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Rudolf Fürst

Di 21. Dez 2010, 21:25

Hallo zusammen,

möchte hiermit mal ein Thread zum Weingut Rudolf Fürst eröffnen und mit dem "Spätburgunder Klingenberger" starten. Paul Fürst und sein Sohn Sebastian haben 2004 in der schon vor 100 Jahren bekannten Lage Klingenberger Schlossberg (Terrassenanlage, Bundsandstein-Verwitterungsboden) 1,3 Hektar erworben, etwa 1 ha wurden im selben Jahr noch mit burgundischen Pinot-Klonen (ATVB-Selektion) bepflanzt. In den restlichen 0,3 ha stehen etwa 1985 geplanzte deutsche Spätburgunder-Reben (wahrscheinlich Ritter). Aus ihnen wurde 2004 auch gleich der erste Klingenberger Spätburgunder des Weinguts gemacht, 2005 folgte aus dem selben Material. Glaube ab 2006 wurden dann schon die Pinot-Klone mitverarbeitet. Seit 2008 gibt es zudem aus der Lage den "Klingenberger Schlossberg Großes Gewächs". Interessant finde ich, das Paul Fürst die (sehr) jungen fränzösischen Klone für besser hält, als die alten deutschen Reben. Auch im Centgrafenberg wurden deshalb schon einige ATVB's gepflanzt. Richtig zeigen, wird sich das wohl aber erst in Zukunft.

Am Wochenende über zwei Tage im Glas: Rudolf Fürst Spätburgunder Klingenberger 2005

Der Wein kam aus dem frostigen Keller. 1.Tag: Zuerst in der Nase kalter Kirschsaft, ein Hauch Vanillie, Zedernholz (40 Prozent neue Barrique), sehr direkt, viel Säure, feine Mineralik, anständiger Biss und leichte Würze, der Wein war sehr eindimensional, reintönig, jedoch sehr eindringlich und hatte einen erstaunlichen schmalen langen Abgang, dennoch war der Wein etwas sperrig - 89 PNP
2.Tag, deutlich besser: gedeckte Nase, feines Sauerkirsch-Aroma, etwas Holunder? und dezente Kräuternase, wieder etwas Holz, aber mehr Tiefe, samt seidig, ausgewogen, jetzt fülliger, schöne Struktur, wieder viel Säure, aber nun ein viel schönerer feiner Biss mit einer feinen Kräuterwürze am Gaumen, der Wein wirkte jetzt mehrdimensionaler, komplexer mit einem wirklich ziemlich langen schmalen Abgang - 91 PNP

Da ich mit dem Wein anfangs ein wenig Probleme hatte, hätte ich gerne noch einen 3. Tag probiert, aber die Flasche wurde dann doch leer, was auch für sich spricht. Die relativ starke Säure bei dem Wein ist beabsichtigt. Sogar der Boden wird deshalb von den Fürst's nur wenig gedüngt, um den PH-Wert niedrig zuhalten und so mehr Säure in den Trauben zu erreichen. Ich denke das der Wein in zwei, drei Jahren sehr schön zu trinken sein wird. Demnächst ist interessehalber schon eine Flasche Schlossberg GG 2008 dran, dann werde ich vielleicht sehen, was die jungen franz. Klone bringen.
Für die, die es interessiert, Eichelmann gab 89 P, Gault Millau 88, Preis 27 Euro (also kein Schnäppchen :D ).

Gruß, PN

Re: Rudolf Fürst

Mi 22. Dez 2010, 18:51

Moin Pinot Nerd,

klingt nach einem interessanten Wein! Weisst Du, ob für das GG NUR die französischen Klone, oder auch die deutschen verwandt wurden? Und gibt es den Klingenberger noch oder wurde er vollständig vom Schlossberg ersetzt... übrigens war aich 2004 bei den Fürsts und habe in den neuen Anlagen gefilmt. Sehr beeindruckend, der Schlossberg.

Mal Off Topic: weiss jemand, wie das Ex-Restaurant vom Ingo Holland in Klingenberg jetzt ist?

Re: Rudolf Fürst

Mi 22. Dez 2010, 19:05

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Moin Pinot Nerd,

Mal Off Topic: weiss jemand, wie das Ex-Restaurant vom Ingo Holland in Klingenberg jetzt ist?


Off topic zurück: Bei meinem letzten Besuch vor ca. 1 Jahr gab es absolut nichts auszusetzen.

Gruss
Bodo

Re: Rudolf Fürst

Mi 22. Dez 2010, 19:17

Hi Markus,

ich gehe davon aus, dass für das GG nur die französischen Klone benutzt werden, so habe ich es zumindestens verstanden. Klingenberger und GG gibt es in 2008 parallel, glaube auch, dass das erstmal so bleibt.

Re: Rudolf Fürst

So 13. Feb 2011, 16:56

Heute im Glas: Spätburgunder "R" Hunsrück 2003 - ein großer Wein

Bild

Von mir 92 Punkte!

Frühburgunder Centgrafenberg 2008

So 31. Jul 2011, 14:53

Servus!

