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- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:19
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Hallo zusammen,
der "Erdrauch", ein charakterstarker Franken-Silvaner der etwas anderen Art mit Kultstatus und auch schon Thema in diesem Forum, wird leider nicht mehr vinifiziert. Eigentlich wollte ich in 5 oder 10 Jahren eine Vergleichsverkostung mit 10-15 Jahrgängen anleiern; da aber der 2012er Erdrauch nun definitiv der letzte Jahrgang dieses Wein gewesen ist, keimte schon bald die Idee auf, die leider übersichtliche Jahrgangspalette (Jahrgänge 2006, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012) noch in 2015 mal blind gegeneinander zu probieren. Der sympathische Macher dieses Kult-Silvaners, Olaf Stintzing, war auch sofort bereit, bei dieser Blindprobe mitzuwirken und den nicht mehr erhältlichen Erstlingsjahrgang 2006 mit einzubringen.
Letzten Dienstag trafen sich daher Teile der Würzburger Weinsportfreunde mit Olaf Stintzing, um in einer Blindprobe im privaten Rahmen die gesammelten Erdrauch-Jahrgänge miteinander zu vergleichen
Ale Weine wurden bereits am Morgen doppelt dekantiert und mit reichlich Luft versorgt, da dieser Kultwein sehr viel Luft benötigt und auch offen extrem haltbar ist.
Um es nicht zu einfach zu machen, gab es auch noch 2 Piraten (ein maischevergorener Grüner Veltliner aus dem Kremstal und ein von Olaf Stintzing im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit bei der GWF vinifizierter Premium-Silvaner, der es wahrlich in sich hatte).
Wein Nr. 1:
typische Erdrauch-Stilistik, würzig, kraftvoll mit einiger Finesse, Holz spürbar, aber gut integriert, dicht und lang.
Perfekt eingebundener Alkohol. Es wurde der 2010er vermutet, es war aber der 2011er Erdrauch. Dieser Jahrgang hat sich überraschend gut entwickelt, da er in seiner Jugend deutlich flüchtige Komponenten (Lacknote) verströmte. Jetzt ist davon nichts mehr zu merken. Eine echte Überraschung !
Wein Nr. 2:
schon in der Nase etwas mehr Frucht und Fülle andeutend als Wein Nr. 1, bestätigt sich dies voll auf der Zunge sehr kraftvoll, deutliche, aber angenehme Holzwürze, viel Extrakt, aber leider ist der Alkohol (14,5 Vol%) im Abgang präsent. Daher vielleicht etwas kälter und speziell zum Essen trinken. Alle vermuteten den 2009er Erdrauch und lagen damit völlig richtig. Trotz der durchaus deutlichen Holznoten werden interessanterweise für die Vinifizierung des Erdrauchs ausschließlich mehrfach gebrauchte Barriques (3.-5.-Belegung) verwendet. Anscheinend hat die Maischegärung beim in der Regel 1-jährigen Fassausbau hier auch einen Einfluss auf die Intensität der Holzaromen im Wein.
Wein Nr. 3:
auffallend kräftige Farbe in Richtung cognacfarben, man erwartet einen reiferen Wein, doch schon in der Nase ein jugendlicher Eindruck mit Frucht und viel Würze, angenehme Säure, auch hier ist im Holz im Spiel, sehr animierender Wein mit Frische und Komplexität. Der Wein erinnerte duchaus an den Erdrauch-Stil, war aber doch in der Stilistik etwas anderes. Zu Recht wurde hier ein Pirat vermutet. Olaf Stintzing ist hauptberuflich für die Vinifikation der Premiumweine der Gebiets-Winzergenossenschaft Franken (GWF) verantwortlich. Dieser Pirat wurde von Ihm in kleiner Menge nach seinen Vorstellungen produziert, so dass die ähnliche Stilistik zum Erdreich auch kein Zufall ist. Es handelt sich um den maischevergorenen und im Holz ausgebauten 2013er Silvaner vom Stammheimer Eselsberg, der bereits gefüllt, aber noch nicht im Verkauf ist. Dies ist ein spannender Silvaner, den ich mir sofort kaufen würde. Somit bleibt als kleiner Trost, dass auch nach Einstellung der Erdrauch-Produktion noch spannende Silvaner in ähnlicher Stilistik zukünftig über die GWF zu beziehen sind.
Fortsezung folgt !
