Hallo Walter,
die Franken-VDP-Verkostung ist nun auch schon wieder vorbei. "Super" war sicher das meistverwendete Wort, wenn man einen Winzer dort nach dem Jahrgang gefragt hat. Fehlerfreiheit war daher mit dem Anspruch der VDP-Winzer natürlich vorauszusetzen, allerdings fehlte hie und da etwas die Spannung und der Alkohol machte sich teilweise unangenehm bemerkbar. Trotzdem war das Niveau insgesamt durchaus zufriedenstellend.
Berichten will ich aber nur über die Weine, die mir in irgendeiner Form aufgefallen sind:
-Bickel-Stumpf:
zwei terroirtypische 2011er Silvaner ("Buntsandstein" und "Muschelkalk") mit einiger Mineralität, für meinen Geschmack könnten sie einen Tick trockener sein, dennoch sehr empfehlenswert.
- alle 3 Rieslinge von Fürst ("pur mineral, Centgrafenberg, beide 2011) sowie das GG von 2009. Sehr knackig, klar und mit guter Struktur, echte "Saufweine" auf hohem Niveau.
KLassisch und elegant der 2009er Frühburgunder "R", wenn nur der Preis nicht wäre
- Juliusspital sehr solide, füllige und extraktreiche Silvaner, über Kabinett sollte man aufgrund der satten Alkoholwerte nicht hinausgehen.
- Ruck: so lala, sowohl der 2011er Kalb Silvaner als auch das 2010er Echter-Berg GG Silvaner konnten nicht überzeugen, im Gegensatz konnte der 2011er Echter-Berg Riesling in seiner glasklaren und feinfruchtigen Art gefallen.
-Horst Sauer + Rainer Sauer: seit langem haben mir die Weine von Horst Sauer wieder besser gefallen als diejenigen von Kollege Rainer Sauer. Die Kollektion von Rainer Sauer war wieder sehr sauber, füllig und extraktreich, sie wirkten aber teilweise etwas süsslich und langweilig. Horst Sauer hat seine Stilistik doch deutlich verändert: weg mit dem Zuckerschwänzchen, hin zu mehr Mineralität, und das tut vor allem den Silvanern gut, Sehr schöne Kollektion, die vielleicht nur einen Tick zu gestylt wirkt, ein paar Ecken und Kanten würde ich mir da schon wünschen.
- Schmitts KInder: sehr trinkig und fein wie immer der Riesling "Mendelssohn", 2011 macht da keine Ausnahme. Sehr elegant und stimmig mit exotischer Frucht die 2009er Sonnenstuhl Rieslaner BA. Im Gegensatz hierzu erschreckend entwickelt schon der 2010er Pfülben Silvaner GG.
- Luckert: sehr stimmige Kollektion bei sehr kleiner Menge, besonders die 2011er Maustal Riesling Spätlese "Steinriegel" (Nomen est omen) konnte in ihrer mineralischen und strukturierten Art sehr gut gefallen.
Die beiden besten Silvaner waren für mich:
-
2011er Rödelseer Küchenmeister Sylvaner tr. von Paul Weltner: sehr straff, kräutrig-pflanzlich, tief und äusserst erdig-mineralisch,staubtrocken, absolut kein Wein für Fruchttrinker, kommt aber meinem Idealbild eines klassischen Silvaners sehr nahe.
-
2011er Randersackerer Sonnenstuhl Silvaner tr. "Tradition" (Störrlein)ganz anders als der Rödelseer, mehr Frucht und Fülle, aber dank straffer Säure wunderbar balanciert, nur 12,5 Vol%, gute Länge und enormer Trinkfluss. Macht nicht nur zum Spargel eine gute Figur.
Fast könnte man sagen: Business as usual, die üblichen "Verdächtigen" machen gute Weine und der Rest ist gepflegte Langeweile. Aber auch im etwas behäbigen VDP-Franken hat sich etwas getan.
Das Weingut der Stadt Klingenberg, das bisher nur Grausamkeiten in Flaschen füllte, macht auf einmal nicht nur gute, sondern sogar richtige Klasse-Weine. Frontman dieses kleinen Weinmärchens ist der von der Ahr stammende Benedikt Baltes, der auch noch mit jugendlichem Charme und einer Selbstsicherheit behauptet, "dass es im Grunde sehr einfach ist, guten Spätburgunder zu produzieren". Wenn man seine 3 vorgestellten probiert hat, kann man eigentlich nur zustimmen.