Anbauflächen für Frühburgunder gibt es ja nicht viele und getrunken habe ich auch erst wenige Flaschen. Das könnte sich aber ändern nach dieser Erfahrung:

Bild

Sehr trinkig, durchaus ein Schmeichler, momentan noch sehr fruchtbetont, das könnnte sich mit Reifung noch ändern, ich sehe da auf jeden Fall noch Potential, daher 91(+) DMP.

Grüße
Don

Re: Rudolf Fürst

So 15. Jan 2012, 16:57

Freitag Abend einen 2007er Centgrafenberg Spätburgunder aufgerissen.

Diese filigranität, so fein und weich, aber dennoch ein inniger aber nicht zu aufdringlicher Gechmack, einfach genial.

Ich liebe die Weine vom Fürst!

2008 Frühburgunder "R" Centgrafenberg

Do 9. Feb 2012, 16:11

Hallo,

gestern Abend haben wir diesen Frühburgunder zu einem Poulet mit Trüffelbutter genossen.
Ein wunderbarer Wein: geschmeidig, sanft und doch mächtig, Dörrfrüchte, Brombeeren und Schokolade waren herauszuschmecken, herrlich gereift und vollmundig.
Dieser Frühburgunder war seinen Preis absolut wert.

Gruss von Rinquinquin

Re: Rudolf Fürst

Sa 10. Okt 2015, 19:41

Mein "Pirat" von Rudolf bzw. Sebastian Fürst, den ich in meine Weinrunde mitgebracht hatte:

Rudolf Fürst Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder "R" Großes Gewächs 2008

In regelmäßigen Abständen treffe ich mich mit Gleichgesinnten des gepflegten Trinkens. Das Thema des letzten Umtrunks waren Weine aus Amiland. Euer Blogwart hatte leider all seine Yankee-Tropfen bereits geleert, so dass er (gezwungenermaßen) einen “Piraten” mit in die Runde schmuggeln musste.
Dieses Manöver wurde umgehend von einem Burgunder-philen Mittrinker enttarnt und darüber hinaus der Winzer umgehend mit Namen heraus gefunden.
Das Geheimnis wurde zwar gelüftet, doch was in den kommenden 2,5 Stunden im Dekanter schlummerte bzw. im Glas war, konnte sich mehr als nur trinken lassen.
Der enttarnte Wein war ein Großes Gewächs von Rudolf Fürst aus dem Bürgstadter Centgrafenberg. Zunächst war der Spätburgunder aus dem Jahr 2008 in der Nase fast nichtssagend und außer ein paar Holzspreißeln und Anklängen von beeriger Frucht war er so gut wie verschlossen. Jedoch war schon jetzt der Schleier des Weines gelüftet. Mit der Zeit bzw. Luft zeigte der Tropfen erst in der Nase, dann im Mund, was er alles kann.
Auf der Zunge war stets eine kühle, rotbeerige Frucht und Mineralik vorhanden, die der Machart des Winzers, Herkunft und dem Jahrgang geschuldet waren.
Der Wein zeigte sich zunächst reduziert bzw. ‘karg’ in der Nase und am Gaumen, so wurde er mit der Zeit an der Luft immer trinkfreudiger und machte mehr und mehr Spaß. Wer nur mit Frucht trinken möchte war hier fehl am Platz, lediglich etwas Sauerkirsche und Hagebutte waren vorhanden. Dafür hatte der elegante Körper, basierend auf einer knackigen Säure und getrockneten Kräutern, viel Zug und Stoffigkeit. Im samtigen, langen Abgang am Gaumen konnte der Spätburgunder am Ende vollends überzeugen.
Mit seinem geringen Fruchtzucker und seiner Eleganz kam der fränkische Tropfen den französischen Vorbilden doch recht nahe. Hut also ab für einen teutonischen Burgunder, der den Amis an jenem Abend die Show stehlen konnte.


Vinophile Grüße,

Alex

Re: Rudolf Fürst

Fr 1. Jan 2016, 13:33

Gestern gab's zum Roastbeef einen 2001er Frühburgunder "R" Centgrafenberg. Was für ein beeindruckender Wein! Über den besonderen Charakter der Fürst'schen Pinots ist ja hier schon einiges geschrieben worden und ich kann mich vielen Kommentaren nur anschließen.

Was mich aber wirklich fasziniert hat, ist die Langlebigkeit dieses Weines. Da waren kaum spürbare typische Alters- oder Reifetöne vorhanden, weder in der Nase/am Gaumen noch in der Farbe des Weines. Klar wird sich der Wein über die Jahre entwickelt haben, aber so fein und, wie gesagt, ohne typische Reifetöne (die ja auch ihren Reiz haben können), das habe ich so bei einem 15 Jahre alten deutschen Wein noch nicht erlebt. Der hat durchaus noch Potential, den kann man noch gut liegen lassen, sollte man denn das Glück haben, noch weitere Flaschen zu besitzen, was bei mir leider nicht der Fall ist.
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