mit 13,5 Vol%. Aber selbst dieser Wein ist absolut nicht alkoholisch, sondern durchaus balanciert.
Für Fruchttrinker gibt es auch 2 süffige Vertreter: die trockene Scheurebe (vom Iphöfer Kronsberg) und die sehr süfffige Cuvee weiss.
Fazit: eine sehr überzeugende Kollektion, die vor allem die Liebhaber mineralischer Weine begeistern wird. Und wer sich in diese Weine eingetrunken hat, wird wahrscheinlich "versaut" und wohl kaum mehr in die Welt der plüschigen und fruchtbetonten Mainstream-Weine zurückwollen. Mir geht es jedenfalls so..
Wer mehr über Stephan Krämer, seinen Werdegang und auch den ganzen Background erfahren will, sollte sich mal den Podcast von Christoph Raffelt ("Originalverkorkt") anhören. Dauert 1 Std.20H, ist aber wirklich sehr interessant.
Grüsse
Bodo