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Johner Bischoffingen

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Georg R.

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Johner Bischoffingen

BeitragSo 28. Jan 2018, 17:03

Hier im Forum findet man schon viele Beträge zu den Weinen, darum denke ich, daß dem experimentierfreudigen Winzer vom Kaiserstuhl auch ein eigener Thread gehört.
Neulich vor Ort konnte ich die aktuellen Weine verkosten, doch zuerst noch ein wenig zur Historie des Weingutes.

Die ersten Erfahrungen im Weinbau machte Johner in England, Mitte der 80er Jahre kehrte er zurück an den Kaiserstuhl um seinen eigenen Wein zu machen.
Er scherte sich nicht um Konventionen, legte die Weine ins kleine Holzfass und erntete erst mal Kopfschütteln.
Tafelwein musste er auf die Flaschen schreiben - zuerst verpönt und verboten, heute bei allen großen Rotweinen Standard (times they are a-changing)
Er war es auch, der sich wie kaum ein anderer für den Schraubverschluß einsetzte und nicht müde wird dafür zu streiten.
Dafür an dieser Stelle mal ein herzliches Danke!...und weiter so.

Johner bevorzugt den kräftigen, eher üppigen Stil.
Die Trauben werden vollreif geerntet, die Weine sind immer trinkig und eher unkompliziert - aber nie breit.
Trotz all der Kraft und Dichte haben sie eine gewisse Eleganz, ich vermute daß der gekonnte Holzeinsatz einen nicht geringen Anteil daran hat.

Pinot Noir Steinbuck 2013
Den Steinbuck verfolge ich schon etwas länger, der 13er kommt zwar nicht an die Dichte des 11er (Kaminwein) heran, hat aber eine sehr belebende frische Säure.
Das ist für Johner eher untypisch, aber ganz nach meinem Geschmack. Dürfte in 4-5 Jahren so richtig Spaß machen.
18 Monate im neuen Barrique(Alk 13,5/RZ 1,9/S 6,0) 30€

SJ Weißweine
Es standen die Jahrgänge 2015 und 2016 an, und ich muß gestehen, daß mir diese Üppigkeit hier doch etwas zuviel war.
Alk um die 14%, dazu kam noch eine deutlich schmeckbare Restsüße, trotz allem aber nicht breit.

Grauburgunder "X" 2016

Eine (ich glaube erstmalige) Sonderabfüllung einer ganz bestimmten Parzelle, die dem Grauburgunder in manchen Jahren eine ganz eigene Aromatik entlockt.
Für mich geschmacklich und auch preislich interessanter als die SJ Weine.
Ausgebaut in 90% Edelstahl und 10% gebrauchten Barriques (Alk 13 %/ Rz 3,5/ S 5,8) 18€
Laut aktueller Preisliste leider schon ausverkauft.

Sauvignon alte Reben 2016
Noch so eine Entdeckung, auf die ich nicht vorbereitet war. Auch dieser Wein wurde zum ersten Mal abgefüllt (Pflanzjahr 1992)
Kommt mit weniger Alk aus als der "normale" SB, hat aber deutlich mehr Substanz und Länge.
Kraftvoll und elegant zugleich, dabei nicht so oppulent fruchtig wie Johners neuseeländischer Sauvignon Blanc.
Das ist richtig gut.
Ausbau 50% Edelstahl und 50% gebrauchte 400L Barriques (Alk 13%/ Rz 2,6/ S 5.8) 20€

Jetzt habe ich doch mehr geschrieben als ursprünglich geplant, und auch wenn ich öfters hadere mit der johnerschen Stilistik, muß ich abschließend doch sagen daß es.. manchmal, ja manchmal muß es Johner sein!


Gruß
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Jochen R.

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragSo 28. Jan 2018, 19:22

Georg R. hat geschrieben:Hier im Forum findet man schon viele Beträge zu den Weinen, darum denke ich, daß dem experimentierfreudigen Winzer vom Kaiserstuhl auch ein eigener Thread gehört.
Neulich vor Ort konnte ich die aktuellen Weine verkosten, ...

