Empfehlungen weniger bekannter Protagonisten

Ist von den Franken-Fans schon mal jemand mit den Erzeugnissen aus dem Retzstadter Weingut May in nähere Berührung gekommen?

Ich habe den Betrieb im Sommer 2009 besucht - und war ausgesprochen angetan von der Qualität der Lagenweine. May, der übrigens auch mit Spontanvergärung arbeitet (und solange ich immer wieder bezeichnende sensorische Unterschiede zwischen Spontis und Reinzuchtis finden kann, gebe ich auf Geisenheimer Studien keinen Pfifferling!), versucht den Spagat zwischen Tradition und Moderne, wobei mir scheint, dass ihm diese Turnübung erstaunlich gut gelingt. Die Weine wirken reduktiv, sauber, frisch und *kühl*, aber nicht glattgebügelt. Besonders beeindruckend fand ich beim Silvaner und beim Riesling die exzellent herausgearbeitete Mineralität. Aber auch der Spätburgunder war - bei einem recht zivilen Preis - nicht von ganz schlechten Eltern, er machte tatsächlich einen etwas burgundischen und nicht klümpchenshaft deutschen Eindruck.

Alles in allem scheint mir, dass May, der aus den offenbar potenzialträchtigen Retzstadter Lagen endlich entprechende Qualitäten erzeugt, etwas mehr Beachtung verdient hätte.

Beste Grüße
Bernd

Hallo Bernd,

der sehr bodenständige Rudi May hat schnell gelernt und macht seit einigen Jahren charaktervolle und eigenständige Weine, die mit zu den besten fränkischen Weinen zu rechnen sind (vor allem seine Recis Silvaner und Grauburgunder). Zu den eher unbekannten Winzern kann man May mittlerweile aber nicht mehr mehr zählen.
Ansonsten hast Du meine volle Zustimmung !

Grüsse
Bodo

Zu den eher unbekannten Winzern kann man May mittlerweile aber nicht mehr mehr zählen.

Hallo Bodo,

klar, das Weingut ist inzwischen auch im GM mit 2 Trauben angeführt und damit sicherlich nicht "unbekannt" im eigentlichen Sinne. Aber in den einschlägigen Internetabteilungen redete bislang kaum jemand über May, oder täusche ich mich da (ich bekomme auch nicht alles mit, bin ja schließlich kein hauptberuflicher Surfer )?

Mein nächster Frankentipp ist aber garantiert kaum bekannt: Das Sommerhäuser Weingut "Am Ölspiel" wurde mir von der Vermieterin meiner Ferienwohnung in Sommerhausen besonders empfohlen. Die daraufhin im Betrieb probierten Weine erwiesen sich auch durchaus als erfreulich - und konkurrenzfähig im Vergleich zu deutlich kostspieligeren Tropfen aus renommierteren Gütern!

Derjenige, der den letzten fränkischen Kick á la Ruck oder Fürst sucht, wird mit einer solchen Adresse nicht richtig bedient.

Andere, denen es um eine solide, manchmal auch mehr als bodenständige Qualität geht, finden hier schöne Weine für ausgesprochen kleines Geld....

Beste Grüße

Bernd

Hallo Forum,
habe endlich den Erdrauch probiert. Erst einmal das nette Begleitschreiben des Weinguts, was darauf hinweist, wie der Wein im Idealfall zu behandeln ist. Hier erkennt man so ein bisschen die Detailverliebtheit.
Ich war jetzt ganz schön gespannt auf den Wein, die Vorschusslorbeeren waren ja immens.



Bodo, vielen Dank für den tollen Tipp! Ich habe noch 5 weitere Flaschen im Keller und werde die auch erstmal liegen lassen, obwohl der jetzt schon viel Spaß macht. Mal schauen, ob der Rat des Erzeugers, den Wein ein paar Monate ruhen zu lassen, etwas bringt.

Grüße Michael

2006 Silvaner LandArt – Weingut LandArt
Ein Newcomer aus Mainstockheim, noch im Nebenerwerb, auf alle Fälle ein spannendes Projekt. Wertungen von 75 bis 89. Dieser Wein wurde sehr kontrovers diskutiert, für die meisten war er zu unharmonisch, wenig trinkanimierend, auch die dezente Holznote wurde als störend empfunden. Für mich war der Wein sehr spannend, dunkle würzige Aromen, darüber eine klare Apfelfrucht, das ganze getragen von einer schönen frischen Säure. Sicher kein Gaumenschmeichler, vielleicht auch (noch?) nicht ganz harmonisch aber doch sehr spannend.

