Badische Weißweine

Hallo zusammen,

noch einen Tick besser als den Ruländer Spätlese Trocken C finde ich den auf Vulkangestein gewachsenen 2008 Ruländer Spätlese Trocken *** R von Reinhold & Cornelia Schneider. Ich persönlich finde ihn noch ein kleines bisschen zu jung, es sind Anlagen da für das ganz großzügige Grauburgundererlebnis. Wer seine Grauburgunder lieber etwas knackiger trinkt, wird dagegen schon jetzt gut bedient. Die Qualität der 2008er von Reinhold & Cornelia Schneider finde ich aber unabhängig davon ganz ausgezeichnet. Demnächst werde ich mal etwas aus 2009 probieren.

Und noch mal Reinhold & Cornelia Schneider, und zwar der 2010 Sauvignon Blanc Spätlese *** Trocken, der überdurchschnittlich gut gelungen ist - frisch, animierend, nicht Loire-artig, auch nicht Bordeaux-artig, auch nicht Steiermark-artig, aber auch nicht wirklich Neuseeland-artig. Für mich schmeckt der irgendwie "süddeutsch", ohne dass ich das näher spezifizieren könnte. Da die Schneiders ja Experten für vollmundige, aber nicht fette Weine sind, könnten sie aus meiner Sicht mit dem Sauvignon Blanc sogar noch etwas mehr in Richtung langlebige Struktur (im Gegensatz zum eher knackigen Sommerwein) gehen. Aber das kommt vielleicht mit den Jahren.

Eines meiner Lieblingsweingüter aus Baden ist das Weingut Pix, deren 2008 Weißburgunder QbA Trocken heute wieder gut geschmeckt hat. Der Wein lag im Gault Millau 2010 auf Platz 1 bei den "Weißburgundern unter 8 Euro" (mit 88 Punkten). Ich finde ihn auch wirklich gut, sehr sortentpyisch, angenehm ausbalanciert mit guter Säure, nicht zu viel Alkohol und einer eher reservierten Art. Leider gehen meine badischen Weiß- und Grauburgunder aus 2008 schon so langsam zur Neige. Es wird Zeit, dass bald mal wieder ein Jahrgang dieser Art kommt. Über 2011 aus Baden hört man ja nicht so viel Positives bisher. Bei Pix ist mir aber aufgefallen, dass die formellen Werte für die bisher auf den Markt gebrachten 2011er gut klingen. Voll durchgegoren bei moderatem Alkohol. Vielleicht fange ich mal mit 6 gemischten Flaschen zum Probieren an .

Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich begeisternd trank sich gestern der 2010 Unteröwisheimer Kirchberg Chardonnay vom ökologisch arbeitenden Weingut Klumpp aus dem Kraichgau. Über Chardonnay aus Deutschland haben wir ja an anderer Stelle schon etwas länger diskutiert. Und dieser Chardonnay ist eigentlich für die Diskussion nicht uninteressant. Er ist nämlich überhaupt nicht burgundisch, auch nicht kalifornisch und auch nicht allerweltsmäßig. Erinnert hat er mich aromatisch eher an einen Grauburgunder mit einem Schuss Weißburgunder, v.a. wegen der deutlichen Melonen- und Quittennoten. Wenn er einen Tick mehr Säure und Spannung am Gaumen gehabt hätte, hätte ich ihn auch auf dem Niveau der Profikritiker gesehen (GM 90 P, Falstaff 92 P). So endete der zunächst positive Eindruck leider etwas flach. Eine Flasche davon habe ich noch. Vielleicht passiert ja noch was, auch wenn ich wegen der fehlenden Säure skeptisch bin.

