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Fr 22. Nov 2019, 01:01
Neulich hatte ich einen 93-Punkte-Wein von Salwey und fragte mich: Was zum Henker soll das???
Und das kam so:
Salwey hat von den badischen Spitzenweingütern beim Spätburgunder die größte Streubreite. Von 85 bis 91 Punkte ist alles dabei. Wir reden von der Preislage 30-50 Euro. Bei seinem 2010er Henkenberg (91 Punkte) dachte ich: Jetzt hat er den Stein der Weisen gefunden. Dem war nicht so.
Nun waren also zwei 2011er fällig. Der übliche Weinvergleich über 3 Tage. 2011 ist ein schwieriges Jahr. In Burgund noch mehr als in Baden. Bei Salwey hatte ich bis dahin: 86, 87, 85, 86 Punkte (Henkenberg und Eichberg). Das wurde von allen meinen anderen Winzern getoppt, selbst von Nägelsförst. Bzgl. 2011 fehlte von Salwey nur noch der Kirchberg. Er musste gegen Hegers Winklerberg antreten. Sollte eine klare Sache für Heger werden. Dieser hat sich nämlich still und leise an die Spitze des Kaiserstuhls (beim Rotwein) geschlichen. Dies also die Paarung:
2011 Ihringen Winklerberg "v.B." GG, Spätburgunder, Dr. Heger (Ihringen, Kaiserstuhl)
wein-plus: 88 Punkte, Gault Millau: 93 Punkte
2011 Oberrotweil Kirchberg GG, Spätburgunder, Salwey (Oberrotweil, Kaiserstuhl)
wein-plus: 89 Punkte
Kurznotiz zum Heger:
1. Tag: in der Nase intensiv Walderdbeere, Röstaromen; im Mund dicht, Walderdbeere; nicht so üppig wie in optimalen Jahren
2. Tag: dicht; ist eher auf der mineralischen Seite, d.h. deutlich weniger expressiv als Salwey
3. Tag: gut in Form, aber immer noch 3P schwächer als Salwey
Fazit: 90 Punkte
Kurznotiz zum Salwey:
1. Tag: in der Nase dunkle Kirsche; im Mund dicht, fruchtig, Kirsche/Sauerkirsche, Säure; ist top; reintönige Kirsche, wirkt burgundisch
2. Tag: intensive, frische Kirschfrucht, Huber-Stil, burgundisch, hätte ich nicht als Kaiserstühler erkannt
3. Tag: immer noch top
Fazit: 93 Punkte
Wie kann das sein, dass ich ausgerechnet als 2011er den bisher besten Kaiserstühler meines Lebens bekomme? Wir reden hier über exakt bisher 443 getrunkene Weine, in der Regel jeweils über 3 Tage mit einem anderen Wein verglichen.
Ich habe wirklich keine Erklärung. Salwey ist übrigens der einzige Winzer, mit dem ich noch nie geredet habe. Nicht das solche Kundengespräche den Winzer groß weiterbringen würden. Das Knowhow-Gefälle ist dafür viel zu groß. Aber Terroir-Weine können nur durch Kommunikation entstehen. Vor allem natürlich bei Profis unter sich.
Zur Erinnerung:
Ein Terroir ist
(1) eine abgegrenzte geografische Einheit,
(2) in der eine menschliche Gemeinschaft
(3) im Lauf der Geschichte ein kollektives intellektuelles Produktionswissen angesammelt hat,
(4) gegründet auf dem Zusammenspiel der physikalischen und biologischen Umgebung sowie einer Gesamtheit von menschlichen Faktoren,
(5) wobei die zugehörigen sozio-technischen Errungenschaften
(6) eine Originalität offenbaren,
(7) eine Typizität verleihen
(8) und eine Reputation erzeugen
(9) für ein Produkt, welches von diesem Terroir stammt.
Der 2011er Kirchberg von Salwey müsste also in Fachkreisen für Aufsehen gesorgt haben.
„Wie hat er das gemacht?“
„Geht das jetzt so weiter?“
Bei mir bekam der 2013er nur 89 Punkte. Henkenberg und Eichberg liegen 2013 und 2014 bei 85, 90, 90 und 87 Punkten. Was war 2011 anders? Technisches Experiment? Mostkonzentration?
Oder ist das in Fachkreisen alles bekannt? Am Samstag bin ich im Kaiserstuhl. Ich befürchte, die werden alle mit der Schulter zucken. Lasse mich aber gern eines Besseren belehren...