Pinot Noir Steinbuck 2013
Den Steinbuck verfolge ich schon etwas länger, der 13er kommt zwar nicht an die Dichte des 11er (Kaminwein) heran, hat aber eine sehr belebende frische Säure.
Das ist für Johner eher untypisch, aber ganz nach meinem Geschmack. Dürfte in 4-5 Jahren so richtig Spaß machen.
18 Monate im neuen Barrique(Alk 13,5/RZ 1,9/S 6,0) 30€

...
Jetzt habe ich doch mehr geschrieben als ursprünglich geplant, und auch wenn ich öfters hadere mit der johnerschen Stilistik, muß ich abschließend doch sagen daß es.. manchmal, ja manchmal muß es Johner sein!


Gruß
Georg

Hallo Georg,
vielen Dank, das war schon lange überfällig!

Meiner bescheidenen Meinung nach schadet das "weniger an Dichte" des
2013ers Pinot Noir Steinbuck im Vergleich zum 2011er und auch zum
´12er, den ich am 24.12.17 zur Weihnachtsgans im Glas hatte
Jochen R. hat geschrieben:...[/b]
Weinrot mit Aufhellungen, schmale Kirchenfenster. Mittelkräftige Nase:
Erdig/würzig, nasses Leder, leicht animalisch, Minze. Später gesellen sich
Himbeeren dazu.
Mittlerer Körper, tolle Frucht: Himbeeren und Sauerkirschen, frisch, erdig/
floral/würzig mit leichtem bitterl, extrem lang mit fruchtigem Nachhall.
... 90 P.
nicht im geringsten - vielmehr glaube ich, dass der Jahrgang 2013 (wie
bei vielen anderen SB/Pinots in BaWü auch) besonders gut gelungen ist!

Mir persönlich gefällt die Johner-Stilistik sehr!

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Georg R.

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragSo 28. Jan 2018, 19:49

Hallo Jochen,

das sehe ich auch so, je mehr 13er ich aufmache, um so mehr bestätigt sich, daß das ein sehr gutes Rotweinjahr war.

Den 12er Steinbuck hatte ich neulich auch im Glas und werde ihn noch mindestens 2 Jahre weglegen, er schien mir noch nicht ganz fertig - aber auch dann kommt er wohl nicht ganz an den 13er ran.
Ganz vergessen, den 14er Steinbuck gab es ebenfalls zu verkosten, im fehlte (noch) etwas die Balance und auch die Substanz des Vorgängerjahres habe ich ein wenig vermisst.

Johner selbst schätzt die Weine wohl ähnlich ein wenn man die Preise vergleicht.
Die Jahrgänge 2011und 2013 sind für 30€ zu haben, 2012 und 2014 für 25 €

Gruß
Georg
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AmonA

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragDi 1. Mai 2018, 17:05

Leider ist unser Kaiserstuhlurlaub vorbei! Neben der obligatorischen Walnusstorte haben wir noch Weine von Johner zum Nachverkosten mitgebracht. Den einzigen Regentag haben wir praktisch in der Probierstube verbracht. :D
Hier nochmal schönen Dank an Frau Johner, die uns sehr freundlich nach den anstrengenden Tagen von den "niigschmeckt" Festivitäten empfangen hat!
Es ist gefühlt Ewigkeiten her, dass wir Johnerweine getrunken haben. Deswegen waren wir schon erstaunt, dass viele Weine mit deutlich Restzucker ausgebaut waren. Glücklicherweise haben die Weine viel Substanz und Mineralität, dass es uns nicht gestört hat. Ein Nogo war allerdings für uns der Rotwein "Maximilian". Da braucht es schon ein Essen mit deutlicher Säure um den Zuckerschwanz zu kompensieren :o .
Richtig gut gefallen haben uns die Weine aus Neuseeland, vor allem die Pinots! Selbst der einfache 2016 Pinot Noir Wairarapa konnte von der Aromatik mit einem Bourgogne 2014 von Henri Boillot mithalten - beide sehr blaubeerig. Am Gaumen war der Franzose deutlich überlegen - im Preis natürlich auch! Die anderen Pinots verkosten wir noch nach, ebenso den Syrah 2016.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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Re: Johner Bischoffingen

BeitragMo 21. Jan 2019, 20:48

...wenn alle Basis-Spätburgunder in Deutschland so wären wie dieser hier, wäre die Spätburgunderwelt aus meiner Sicht eine deutlich bessere:

