Trias-Verkostung 2012

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weinaffe
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Trias-Verkostung 2012

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

wie jedes Jahr luden die 5 Trias-Weingüter ( Fürst, Fürst Löwenstein, Ruck, Schmitts Kinder und Störrlein) zur jährlichen Weinverkostung ein, die letzten Montag in Randersacker als Freiluftveranstaltung stattfand. Das lauwarme, aber trockene Wetter war ideal zum Weinverkosten und daher war der Andrang auch entsprechend gross. Trotzdem konnte aufgrund der guten Organisation unter sehr guten Bedingungen probiert werden.

Hier die zu verkostenden Weine, die in 4 Kathegorien eingeteilt waren:

Weine für jeden Tag

2011er CF Silvaner tr. Gutswein (Fürst Löwenstein)
sehr sauber, angenehm, klare Frucht, leichtes Bitterl, nur 12 Vol%, idealer Sommerwein.

2011er Homburger Kallmuth Silvaner Kabinett tr. (Fürst Löwenstein)
ähnlich dem Gutswein,etwas reifere Birne, sehr ordentlich, auch nur 12,5 Vol%.

2011er Homburger Kallmuth Riesling Kabinett tr. (Fürst Löwenstein)
sehr direkte und klare Grapefruit- und Steinobstnote, sehr straight, knackige Säure, dieses Mittelgewicht macht sehr viel Spass.

2011er Silvaner tr. Gutswein (Ruck
leicht rauchige Zündholz-Sponti-Nase, schlanker, aber nicht magerer Körper, die knappe Reife macht sich im vegetabilen Geschmack (grüne Paprika und Erbsen) bemerkbar, ein Hauch Kräuter, fehlt etwas Struktur, trotzdem ein ordentlicher Wein zur Brotzeit.

2011er Grauburgunder tr. Gutswein (Ruck)
etwas Kakao und Melone in der Nase, recht schlank mit weicher Säure, etwas Gerbstoff für die Struktur, besser zum Essen als solo

2011 Randersackerer Sonnenstuhl Silvaner tr. (Schmitts Kinder
moderner, einfach gestrickter Mainstream-Silvaner, sauber und angenehm, mehr nicht. Für mich der schwächste Wein in dieser Kathegorie.

2011er Randersackerer Marsberg Weisser Burgunder "Tradition" tr. (Störrlein)
auffallende, sehr exotische Grapefruitnase, gute, frische Frucht und Säure, durchaus dicht für diese Klasse, sehr gelungen, wenn auch vielleicht nicht extrem sortentypisch.


Die Trias-Silvaner

2010er Homburger Kallmuth Silvaner GG "Asphodill" (Fürst Löwenstein
erschreckend gereifte Noten schon in der Nase, ein Mischung aus nicht ganz klarer Bortrytis, Honig und etwas Petrol, setzt sich im Mund fort, zerrissen, spitze Säure, kurzer Abgang.Ich würde jedenfalls nicht darauf wetten, dass dieses GG noch positiv reifen wird. 2010 war sicherlich kein einfacher Jahrgang, aber von einem (teuren) GG muss man einfach mehr erwarten.

2011er Iphöfer Julius-Echter-Berg Silvaner (Ruck)
ein typ. Ruck-Wein, etwas weicher Antrunk, schlanke Frucht mit leicht grünen Nuancen, dezente Frucht, leicht bitterer Abgang, bei dem sich auch der Alkohol etwas bemerkbar macht. Ganz o.k., löst aber keinerlei Kaufreflexe aus.

2011er Randersackerer Pfülben Silvaner tr. (Schmitts Kinder)
etwas verwaschene, unklare Frucht, leicht bitter, der Alkohol drückt hier deutlich durch. Nicht mein Favorit.

