2015 Franken
Verfasst: Sa 9. Jul 2016, 17:09
Gibt es tatsächlich noch keinen Thread zu Franken 2015? Dann mache ich den mal auf.
Vor einigen Tagen war ich beim Zehnthof Luckert in Sulzfeld am Main und habe dort alle verfügbaren Silvaner aus dem Jahrgang 2015 verkostet - nur das GG gab es naturgemäß noch nicht. Der Betrieb ist seit einigen Jahren Bio-zertifiziert (Naturland).
Die gesamte Kollektion hat mir außerordentlich gut gefallen: in der Frucht eher zurückhaltend (die Weine werden ohne Reinzuchthefen vergoren und einige Monate im großen gebrauchten Holz ausgebaut), die Weine sind völlig trocken und von einer schönen Würze und kalkigen Mineralität durchzogen. Im fränkischen Umfeld ist der Zehnthof recht teuer, die Qualität rechtfertigt aber aus meiner Sicht die Preise.
Bereits der Liter-Silvaner (12%, 7 €) kommt für diese Kategorie ungewöhnlich seriös und ernsthaft daher, schon hier lässt sich der würzig-mineralische Hausstil gut erkennen, und der Wein dürfte im direkten Vergleich etliche Gutsweine anderer VDP-Erzeuger ziemlich blass aussehen lassen.
Mit deutlich mehr Konzentration, aber in vergleichbarem Stil kommt der Sulzfelder Silvaner trocken (12,5%, 9,50 €) ins Glas, der einzige Silvaner im Bocksbeutel hier, ein prototypischer Frankenwein. Sehr schön.
Nochmals eine Schippe drauf legt dann der Sulzfelder Silvaner -Alte Reben- trocken (13,5%, 13 €). Über 50 Jahre alte Reben. Das zusätzliche volle Prozent Alkohol ist nicht spürbar, aber da ist nochmals mehr Konzentration; die Frucht ist aber interessanterweise im Moment gegenüber dem "normalen" Ortswein deutlich zurückgenommen; das Ganze wirkt sehr leise und subtil und wird wohl eine Weile brauchen, um sich voll zu entfalten. Ein echter Charakterwein, und der wäre meine Wahl gewesen, wenn nicht der
Sonnenberg Silvaner -Gelbkalk- trocken (13,5%, 16 €) nochmals ein wenig beeindruckender gewesen wäre. Hier ist wiederum deutlich mehr Frucht als in den "Alten Reben" vorhanden, aber gleichzeitig eine ganz enorme, fast schon schmerzhafte, kalkige Mineralität zu schmecken. Das ist schon wirklich erstklassig, und lässt einiges für das GG erwarten.
Zwei Silvaner-Farbvarianten gibt es auch:
Sulzfelder Blauer Silvaner trocken (12,5%, 11€) Wie bei blauem Silvaner üblich, etwas weicher, fülliger und cremiger als der normale Silvaner-Ortswein. Schön.
Eine Rebsortenpremiere war für mich der Sulzfelder Roter Silvaner trocken (12,5%, 11€). Jungfernlese; das Rebmaterial stammt aus dem Elsass. Ich wusste nicht, dass es diese Rebsorte überhaupt gibt. Deutlich fruchtiger und blumiger als alle anderen Weine des Hauses, fröhlich und trinkanimierend und insofern hier etwas aus dem Rahmen fallend, auch wenn der Hausstil immer noch zu erkennen ist.
Schließlich gab es noch einen Nicht-Silvaner, aber der war ganz besonders beeindruckend: Berg I Weißer Burgunder -Terrassen- trocken (16 €). Satte 14%, aber der Alkohol ist sehr gut eingebunden; gemessen am Hausstil eher üppige Frucht über einem stabilen kalkigen Fundament, cremig und zugleich superelegant, sehr lang. Wer einmal einen deutschen Oberklasse-Burgunder ohne jeden Neuholz-Einfluss probieren möchte, sollte sich eine Flasche besorgen.
