Badische Weißweine

[Birte]

Ich hatte in letzter Zeit drei Weine vom Weingut Klumpp. Die Grapefruit Nase des 2011 Klosterberg Riesling hat mich sehr angesprochen. Im Mund war der Wein gefallsüchtig mit einer zu auffälligen Restzuckernote, obwohl der Wein „nur“ 4,7 g/l hat. Sicher ein Wein, der bei vielen gut ankommt, mein Fall war es nicht.

Gestern Abend habe ich ein Glas 2013 Riesling Gutswein bestellt, und ich war froh, dass es nur ein 0,1er Glas war. Die Nase wurde mit etwas Luft zu einer Tropenbombe. Im Mund schrie mich der Wein mit Zitrusfrüchten an. Die Süße war unangenehm, 7,9 g/l Restzucker fühlten sich nach deutlich mehr an. Es war mir alles zu viel.

Auch wenn es eigentlich nicht hierhin gehört, muss es jetzt erwähnt werden, der 2010 Weiherberg Pinot Noir vor ein paar Tagen konnte mich begeistern, sehr elegant. Hier weiß jemand, wie man mit Holz umgeht. Dazu gab es Coq au Vin nach dem Rezept von octopussy, was phantastisch war.

Grüße
Birte

Zu Baden gehören auch Teile des Weinbaugebiets am Bodensee. Die Weine werden häufig als Seeweine bezeichnet, was aber in die Irre führt: weder gibt es eine einheitliche Stilistik noch stammen sie aus einem Weinbaugebiet - vielmehr sind neben Schweiz und Österreich auch Württemberg und Bayern Anbaugebiete. Und eben auch Baden.
Die Spitalkellerei Konstanz ist die älteste noch bestehende Stiftungskellerei in Deutschland; sie besteht sei 1225 und die Spitalstiftung, der die Weinberge und eigentlich die Kellerei gehören, betreibt noch immer Krankenhäuser und Altenheime. Lange Jahre war die Kellerei ein städtischer Betrieb zur alkoholischen Versorgung der Bevölkerung im Mainstream, unter anderem mit dem Müller-Thurgau-Schoppenwein "Bürgertröpfle".
Seit 2002 ist die Kellerei verpachtet und das Niveau deutlich gestiegen. Bei meinem letzten Besuch stach mir ein quietschgrünes Etikett mit quietschgrüner Schraubverschlusskapsel ins Auge:

Schon irgendwie auch ein quietschgrüner Sauvignon blanc. Durch die Säure wird das aber gut abgepuffert, das Sauvignon-Aroma ist präsent, aber nicht aufdringlich. Wahrscheinlich sollte der Wein bis zum Sommerende ausgetrunken sein. Bis dahin macht er aber zum passenden Essen viel Spass, wenn man diese Art mag. Vom Stil her entspricht der Sauvignon blanc den anderen fruchtfrischen trockenen Weissweinen der Spitalkellerei.

Um die Hitze der vorhergegangenen Wochen auszugleichen, musste ein kühler Weißer dran glauben. Lest selbst:

Weingut Knab Grauer Burgunder Endinger Engelsberg Kabinett trocken 2013

https://wolfswinejournal.wordpress.com/2015/07/08/nach-der-hitze-kommt-der-durst/

Zuerst möchte ich mich für meine längere Abstinenz hier entschuldigen. Umzug, geringer Weinkonsum & Arbeit verführten mich dazu. Von der Hitzewelle erst gar nicht anzufangen. Nichtsdestotrotz war Tag 1 nach der Hitze der richtige Moment eine Flasche aufzuziehen. Die Einweihungsreste mussten gewissermaßen beseitigt werden.
Heute kam somit ein grauer Burgunder aus 2013 auf den Tisch. Genau genommen ein trockener grauer Burgunder Kabinett aus der Lage Endinger Engelsberg vom Weingut Knab aus Endingen am Kaiserstuhl (Baden).
Doch nun zum goldenen Wein selbst: in der Nase halten sich Kräuter und Zitrusfrüchte die Waage, im Mund hingegen harmonieren wiederum die getrockneten Kräuter und die Zitrusfrüchte mit dem Holz. Schmelz kommt natürlich noch oben drauf. Die Kräuter bleiben hingegen lange im Gaumen haften. Alles in allem ein hervorragender Essensbegleiter, als auch ein Solist, der stets Lust auf ein weiteres Glas macht. Nicht zu vergessen ist natürlich ebenso ein sehr angenehmes Preis-Leistungs-Verhältnis, das man nahezu beim kompletten Sortiment des Weinguts wiederfindet.

Salut!

