Franken ist bei mir immernoch im Dornröschenschlaf. Ich vermute, daß das daran liegt, daß der Freund, der meine Wein-Sozialisation betrieb, neben allerlei Franzosen eigentlich ausschließlich weiße Franken aus einem der diversen Spitäler kredenzte, und dann bevorzugt Silvaner. In meiner Frühphase war ich dafür jedoch komplett unempfänglich, da mußte es im Glas ordentlich krachen!
So kam es wohl, daß mein sich verfeinernder Geschmack Franken auf's Abstellgleis schob.
Schon seit einiger Zeit möchte ich dem gerne abhelfen. Allein, es ergab sich bisher nicht.
Rudolf Fürst habe ich schon seit längerem auf der Liste, allerdings waren eher die Pinots im Fokus. Zehnthof Luckert sind z.B. auch Kandidaten, zu denen ich unbedingt Erfahrungen sammeln möchte; hier habe ich primär ein Auge auf die Silvaner geworfen.
So ist es schon ein wenig überraschend, daß sowohl meine Wiederannäherung an Franken, als auch mein Erstkontakt mit Fürst ausgerechnet mit diesen Weinen erfolgt:
Fürst, Appenheimer Chardonnay 2016
Fürst, Chardonnay >R< 2016Soviel vorab: Beide dürften nicht in des Wein-Schweden bevorzugtes Beuteschema passen.
Die Weine teilen etliche Gemeinsamkeiten: Ziemlich blaß, leichte/maßvolle Reduktion, weitgehende Abwesenheit von Frucht (etwas Ananas und Nashi). Die deutlich größere Dichte und Fülle des
R habe ich erst einem ausgeprägteren Hefestand zugeschrieben. Es ist aber wohl so, daß der
A im Stahl,
R jedoch im Barrique augebaut wird (definitive Informationen habe ich auf die Schnelle nicht gefunden), und letzteres hier verantwortlich zeichnet. Jedenfalls ist der Ausbau zwar präsent, aber bar jeder Penetranz. Die Säure ist beim
A ausreichend, beim
R etwas frischer.
Beide sind nicht laut, fechten eher die feine Klinge. Beim
A tut sich leider aromatisch etwas wenig, auch wenn alles sehr ausgewogen ist. Der
R zeigt sich deutlich kraftvoller, aber auch nicht laut, und ähnlich balanciert.
Ich mag beide sehr gerne. Während mir beim
A in der Mitte ein wenig fehlt, stellt sich der
R souverän ausgewogen dar.
Ein Blick auf die Rechnung zeigt allerdings: 27,40 und 44,50 mögen in Anlehnung an's Burgund vertretbar sein. Für das Gebotene sind die Preise jedoch deutlich zu hoch, um einen Nachkaufreflex auszulösen. Schade!