2011er Randersackerer Sonnenstuhl Silvaner tr. (Störrlein)
mein Mitprobierer und ich schauten uns fragend an: diese exotische Grapefruitnase hatten wir doch schon beim Weissburgunder "Tradition" gehabt? Sehr verblüffend und nicht gerade sehr silvanertypisch in der Nase, aber zugegebenermassen nicht unattraktiv. Auch auf der Zunge Grapefruit, die aber durch silvanertypische Melonen- und Kräuternoten ergänzt wird. Sehr klar und sauber, gute Fruchtdichte, die Säure macht den Wein sehr trinkig, Alkohol in keiner Weise spürbar. Sehr schöner Wein, aber nichts für Silvaner-Puristen. Armin Störrlein hat auf unsere berechtigte Nachfrage Stein und Bein geschworen, nur die übliche Neutralhefe genommen zu haben. Ich glaube mal an das Gute im Menschen :lol: ; vielleicht hat aber jemand anderes im Keller ohne sein Wissen mal eine neue Hefemischung ausprobieren wollen :mrgreen: .

Fortsetzung mit den Trias-Rieslingen und den weißen und roten Burgundern folgt !!

Grüsse
Bodo
weinaffe
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Re: Trias-Verkostung 2012

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

.... und weiter geht es mit den Notizen zur Trias-Verkostung:

Die Trias-Rieslinge


2010er Homburger Kallmuth Riesling "Coronilla" GG (Fürst Löwenstein)
viel besser als der weit gereifte Silvaner "Asphodill", sehr ausgeglichen, reif und cremig, Steinobst mit deutlichen Blütennoten und kräutrigen Akzenten, ein typ. Kallmuth-Riesling.

2010er Bürgstadter Centgrafenberg Riesling GG (Fürst)
angenehm gereift, nicht so rassig und tief wie gewohnt, mehr war wohl auch für Paul Fürst in diesem schwierigen Jahr nicht drin.

2011er Iphöfer Julius-Echter-Berg Riesling tr. (Ruck)
relativ weicher Antrunk, dann doch ausreichend Säure, wenig Frucht, sehr mineralisch, relativ kurzer Abgang, dennoch sehr ordentlich. Die Weine von Ruck sind halt typische Essensbegleiter und keine Solisten.

2011er Randersackerer Pfülben Riesling "Mendelssohn" (Schmitts Kinder)
wie immer einer der besten im Repertoire von Schmitts Kinder: sehr trinkanimierend, besitzt sowohl Frucht als auch kalkige Mineralität, absolut trocken wirkend, passende Säure, süffiges Mittelgewicht, ein Prototyp in der gehobenen Kabinett-Klasse.

2011er Randersackerer Marsberg "Spielberg" (Schmitts Kinder)
ein ziemlich kräftiger Bursche, fast etwas atypisch im Hinblick auf die sonstigen Weine dieses Erzeugers, trotzdem wird der Alkohol gut gepuffert, passende Säure, durchaus ausgewogen und lang abgehend. Beeindruckend, aber letztlich würde ich den "Mendelssohn" bevorzugen.

Randersackerer Sonnenstuhl Riesling tr. (Störrlein)
natürlich haben wir bei diesem Wein wieder die Grapefruit gesucht und .... gefunden, wenn auch weniger ausgeprägt wie beim Weissburgunder und Silvaner desselben Erzeugers. Und zum Riesling passt diese Fruchtcharakteristik ja auch ganz gut, daneben reifes Steinobst, frische Säure, sehr geradlinig und trinkig, nicht groß, macht aber Spass.

Bürgstadter Centgrafenberg Riesling tr. (Fürst)
sehr feiner Riesling, glockenklar, finessenreich, hintergründige Mineralität und absolut nicht plakative Zitrus- und Pfirsichnoten, mittellanger Abgang, für mich klar der beste Wein der Riesling-Serie und ebenso klar der Wein mit den meisten Trinkfluss-Punkten.


Die weißen und roten "Trias"-Burgunder

2010er Randersackerer Sonnenstuhl Weisser Burgunder GG (Störrlein)
gelungener Barrique-Weissburgunder mit dezenten Röstnoten, leicht buttrig, Karamell, aber auch klare Weissburgunderfrucht, ein international angehauchter Wein mit deutschem Fruchthintergrund, für meinen Geschmack könnte er einen Hauch mehr frischer Säure haben.

2009er Iphöfer Schwanleite Grauburgunder "Alte Rebe" (Ruck)
schlanker, nussiger Typ, verhaltene Frucht mit etwas Kakao und Melone, mineralisch, gut puffernde Säure, angenehmer Holztouch, der sich bis in den Abgang zieht. Für mich der beste Ruck-Wein dieser Trias-Verkostung.