So wenig mir die Pinot Noirs von Johner gefallen, so gut finde ich seine Weißweine. Der Weißburgunder & Chardonnay war mehrere Jahre unter meinen absoluten Favoriten. Und von keinem anderen Winzer habe ich bislang eine so gute Cuvée aus Weißburgunder & Chardonnay getrunken. Knipser, Salwey, K.P. Keller machen alle gute Cuvées dieser Art, aber am Johner kommt für mich keiner vorbei. Das gilt auch für 2007, den ersten Jahrgang der Cuvée, den ich seit längerem mal wieder probiert habe.

Viele Weißweine aus Baden aus 2007 fand ich erschreckend früh erschreckend reif. Der 2007 Weißburgunder & Chardonnay (mit Schrauber) wies überhaupt keine Reifenoten auf - weder in der Farbe noch in der Nase oder am Gaumen. Er war einfach genauso frisch, knackig, dabei aber cremig und gut strukturiert, wie ich den Wein aus anderen Jahrgängen in Erinnerung hatte. Bravo. Für mich bleibt das ein Burgundersorten-Klassiker aus Baden.

Auch sehr gute Grau- und Weißburgunder macht Martin Waßmer in Bad-Krozingen-Schlatt. Heute hatten wir den 2010 Grauburgunder QbA Trocken, der sich qualitätsmäßig in etwa auf einer Höhe mit den einfachen Grauburgundern der anderen guten Südbadener Winzer wie Ziereisen, Claus Schneider, usw. bewegt. Ein exzellenter Essensbegleiter und das zum freundlichen Preis.

Hallo zusammen,

Riesling aus Baden scheint mir aktuell mega-out zu sein. Komisch eigentlich, die Ortenauer finde ich oft sehr gut. Aber auch aus dem Kraichgau gibt es passable Rieslinge, so z.B. den 2008 Bruchsaler Klosterberg QbA Trocken *** von Klumpp. Drei Sterne bedeuten bei Klumpp die Premiumlinie, dafür finde ich die Rieslinge eigentlich recht fair bepreist, selbst zum Normalpreis. Der Stil bei diesem Riesling gefällt mir jedenfalls sehr gut, besser als beim Spätburgunder und Chardonnay.

Riesling aus Baden die Zweite, dieses Mal mit dem 2004 Neuweierer Altenberg Riesling Kabinett Trocken von Holger Dütsch, der knapp 4 ha in den Neuweierer Lagen südlich von Baden-Baden und nördlich von Bühl bewirtschaftet. Erstens bin ich ziemlich erstaunt, wie schön dieser Riesling gereift oder auch nicht gereift ist. Jung kenne ich den Wein nicht, aber blind hätte ich wohl eher auf 2008 getippt. Zweitens ist das für mich einfach ein herrlicher und supertypischer Riesling Kabinett Trocken, eine Kategorie, die vor lauter Großen Gewächsen, usw. gerne mal untergeht. Drittens wird häufig von "steinigen" Weinen gesprochen. Diese Beschreibung verwende ich eher zurückhaltend, aber ausgerechnet aus der wonnigen Ortenau kommt nun dieser Riesling, der so "steinig" ist, dass ich blind sicherlich nicht nach Baden gesteckt hätte. Kurzum, für den Preis bin ich ziemlich überzeugt von diesem Wein.

Gestern hatte ich dank Ralf Gundlach das Vergnügen mit einem badischen Blockbuster, dem der GM seinerzeit satte 95 Punkte zugedacht hat:



Das ist zweifelsohne ein sehr guter Wein - und darüberhinaus mein bislang bester deutscher Chardonnay! Aber 95? Nee......

Viele Grüße

Bernd

Gerade im Glas: Weißer Burgunder Spätlese *** C 2009 von Reinhold und Cornelia Schneider. Blasses Strohgelb, in der Nase etwas verhalten Mirabellen, etwas Pfirsich, leicht rauchig, am Gaumen ebenfalls Mirabellen, Vanille, Haselnuss, kräuterige Noten, angenehme Säure, wunderbare Länge, wird sich noch verbessern, Höhepunkt ab 2015. 91-92