Gruß
Ulli
Vor einigen Tagen war ich beim Zehnthof Luckert in Sulzfeld am Main und habe dort alle verfügbaren Silvaner aus dem Jahrgang 2015 verkostet - nur das GG gab es naturgemäß noch nicht. Der Betrieb ist seit einigen Jahren Bio-zertifiziert (Naturland).
Die gesamte Kollektion hat mir außerordentlich gut gefallen: in der Frucht eher zurückhaltend (die Weine werden ohne Reinzuchthefen vergoren und einige Monate im großen gebrauchten Holz ausgebaut), die Weine sind völlig trocken und von einer schönen Würze und kalkigen Mineralität durchzogen. Im fränkischen Umfeld ist der Zehnthof recht teuer, die Qualität rechtfertigt aber aus meiner Sicht die Preise.
Bereits der Liter-Silvaner (12%, 7 €) kommt für diese Kategorie ungewöhnlich seriös und ernsthaft daher, schon hier lässt sich der würzig-mineralische Hausstil gut erkennen, und der Wein dürfte im direkten Vergleich etliche Gutsweine anderer VDP-Erzeuger ziemlich blass aussehen lassen.
Mit deutlich mehr Konzentration, aber in vergleichbarem Stil kommt der Sulzfelder Silvaner trocken (12,5%, 9,50 €) ins Glas, der einzige Silvaner im Bocksbeutel hier, ein prototypischer Frankenwein. Sehr schön.
Nochmals eine Schippe drauf legt dann der Sulzfelder Silvaner -Alte Reben- trocken (13,5%, 13 €). Über 50 Jahre alte Reben. Das zusätzliche volle Prozent Alkohol ist nicht spürbar, aber da ist nochmals mehr Konzentration; die Frucht ist aber interessanterweise im Moment gegenüber dem "normalen" Ortswein deutlich zurückgenommen; das Ganze wirkt sehr leise und subtil und wird wohl eine Weile brauchen, um sich voll zu entfalten. Ein echter Charakterwein, und der wäre meine Wahl gewesen, wenn nicht der
Sonnenberg Silvaner -Gelbkalk- trocken (13,5%, 16 €) nochmals ein wenig beeindruckender gewesen wäre. Hier ist wiederum deutlich mehr Frucht als in den "Alten Reben" vorhanden, aber gleichzeitig eine ganz enorme, fast schon schmerzhafte, kalkige Mineralität zu schmecken. Das ist schon wirklich erstklassig, und lässt einiges für das GG erwarten.
Zwei Silvaner-Farbvarianten gibt es auch:
Sulzfelder Blauer Silvaner trocken (12,5%, 11€) Wie bei blauem Silvaner üblich, etwas weicher, fülliger und cremiger als der normale Silvaner-Ortswein. Schön.
Eine Rebsortenpremiere war für mich der Sulzfelder Roter Silvaner trocken (12,5%, 11€). Jungfernlese; das Rebmaterial stammt aus dem Elsass. Ich wusste nicht, dass es diese Rebsorte überhaupt gibt. Deutlich fruchtiger und blumiger als alle anderen Weine des Hauses, fröhlich und trinkanimierend und insofern hier etwas aus dem Rahmen fallend, auch wenn der Hausstil immer noch zu erkennen ist.
Schließlich gab es noch einen Nicht-Silvaner, aber der war ganz besonders beeindruckend: Berg I Weißer Burgunder -Terrassen- trocken (16 €). Satte 14%, aber der Alkohol ist sehr gut eingebunden; gemessen am Hausstil eher üppige Frucht über einem stabilen kalkigen Fundament, cremig und zugleich superelegant, sehr lang. Wer einmal einen deutschen Oberklasse-Burgunder ohne jeden Neuholz-Einfluss probieren möchte, sollte sich eine Flasche besorgen.
Gruß
Ulli