Thomas Deck
Und das kam so:
Salwey hat von den badischen Spitzenweingütern beim Spätburgunder die größte Streubreite. Von 85 bis 91 Punkte ist alles dabei. Wir reden von der Preislage 30-50 Euro. Bei seinem 2010er Henkenberg (91 Punkte) dachte ich: Jetzt hat er den Stein der Weisen gefunden. Dem war nicht so.
Nun waren also zwei 2011er fällig. Der übliche Weinvergleich über 3 Tage. 2011 ist ein schwieriges Jahr. In Burgund noch mehr als in Baden. Bei Salwey hatte ich bis dahin: 86, 87, 85, 86 Punkte (Henkenberg und Eichberg). Das wurde von allen meinen anderen Winzern getoppt, selbst von Nägelsförst. Bzgl. 2011 fehlte von Salwey nur noch der Kirchberg. Er musste gegen Hegers Winklerberg antreten. Sollte eine klare Sache für Heger werden. Dieser hat sich nämlich still und leise an die Spitze des Kaiserstuhls (beim Rotwein) geschlichen. Dies also die Paarung:
2011 Ihringen Winklerberg "v.B." GG, Spätburgunder, Dr. Heger (Ihringen, Kaiserstuhl)
wein-plus: 88 Punkte, Gault Millau: 93 Punkte
2011 Oberrotweil Kirchberg GG, Spätburgunder, Salwey (Oberrotweil, Kaiserstuhl)
wein-plus: 89 Punkte
Kurznotiz zum Heger:
1. Tag: in der Nase intensiv Walderdbeere, Röstaromen; im Mund dicht, Walderdbeere; nicht so üppig wie in optimalen Jahren
2. Tag: dicht; ist eher auf der mineralischen Seite, d.h. deutlich weniger expressiv als Salwey
3. Tag: gut in Form, aber immer noch 3P schwächer als Salwey
Fazit: 90 Punkte
Kurznotiz zum Salwey:
1. Tag: in der Nase dunkle Kirsche; im Mund dicht, fruchtig, Kirsche/Sauerkirsche, Säure; ist top; reintönige Kirsche, wirkt burgundisch
2. Tag: intensive, frische Kirschfrucht, Huber-Stil, burgundisch, hätte ich nicht als Kaiserstühler erkannt
3. Tag: immer noch top
Fazit: 93 Punkte
Wie kann das sein, dass ich ausgerechnet als 2011er den bisher besten Kaiserstühler meines Lebens bekomme? Wir reden hier über exakt bisher 443 getrunkene Weine, in der Regel jeweils über 3 Tage mit einem anderen Wein verglichen.
Ich habe wirklich keine Erklärung. Salwey ist übrigens der einzige Winzer, mit dem ich noch nie geredet habe. Nicht das solche Kundengespräche den Winzer groß weiterbringen würden. Das Knowhow-Gefälle ist dafür viel zu groß. Aber Terroir-Weine können nur durch Kommunikation entstehen. Vor allem natürlich bei Profis unter sich.
Zur Erinnerung:
Ein Terroir ist
(1) eine abgegrenzte geografische Einheit,
(2) in der eine menschliche Gemeinschaft
(3) im Lauf der Geschichte ein kollektives intellektuelles Produktionswissen angesammelt hat,
(4) gegründet auf dem Zusammenspiel der physikalischen und biologischen Umgebung sowie einer Gesamtheit von menschlichen Faktoren,
(5) wobei die zugehörigen sozio-technischen Errungenschaften
(6) eine Originalität offenbaren,
(7) eine Typizität verleihen
(8) und eine Reputation erzeugen
(9) für ein Produkt, welches von diesem Terroir stammt.
Der 2011er Kirchberg von Salwey müsste also in Fachkreisen für Aufsehen gesorgt haben.
„Wie hat er das gemacht?“
„Geht das jetzt so weiter?“
Bei mir bekam der 2013er nur 89 Punkte. Henkenberg und Eichberg liegen 2013 und 2014 bei 85, 90, 90 und 87 Punkten. Was war 2011 anders? Technisches Experiment? Mostkonzentration?
Oder ist das in Fachkreisen alles bekannt? Am Samstag bin ich im Kaiserstuhl. Ich befürchte, die werden alle mit der Schulter zucken. Lasse mich aber gern eines Besseren belehren...
Thomas Deck
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