2009er Randersackerer Sonnenstuhl Spätburgunder GG (Schmitts Kinder)
sehr plakative Kirsch- und Erdbeerfrucht, mittlere Struktur , gute Säure, ganz passabel, für ein GG aber etwas enttäuschend.

2009er Randersackerer Sonnenstuhl Spätburgunder GG (Störrlein)
völlig unterschiedlich zum lagengleichen GG von Schmitts Kinder: kräftigere Farbe, sehr kraftvoll und kernig, noch etwas kantig, klare Kirschfrucht, für Frische sorgende Säure, zartbitteres Tannin, der Wein hat für mich mehr Potential als das Gegenstück zu Schmitts Kinder, ein Maul voll Wein,mehr Kraft als Eleganz, mehr Santenay als Vosne-Romanee.

2010er Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder "Tradition" (Fürst)
Chapeau! sehr burgundisch inspiriert, zarte Kirsch- und Himbeerfrucht, sehr elegant, aber mit ausreichend Stoff versehen, ein feiner Pinot, an dem der schwierige Jahrgang fast spurlos vorübergegangen ist. Für mich stilistisch einfach eine Klasse besser als Störrlein und Schmitts Kinder; und das ist "nur" der Basiswein von Paul Fürst, der sich aber leider preislich schon fast auf GG-Niveau bewegt (23 EURO ab Weingut).

2010er Bürgstadter Centgrafenberg Frühburgunder "R" (Paul Fürst)
gehört Jahr für Jahr zu den allerbesten Frühburgundern in Deutschland: extrem elegant und fruchttief, viel Himbeere und Kirsche mit hintergründiger Würze, viel Finesse und sehr lang. Stilistisch etwas anders als der 2009er, spielt aber qualitativ absolut in der gleichen Liga. Leider ein nicht ganz billiges Vergnügen !

2009er Bürgstadter Centgrafenberg "Hunsrück" Spätburgunder GG
sicherlich einer der absolut besten Pinots in Deutschland: sehr tiefe Nase mit immer neuen Nuancen,idealer Mix aus Frucht, Würze und (Buntsandstein)Mineralität,tolle Struktur, sehr tief und lang. Kann sich qualitativ mit Top-1er-Crus oder gar Grand Crus aus der Bourgogne messen, kostet aber auch nicht unbedingt weniger. Trotzdem jeden Cent wert.


Das wars in aller Kürze; im nächsten Jahr bin ich gerne wieder mit von der Partie und freue mich, vielleicht den einen oder anderen vom Forum treffen zu können.

Grüsse
Bodo
Rbg
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Registriert: Mo 6. Dez 2010, 13:14
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Re: Trias-Verkostung 2012

Beitrag von Rbg »

Hallo Bodo,

besten Dank für den ausführlichen und aufschlussreichen Bericht.

Den Spätburgunder "Tradition" von Fürst werd ich mir mal genauer "ansehen".

Gruß
walter
weinaffe
Beiträge: 1233
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:19
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Re: Trias-Verkostung 2012

Beitrag von weinaffe »

Rbg hat geschrieben:Hallo Bodo,

besten Dank für den ausführlichen und aufschlussreichen Bericht.

Den Spätburgunder "Tradition" von Fürst werd ich mir mal genauer "ansehen".

Gruß
walter
Hallo Walter,

so schön der 2010er Tradition von Fürst auch ist, die aufgerufenen 23 EURO ab Weingut finde ich schon etwas heftig. Ich will Dir diesen Wein wirklich nicht madig machen, aber mir fallen da spontan 3 in letzter Zeit verkostete Pinots ein, die für mich ein besseres PLV haben. Ob diese schlechter oder besser sind, ist eine reine Geschmacksfrage und könnte nur in einer direkten Gegenüberstellung (Blindprobe) erforscht werden.

Aus der "Nchbarschaft" von Fürst: Weingut der Stadt Klingenberg
Tipp 1;
2010er Klingenberger Spätburgunder (14,50 EURO)
sehr gefährliche Konkurrenz für Paul Fürst !!