Vor 2 Jahren haben wir den obigen Silvaner LandArt in unserer großen Silvanerprobe in Frankfurt verkostet, ich hatte damals zwei Flaschen geordert, eine nach der Veranstaltung im Keller versteckt. Am Sonntag Abend musste diese nun dran glauben.

Farbe hellgoldenes Gelb. Schon im Duft eine herrliche Birnenfrucht, dazu etwas Litchi und dezent rauchige Noten. Dann am Gaumen viel Kraft und Saft, wieder die Birnenfrucht, dazu Kräuter, Druck am Gaumen, der aber durch eine immer noch frische Säure aufgefangen wurde. Keinerlei Ermüdungserscheinungen oder Altersnoten. Ein großer Genuss. 92P

Für mich eine mehr als überraschende Erfahrung, ich hätte nicht gedacht, dass sich der Wein so schön entwickeln würde, konnte auch mit einer kräftigen Kartoffelpizza gut mithalten. Toll.

Danke, Armin, für die Mitteilung der Entwicklung des Weines - ich hatte die LandArts bislang immer nur jung getrunken. Das Potential bestätigen sie also.

Hallo zusammen,

ich sehe grad, dass ich mit meinem "Geheimtipp" tausend Jahre zu spät komme, aber das hier ist ja auch nicht umsonst DAS Weinforum
Heute habe ich den Riesling 2009 von Weingut LandArt im Glas gehabt, den Jungfernjahrgang. 12 € bei Manuela und Jürgen, bringt mich also nicht um. Ich war verblüfft: Terroir besiegt Rebsorte. Ein wirklich urfränkischer Wein, wie er leider Gottes nicht so sehr häufig ist. Bevor ich jetzt ins Labern gerate, hier habe ich es aufgeschrieben:
http://chezmatze.wordpress.com/2011/01/ ... s-franken/

Was mich jetzt natürlich brennend interessiert (und ich hoffe, das war hier nicht schon Thema): Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Riesling Steinriegel der Luckerts? Ich habe diesmal wegen meines Auslandsaufenthalts alle einschlägigen Jahrgangsproben und Messen verpasst, jetzt muss ich mir alles selbst kaufen, wie schlimm...

Viele Grüße
Matze

[Markus Vahlefeld]

Moin Matze,

bist Du Dir sicher, dass 2009 der Jungfernjahrgang war? Das dürfte, wenn, nur für den Riesling zutreffen, oder? Denn die Silvaner sind ja schon aus früheren Jahrgängen auf dem Markt...

[weinfex]

Es gab auch 2008 bereits einen Riesling,
weiss allerdings nicht, ob das der erste Jahrgang war.

Ich bin ebenso begeistert von den Stintzingschen
Weinen, allerdings würde ich sie nicht als "Terroirweine"
bezeichnen, denn die auch beim Riesling gewollte
Malo, lässt nicht nur die Rebsorte untergeordnet
erscheinen, sondern auch den Boden auf der sie wächst.
Zumindest würde ich das so "interpretieren"...

Mit dem Nicht-Jungfernjahrgang könnt Ihr sehr gut Recht haben, mir wurde es so gesagt, dass zumindest dieser Riesling 2009 der erste gewesen sein soll. Und ich würde die Sache mit "Malo überdeckt alles" auch unterschreiben, wenn ich gestern nicht diese ganz charakteristischen, tja, "Dettelbach-Noten" gerochen und geschmeckt hätte. Probiert es einfach aus, dekantiert den Wein, rührt ihn ordentlich und nehmt dann meinetwegen einen Silvaner Dettelbacher Berg-Rondell vom Juliusspital und einen trockenen Malo-Riesling von der Mosel dazu. Wenn der LandArt dann mehr nach Mosel schmeckt als nach Franken, sollte ich meinen beachtlichen Zinken mal einer näheren Untersuchung zuführen

Viele Grüße
Matze

[weinfex]

Hallo Matze,

mit Franken Riesling habe ich so gut
wie gar keine Erfahrung, sodass ich es
in keinster Weise beurteilen kann, kann
es mir aber durchaus vorstellen.

Ich sehe den status quo bei LandArt auch
eher als eine Durchgangsstation an, wohin
die Reise geht werden die beiden selbst entscheiden
(müssen), zumindest die theoretischen Möglichkeiten,
einer ganzen Region Innovation zu geben wären da, fehlt
"lediglich" noch "der konsequente nächste Schritt".
Im Moment sind die auf die
Flasche gebrachten Qualitäten zumindest so
beeindruckend, dass sich die Fangemeinde von Jahr zu
Jahr multipliziert, und das ist auch nur richtig so...