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Re: Johner Bischoffingen

BeitragSa 26. Jan 2019, 14:20

...hier auch nochmal ein aus meiner Sicht großartiger deutscher Spätburgunder, der zu 200 % im Holz ausgebaut wurde:

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AmonA

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragSa 11. Mai 2019, 17:08

So, wir sind gerade zurück von einer Weinprobe bei Johners und ich stehe immer noch unter dem Eindruck einer tollen Weinkollektion. Ganz anders als der Jahrgang 2016 hat mich der 2017er Chardonnay "SJ" fast vom Stuhl gehauen. Dezent zitrisch, am Gaumen sehr kraftvoll und ein sehr langer mineralischer Abgang - keine Säure, die einem noch den Magen verbiegt wie bei einem anderen badischen Weingut auf der anderen Seite der Autobahn ;) . Burgundischer geht's kaum. Also sehr viel Chardonnay für's Geld!
Der Graue Burgunder "SJ" 2017 war "death metal" im Glas. Wuchtig kräftig und sehr komplex am Gaumen!
Herausragend waren für mich noch der 2016er Blaue Spätburgunder und der 2016er Pinot Noir Reserve aus Kiwiland.
Wir haben sämtliche Weiß- und Rotweine durchprobiert - wir waren gut in Form! :lol:
Jeder Wein mit einer eigenständigen fast expressiven Aromatik und ausdrucksstark am Gaumen. Selbst der 2016er Maximilian mit seiner Restsüße war ein Nasentier. Den gibt's dann heute zur Pizza! :lol:
Grüße
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AmonA

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragFr 17. Mai 2019, 19:57

Gestern im Glas "Blauer Spätburgunder 2016".
Zuvor hatten wir einen Schluck vom 2016er Bourgogne rouge von Nicolas Rossignol probiert, P&P. Das war ein Fehler! Neben der zurückhaltenden Schwarzfrucht war der Wein am Gaumen dermaßen mit Tanninen zugenagelt, dass wir uns eine Trinkpause gönnen mussten! :shock: :lol:
Nun zum Johnerschen SB:
Transparentes Granatrot, klare Frucht: Schwarzkirsche, etwas rauchig, dezenter Vanilleton, am Gaumen weiche Frucht, noch präsentes Tannin, dezentes Neuholz, lang nach Kirschen schmeckend. Wirkt auch noch jung. Sehr schöner SB, trotz der "Beeinträchtigung" durch den Bourgogne.

Heute hatten wir noch den restlichen Bourgogne getrunken und danach den Huber SB "Alte Reben" von 2015. Der Bourgogne hat den Huber SB entweder neutralisiert oder wir hatten einen SB in einer "schlechten Phase" (roch leicht nach SO2) erwischt. Morgen einen SB 2016 von Huber, dann etwas ausführlicher... 8-)
Grüße
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AmonA

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragSa 18. Mai 2019, 18:08

Nach dem "Schock" vom Huberschen SB Alte Reben 2016 zur vermeintlichen Erholung der Pinot Noir Gladstone Reserve von 2016:
P&P ins Goldfischglas. Transparentes Granatrot. Zunächst üppige, reife Frucht, würzig, etwas rauchig, am Gaumen reife Kirschen, mineralisch, gute Tanninstruktur und feine, frische und angenehme (!) Säure ;) . Auch noch ein junger Wein.
In der Tat die erhoffte Erholung!
Grüße
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Sistra7119

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Re: Johner Bischoffingen

BeitragDi 21. Mai 2019, 18:28

Ich habe die Tage den "Spätburgunder Kaiserstuhl aus 2015" von Johner im Glas gehabt. Der Gutswein wird für 12 € ab Hof verkauft. Erster Eindruck, etwas leicht, kühle Frucht und Minztöne? In den folgenden 1,5 Stunden hat der Wein aber sehr schön aufgedreht. Voller Würze und Eleganz. Und schließlich ein beeindruckender Abgang für einen Basis-Spätburgunder. In dieser Preisklasse kann nur der Spätburgunder von Martin Waßmer qualitativ mithalten.

Grüße, Simone
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