Do 9. Dez 2010, 15:25
Hallo zusammen,
apropos Erdrauch vom Weingut Landart:
Andreas hat absolut Recht: Die "Erdrauch"-Weine waren und sind auch aktuell nicht spontanvergoren worden. Sorry, mein Fehler. Ansonsten ist der Produktionsprozess auch beim 2009er noch genauso, wie mich Wolfgang in seinem Posting weiter oben zitiert hatte.
Gestern hatte ich wieder mal die Möglichkeit, zusammen mit Olaf Stintzing einen Teil seiner Kollektion sowie den noch auf der Hefe liegenden 2010er Grüner Veltliner zu probieren.
Zunächst zum Erdrauch 2009:
aufgrund des etwas geringer gehaltenen Maischegärungsanteils ist der 2009 noch etwas eleganter und feincremiger ausgefallen. Ganz feine, absolut nicht übertriebene Holznote, sehr komplex und zumindest gestern erstaunlich zugänglich (allerdings hat er jetzt kurz nach der Füllung auch gewiss wieder mal Verschlußphasen), sehr langer Abgang. Ein unzweifelhaft großer Wein, der allerdings nichts mehr mit einem klassischen fränkischen Silvaner zu tun hat.Erstaunlich ist, dass er die vorhandenen 14,5 Vol% wie nichts wegsteckt und keinerlei Spuren von Brandigkeit aufweist, im Gegenteil sogar fast spielerisch und elegant wirkt. Ein echter Volltreffer !!
Es sind zwar vom 2009er Erdrauch mehr als die von Andreas genannten 800-900 Fl. gefüllt worden, aber trotz der ca. 1.300 Fl. dürfte der Vorrat nicht mehr lange reichen. Wer also noch ordern will, sollte nicht mehr allzu lange warten.
Beim 2010er Erdrauch soll der Maischevergärungsanteil laut Olaf Stintzing drastisch erhöht werden, da er "mal die Grenzen ausloten will".Man darf gespannt sein.
Wer nicht glaubt, dass ein Riesling mit durchlaufener Malolaktik trotzdem frisch und trinkanimierend ausfallen kann, sollte auch mal den neu im Programm stehenden Riesling probieren. Lange Maischestandzeit hat für viel Frucht und eine hellgoldene Farbe gesorgt, in der Nase erinnert er ein wenig an einen Wachauer Riesling, ist dann aber dank moderaterer 12 Vol % schlanker und dadurch absolut trinkig.
Trotz der Verschlossenheit und der naturgemäß stark hefigen Noten war ich bei der Fassprobe des 2010er Grüner Veltliner total überrascht, wie sortentypisch (deutliches Pfefferl mit angedeuteter Ananas/Marillenfrucht) dieser Wein ausgefallen ist. Sehr klar und für den Jahrgang überraschend gehaltvoll. Sicherlich der geborene Pirat für eine zukünftige GV-Blindprobe.
Allerdings ist die Menge aufgrund des Jahrgangs so verschwindend gering ausgefallen, dass der 2010 GV nicht in den Verkauf kommen wird. Aber es gibt immer Wege und Mittel, um mal an ein Fläschchen dieses Jungfernertrages zu kommen
Momentan ist das Weingut mit seinen 2,5 ha ja noch in einer Art "erweiterten Hobbyphase" und Olaf Stintzing schultert so ganz nebenbei einen Job als Vollzeit-Angestellter (40 Std./Woche) bei der GWF.
Mal schauen, was sich hier in Zukunft noch so alles tut.
Mainstreammüde und neugierige Weingeniesser sollten dieses innovative Weingut auch weiterhin im Fokus behalten.
Grüsse
Bodo