-
2010er Spätburgunder "Buntsandstein" (10 EURO): ein sehr straffer Pinot mit dezenter Frucht, angenehmer Säure und sehr feinfühlig vinifiziert. Alles andere als ein Powerwein, aber auch kein Mickerling. Trinkt sich mit jedem Schluck besser. Wenn alle deutschen Spätburgunder in der 10 EURO-Klasse dieses Niveau hätten, könnte man sehr ruhig schlafen.
-
2010er Klingenberger Spätburgunder trocken (14,50 EURO): ein echtes Schnäppchen, das ist richtig guter Pinot mit Feinheit, Eleganz und feiner Frucht. Das ist schon ein "kleines" GG
Chapeau!
-
2010er Klingenberger "R" Spätburgunder tr.: das ist absolutes GG-Niveau und ein Wein, der in vielerlei Hinsicht an die feinsinnigen Pinots von Fürst erinnert. Klasse-Stoff, der zwar nicht billig ist, aber sein Geld trotzdem wert ist (29 EURO).
Leider konnte das eigentliche
2010er GG vom Schlossberg (48 EURO) nicht mehr probiert werden, da es bereits ausverkauft ist (obwohl es ja erst im September vermarktet werden kann). Sehr erstaunlich, aber angesichts der famosen Qualitäten darunter vielleicht doch wieder nicht.
Dieses Weingut sollte man in jedem Fall weiterbeobachten. Wenn man schon in einem nicht idealen Rotweinjahr solche Weine produzieren kann, muss gewaltiges Potential vorhanden sein.
Das wars in aller Kürze von der VDP-Verkostung.
Abschließend noch 2 hochinteressante Rotweine, die bei der "Best of Gold" nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Die Ergebnisse dieses Wettbewerbes gibt es zwar erst morgen bei der Kür der Klassensieger, ich würde mich aber nicht wundern, wenn der eine oder andere sogar ganz vorne landen würde.
-
2009er Wiesenbronner Heller Berg Blaufränkisch QW tr.(Gerhard Roth)Der Inhaber ist nicht nur einer der Bio-Pioniere deutschlandweit, sondern auch einer der wenigen Blaufränkisch-Könner in Franken. Tiefe Frucht mit der richtigen Menge an Säure und Tannin, die diesem Wein enormen Trinkfluss und eine bourgeoise Eleganz verleihen. Perfekter Holzeinsatz, extrem sortentypisch, fruchtig-pfeffrig, große Klasse. Dieser Blaufränker kann auch mit Top-Österreichern durchaus mithalten. Und das für sehr anständige 16 EURO ab Weingut. Hat das Zeug zum Klassiker.
-
2009er Michelbacher Apostelgarten Frühburgunder QW tr. (Armin Heilmann)Armin Heilmann ist einer der Stillen im Frankenlande, der immer wieder mit sehr guten Weinen in Rot und Weiss überrascht, aufgrund seiner Betriebsstruktur und Größe (gut 3 ha mit Heckenwirtschaft) aber mit Sicherheit nie größere Popularität erlangen wird. Das ist einerseits schade, aber für den kundigen Käufer absolut kein Nachteil.
Grandioser Frühburgunder, unheimlich dicht, kraftvolle Frucht, die dezente Röstaromatik vom 18- monatigen Barriqueausbau passt gut und gibt Struktur, feinkörniges Tannin und belebende Säure, die den Wein bestens in der Balance hält, extraktreich, aber fern jeglicher Überextraktion und Marmeladigkeit, tolle Länge. Viel besser geht Frühburgunder eigentlich nicht. Wenn auch anders im Stil, kommt dieser Frühburgunder dem sündhaft teuren "R" von Paul Fürst doch qualitativ beängstigend nahe. Man hat daher die freie Auswahl: entweder 1 Flasche Frühburgunder "R" von Fürst oder zum gleichen Preis fast ein Six-Pack vom Dumping-Heilmann-Frühburgunder. Den Ab-Hof-Preis von 16 EURO kann man nur als (guten) Witz bezeichnen. Absolut geniales Preis-/Leistungsverhältnis.
Deutsche Rotweine können auch ausnahmsweise wirklich preisgünstig sein.
Selbstverständlich hab ich mir schon meine Ration gesichert (sonst würde ich das hier nicht so freimütig schreiben
), aber ich dürfte noch etwas übrig gelassen haben
Grüsse nach Regensburg und auf hoffentlich bald mal wieder mit dem Glas in der Hand !
Grüsse
Bodo