Euer Blogwart Alejandro

Gruß Alex

2013 Weißburgunder Herrenstück Holger Koch, 12% Alkohol bei einem Weißburgunder, was denkt man da so?? schlank, straff, so Richtung Riesling, vielleicht noch anstrengend...ist er nicht.puuh, in der Nase schon erstaunlich offen, Mirabellen, am Gaumen Mirabelllen, etwas Pfirsich, für einen Weissburgunder äußerst muneralisch, noch leicht hefig, feine süssliche Note in Abgang, obwohl er wahrscheinlich richtig trocken ausgebaut ist, zeigt ganz klar, dass er ein Kind des Jahrgangs ist, aber mit richtig viel Substanz, sowas kann man nur schaffen, wenn man in einem Jahr wie 2013 richtig penibel in seinen Weinbergen arbeitet und die Erträge stark reduziert, 87 Punkte

Gruß

Ralf

2014 Grauburgunder Knab vs. Koch (aber zeitversetzt in versch. Monaten getrunken, also mit all den Schwächen/Mängeln, die damit einhergehen können): bin eindeutig bei Holger Koch.

Die Weine von Knab sind so gar nicht mein Fall. Der Kabinett hat kaum Substanz, aber eine ziemlich gute Nase, die Spätlese hat durchaus Substanz, aber eine Nase, die mir gar nicht gefällt. Holger Koch zeigt, wie es seeehr gut geht. Von ihm habe ich jetzt schon seit ein paar Jahren ausnahmslos gelungene, z.T. in der jeweiligen Gewichtsklasse phantastische Weine getrunken (bei versch. Rebsorten):

Hallo Forum,

habe gestern den sehr sympathischen Holger Koch besucht und einige WB und GB dort probiert. Der sehr positiven VKN vom Michl über den 2014er Herrenstück ist nichts hinzuzufügen. Das kann man nicht treffender beschreiben. Nochmals besser ist der GB *** (unbedingte Kaufempfehlung). Auf ähnlichem Niveau befinden sich auch die WB, sowohl Herrenstück als auch der WB***. Alle Weine sortentypisch, spontanvergoren, sehr fein und elegant mit animierenden saftigen harmonischen Trinkfluss und ganz ganz dezentem nicht verfälschenden Holzeinsatz.

Dr. Heger im Vergleich dazu mit dominantem und verfälschenden Holzeinsatz, knochentrocken, welches beides für mich den (aktuellen) Trinkspass doch arg beeinträchtigt. Sehr spannend finde ich dennoch den 2014er Rappeneck, der bei nur 0,2 gr. Restzucker von Substanz und Struktur her m.E. alle Anlagen eines großen Weins mitbringt. Momentan zwar nur beschränkt Trinkspass bietent, aber möglicherweise in drei Jahren wenn alles besser miteinander integriert ist gross und perfekt zu einem Meeres-Fischessen.

Viele Grüsse
Christian

Heute im Glas:

Holger Koch, Grauburgunder 2014

Die Rebsorte meide ich ja in der Regel, aber das hier ist richtig fein. Vor allem hat das Saft und Säure, Zug und Schwung. Gelber Apfel, Birne, ein Hauch Mineralität, schöne Säure, saftig, knackig und lebendig. Macht Spaß. Edition Pinard de Picard. Ich meine unter 10 Euro. 87 P.

Hallo Lutz,

nach dem Wein trat auch kein Nachkaufreflex bei Johner ein, ich war neugierig (trotz Warnungen), habe es probiert, und das wars für mich mit Johner, diese Stilistik mag ich gar nicht , ich bin eh nicht der große Baden-Kenner und in Bischoffingen kenne ich mich gar nicht aus und damit Abril auch nicht, aber ich brauche die fetten Geschosse nicht für mein Glück, Eleganz mag ich eher..

Gruß

Ralf

Ich besuchte das Weingut Abril kürzlich per Zufall. Mir haben die - selektiv verkosteten - Weine der Linie Frucht und Stein sehr gut gefallen. Bei Zeit war dann doch etwas gar viel Holz im Spiel. Doch dies stammt anscheinend von den zu 100% neuen Fässern (neuer Betrieb, 15 Mio. in Keller und Co. investiert).

Mein Bericht dazu findet man hier: http://www.vvwine.ch/2016/05/weingut-ab ... eb-am.html

Ich könne mir vorstellen, dass die nächsten Jahrgänge (mit weniger Neuholz) mehr Finesse zeigen. Alles in allem ein sicherlich beobachtungs-würdiges Weingut.

Gruss,

Adrian

Im Glas: 2001 Durbacher Schloss Staufenberg Clevner Traminer Auslese Markgraf von Baden, alkoholstarke Auslese ( 13,5% Alkohol), die bedingt durch den hohen Alkoholgehalt zu disharmonisch ist, durchaus schöne Fruchtnuancen werden durch die hervorstechende Alknote regelrecht plattgemacht..... weniger ist manchmal mehr..... das Grundmaterial schien nicht schlecht zu sein...aber so... , sollte wahrscheinlich ein "deutscher" Sauternes" werden...oder so ähnlich, 79 Punkte

Gruß

Ralf

Heute den einfachen Weißburgunder von einem meiner Lieblingswinzer aus Baden im Glas: Claus Schneider. In Baden kennen ich kein Weingut, das so gekonnt Weine nach dem Motto "weniger ist mehr" ausbaut. Das Reduzierte dieser Weine überzeugt mich immer wieder. Wer Kraft und Substanz braucht, wird wahrscheinlich von diesem Wein ziemlich enttäuscht sein.