Tipp 2:
2009er Oberrotweiler Käsleberg Spätburgunder (Salwey)
Trinkt sich momentan hervorragend, für mich einer der allerbesten Preis-Leistungs-Pinot in Deutschland, ab Weingut ca. 10 EURO. Wenn Du den im Handel irgendwo für 10-12 EURO bekommst, kannst Du bedenkenlos zuschlagen.

Tipp 3:
2010er Saulheimer Spätburgunder "Kalkstein" (Thörle, Saulheim)
ein richtig guter Pinot zum Freundschaftspreis (9,60 EURO ab Weingut), abgefüllt allerdings in eine gewöhnungsbedürftige schlanke Schlegelflasche.


Grüsse nach Regensburg
Bodo
Rbg
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Re: Trias-Verkostung 2012

Beitrag von Rbg »

Hallo Bodo,

den Thörle gibt es bei mir in der Stadt in einem kleinen Weinladen, da wandert am Samstag eine Flasche in den Einkaufkorb.
Der von Dir empfohlene Riesling von diesem Weingut hat mir gut gefallen.

..und der Frühburgunder von Heilmann ist ein Riese...Grazie

Gruß
walter
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Weinfreund
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Registriert: Di 7. Dez 2010, 00:27

Re: Trias-Verkostung 2012

Beitrag von Weinfreund »

Hi Bodo,

danke dir für den detaillierten Überblick .. :D

Insgesamt hört es sich für mich nach viel Licht und wohl auch recht viel Schatten an .. ;)

Die guten 2010er sind angesichts der kleinen Menge wohl ausgetrunken, die 2011er wollen mir insgesamt nicht so schmecken.

Nach dem hervorragendem 2009er und dem (für mich) in den Spitzen außerordentlichem 2010er bin ich (und mein Weinkeller ;) ) aber fast froh über einen "normaleren" Jahrgang.

Die "Randersackerer Sonnenstuhl Riesling tr. (Störrlein)" und "Bürgstadter Centgrafenberg Riesling tr. (Fürst)" waren auch 2011er?

Nächstes Jahr versuche ich auf alle Fälle wieder dabei zu sein .. :)

Viele Grüße
Sascha
weinaffe
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Re: Trias-Verkostung 2012

Beitrag von weinaffe »

Weinfreund hat geschrieben:Hi Bodo,

danke dir für den detaillierten Überblick .. :D

Insgesamt hört es sich für mich nach viel Licht und wohl auch recht viel Schatten an .. ;)

Die guten 2010er sind angesichts der kleinen Menge wohl ausgetrunken, die 2011er wollen mir insgesamt nicht so schmecken.

Nach dem hervorragendem 2009er und dem (für mich) in den Spitzen außerordentlichem 2010er bin ich (und mein Weinkeller ;) ) aber fast froh über einen "normaleren" Jahrgang.

Die "Randersackerer Sonnenstuhl Riesling tr. (Störrlein)" und "Bürgstadter Centgrafenberg Riesling tr. (Fürst)" waren auch 2011er?

Nächstes Jahr versuche ich auf alle Fälle wieder dabei zu sein .. :)

Viele Grüße
Sascha
Hallo Sascha,

ja. sowohl der Störrlein'sche als auch der Fürst'sche Riesling waren 2011er.
2011 war eben ein typischer Winzerjahrgang. Aufgrund der Frostproblematik wurden auch häufig die nachtreibenden Beeren der 2. und 3. Generation verarbeitet, was zu den häufig festzustellenden Jahrgangsnoten (unreifer grüner Paprikasud, grüne Erbsen) führte. Wer in diesem Jahr ohne Vorselektion den Vollernter einsetzte und vielleicht noch einiges an Marienkäfern ungewollt "mitverarbeitete, hatte als Konsequenz fast ungeniessbare Weine im Keller. Wer aber ohne Rücksicht auf eine ohnehin kleine Ernte entsprechend selektierte und konsequent Unreifes im Weinberg beliess, der konnte vielleicht noch bessere Weine als 2009 erzeugen, sofern er den Alkohol im Zaum halten konnte.
Es gibt sicherlich große Weine in 2011 (aber sehr wenige), aber auch viel nicht so Erfreuliches... eben Licht und Schatten !!

Grüsse
Bodo
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