Grüsse
Bodo
der "Erdrauch", ein charakterstarker Franken-Silvaner der etwas anderen Art mit Kultstatus und auch schon Thema in diesem Forum, wird leider nicht mehr vinifiziert. Eigentlich wollte ich in 5 oder 10 Jahren eine Vergleichsverkostung mit 10-15 Jahrgängen anleiern; da aber der 2012er Erdrauch nun definitiv der letzte Jahrgang dieses Wein gewesen ist, keimte schon bald die Idee auf, die leider übersichtliche Jahrgangspalette (Jahrgänge 2006, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012) noch in 2015 mal blind gegeneinander zu probieren. Der sympathische Macher dieses Kult-Silvaners, Olaf Stintzing, war auch sofort bereit, bei dieser Blindprobe mitzuwirken und den nicht mehr erhältlichen Erstlingsjahrgang 2006 mit einzubringen.
Letzten Dienstag trafen sich daher Teile der Würzburger Weinsportfreunde mit Olaf Stintzing, um in einer Blindprobe im privaten Rahmen die gesammelten Erdrauch-Jahrgänge miteinander zu vergleichen
Ale Weine wurden bereits am Morgen doppelt dekantiert und mit reichlich Luft versorgt, da dieser Kultwein sehr viel Luft benötigt und auch offen extrem haltbar ist.
Um es nicht zu einfach zu machen, gab es auch noch 2 Piraten (ein maischevergorener Grüner Veltliner aus dem Kremstal und ein von Olaf Stintzing im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit bei der GWF vinifizierter Premium-Silvaner, der es wahrlich in sich hatte).
Wein Nr. 1:
typische Erdrauch-Stilistik, würzig, kraftvoll mit einiger Finesse, Holz spürbar, aber gut integriert, dicht und lang.
Perfekt eingebundener Alkohol. Es wurde der 2010er vermutet, es war aber der 2011er Erdrauch. Dieser Jahrgang hat sich überraschend gut entwickelt, da er in seiner Jugend deutlich flüchtige Komponenten (Lacknote) verströmte. Jetzt ist davon nichts mehr zu merken. Eine echte Überraschung !
Wein Nr. 2:
schon in der Nase etwas mehr Frucht und Fülle andeutend als Wein Nr. 1, bestätigt sich dies voll auf der Zunge sehr kraftvoll, deutliche, aber angenehme Holzwürze, viel Extrakt, aber leider ist der Alkohol (14,5 Vol%) im Abgang präsent. Daher vielleicht etwas kälter und speziell zum Essen trinken. Alle vermuteten den 2009er Erdrauch und lagen damit völlig richtig. Trotz der durchaus deutlichen Holznoten werden interessanterweise für die Vinifizierung des Erdrauchs ausschließlich mehrfach gebrauchte Barriques (3.-5.-Belegung) verwendet. Anscheinend hat die Maischegärung beim in der Regel 1-jährigen Fassausbau hier auch einen Einfluss auf die Intensität der Holzaromen im Wein.
Wein Nr. 3:
auffallend kräftige Farbe in Richtung cognacfarben, man erwartet einen reiferen Wein, doch schon in der Nase ein jugendlicher Eindruck mit Frucht und viel Würze, angenehme Säure, auch hier ist im Holz im Spiel, sehr animierender Wein mit Frische und Komplexität. Der Wein erinnerte duchaus an den Erdrauch-Stil, war aber doch in der Stilistik etwas anderes. Zu Recht wurde hier ein Pirat vermutet. Olaf Stintzing ist hauptberuflich für die Vinifikation der Premiumweine der Gebiets-Winzergenossenschaft Franken (GWF) verantwortlich. Dieser Pirat wurde von Ihm in kleiner Menge nach seinen Vorstellungen produziert, so dass die ähnliche Stilistik zum Erdreich auch kein Zufall ist. Es handelt sich um den maischevergorenen und im Holz ausgebauten 2013er Silvaner vom Stammheimer Eselsberg, der bereits gefüllt, aber noch nicht im Verkauf ist. Dies ist ein spannender Silvaner, den ich mir sofort kaufen würde. Somit bleibt als kleiner Trost, dass auch nach Einstellung der Erdrauch-Produktion noch spannende Silvaner in ähnlicher Stilistik zukünftig über die GWF zu beziehen sind.
Fortsezung folgt !
Grüsse
Bodo