Udo2009 hat geschrieben:"Wirsching ist besser" ist auch eine seehr subjektive Einschätzung, die ich jetzt nicht an Stilen oder traditionell oder experimentell festmachen kann. Einfach ein Gefühl nach dem Gesamteindruck. Dass ich viel mehr Weine von Wirsching als von Rainer Sauer getrunken habe, spielt da wohl auch mit rein...
Ich habe von beiden etwa gleich viel getrunken, schätze auch beide sehr, besuche auch beide Weingüter praktisch jedes Jahr (Kurzurlaub in Iphofen - wunderbar) und finde die Weine von Rainer Sauer aber letztlich interessanter als die von Wirsching (der Charakterisierung von Erich stimme ich voll und ganz zu); noch spannender - und ganz anders- sind die von Weltner (bei Wirsching um die Ecke).
Da hier gerade der Vergleich Wirsching gegen Rainer Sauer diskutiert wurde: im letzten Herbst hatte ich die Gelegenheit, zwei 2021er, die zumindest nominell und preislich gleichauf sind, direkt miteinander zu vergleichen.
- Iphöfer Julius-Echter-Berg Silvaner 2021 (Wirsching) RZ 1,4 - S 6,1 - A 13%Vol. ; 14,80 € ab Hof - Escherndorfer Lump Alte Reben Silvaner 2021 (R. Sauer) RZ 1,0 - S 6,5 - A 13%Vol. ; 15,00 € ab Hof
Die analytischen Werte liegen sehr nahe zusammen, aber hier zeigt sich mal wieder, dass man keine Analysenwerte trinkt. Die Weine sind schon sehr unterschiedlich, beide sind gut, aber der Punktsieg geht für mich ohne jeden Zweifel an Wirsching. Der JEB ist extrem klar und straff, fast schon hart, aber sehr tief, mit dem kann und muss man sich beschäftigen. Ich habe mich da schon gewundert, dass ein so großes Gut einen dermaßen kompromisslos vinifizierten Wein anbietet, der etlichen Weintrinkern mit seiner knalltrockenen und sehr herben Art schon einige Schwierigkeiten bereiten dürfte.
Der Lump AR von Sauer war wesentlich weicher und gefälliger, im direkten Vergleich auch etwas diffus. Wer hier den "deutlich klareren Stil" verfolgt, war eindeutig - nämlich Wirsching.
Ok, das war jetzt auch nur der Vergleich von zwei Weinen. Aber für mich besteht kein Zweifel, dass Wirsching - was Silvaner betrifft - in Franken nach wie vor ein Benchmark-Betrieb ist, an dem sich andere messen lassen müssen. Und dafür sind hier die Preise für einen VDP-Betrieb noch einigermaßen moderat geblieben.
UlliB hat geschrieben:Der JEB - Wirsching- ist extrem klar und straff, fast schon hart, aber sehr tief, mit dem kann und muss man sich beschäftigen.
Das wäre für mich eine sehr zutreffende Beschreibung von Weltner-Weinen (die Lage Küchenmeister), auf Wirsching bezogen kann ich das nicht so recht nachvollziehen (habe beide beschriebenen Weine auch aktuell im Keller) - aber wie schön, dass die Geschmäcker und Geschmacksempfindungen verschieden sind!
ein paar interessante Betrachtungen zu Silvaner findest du bei Chez Matze https://chezmatze.de/?s=Silvaner, der sich als (Wahl-) Franke immer wieder mit Silvaner beschäftigt. Die verlinkten Beiträge dürften dabei nicht alle Beiträge sein, da m.W. einige Berichte zu Fränkischen (und auch Reinhessischen) Betrieben (mit Silvaner) nicht mit "Silvaner" "getagt" sind. Einfach stöbern.
UlliB hat geschrieben:Die Weine sind schon sehr unterschiedlich, beide sind gut, aber der Punktsieg geht für mich ohne jeden Zweifel an Wirsching. Der JEB ist extrem klar und straff, fast schon hart, aber sehr tief, mit dem kann und muss man sich beschäftigen. Ich habe mich da schon gewundert, dass ein so großes Gut einen dermaßen kompromisslos vinifizierten Wein anbietet, der etlichen Weintrinkern mit seiner knalltrockenen und sehr herben Art schon einige Schwierigkeiten bereiten dürfte.
Danke für den Vergleich! Seit Andrea Wirsching die Leitung des Gutes übernommen hat -vor allem auch mit der Verpflichtung von Dr. Heigel- habe ich schon auch einzelne Entwicklungsschritte bemerkt, die von der traditionellen Linie leicht weggingen, zuerst vor allem durch die "Sister.Act"-Weine manifestiert. Der Rest war immer gut in eher traditioneller Weise gemacht (und ich habe auch dafür genügend Verwendungszwecke), aber außer den auch sehr schönen Scheureben habe ich aus den letzten Jahrgängen nichts im Glas gehabt. Insofern finde Ich Deine Beschreibung erfreulich wie interessant, vor allem vor dem Hintergrund, daß das immerhin gut 90 ha große Gut ja nicht so ohne Weiteres eine Kehrtwende auf der Stelle vollziehen kann ohne dabei Gefahr zu laufen, einen größeren Teil der Stammkundschaft zu verlieren.
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Im Mund - Süße und Säure harmonieren, bleibt lange am Gaumen, wirkt aber nicht "schwer". Gefällt mir besser, als der "Freiraum" - liegt vielleicht an dem weniger Restsüße...
Udo2009 hat geschrieben:Gefällt mir besser, als der "Freiraum" - liegt vielleicht an dem weniger Restsüße...
...kann ich mir vorstellen, der "Freiraum" braucht einfach Zeit, bis er wirklich zeigt, was in ihm steckt...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Udo2009 hat geschrieben:Würde ich über einen Nachkauf entscheiden, wäre die Erste Lage vollkommen "ausreichend"...
...ja, das ist PLV-mäßig häufig die bessere Wahl, vor allem wenn man die Sachen eher jung probiert. Manchmal aber auch über die gesamte Lebensdauer der Weine...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.